Innerlichkeit und Befindlichkeit : Andreas Spechtl zum neuen Ja, Panik – Album “DMD KIU LIDT”

“DMD KIU LIDT” steht nun seit gut zwei Wochen in den Läden, wir berichteten im Voraus, und wird in den Kritiken ziemlich hoch gehandelt. Wir haben uns mit Sänger und Texter Andreas Spechtl noch einmal in Kürze über die Hintergründe unterhalten.

Grüß dich, Andreas. Gerade ein halbes zwischen unserem letzten Gespräch aber gut ein ganzes Jahr liegt zwischen eurem letzten Album und dem neuen Machwerk – was hat sich in der Zeit bei der Band und auch deinem Leben so getan?

Naja, ehrlich gesagt gar nicht allzu viel. Wir haben uns relativ abgeschottet, in unsere Wohnung zurückgezogen und sehr intensiv an der neuen Platte gearbeitet. Im November waren wir außerdem das erste Mal mit dem Goethe Institut unterwegs, in Ägypten und im Sudan. Das war eine sehr interessante Erfahrung für uns. Dazwischen war ich dann auch noch mit Christiane Rösinger auf Tour, bei der auch Stefan, unser Bassist, Schlagzeug spielt.

Ich frage aus einem praktischen Grund: Das neue Album ist ein ganzes Stück pessimistischer geworden, denn die alten Stücke, liegt’s auch ein wenig an der allgemeinen Stimmung?

Nicht unbedingt an unserer Stimmung im speziellen, sonder eher an der Gestimmtheit der Welt und unseren Schlüssen daraus.

Es geht gern und viel auf der neuen Platte darum, dass du ganz allein dir Gedanken machst und ins Grübeln kommst – auch das, neuer musikalischer Dauerzustand?

So kann man das nicht unbedingt sagen. Es geht eher viel allgemeiner um Vereinzelung. Es geht um Innerlichkeit, als ein sich von der Welt zurückziehen, im Gegensatz zur Befindlichkeit, was wir als sich in eine Beziehung mit der Welt setzen bezeichnen würden. In beiden Dingen geht es um persönliches, doch nur die Befindlichkeit erfasst auch die politische Dimension.

Ihr habt das Album in 10 Tagen am Stück live recorded – wie war’s?

10 Tage klingt jetzt sehr kurz, aber man muss dazu sagen, dass wir, bevor wir ins Studio gegangen sind, bereits ein knappes Jahr an der Platte gearbeitet haben, also schon sehr gut vorbereitet waren und genau wussten was wir wollten. Daher ging dann der Aufnahmeprozess auch recht schnell von statten.

Die neue Wahlheimat Berlin steht bei “DMD KIU LIDT” im Vordergrund. Nach so einigen Jahren kann man wohl sagen, ihr habt euch eingelebt aber – schaust du von Zeit zu Zeit noch sehnsuchtsvoll nach Wien?

Sehnsuchtsvoll ist übertrieben, ich bin ja auch nach wie vor relativ oft da. Es gibt noch genug Dinge die mich an die Stadt binden. Aber ich muss schon sagen, dass ich ein weit besseres Verhältnis zu Wien habe seitdem ich weggezogen bin. Ich kann mich wieder an der Stadt erfreuen, wenn auch die Freude oft nur ein paar Tage hält, dann reichts mir meist schon wieder.

Du bedienst dich ja gern recht frei bei anderen Textern – und das meine ich keinesfalls negativ – für die eigenen Songs. Kann man daraus schließen, dass du auch einige Zeit mit Lesen verbringst? Wenn ja, was liest ein Herr Spechtl so?

Ja, doch, ich lese gerne und viel. Momentan eine Sammlung erotischer Briefe von Emma Goldman, einer amerikanischen Anarchistin die um die Jahrhundertwende gelebt hat.

Das neue Album hat für mich persönlich mit keiner derzeitigen Bandproduktion Ähnlichkeit, ausser mit einigen eurer alten Tracks, wie kam es zu der Stilbildung?

Das ist ein nettes Kompliment, so was hört man als Musiker natürlich gerne. Aber deine Frage gibt vielleicht auch schon die Antwort: wir haben uns keine großen Gedanken über Stile oder dergleichen gemacht und wollten nie nach jemand bestimmtes klingen. Schön, dass es funktioniert.

Welche aktuellen Bands kannst du dir selbst derzeit noch gut anhören und welche älteren werden unter Umständen völlig zu Unrecht vergessen?

Ich höre wenig aktuelle Musik. Die letzten Platten die ich mir angehört habe waren The Kills und Chuckamuck. Ein ewig unterschätzter Musiker ist für mich John Cale, der nie aus Lou Reeds Schatten treten konnte, obwohl in dieser in Wirklichkeit nicht im geringsten das Wasser reichen kann.

Wenn du sonst noch irgendetwas zum neuen Album zu sagen hast – nur raus damit. Sonst bedanken wir uns auch dieses Mal wieder für das Mailinterview und wünschen auch weiterhin recht viel Erfolg!

Ach, ich denke eigentlich, dass man ohnehin viel zu viel über Musik spricht und schreibt. Man sollte die Zeit besser nutzen und sich Musik anhören, dafür war sie ja irgendwann mal da.

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