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Gedicht #61/114
signalstation arholma
6Kommentare

Kommentare

Michael Hofmann

Donnerstag, 03.03.2016

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Eine Szene, wie aus einem Roman oder einem Film. Ein Grenzposten oder Blockhaus, weit im Norden, düster, wortkarg, exponiert. Dann tritt das »ich« auf. Vielleicht weil die anderen beiden als »männer« bezeichnet werden, denkt man eventuell: Kind, ein Kind, das sich diese Szene vielleicht im Panoptikum anschaut, mit der Zeitung und ihrer missglückten (aus einer anderen Sprache) Meldung. Eine Inszenierung von Cabin Fever, von Platzangst (»wenn Sie noch ein Wort gesagt hätten, hätte ich Sie umbringen müssen«, soll ein Governor General von Kanada mal gesagt haben) – der Blick flüchtet sich in die Wellen.

Uwe Kolbe

Donnerstag, 03.03.2016

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Genau, eine Szene, aber eine statische - Freeze. Ein Diorama mit Fehlern: Die Überschrift in der Zeitung kann nur ein Fehler sein (gute Idee: Übersetzungsfehler). Wie am Ende von Tarkowskis "Solaris" - wo es in das Vaterhaus seltsam hereintropft, und dann geht die Kamera zurück, und dann weiß ich, wessen "Fehler" das ist...
Und doch keine Szene, nämlich ein Gedicht. Ein erstaunliches. Es nimmt mich sofort herein. Der Trick: "es gab". Ich suche und suche wenigstens das zweite Mal "es gab", die Anapher - nix. Wer's geschrieben hat, geht nicht in die Falle. Die großen/hilflosen Augen der Gasmaske - auch das funktioniert, kein schiefes Bild. Ich sehe es, sehe alles mit dem Gedicht, was darin ist. Die Mittelstrophe, der Auftritt des Beobachters - und schwupp, liest man, als wäre das nichts, im Präsenz weiter, ist man Betrachter wie der am Gatter...
Doch schon geht es weiter. Denkend, "dachte ich", geht es niederschwellig in die nächste Strophe. Und schon wird von einem jeden behauptet, er habe Waffe und Karte usw. Und schon ist man /MAN/ mittendrin in dem Diorama. Schon ist man geleimt wie eine Puppe der Weltgeschichte an einem ihrer Ränder. Geleimt. Das Parlando am Ende, dieses (ja, doch, schon: deutlich an Benn anklingend - wie auch nicht bei der Szenerie?!).
Chapeau!

Ron Winkler

Donnerstag, 03.03.2016

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»es gab« — das findet sich bei diesem Autor öfter. Man kann es lesen als eine Verbürgung neben dem Ich, neben dem »ich« sagen. Es gab und gibt Stationen und Signale. Aber eben auch das Gesamte, diesen gegebenen Haufen, der für mich hier mit hereinscheint.

Theresia Prammer

Freitag, 04.03.2016

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Erst kommt das „Es gab“, dann das „Ich“, dann das „Man“. Der erste Sprung leuchtet ja ein: Von der Berufung auf das Sichtbare, das Überlieferte in Spuren, hin zur Jetztzeit und Haltung. Was aber ist dann dieses „Man“? Die erste Person verabschiedet sich aus dem Schauplatz der Geschichte, nachdem sie ihn hat auf sich wirken lassen? Der Rückzug in die eigene Geschichte, nachdem klargeworden ist, dass die andere nicht geschrieben werden kann? Die Weigerung der Geschichten, Geschichte zu werden?
„Es gab“ ist mehr als die Vergangenheitsform von „es gibt“; wer "es gab" sagt, kann sich zwar vereinzelt an Gegenstände halten, aber alles Weitere enthält schon die Vermutung und den möglichen Verrat. Und in der Tat ziehen die Vermutungen und fragmentarischen Rekonstruktionen hier wie die beobachteten Schiffe vorbei. Es wird aber wenig verraten, eher kunstvoll aufgegriffen, was sich zeigt: Die „Zeichen der Zeit“, um es platt zu sagen. Aber das Gedicht gibt diese Begrifflichkeiten vor. Es basiert fraglos auf einer Manier, aber einer guten. Wenn es der Blick selbst ist, der die Aura stiftet, wird auch das zerstreuteste Hinausschauen zum Erlebnis.

Alban Nikolai Herbst

Samstag, 05.03.2016

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[
es gab: einen waschtisch, eine flasche & eine gasmaske an der wand mit ihren großen hilflosen augen. es gab zwei männer, die sich ohne unterlaß zum fenster beugten. auf dem feldbatt lag eine zeitung mit der überschrift "hitler fast tot!"
reglos, mit halb geöffneten lippen, beobachteten die männer das meer. jeder hatte sein fach, seinen stahlhelm & eine waffe. auf dem tisch lag das endlose buch über die wellen, das wetter & die namen der schiffe.
draußen wurde es abend. die steine glänzten knapp unter dem meeresspiegel & wanderten langsam murmelnd vorbei. die männer hielten still, & ich stand noch lange bei ihnen am gatter. die menschen, dachte ich,
sind noch immer sehr selten hier draußen. jeder besitzt eine waffe, eine karte & einen großvater aus derselben einsamen gegend. oft gibt es nebel & dann heißt es lauschen, lauschen & leise lektüre: "natten är här" ("die nacht ist hier") oder "här har du ditt liv" ("hier hast du dein leben").

schaltstation arholma. die schiffe kommen, geben zeichen & ziehen vorbei: alles verlangt nach seiner geschichte. man hat einen waschtisch, man hat die maske an der wand mit den augen & sogar die leuchtenden signale. man hat im grunde alle zeichen, dazu die zeitung mit der überschrift "hitler fast tot". man beugt sich zum fenster und schaut lange, einfach lange so hinaus.
]

:Hoch gegenwärtige Erzählszene.

Ansonsten allein nur der Einwand, daß nicht die Z e i t u n g diese Überschrift trägt, sonst hieße sie nämlich so. Gemeint ist wohl eine "Headline". Aber das ist gebeckmessert, Pardon.

(Kann mir jemand sagen, wie sich hier Wörter kursivieren lassen? Normales html funktioniert nicht.)

Uwe Kolbe

Mittwoch, 09.03.2016

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Verständliches Experiment, und doch widerspreche ich der Umschrift in Prosa!
Das wird ganz was anderes ohne den Stau, ohne die Pausen. Die Zeilenenden sind zwar nicht sehr schwer in dem Gedicht, mit "oder", "man hat" usw. - aber das Auge muss springen, das Lesen verzögert sich minimal, das Gedicht steht(letzteres Wort kursiv).

Und erst recht auf die Wechsel von Strophe zu Strophe schauen - die sind 100% wesentlich. - Als Einschnitte im Flattersatz entwertest Du sie, lieber Alban.

Papan_Lutz Seiler, signalstation arholma
Papan_Lutz Seiler, signalstation arholma
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