Lambert : Lambert

Lambert / Foto: Tillmann Roth, Niklas WeiseInstrumentale Klavierstücke sind nicht mehr zeitgemäß, schon gar nicht, wenn sie ohne zu dritt gespielte Passagen auf Speed auskommen. Aber manchmal gehen solche Wahrheiten an einem vorbei und so haben wir hier einen Typen, der wusste das nicht, als er sich an das Komponieren eines Debütalbums setzte. Aber noch eine andere Kleinigkeit an dem jungen Mann, der sich Lambert nennt, fällt ins Auge – er trägt eine Maske. Nun kann man ja über Masken sagen, was man möchte, aber die einzigen Musiker mit Maske der jüngeren Zeit, die mir einfallen wollen, waren mehr schlecht als recht gehypte HipHopper, die je nach Laune mal mit, mal ohne mysteriösen, das Gesicht nur halb bedeckenden Totenkopf, Affenkopf, Pandaschädel vor den Kameras standen und Familiengeschichten erzählten und rappten. Vom Block und von dem einen Freund im Knast und … Vergesst also diesen Punkt, denn Lambert unterscheidet sich schon optisch. Die ausladende traditionell wirkende Holzmaske verdeckt das Gesicht einer Musikers, über den so ziemlich niemand etwas weiß, außer dass er in Berlin daheim ist – und leise anklingende Pianostücke wieder salonfähig macht.

Wie der Mann, so heißt auch das erste Album von Lambert. Und es zeichnet sich aus durch Zurückhaltung und absolute Harmonie in sich selbst. Lambert hatte zu Beginn seiner Karriere vor allen Dingen Songs anderer Bands und Indieacts neu interpretiert. Ja, Paniks “Au Revoir”, Tocotronics “Ich bin viel zu lange mit euch mitgegangen” und vor Kurzem auch Chris Imlers “Norwegen”. Doch das Album geht andere Wege und kommt mit ausschließlichen Eigenkompositionen aus. Lambert schreibt, Lambert spielt, Lambert stellt zusammen. Gemischt hat das Ganze der ebenfalls Alles-alleine-Macher Nils Frahm, der mit einer Bandbreite von Musik seit Jahren überrascht, so dass er an dieser Stelle auch dringend einmal erwähnt sein soll.

Es gibt zwar Geschichten hinter den einzelnen Stücken (die hat Popmonitor HIER mal erfragt), aber für uns als roter Faden zieht sich die Großstadt durch das Album. Müsste sich das Werk entscheiden, welche Art von Großstadt es sein möchte, wäre es eine mittelgroße Stadt wie Leipzig, in der man am Abend allein auf der Straße unterwegs ist, wenn man sich nicht gerade durch die Innenstadt drängelt. Und so wenig Lambert selbst die nächtliche Stadt mag, desto mehr möchte dieses Album in der gedanklichen oder tatsächlichen Einsamkeit gehört werden. In der letzten Bahn kurz vor der Endstelle. Im völlig verlassenen abendlichen Stadtwald. Auf der nächtlich stillen Wiese am See. Lamberts Debüt ist ein Stadtalbum, vielleicht sogar ein Popphänomen, da der Interpret sich vermutlich nicht im stillen klassischen Sitzkonzert in großen Sälen sieht, aber es ist dennoch keine Platte für den hektischen Alltag.

Mit dem großartigen instrumentalen Album hat Lambert einen Spagat zwischen der Modernisierung des klassischen Pianos und dem Indiefaktor, der mit einer mysteriösen Maske auf einem Label wie Staatsakt einher geht. Eine absolute Empfehlung des Jahres – und wir haben erst Mai!

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Lambert

Vö: 16.05.14 / Staatsakt

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Tracks:
01 Finally | 02 Snow Again | 03 Lucerne | 04 Requiem | 05 Ghost | 06 Chamber | 07 Chateau martin | 08 Run | 09 Slow Slow | 10 Fagerhult | 11 Mathilda | 12 Dance Dance | 13 Nantes | 14 The Move | 15 Train | 16 Hope delays a lot | 17 Theroux | 18 The Streets | 19 No Romance | 20 Tanner | 21 Slot


Lambert ist außerdem ab sofort auf Tour:
17.05.2014 Berlin, Acud (Release-Show)
23.05.2014 Dortmund, Konzerthaus
29.05.2014 Berlin, Volksbühne (w/ Bonaparte)
31.05.2014 Mannheim, Maifeld Derby
06.06.2014 Hamburg, Golem
07.06.2014 Leipzig, Horns Erben
20.06.2014 Duisburg, Traumzeit Festival
16.08.2014 Oer-Erkenschwick, SSBO Festival

 

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