Der zweite Boden
Na gut, hallo, nachdem Sina mich ja bereits sehr nett angekündigt hat, darf ich euch Leser also nun wöchentlich einmal zum Stepptanz auf dem zweiten Boden einladen. Unsere täglichen Nachrichten gib uns heute – ständig schwirren eine Menge Meldungen durch den Alltag, und, wir nehmen sie in unser Bewusstsein auf, gewollt oder ungewollt. Ein zweiter Boden ist meist erst bei genauerem Hinsehen zu entdecken, nahezu überall kann sich einer auftun, und oft befindet er sich an ganz anderer Stelle als unter der Oberfläche, sicher ist nur – und das ist Voraussetzung dieser Kolumne – er ist da.
Zum Beispiel diese Sache mit der Vulkanasche: Anfangs dachte ich, okay, ein Naturereignis, das soll’s geben, die Nachricht drang in mein Bewusstsein, und blieb. Einige Stunden später fing ich mich dann schon an zu fragen: Wo ist diese Asche? Ich sehe keine Asche! Gut, sie wird wohl weit oben in der Atmosphäre umherwirbeln, man kann sie mit freiem Auge nicht erkennen…
Wie nehmen wir wahr, was uns medial serviert wird, unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die menschlichen Sinnesorgane sich recht leicht täuschen lassen? Obwohl ich mich für relativ schwer beeinflussbar halte, schenke ich dem Nachrichtenmoderator, eine Zeit noch, mehr Glauben als meinem Instinkt. Bis, zwei Tage später, Piloten Testflüge durchführen – und auch diese keine Spur einer Aschewolke sehen können. Ich frage mich sofort: Sehen sie sie tatsächlich nicht? Werden sie dafür bezahlt, solche Aussagen zu treffen? Oder ist es ganz simpel und diese Wolke ist nicht da? Dazu kommt ein Satellitenbild, das eine Wolke in Form eines braunen Fleckens, deutlich über der Nordküste Islands zu erkennen gibt – aber eben nur dort, von einer Ausbreitung über ganz Europa keine Spur. Diese Aufnahme wird blitzschnell von einer Computergrafik abgelöst, die mir, mit Unterstützung des Moderators, abermals vorgaukelt, die isländische Wolke hätte sich quer über Europa erstreckt.
Nun, ich sehe das so: Ein Vulkan ist ausgebrochen, er speit nach wie vor Feuer und Asche – und es schwebt eine riesige Aschewolke über dem Nordatlantik – aber bei weitem nicht über ganz Europa.
Wie sonst üblich in den Medien, möchte ich hier niemanden mit zahllosen Antworten speisen, sondern viel eher versuchen, uns mit der einen oder anderen Frage zurückzulassen. Zumindest nämlich dient jede Frage als eine Tür, wo Antworten rasch in eine Sackgasse führen können.
Was macht eure Wahrnehmung?
Ein schöner Auftakt für die Kolumne und eine Thematik über die ich so nicht nachgedacht habe – ganz einfach deswegen weil ich irgendwann akzeptiert habe: Wenn die Medien ein Thema aufbauschen, dann nicht weil es wichtig ist, sondern weil man damit von anderen Dingen ablenken kann. Eines dieser Themen ist dieser Tage der “Absturz” des polnischen Präsidenten und der anderen Politiker und Diplomaten im Flugzeug. Würde man da nämlich näher drüber nachdenken als nur bis “Katastrophe!” würde man politische Gedankengänge aufwirbeln. Nun gut, die Aschewolke, die Gefahr das 21ten Jahrhunderts – buhu.
Viel Glück mit der Kolumne, freu mich, dich dabei zu haben! :)