Für die Versenkung
von florian neuner
Es gibt ihn noch, den literarischen Underground – wenn auch nicht unbedingt immer dort, wo irgendwelche Kneipenrebellen sich dafür halten. Otfried Rautenbach freilich darf für sich beanspruchen, mit PФRART, der »Zeitschrift für die Versenkung«, tatsächlich so etwas wie literarische Gegenöffentlichkeit zu organisieren. Die in seinem Heidelberger Verlag für Privatdrucke im 8. Jahrgang erscheinenden Hefte halten noch immer die Copy-Shop-Ästhetik hoch, welche die allermeisten Literaturzeitschriften bis in die neunziger Jahre prägte. Das ist erfrischend angesichts der vielen perfekt und glatt daherkommenden Zeitschriften, die selten so etwas wie ein inhaltliches Anliegen haben. Als Verleger erwarb Rautenbach sich schon in den sechziger Jahren mit dem Verlag Hagar große Verdienste. Dort erschienen Texte und Partituren u.a. von Schuldt und Michael von Biel, auch Gunter Falks Début Der Pfau ist ein stolzes Tier.
Im aktuellen Heft 14 hat Rautenbach Falks »Aufwartung« nachgedruckt – einen Text, der ausschließlich aus comicartigen Ausrufen wie »schnarch«, »poch«, »schmatz« und »quietsch« besteht. Er bringt aber auch Arbeiten von Peter Engstler, Andreas Hansen und Florian Neuner. Und wenn man in der »Zeitschrift für die Versenkung« auch auf IDIOME-Autoren wie Jörg Burkhard, Bert Papenfuß und Jürgen Schneider trifft, dann ist das kein Zufall.
PФRART ist für 2.–€ erhältlich im Verlag der Privatdrucke von Otfried Rautenbach, Handschuhsheimer Landstr. 92 B, 69121 Heidelberg.
Trauernachricht
Otfried Rautenbach +
Darmstadt 19.10.1942 – Heidelberg 15.10.2016
Begleitworte an Florian Neuner: O.R. erlitt im April 2016 einen Schlaganfall, mit dem er erst
spät aufgefunden werden konnte. Er wurde in Fachkliniken behandelt, zuletzt im Pflegeheim. – Als vielseitiger Künstler hat er seit langem auch das Ende einbezogen, auch mit der Zeitschrift „für die Versenkung“ (das sagt ja etwas), nur Prorart ist mir noch nicht ganz klar. Sie haben die Zeitschrift und
die frühere Arbeit von O.R. anerkannt, auch mit eigenem Beitrag darin.
Ich bin langjähriger Bekannter des Verstorbenen, selber kunst- und
literaturnah, neben dem Brotberuf (inzwischen Ruhestand).
Grüße! Jürgen Billich
PS. Bestattungstermin noch nicht bekannt