Körper-Stadt-Seele und schließlich die Dinge, Settings des Lebens überhaupt, sind jene Kernobjekte, um die die Kurzprosatexte von Manuela Kurt kreisen.
Die Autorin durchquert in ruhigen, schlichten Sätzen die Wirklichkeit, setzt über vom einen zum anderen, verlässt das eine wie das andere – Traum oder Realität – kehrt hierhin und dorthin zurück und schafft so einen ganz eigenen Raum.
Den Texten liegen Beobachtungen zugrunde, die nur aus der Stille, der Verlangsamung heraus entstehen können. So gesehen, sind diese Texte kleine Wegweiser im Lärmgetümmel unserer Gesellschaft. Sie zeigen auf, dass es sie doch gibt, die Anhaltemomente, dass der Außenblick zugleich ein Innenblick sein kann und diese Parallelqualität Facetten des Lebens aufzuzeigen imstande ist, die sonst verloren gingen.
Die Texte werden von spannenden Fotografien von Michael Kurt begleitet.
Stimmen, Erinnerungen, höchst lebhafte Treffen von lebenden zeitgenössischen, durchaus auch der Rezensentin bekannten Autorinnen und Autoren, Künstlern und Menschen; viele humorvolle und authentische Schwenks – zurück in der Zeit – würzen den 7. Teil des Verwicklungsromans.
Dieses Buch pulsiert, ist nah am Leben und dennoch ungewöhnlich, wie das Leben, die Sprache, die Literatur selbst.
Wir freuen uns, noch mehr und nach und nach über Leben und Wirken, Hoppalas und Sternstunden von Jana und Naz zu erfahren.
Das Buch sei allen, die sich bis jetzt auf diese aufregende Lebensgeschichte des Schriftstellerpaares nicht eingelassen haben, ans Herz gelegt und dringend empfohlen!
Der Titel wirkt wie ein achtsamer Kontrapunkt.
Der Editon ch wiederum sei gedankt, dass sie so konsequent dieses Lebensprojekt fortsetzt – auch wenn es an einer Stelle heißt: „die vergangenheit ist klar vorbei, sagt der dichter ernst herbeck…“
Vielleicht gerade deshalb umso mehr!
Petra Ganglbauer
Diese Erzählungen sind dicht gestrickte, emotional aufgeladene Stücke Wirklichkeit (oder fingierte Wirklichkeit). Sie packen zu.
Schon der Cover leuchtet in der Signalfarbe Rot, das Bild in seiner Mitte mutet wie eine Sinnestäuschung an: Einmal zieht es das Betrachter-Auge in die Tiefe, ein anderes Mal stülpt sich der Grund des Bildes aus, als ob er direkt ins Auge fahren wollte.
Monika Gillers Erzählungen bewegen sich tief in und an den Rändern der Wirklichkeit, befassen sich gleichermaßen mit Leidenschaft wie mit der Vergänglichkeit von allem. Sie fassen hinein ins Farbige, Bunte, in die Lebenslust und lassen zugleich etwas Anderes anklingen, etwas das weitaus fragiler ist, das alles auch irgendwie in Frage stellt.
Es sind Geschichten von Leben, Liebe, Abschied, manche ironisch gebrochen und doch insistierend; der Erzählstil ist oftmals ein kreisender; Giller wendet wiederholt Komposita, Assonanzen an, knüpft Worte an Worte, spinnt einige der Texte immer wieder in leichten Abwandlungen weiter.
„Der Staub liegt wie ein Sandstrand in den Zimmern.“, heißt es in einer der Erzählungen. Die Unausweichlichkeiten des Lebens liegen ganz dicht an den Träumen. Dies wahrzunehmen legt dieses Buch nahe.
Petra Ganglbauer
Mit diesem Buch unternimmt Spalt eine poetische, formal konzise, streng strukturierte Suchbewegung, ist Forschungsreisende in Sachen Kulturgeschichte. Schon der Titel spricht gezielt diese absurde gesteuerte Zusammenschau von Ätherischem und Marktcharakter an.
Wie auch bereits in anderen Texten (Essays) fokussiert die Autorin die Machbarkeit und Verwertbarkeit von Dingen/Waren, setzt sich mit Gewinnmaximierung, Zuordnungen, Kategorisierungen von Körper oder Natur (auch von Sprache) auseinander; der Warencharakter von Organischem wie Anorganischem – und somit auch gewissermaßen deren Gleichstellung – ist Gegenstand dieses Buchs.
Lisa Spalt zeichnet formal wie begrifflich die Überprüfung der Verwertbarkeit von allem nach. Begleitend und die jeweilige Sequenz eröffnend, finden sich botanisch-metaphorische Skizzen.
Den Ausgangsort für den Exkurs bilden die „krankhaften Auswüchse am Beispiel der holländischen Tulpenmanie zu Beginn des 17. Jahrhunderts…
Plötzlich wurden Tulpenzwiebeln statt Aktien gehandelt, Laien riskierten an Tulpenbörsen, die in den Hinterzimmern von Wirtshäusern eingerichtet worden waren, ihr Hab und Gut.“ (So der Verlagstext).
