Egoisten im Süßwarenladen : Die Kannibalen von Candyland

Candyland riecht nach Zuckerwatte und Bonbons, zumindest wenn man das Buch beim Lesen exzessiv zwischen den Händen reibt. Aber gern der Reihe nach. Das pinke Büchlein mit den rosa Seiten und dem roten Leseband mit all den vielen leider nur gezeichneten Lollis zwischen den Kapiteln ist Carlton Mellick III s  Werk “Die Kannibalen von Candyland” und hat mit dem Kinderspiel, durch das er auf die Idee zu dem Roman gebracht wurde, höchstens noch die Kulisse gemein.

Franklin verbringt sein Leben mit der Suche nach Zuckermenschen. Als er noch ein Kind war, wurden von einem dieser Monster all seine Geschwister vor seinen Augen zerfetzt und nur er überlebte diesen Angriff, was ihm seine Eltern zeitlebens vorhielten. Als exzentrischer ausschließlich Rottöne tragender Einzelgänger, der sich aus Suchwahn nach der Wahrheit mit einer notorischen Lügnerin verheiratete, die ihm gemeinsam mit ihrer nymphomanen Mutter das Leben zur Hölle macht, verdient er sich seinen Lebensunterhalt als Erste-Hilfe-Hundetrainer, der eigentlich doch lieber Kätzen mag – wie die kleine bunt gestreifte “Crabcake”, die er immer in der Jackentasche mit sich herum trägt. Sogar ein neues Hirn hat er sich implantieren lassen, um die neuen Erkenntnisse zur Suche jederzeit abspeichern zu können. Und dann kommt der Tag, an dem er erneut einen Zuckermenschen sieht. Wild entschlossen verfolgt er ihn durch die Kanalisation der Stadt und findet sich schließlich in Candyland wieder.

Dort trifft er auf den Schrecken seiner Kindheit, die zweifellos schöne und nach Erdbeeren duftende Jujubel, die seine Geschwister und hunderte andere Kinder auf dem Gewissen hat. Kinder, das lernt Franklin bald, sind die Hauptnahrungsquelle der Zuckermenschen, die selbst einmal Menschen waren doch heute nur noch aus Zuckerguss und Weingummi bestehen. Jujubel versteckt den mittlerweile verletzten Franklin, doch als er aufwacht, fehlt ihm ein Bein und auch sonst hat Jujy rein egoistische Motive – sie sucht einen Gatten bzw. Untertan, mit dem sie sich paaren kann, bevor sie dem groben Schwarzen Lakritz (in Candyland werden alle Nachkommen nach Süßigkeiten benannt) in die Hände fällt.

“Die Kannibalen von Candyland” zerrt den Leser in seine eigenen bizarren Welten, ohne dabei allzu aufdringlich zu werden. Wem es in der Geschichte nicht gefällt, der kann sich an die menschliche Hauptfigur klammern. Geschrieben ist der Roman eher zurückhaltend simpel und erfrischend nüchtern betrachtend. Bizarro Horror nennt sich das Genre, in dem Mellick neben einigen anderen seine Bücher ansiedelt, doch so bizarr wirkt die Handlung nicht einmal mehr, hat man sich erst eingelesen.

Wer sich traut, für den ist das bunte, durch Duftsticker auf dem Cover nach Süßem riechende, Büchlein spannende und bisweil witzige Lektüre.

“Die Kannibalen von Candyland” ist im Festa-Verlag erschienen und kostet ca 7 Zuckerstangen (16,80€).

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Carlton Mellick III

Die Kannibalen von Candyland

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