Eine sächsische Anthologie der zeitgenössischen Dichtkunst sollte es werden. Der Band “Es gibt eine andere Welt”, herausgegeben von Andreas Altmann und Axel Helbig verleiht sich selbst bereits im Klappentext den Anspruch eines Standardwerkes und vereint dazu über 100 Dichter auf 400 Seiten. Die Eigenauflage war simpel: Die Dichtenden sollten aus Sachsen stammen oder lange Zeit hier gelebt haben und die Lyrikauswahl sollte nicht älter als 10 Jahre sein.
Nun sei gleich vorweg genommen, dass ich nicht den geringsten Hauch einer Ahnung von Lyrik habe, ich lese sie für gewöhnlich auch nicht, weil für mich wie für viele andere Menschen Gedichte wohl eher ins frühe letzte Jahrhundert gehören, wenn überhaupt. Ich hebe auch generell skeptisch eine Augenbraue, wenn mir jemand erzählt, dass er als Dichter seine Brötchen verdient, weil ich nie so recht weiß, welche Art von Leser sich einen Gedichtband ins Bücherregal stellt. “Es gibt eine andere Welt” hat mich dann aber doch interessiert, weil hier ja zeitgenössische, frische Lyrik versammelt werden sollte.
“Jung” sieht das Buch auf jeden Fall schon einmal aus, keine Schnörkel, keine Blümchen, na gut ein Schmetterling den sich Illustratorin Miriam Zedelius nicht verkneifen konnte aber sonst schon mal hübsch. 400 Seiten Gedichte, da weiß man auch gar nicht so recht, wo man beginnen soll. Ich habe dann doch am Anfang mit Lesen begonnen, der Einfachheit halber. Das Buch beginnt mit dem Fünfseiter “Das Meer in Sachsen” von Wolfgang Hilbig, einem eher rauen, düsteren Text. Es folgen 370 Seiten ganz gemischter Gedanken, Gedichte, einig altbacken anklingendes und viel politisch angelehntes.
Das folgende gut gemeinte Nachwort von Peter Geist ist dann leider eher etwas für Literaturstudierte, vielleicht etwas zu “intellektuell” gehalten für eine neue Anthologie, die das Bundesland von Dichterseiten her im hier und heute repräsentieren soll. Ausserdem sei noch angemerkt, dass die wenigsten Gedichte die Region behandeln, das wär wohl auch eher lauwarm und uninteressant zu lesen. Die wenigen die es tun, beleuchten dafür alle Aspekte des täglichen Lebens und spielen im Heute, als auch vor der Wende.
Alles in allem muss man den Zusammenstellern des Buches wirklich Respekt zollen dafür, dass sie es geschafft haben, eine sehr gut lesbare Mischung zu kreieren, bei der man von Zeit zu Zeit gewillt ist zu vergessen, dass es sich um Lyrik handelt, wenn man für gewöhnlich eher kein großer Fan der Dichtung ist. Und wenn man es doch ist, wird man das Buch wohl schlichtweg lieben.
“Es gibt eine andere Welt – Eine Anthologie aus Sachsen” ist im Poetenladen 2011 erschienen und kostet 24,80 Euronen.