Walter Pucher, Martin Burkhardt: harzblut stark riechend

Lyrische Portraits

edition ch
Wien 2006

Spannend an diesem Lyrikband ist – um erst einmal bei der Sprache zu bleiben – die Zusammenschau aus sprachstrukturellen Verfahren und einer ziemlich deutlichen Metaphorik.
Dazu kommt noch der enge Bezug zur Mythologie.

Was sich der Leserin, dem Leser offenbart, ist von einem konsequenten, manchmal bewusst strengen Duktus getragen, wie eben auch hinter jedem (sprach)spielerischen Prinzip stets Disziplin verborgen ist.

Wiederkehrend Parenthesen, die mitunter dem Text nachgestellt sind, d.h.: insofern auch eine weitere Titelzeile ergeben könnten oder eben auch komplementär wirken bzw. nachdrücklich, verstärkend.
Die Lesarten sind somit vielfältig: versteht man die Klammerausdrücke als Zusatzstimmen oder als Tiefenschichten der Sprache? Ich denke, dass sich im Laufe der wiederholten Lektüre immer neue Ebenen erschließen. Walter Pucher lässt jedenfalls Raum für gedankliche Einmischungen.

Schön die beigestellten Arbeiten von Martin Burkhardt; sie schaffen die Basis für ein dialogisches Prinzip in diesem Buch, eröffnen sich doch formale Spannungen im Zusammenwirken beider Kunstgattungen.

Ansprechend gestaltet der Band überhaupt. Lesens- und betrachtenswert!

Petra Ganglbauer

Thomas Stangl: Ihre Musik

Literaturverlag Droschl
Graz-Wien 2006

Sphärisch, wie hinter einer matten Glasscheibe, bewegt sich das Geschehen in diesem Buch; dementsprechend schwebend, fragil und doch von einem entscheidenden Welt- und Daseinsbezug getragen, stellt sich die Sprache dar. Von scheinbarer Leichtigkeit und großer Fragilität ist der Duktus dieses Werks, dessen Inhalt sich jedoch hart am Boden bewegt.
Hart aus äußerster Wachsamkeit und Bewusstheit.

Thomas Stangl, dessen Debut „Der einzige Ort“ auf positives Echo stieß, erzählt in diesem Roman das gemeinsame Leben zweier Frauen (Emilia und Dora, Mutter und Tochter).

Rituell wiederholen sich die Gesten des täglichen Lebens in jener uns im Laufe der Lektüre immer vertrauter werden den Wohnung in Leopoldstadt (in Wien):
Der Morgen Emilias mit Kaffee und Zigaretten etwa, und andere derartig alltägliche Szenen, bilden die stabilen Eckpfeiler inmitten dieser gedanklichen Wanderung, eines Sprachgestus, der filmisch anmutet.

Eine unausgesetzte Gedanken-, Bilder- und Zeitenschmelze ist das, die jenes spezifische Flimmern, Oszillieren, jenes Ineinander- und Gegeneinanderfließen der Dimensionen erzeugt welches bezeichnend ist für diesen Roman.

Sind die profanen Themata auch noch so real geschildert (etwa das körperliche Leiden Doras), gerät man als Leserin/Leser dennoch in Versuchung, noch einmal zurück zu wollen in der Zeit oder nach vorne, um es der Erzählinstanz gleichzutun, die parenthetische Einschlüsse, Ergänzungen, Widerrufungen vornimmt.

Die Erzählinstanz selbst teilt und erlebt den Schwebe- bzw. Flugzustand, in dem sich das ganze Werk befindet.

Ein faszinierendes Buch!

Petra Ganglbauer

Christa Nebenführ: Blutsbrüderinnen

Roman

Milena Verlag
Wien 2006

Die Lektüre setzt sich fort, auch nach Beendigung des Buchs.
So rasch gibt man/ Frau nicht auf. Hinterläßt doch gerade das Gedicht am Ende des Buchs eine Melancholie, um nicht zu sagen eine gewisse Schwermut.

