Wenzel ist schon lange dabei. Seit Mitte der 70er schreibt er Gedichte, seit Anfang der 80er ein Stück deutscher Musikgeschichte. Für seine erste LP “Stirb mit mir ein Stück” erhielt er 1987 die Goldene Amiga. Es folgten unzählige Auszeichnungen und über 30 Alben. Im ersten Quartal 2013 nun erschien seine neueste Platte “Widersteh, so lang du’s kannst”.
“Stacheldraht, Elektrozaun, hält den Flüchtling in der Ferne, schneidet Löcher in die Sterne, schützt beim Essen und Verdaun. Schützt vor unliebsamen Gästen, schützt die Gästen bei den Festen. Schützt vorm Untergang vor Ländern, schützt die Mitte vor den Rändern, schützt vor Rot, Schwarz und Braun.” -Stacheldraht, Elektrozaun
Man könnte Wenzel ein Urgestein der deutschen Liedermacher nennen, aber langweilig ist er deswegen nie geworden. Das beweist er einmal mehr auf dem Album zwischen Protest und Sommer. Mal mit Gitarre, mal mit Akkordeon, eigentlich ist Alles wie immer. “Alles wie immer” ist dabei als Qualitätssiegel zu sehen, denn neue gute Lieder braucht die Welt und Wenzel bleibt eben Wenzel und wird über Nacht nicht zu einem Eric Fish.
Die 13 Titel bewegen sich zwischen Wehmut, Freude, Trunkenheit und Rebellion, ohne dabei jugendlich zu werden. Er bleibt eben Liedermacher, der er ist, mehr Tiefgang als bei Tim Bendzko wird man auch finden, wenn er nur ein paar Zeilen dahinreimt. Und das macht Wenzel aus und zieht jedes Jahr noch Besucherströme auf die Livekonzerte.
“Während die Reiche der Welt zerfallen und die Freunde sterben aus, baut den Schwalben zum Trotz dem Allen ein Nest an unserm Haus”
-Die Schwalben
So gibt es Traditionen in der Konzertabfolge. Jeden Dezember wird zum Beispiel in der Leipziger Schaubühne Lindenfels gespielt, doch er tourt ständig und wird auch nach über dreißig Jahren dessen nicht müde.
Kleine Höhepunkte auf “Widersteh, so lang du’s kannst”, dem einzigen Albumtitel mit Grammatik, sind “Stacheldraht, Elektrozaun” eine Hymne auf den liebsten Schutz der Deutschen und das eher lebensbejahende “Selbstmord”, eine Ballade auf die Dichter und Denker, die sich das Leben nahmen aus wichtigen oder unwichtigen Gründen oder einfach des Herbstes wegen. Aber auch das gut gelaunte “Alles”, die Eröffnung des Albums, ist wie eigentlich alles auf der Platte ein zweites Hinhören wert.
Titel:
1.Alles
2.Bekenntnis
3.Corn Island
4.Stacheldraht, Elektrozaun
5.Glücksucher
6.Auf einem Bein
7.Meister des Kriegs
8.Die Schwalben
9.Weinlied
10.Selbstmord
11.Warten in C.
12.In dieser Nacht hier
13.Die Gitarre auf dem Rücken
Hier reinhören oder kaufen