
Auf den Straßen wehen die rot-weißen türkischen Nationalfahnen, an den Fenstern hängen Portraits des Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk. Die Schüler freuen sich, dass sie heute nicht zur Schule gehen müssen, Arbeitende können sich an diesem Tag entspannen und die Militärparaden sowie Vorführungen der Luftstreitkräfte im Fernsehen verfolgen. Im „Anıtkabir“ (Mausoleum von Atatürk) findet eine Gedenkzeremonie statt. Wie jedes Jahr am 30. August wird der Sieg der Türken in der Schlacht bei Dumlupınar im türkischen Befreiungskrieg (1919-1923) gefeiert.
Die Schlacht bei Dumlupınar (26. – 30. August 1922) in der Nähe der Stadt Kütahya war die entscheidende Wende im Befreiungskrieg, die letztendlich zur Gründung der türkischen Republik führte.
Als das Osmanische Reich nach dem Ersten Weltkrieg die Niederlage mit den Deutschen einheimste, verlor es weiterhin an Macht, sodass die heutige Türkei in verschiedene Besatzungszonen eingeteilt wurde. Im Westen okkupierten die Griechen das Land. Übrige Teile des türkischen Landes wurden durch die Briten, Franzosen, Italiener und Armenier besetzt. Von der Westküste aus konnten die Griechen die schwache Lage nutzen, um weiter bis nach Ankara vorzudringen. Doch genau hier kam es zum ersten Sieg der Türken. Danach setzte Mustafa Kemal Atatürk eine neue Verfassung auf, in der es hieß: „Alle Gewalt geht vom Volke aus.“ Somit widersetzte er sich gleichzeitig gegen das monarchische Regime im Osmanischen Reich. In weiteren Schlachten gegen die Griechen an der Westfront wurde das ganze Volk verpflichtet, sein Land mit allen Mitteln zu verteidigen.
Entscheidende Siegesschritte gegen die griechische Besatzungsmacht sollten schließlich mit einer Großoffensive folgen, in der Atatürk als Oberbefehlshaber die griechische Linie bei der Stadt Afyon durchbrechen konnte. Gleichzeitig wurde so die feindliche Kommunikation mit Izmir unterbrochen, wo die Griechen ihr Hauptquartier hatten. Ohne konkrete Befehle aus Izmir waren die Griechen nicht mehr in der Lage, sichere Offensiven zu starten. Die Türken erzielten dann bei der durchgreifenden Schlacht bei Dumlupınar ihren Sieg, sodass die Griechen sich letztendlich aus Kleinasien zurückziehen mussten. Die anderen Besatzungsmächte folgten. Ein Jahr nach dem „Tag des Sieges“ wurde schließlich am 29. Oktober 1923 die türkische Republik ausgerufen, das mit dem Feiertag erinnert werden soll.
Credits
Text: Nur Şeyda Kapsız
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