Der zweite Boden
300 Jahre alt wird es heuer – das Copyright – und dementsprechend auch gefeiert. Allerdings verhält es sich vergleichsweise auch in etwa wie ein Dreihundertjähriger in der Neuzeit: ganz deplatziert. Und gefeiert wird es lediglich von einer Gruppe: den Major Labels, deren Armee von Anwälten mit Hochdruck daran arbeitet, Gesetze durchzusetzen, die elektronische Geräte durchsichtig wie Glas werden lassen sollen – und deren Eigentümer gleich mit.
Über zehn Jahre wird Software wie Napster (und Nachfolger) nun angewendet. Zwar sind die Anlaufzeiten vorbei, in denen man sich noch gefragt hat – kann es sein, dass ich eines Tages strafrechtlich verfolgt werde – wegen diesem Liedchen damals, na sie wissen schon…? Bis auf wenige Einzelfälle ist dahingehend nichts bekannt, deshalb liegt der zweite Boden dieses Themas auch in einer Grauzone. Mittlerweile ist es, rein rechtlich, eine Selbstverständlichkeit, als kriminell zu gelten, sobald man Daten aus dem Netz herunterlädt, weil man nur schwerlich in Erfahrung bringen kann, wem sie denn eigentlich gerade gehören.
Manche mögen das bereits jetzt als alten Hut ansehen, ein seltsames Gefühl bleibt es doch, denn es stellt eine Zäsur, eine klare Verschiebung in Sachen Einstufung und Wahrnehmung von Kriminalität dar. Das prinzipiell jede/jeder einen Verdächtigen darstellen soll, ist ein für meinen Geschmack, recht düsterer Weltentwurf. Erst recht, wenn es alltägliche Handlungen, unter anderem das Musikhören, betrifft.
Jaja, die liebe Überwachung – entweder man glaubt daran, oder eben nicht. Sicher ist aber, es handelt sich um eine Frage der Privatsphäre, oder was man als diese einstuft, oder wie wichtig einem diese ist, oder wie bewusst man sie als solche wahrnimmt. Grundsätzlich sollte man sie jedoch stets für sich selbst definieren können, ansonsten hebt sie sich schicht selbst auf. Ob einem daran liegt, jemand zu sein, der nicht ständig beobachtet oder überwacht wird, ist nicht zuletzt eine Frage eines gewissen Selbstbewusstseins, oder altmodisch ausgedrückt: eine Frage der Ehre.
Täglich laden viele von uns Songs, Daten, Fotos etc. in ihrem Facebook-Profil hoch – es fällt wirklich schwer, abzugrenzen ob eine Facebook-Seite nun privat oder öffentlich ist, denn es ist irgendwie ein bisschen von beidem, oder ein bisschen keines von beidem. Man müsste das gleich mal für sich durchdenken, bevor es andere für einen tun.