Go East : Spielzeitauftakt mit Carmina Burana, Styx und Orawa

Mit einem weltklasse Konzert hat Kristjan Järvi am Sonnabend als neuer Dirigent des MDR-Sinfonieorchesters (Wir hatten hier schon einmal über ihn geschrieben) die Konzert-Spielzeit 2012/13 eröffnet. Die neue Reihe “Go East” soll von Europa aus geografisch immer weiter nach Asien führen mit je einer Zwischenstation pro Konzertmonat.

Den Auftakt gaben die Stücke “Orawa” des polnischen Komponisten Wojciech Kilar und “Styx” von dem Georgiers Gija Kantscheli. Die beiden sind hauptsächlich für Filmmusiken bekannt, was widerum zu Kristjan Järvi als Dirigenten passt, der selbst bei Soundtracks wie dem von “Das Parfüm” (2006) mitgewirkt hat und für frische, moderne Klassik einsteht. Darum auch das Konzept von Go East, mit dem man sich bewusst von “Verstaubtem” absetzt. Alles andere wäre nicht mehr Järvi. Auch “Carmina Burana” als Herzstück der Eröffnung spielt als modernes Stück in die Reihe ein.

MDR-Intendantin Karola Wille eröffnet den Abend mit einem flammenden Lob auf ihren neuen Chefdirigenten, verwechselt dabei zwar die Plakataufschriften und spricht von den bekannten “Järvi kommt!”-Postern, was auch dem Letzten im Publikum aufgefallen sein dürfte, überlässt die Bühne dann jedoch ohnehin dem Sinfonieorchester und einem gutgelaunt energiegeladenen Kristjan Järvi, der das Publikum sofort an sich bindet.

“Orawa”, das moderne Streicherstück von Kilar, sorgt mit der wiederkehrenden Eindringlichkeit der Melodie für Begeisterung, endet mit einem in die Luft springenden Järvi und erhält nicht weniger tosenden Applaus, als das folgende von dem weltberühmten Bratschisten Yuri Bashmet angeführte Stück “Styx” mit seinen lauten Durchbrüchen zwischen den extrem leisen Phasen, die teils nur noch von Stille und Streichen der Bögen über das Instrumentenholz getragen werden. Bashmet überzeugt voll und zeigt, dass das Stück tatsächlich für ihn geschrieben ist.

Nach der Pause “Carmina Burana”, wild und lebendig durchdirigiert und durch die drei Solisten Kiera Duffy (Sopran), Marco Panuccio (Tenor) und Daniel Schmutzhard (Bariton), so wie die drei Chöre des MDR unterstützt. Hier zeigt Järvi, dass man auch ein populäres Stück immer wieder neu schleifen kann, dass es nicht langweilig wird, sondern unter der richtigen Bedingung über sich hinaus wächst und einmalig wird.

Zehn Minuten, etwas mehr vielleicht, Standing ovations nach dem Finale des zweieinhalbstündigen Abends, aus dem niemand enttäuscht heraus gegangen sein dürfte. Hier und da Gesprächsfetzen, das sei die beste “Carmina Burana”-Aufführung gewesen, die man je gehört habe. Später reger Andrang bei der Signierstunde mit den internationalen Klassikstars.

Einen besseren Auftakt für die Reihe und Spielzeit hätte sich niemand wünschen können! Ein großartiger Abend, der die Leipziger in freudiger Erregung auf die weitere Arbeit Järvis zurücklassen dürfte.

Am 13. Oktober folgt dann der zweite Teil von “Go East” mit dem Titel “Saiten-Spiele”, wir dürfen gespannt sein!

Ein Minuspunkt: Zu kaufen gibt es als CD-Produktion des Abends (im Sommer recorded) nur “Carmina Burana”, nicht aber die anderen beiden Stücke. Und zwar hier.

Anmerkung : Alle zum Hören auf Youtube verlinkten Stücke sind natürlich andere Aufnahmen und NICHT die unter der Leitung von Kristjan Järvi entstandenen Versionen des MDR.

 

5 Gedanken zu “Go East : Spielzeitauftakt mit Carmina Burana, Styx und Orawa

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