Go West : Die Faust im Nacken

MDR Sinfonieorchester, MDR Rundfunkchor
Leitung: Michel Tabachnik
Mezzosopran: Sasha Cooke

Bernard Herrmann: Prelude – Murder, aus: Musik zum Film “Psycho”
Leonard Bernstein: “On the Waterfront”, Symphonic Suite for orchestra
Sergej Prokofjew: “Alexander Newski”, Kantate op. 78


 

Michel Tabachnik, Foto : Jean-Baptiste Millot / MDR

Michel Tabachnik, Foto : Jean-Baptiste Millot / MDR

Unter dem allgemeinen Thema Filmsoundtracks stand der dieswöchige Konzertabend der ReiheEins mit dem Titel “Die Faust im Nacken”. Gespielt wurden neben einem Stück aus dem gleichnamigen Film der 50er-Jahre auch Teile aus “Psycho” und “Alexander Newski”.

Eigentlich sollte der Abend vom jungen Stardirigenten James Gaffigan dirigiert werden, der jedoch just am Tag des Konzerts Vater wurde. Für ihn sprang, nicht weniger prominent, Michel Tabachnik ein, der damit sein Debut als Dirigent beim MDR gab. Tabachnik, der schon rund um die Welt mit namenhaften Orchestern, in Deutschland zum Beispiel mit den Berliner Philharmonikern, gespielt hat, trat damit einen Abend voller Gegensätze an, denn die drei angespielten Soundtracks könnten unterschiedlicher nicht sein.

Den Anfang macht die prägnante Titelmelodie von “Psycho”. Der Hitchcock-Streifen, der heute längst zum Kult geworden ist, gilt als einer der Wegweiser des modernen amerikanischen Films. Und auch das Motiv ist, vielleicht neben dem Weißen Hai und Star Wars das meisterkannte. Der Soundtrack stammte damals von Bernard Herrmann, der auch andere Klassiker wie die 1959er-Verfilmung von Jules Vernes “Die Reise zum Mittelpunkt der Erde”, oder “Taxi Driver” von Martin Scorsese mit Kompositionen versorgte.

Auch bei der zweiten Komposition von Leonard Bernstein handelt es sich um die Begleitung zu einer oscarprämierten Hollywoodproduktion – “Die Faust im Nacken” (“On the Waterfront”). Der 1954 erschienene Film mit Marlon Brando, Karl Malden und Eva Marie Saint in den Hauptrollen beschäftigt sich mit dem Kampf einer Truppe von Dockarbeitern gegen ihre Unterdrücker, eine korrupte Gewerkschaft, an die Beiträge abgeführt werden muss, um überhaupt eine Anstellung zu bekommen. Der von Bernstein komponierte Soundtrack ist weit nicht der bekannteste seiner Laufbahn, aber ein nettes Stück Filmmusik. Aus dem Gesamtsoundtrack wurde von Leonard Bernstein später eine Suite zusammengestellt, die an diesem Abend zur Aufführung kommt.

Sasha Cooke

Sasha Cooke

Mit dem dritten Teil des Abends bewegen wir uns fort vom Amerikanischen Kino der 50er und zum sowjetischen Kino der späten 30er-Jahre. “Alexander Newski” von Segej Eisenstein bleibt inhaltlich dicht beim Thema des Abends, dem Widerstand. Sowohl die Russen der Handlung kämpfen im Jahr 142 gegen den Deutsche Orden, als auch der Film an sich gegen die Naziherrschaft des zweiten Weltkrieges. Eisenstein, der durch “Panzerkreuzer Potemkin” 1925 Berühmtheit erlangte, handelte mit der Produktion dieses Filmklassikers ganz im Sinne Stalins und erhielt für den Film den Lenin-Orden. Doch ein halbes Jahr später verbot er den Film aus politischen Gründen – nur um ihn zwei Jahre später als Propagandainstrument wieder freizugeben.

Den Soundtrack zum Film komponierte Sergej Prokovjev, mit dem sich die ReiheEins schon öfter beschäftigt hat. Der Soundtrack gilt als einer der bestkomponierten Filmsoundtracks im Bezug auf den Film selbst, Eisenstein nannte ihn gar die wohl beste Filmkomposition aller Zeiten, was unter anderem auch daran liegen möge, dass Eisenstein und Prokovjev an ihren beiden Werken gemeinsam arbeiteten. Prokovjev komponierte auf die Szenen und Eisenstein schnitt seine Szenen auf das Komponierte zu.

Durch das MDR Sinfonieorchester gemeinsam mit dem Rundfunkchor und Sasha Cooke als Solistin kommt die voluminöse Cantate voll zur Geltung. Das Stück wird in der russischen Originalsprache aufgeführt und bildet den eigentlichen Höhepunkt des Abends.

Mit “Die Faust im Nacken” ist dem MDR einmal mehr ein Abend gelungen, der im Gedächtnis bleiben wird!


Weiter geht es mit der ReiheEins am 03.05. unter dem Titel “Reich Variationen”, dann wieder unter der Leitung von Kristjan Järvi, mit Stücken des diesjährigen Composer in Residence, Steve Reich. Die Proben verfolgen kann man auf der Facebookpage des MDR Klassik.

 

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