Mit der Besprechung von “Gray Matter” begeben wir uns heute auf eine kurze Zeitreise ins Jahr 2010. Damals veröffentlichte der französische, mittlerweile insolvente, Entwickler Wizarbox nach “Azur & Asmar” und der relativ erfolgreichen “So Blonde”-Reihe mit “Gray Matter” sein viertes großes Adventure. Mittlerweile ist das Spiel über Steam auf Deutsch erhältlich und ein netter Tipp für Freunde des klassischen Point&Click-Adventures.
Wir spielen Samantha Everett, die auf dem Weg nach London bei schlechtem Wetter vom Weg abkommt und sich in der Nähe von Oxford von ihrem liegengebliebenen Motorrad trennen muss, direkt beim “Dread Hill House”, einem Anwesen auf dem der ehemals angesehene Neurobiologe Dr. Styles sich eremitisch zurückgezogen hat. Sam beobachtet, wie die sich als neue Assistentin vorstellende Dame an der Tür des Hauses plötzlich zu verschwinden scheint und ergreift ihre Chance, sich in den Haushalt zu stehlen. Die Haushälterin kann sie überzeugen, für den bezahlten Studentenjob ein paar Wochen länger zu bleiben und so nimmt sich Sam der Dinge im Hause Styles an.
Die Dinge, das sind dubiose Experimentreihen im Keller des Hauses, für die Dr. Styles Studenten aus den umliegenden Universitäten rekrutiert. Doch irgendetwas scheint mit der Testreihe nicht zu stimmen. Während die Studenten sich in verschiedene Umgebung ihres täglichen Lebens denken sollen, um die Hirnströme der suggerierten Bewegung aufzuzeichnen, geschehen an den realen Orten merkwürdige Dinge. Und schon bald findet Sam heraus, dass Styles sich verschanzt, seit seine Frau vor einigen Jahren bei einem Unfall verstarb. Und Styles ist alles andere als ein angenehmer Zeitgenosse, mit dem man sich frei heraus über die Geschehnisse unterhalten kann.
“Gray Matter” ist vorerst ein storybasierendes, klassisches Adventure, das sich durch zeitgemäße Grafik und nett gezeichnete Comic-Zwischensequenzen auszeichnet. Das Interaktionserlebnis allerdings wurde durch eine Nebenstory ausgebaut. Sam, die sich seit ihrer Kindheit vor allen Dingen für Taschenspielertricks und Zauberei interessiert, versucht durch spektakuläre Tricks in den geheimen “Daedalusclub” für Magier einzutreten und so hangeln wir uns von Trick zu Trick, um an die Lösung der Rätsel zu gelangen. Wir müssen also nicht stundenlang auf die Figuren des Spiels einreden, manchmal tut es auch ein aufgesetzter verletzter Finger oder ein Kartentrick, um ans Ziel zu kommen.
Das Spiel ist angenehm logisch, Gegenstände sinnvoll kombinierbar, die Dialoge verraten praktisch alles, was man zur Weiterführung wissen muss. Ein Adventure, für das man nicht ständig in der Lösung nachschlagen muss. Die Rätsel und Puzzle sind relativ einfach gehalten und der Spieler kann praktisch nichts falsch machen und damit die Story stören, die tatsächlich Spannung und Spielspaß bietet!
Fazit: Wer klassische Abenteuer mag, ist bei “Gray Matter” genau richtig. Wer allerdings riesige Überraschungen in der Geschichte erwartet, oder Auswahlmöglichkeiten im Gameplay benötigt, für den hält das Spiel begrenzte Freude bereit.
“Gray Matter” ist für 9,99€ auf Steam erhältlich, kann aber auch als normale Spielbox, oder als Collector’s Edition im Metalcase mit einigen Extras für 19.99€ auf Amazon erworben werden.