Eine konzeptuell wie sprachlich fordernde, in ihrer Nachdrücklichkeit und präzisen Aufarbeitung radikale Arbeit. Empfehlenswert!
Schön, dass sich zwei zeitgenössische österreichische Autorinnen der weißen Flecken, der Schweigelöcher in der Geschichte der Literatur von Frauen angenommen und gemeinsam diesen „überzeitlichen“ lyrischen Dialog zwischen Annette von Droste-Hülshoff, der bedeutenden deutschen Dichterin und der amerikanischen Dichterin Emily Dickinson, deren Gedichte erst nach ihrem Tod gedruckt wurden, verfasst haben.
Angezettelt wurde das Projekt ehedem von Christine Huber, in Magdalena Knapp-Menzel fand sie schließlich eine kongeniale Partnerin für dieses Unterfangen.
Der soziale Stand der beiden Dichterinnen Annette von Droste-Hülshoff und Emily Dickinson war sehr ähnlich: beide waren unverheiratet, kinderlos und zumindest ohne offiziellen Liebhaber. Zudem waren sie eng verstrickt in ihren familiären Banden. Darüber hinaus schrieben sie unermüdlich. (Vgl. das Nachwort von Christine Huber)
Die vorliegenden Gedichte sprechen Ausrichtung und (Selbst)findung an, emotionale Bewegtheit, Haltung und die Beziehung zum Körper; sie sind bisweilen von großer Fragilität, als wollten sie die Verletzlichkeit weiblicher Schreibexistenz spiegeln; dann wieder entschieden, deutlich, stimmerhebend.
Es ist als ob die beiden Dichterinnen leibhaftig durch die Zeilen schimmerten, Christine Huber und Magdalena Knapp-Menzel gelingt es, einen eigenartigen Sog zu erzeugen, dessen Zeitzeugen wiederum wir sind.
In unausgesetzter Bewegung finden sich die Texte Waltraud Seidlhofers:
es ist die Bewegung des Geistes wie der Wörter und der Orte: also der Sprache!
Die Autorin stellt – wie in ihren bisherigen Arbeiten – die Elemente der Wirklichkeit neu und anders in Beziehung zueinander; so als wären die Gesetze der Schwerkraft aufgehoben. Die traditionellen Parameter Raum und Zeit existieren längst nicht mehr, vieldimensional taucht alles auf und unter oder springt in jener großen Leere umher, die, wie mir scheint, Ausgangspunkt dieser Literatur ist.
Zudem spricht die Autorin unterschiedliche Materialitäten an, die das Fassbare wie das Unfassbare, reale Urbanität/Landschaft und deren Modellcharakter einbeziehen.
„pappmodelle
und finger
und kuppeln“
Maserungen, Schraffuren, Zeichen setzen diese Gedichte/Sprachsequenzen nachdrücklich und konsequent – und muten dabei äußerst dynamisch an.
„stadt : die stelle
definition eines begriffs,
sammlungsdichte“
Filigran sind die beigestellten Messerschnitte von Josef Kühn, zerbrechliche Architekturen, die aus wieder anderen Kontexten entnommen sind, formal jedoch die Kommunikation zu den Texten aufnehmen.
Gerda Sengstbratl arbeitet seit Jahren konsequent und kontinuierlich an programmatisch ausgerichteten literarischen Projekten: Sie verknüpft stets das Spirituelle mit dem Politischen, ihre Arbeit schillert nachhaltig – gerade weil die unter der jeweiligen inhaltlichen Oberfläche liegende Spur so absichtsvoll ist. Was Sengstbratl macht, ist politische Arbeit im literarischen Kontext. Und sie tut es auf erfrischend kurzweilige Art.
Im vorliegenden Buch stellt die Autorin die beiden Pole Afrika und Österreich einander gegenüber, zeigt die Unmöglichkeit dieser beiden Topoi und ihrer dahinterliegenden Gesellschaftsstrukturen auf, einander zu berühren, zu befruchten.
Brisante Themen wie Migration, Integration ohne Anerkennung, Rassismus und Diskriminierung in Österreich flammen – Warnungen gleich – auf; in jener eigenwillig mithin auch trotzigen Sprache, welche die Arbeiten der Autorin ohnehin kennzeichnet.
Nicht selten gerät Literatur, die im Einzugsbereich von Gesellschaftskritik agiert, trocken und eindimensional: dieses Buch jedoch spiegelt Vielschichtigkeit, Vielstimmigkeit von nebeneinander stehenden, einander durchwirkenden oder einander ausschließenden Wirklichkeiten wider.
Die Autorin führt Traum und Realität, Wunsch und Status Quo, Mythos und Politik zusammen. Eine feine ironische Schwingung durchzieht das Buch, eine Ironie, die gerade jene Funktion erfüllt, die die erneute Auseinandersetzung mit oben genannten Themen ermöglicht:
Die Protagonistin kämpft für die Rechte ihre Mannes Jerome, eines Afrikaners, in Österreich.
