Susanne Bohne: Bookanizer

Sofia Katharina Linsgrüns Leben steht irgendwie auf Stop, ständig wartet sie. Auf das Ende das Ende ihres langweiligen Arbeitstages als Grafikdesignerin zum Beispiel. Dass Ross morgens das Haus verlässt, damit sie nochmal etwas Zeit für sich hat. Auf einen interessierten Leser ihres Blogs. Und irgendwie darauf, dass es das alles noch nicht gewesen war. Insgeheim. Festgefahren in einem  Job, der ihr in den Schoß fiel, als ihre Beziehung mit Ross begann, der ebenfalls dort arbeitet, und festgefahren in genau der Beziehung, die eigentlich schon zu Ende ist. Auch, wenn das bisher keiner der beiden zugeben wollte. So läuft es eben, sie sind Meister im hinauszögern und Nicht-Ansprechens.

Doch dann, eine E-Mail von einem Gregor Steckel, dem ihr Blog gefällt. Sofia antwortet, und der Herr Steckel entpuppt sich als netter Gesprächspartner. Sofia beginnt, aufzublühen. Googelt, recherchiert, mit wem sie es da eigentlich zu tun hat und findet schnell heraus, dass ihr Gegenüber ein bekannter und erfolgreicher Autor ist. Um die netten Gespräche weiter am Laufen zu halten und mitreden zu können, bestellt sie seine Bücher, merkt dabei aber schnell, dass diese ihr gar nicht gefallen. Aber sie mag den Steckel ja nicht wegen seiner Bücher. Seine Art, sein Aussehen, er als Mensch selbst bringt plötzlich neuen Schwung in ihr Leben und sie, die ängstliche Sofia, dazu, mal etwas zu wagen.

Schließlich will er sich mit ihr ihn München treffen. Etwas unsicher willigt Sofia ein. München, das bedeutet sicher die Fahrt in die Alpen in Herrn Steckels Cabrio, angeregte, tiefgehende Gespräche vor dem Kamin und vor allem, hoffentlich, die Vertiefung ihrer Bekanntschaft. Schon hat sie sich verliebt…und muss dabei aber merken, dass irgendwie alles anders läuft, als gedacht. Wird aber schon. Ganz bestimmt…

Als allererstes fällt beim Lesen der Schreibstil von Susanne Bohne auf. Frech, gewitzt, irgendwie alltäglich, und vor allem lustig. Wortkombinationen, die genau passen, bringen den Leser spätestens ab der 3. Seite mindestens zum Schmunzeln.

Erzählt wird in „Jetzt-Zeit“, unterbrochen durch Rückblicke, so dass man erst nach und nach versteht, wie alles zustande kam. Das und auch die vor jedem Kapitel gesetzten E-Mails an Sofia (deren Grund man später im Buch erfährt, witzige Idee), peppen das Buch auf und machen es zu einem leicht lesbaren Werk. Mir persönlich gefällt vor allem die immer wieder auftauchende High-Society Kritik, die sich durch das ganze Buch zieht und aufzeigt, wie unsinnig manches ist. Highheels auf Pflastersteinen zum Beispiel, aber was will frau tun, wenn sie nicht aus dem ungeschriebenen Kleiderkodex fallen will.

Ein großer Wermutstropfen war für mich allerdings die immer wieder eingestreute Kritik an Kurt Cobain. Sofias Freund Ross arbeitet voll Zuversicht an einer Rockkarriere. Dass das nicht gut läuft und Ross nichts auf dem Kasten hat, wird mit zahlreichen Beispielen durch Kurt verdeutlicht. Dass die Autorin nicht mal den erfolgreichsten Nirvanasong „Smells like Teen Spirit“ richtig schreibt, kann man ja irgendwie noch verzeihen. Auch wenn sie betont, dass Google der beste Freund ihrer Buchheldin sei, und sie anscheinend selbst die 3 Sekunden nicht hatte, um nachzuprüfen, wie es richtig geschrieben wird. Weder „kräht“ Cobain in „Where did you sleep last night“, noch weiß Susanne Bohne, dass „schiefe Töne“ durchaus zu dem Genre Grunge dazugehören. Seien Sie so lieb und ziehen sie das nächste Mal doch über einen Musiker her, der wirklich nichts kann, und nicht über einen der größten Genrebestreiter des Grunge. Oder bitte informieren Sie sich vorher besser.

Ob ich jetzt empfindlich bin, oder so etwas heutzutage  in der Literaturwelt allgemein üblich ist, den eigenen Vorteil durch das unbegründete Herziehen über andere zu erlangen, dürfen Sie entscheiden, lieber Leser.

Bookanizer ist bei Michason&May erschienen und für 17,90€ erhältlich.

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