
Rainald Grebe, Foto: Gesa Simons
Bis 2013 hatte Rainald Grebe im Leipziger Centraltheater ein zweites Zuhause für seine Bühnenprogramme gefunden, nun ist er mit “Berliner Republik” endgültig in seine Wahlheimat zurückgekehrt.
“Ich ess gern Salat, aber das ist privat”
Der Abend, beziehungsweise die Doppel-CD, eröffnet mit Merkel – und dann direkt mit Statistik. Wir lernen, dass in Deutschland auf 37 Millionen Hektar 40 Millionen Männer und 41 Millionen Frauen leben, dass Kinder zumeist Mia und Ben heißen, es eine Million Millionäre im Land gibt, wie viele Eier die deutschen Hennen so legen. Aber “Wer ich bin, das geht euch gar nichts an, ich mach doch nur Musik” textet Rainald.
Laut Statistik, sagt er, gehen nur noch 2% der Bevölkerung ins Theater. Die sind an diesem Abend gefühlt alle vor Ort. Im Admiralspalast aufgezeichnet handelt es sich bei der Platte wie bei den meisten seiner Alben um einen Livemitschnitt.
“Was war denn heute nochmal? Bundestagswahl! Egal.”
Die Texte des Abends gibt es zum Nachlesen im fotoillustrierten Booklet. Nötig ist das nicht, aber es kann auch nicht verkehrt sein. Wer seine Programme kennt weiß, Rainald Grebe spricht und singt langsam und deutlich. Denn Text als Nebensächlichkeit, das gibt es bei ihm nicht.
Auch in der “Berliner Republik” kommt keine Bevölkerungsgruppe ungeschoren davon. Der Künstler, der das zehnte Jahr in Folge nichts zur Gesellschaft beiträgt, aber “Aaaart” macht (“2026 da sind die Rechte frei, da inszenier ich dann Brecht – und zwar schlecht.”), der Coach, der das mit dem Beratersprech voll drauf hat (“Du hast Probleme, beruflich und privat, bei vielen ist es so, da fehlt einfach der Flow.”), der Hipster der sich alles durch die Crowd funden lässt (“Crowdfunding, ich brauch neue Schuhe. Crowdfunding, Zigaretten alle.”), der Typ der schon seit Jahren nicht mehr das Haus verlässt (“This world is doomed, doch ich denke oft, solange Roland Kaiser tourt ist doch alles soft.”).
“Ihr sollt schön singen und dann auch noch gut aussehen.”
Und am Ende: “Kapitulation”. Irgendwann sind alle Bundesländer besungen, jeder kritisiert. Das nächste Album kommt trotzdem. Seit mittlerweile genau 10 Jahren erfolgreich auf den Bühnen des Landes tourt Rainald Grebe mit seinem 11ten Programm mal launisch, mal gutgelaunt, mal mit Kapelle und mal mit Klavier. Quasi nebenher ist er an Theatern engagiert, aktuell in Hannover, spielt live, hat mit “Global Fish” 2006 einen verstörend pessimistischen Roman geschrieben. Grebe kann Alles, möchte das aber nicht immer und überall.
Mit “Berliner Republik” legt er also auch dieses Mal ein gar nicht mal so anspruchsloses musikalisches Programm vor, 102 Minuten auf CD, in dem er live durch Showmasterqualitäten überzeugt. Es gibt keine großen Ohrwürmer, dafür ein paar Neuauflagen alter Songs, die aber nicht weiter stören, da sie teils komplett überarbeitet worden. An seiner Seite ist auch auf dieser Tour wieder “Das Orchester der Versöhnung”, ohne das es zwar geht, aber nicht so schön ist.
Rainald Grebe
Berliner Republik
2014 / Versöhnungsrecords
25 Titel
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