Ein sensibles, farbenfrohes und sprachlich erfrischendes Buch, welches sich dadurch auszeichnet, dass es Gefühle freisetzt und dass es zudem jene (auch afrikanischen) Wurzeln sichtbar macht, die jenseits von unverrückbar scheinenden gesellschaftlichen Bedingungen uns tiefer, viel tiefer mit unserer Existenz verbinden.
Petra Ganglbauer
Das Buch hat einen beinahe konzeptuellen Ansatz, wurde es doch just in einem Monat – dem nationalen Writing Month 2009 – geschrieben, um bei NaNoWriMo mitzumachen und einen Roman aus 50.000 Worten zu produzieren. Die Autorin hat an verschiedenen Plätzen gearbeitet, mehr oder weniger fortlaufend geschrieben, die jeweiligen Topografien flossen auch in den Text ein.
Zudem ergänzt das Buch sehr passend Jancaks bisheriges Schaffen:
Wieder arbeitet die Autorin gesellschaftliche Strukturen heraus; darüber hinaus Literaturmarkt – und Schreibszeneninterna.
Aber auch der Cyberspace wird eingebunden: In diesem Spannngsfeld zwischen Blog-Kommunikation und Alltag bewegen sich die Ereignisse.
Jancak versteht es, die Leserin, den Leser der Ereignisse regelrecht habhaft zu werden, an ihnen teilzuhaben, auch weil ihr Erzählstil sehr plausibel und plastisch geartet ist.
Sie arbeitet die Interaktionen zwischen ihren Figuren anregend heraus, wiewohl wir stets auch das Gefühl haben, die eine oder andere unter ihnen (abgesehen von der sehr realen Nobelpreisträgerin Herta Müller) persönlich zu kennen. Das macht den Text auch spannend. Es geht um Missgunst (gegen Barbara Winter beispielsweise), um Frustrationen (Svetlana Richters Erfahrungen etwa) und vieles mehr. Vieles davon erfahren Autorinnen und Autoren während ihrer Lebenszeit beinahe unausgesetzt.
Ein inhaltlich sehr waches Buch, das auch lebendig geschrieben ist!
Petra Ganglbauer
Vom einfachen und vorurteilslosen Umgang mit der Natur, von den Gezeiten, dem Lebens- und Jahreslauf erzählen diese Gedichte; die Naturmetaphorik wird ganz bewusst für seelische Prozesse und die privatesten Momente im Leben „die Stimme verloren/Im Pulsschlag der Nacht“ eingesetzt. Wenig später heißt es im selben Gedicht: „Warte auf die Helle.“ Stets also ist das Hoffnung bringende, die Dunkelheit auflösende Moment jener Impuls, der das lyrische Ich seine Erfahrungen mit der Welt und ihren Geheimnissen machen lässt.
Diese Gedichte sind im eigentlichen Sinn unprätentiös, aber sie machen die Welt des Ungreifbaren, Geheimnisvollen transparent, lassen die Seele der Kristalle, des Wüstensands oder des Teelichts aufleuchten.
Geordnet sind sie in fünf Kapitel, deren hervorstechenster Titel wohl „Lebensoval“ ist.
Die Texte sind Poetiesierungen des Alltags, indem dessen Facetten geprüft und gewendet werden wie die „Heitere Gedankenlosigkeit.“
Ein unaufdringlicher Humor setzt sich in den Gedichten fort und macht sie leicht und das Leben dadurch auch in seiner Schwere verkraftbar.
Erika Kronabitters Gedichte sind ein einziges ausladendes Requiem. Sie sind zudem ein Randgang zwischen dem „Gerade Noch“ und dem „Nicht Mehr“.
Die Texte bilden eine formale Zusammenschau aus einem äußerst sphärisch-subtilen Gestus und einer hohen Sprachgeschwindigkeit. Das macht sie so aufgeladen.
Das Buch kreist um die Themen Abschied, Vergänglichkeit, Verlust und Trauer, eine Trauer, die jedoch mitten aus dem Leben gegriffen ist, die vital ist, poetisch, mitunter laut und beinahe trotzig.
„Als ob ich dich schnell anrufen müsste und/ dir erzählen“.
Da spricht/ ruft ein waches lyrisches Ich, das sich vehement der Endgültigkeit und dem Unwiederbringlichen widersetzt.
Da gestalten sich Erinnerungs/Bilder aus der Negation heraus „vor dem haus nicht mehr/ im garten nicht mehr…“ und werden auf diese Weise plastisch, lebendig.
Nicht nur der Mutter sind Gedichte gewidmet. Unter anderen auch Autor/inn/en wie dem verstorbenen Lyriker Gerhard Kofler.
Erika Kronabitter wendet unterschiedlichste formale Umsetzungen des Themas an, manche der Texte sind eher dramatisch angelegt, Partituren gleich, andere wieder von strenger Textur, schmal und voll von Parallelismen.
Die verschiedenen zyklischen Typen von Gedichten machen den Band sehr abwechslungsreich.
Ansprechend, weil zart und wie aus einer anderen Dimension geholt, die Coverzeichnung, von der Autorin, Künstlerin selbst gefertigt.