Und das ist das Interessante an dem Buch: Die Autorin erzählt mit Humor und Ironie Kindheit und Jugend Hermines und deren bester Freundin Elvira bis an die Schwelle zum Erwachsenwerden. Hinter dieser wortwörtlichen Schicht aus Witz und Lächeln jedoch steckt tiefer Ernst.
Wir werden Zeugen unterschiedlichster – von Christa Nebenführ offenherzig und ausnehmend authentisch geschilderter – Szenen, die abgesehen von den wechselnden Topografien (Schule, Lokale, Elternhaus…), zugeschnitten zu sein scheinen auf die hervorstechensten Themen jener entscheidenden Jahre im Leben eines Menschen überhaupt.
Sexualität, Verliebtsein, Mädchenfreundschaft und -erotik, erste verstohlene Lektüren in einschlägigen Heften und vieles mehr.

Spannend sind die einzelnen Abschnitte des Buches, aus großer Sensibilität geschrieben beispielsweise jene Sequenz, in der die beiden Freundinnen Blutsbrüderschaft schließen wollen, für immer und ewig. Und es auch, unbeholfen aber doch, tun.

Ein Buch, in das man als Leserin rasch einsteigt und sich gerne darauf einlässt, um sich zurück tragen zu lassen in jene eigene, sehr persönliche Zeit, und sei es nur für ein paar Stunden.

Das Buch ist ausnehmend schön gestaltet.

Petra Ganglbauer

Lucas Cejpek: Dichte Zugfolge

Edition Korrespondenzen
Wien 2006

Lucas Cejpek offeriert literarische Maßarbeit in seinem neuesten Buch.

Aus großer Genauigkeit und einem spezifischen Impetus setzt sich „Dichte Zugfolge“ zusammen und ermöglicht so der täglichen Benutzerin der Wiener U-Bahnlinien einen erfrischenden Zugang zum Objekt der Auseinandersetzung.

Der Autor durchquert und unterwandert jegliche Monotonie. Die poetischen Einstellungen folgen Stationen gleich aufeinander. Man könnte sie allerdings auch auf die Abfolge der U-Bahnwaggons beziehen.
Der Autor holt sich Impulse aus den verschiedensten Kontexten: er verweist auf Filmszenen, auf Literatur, er notiert alltägliche, reale Gespräche et cetera.
Es scheint so, als ob er sich – die Wiener U-Bahnstrecken bereisend – auf mehreren Wahrnehmungsebenen bewegt hätte: auf jener des Fahrgasts und auf jener des Regisseurs oder auch Kameramanns.

Die Sprache, die der Autor einsetzt, ist an manchen Stellen beinahe protokollarisch.
Dann wieder sprühen poetische Funken!

Ein reizvolles, spannendes Buch, nach dessen Lektüre sich der Umgang mit dem Urbanen, Alltäglichen sicher entscheidend verändert. Ein alltagsästhetischer Beitrag!

Ich habe das Buch in einem Zug gelesen!

Petra Ganglbauer

Fritz Widhalm: pubertät mit mädchen

visionen und versionen

Edition CH
Wien 2006

Dieses Buch zieht die Lesende (den Lesenden) in seinen Bann. Es ist von einer solch atmosphärischen Dichte, wie sie synästhetische Kompositionen innehaben. Fritz Widhalm spielt aber auch bewusst mit der Trivialität, die an schlechte Heimatromane erinnert.
Wir werden hinein- und hinuntergezogen in tief Vergrabenes innerhalb der Psyche (das, was in den untersten Schubladen lagert), an Kindheit und Pubertät erinnert (diese verqueren, vertrackten Mischungen aus Unausgegorenem, Schamhaftem, Neugierigem, Banalem, Unfertigem; all das in einer Zusammenschau, die eine Eigengesetzlichkeit hat, eine Sogwirkung aus Lust und Laster.)
Der jugendliche Ich-Erzähler ist flankiert von immer denselben Personen (Großmutter; Mädchen; Herr Martin; Emma, die Lokomotivführerin…); denselben Tieren (tiefschwarze Kolkraben…); denselben Orten (Wiese.Wiese.Wiese… Das kleine Klosett am Ende der finsteren Zughaltestelle…). Dementsprechend stringent ist das Setting.
Innerhalb dieses abgesteckten Rahmens brodeln die jugendlichen Gefühle; sie schwappen nie ganz über.
Dem Autor gelingt es, jene Dosis herzustellen, wie sie symptomatisch für pubertäre Empfindungen ist: einerseits die Sehnsucht danach, endlich überzulaufen. (Wie ein überhitzter Wassertopf.) Andererseits aber auch diese Hemmung, es dann auch tatsächlich zuzulassen.
Visionen, der erste Teil des Buches, ist nahe am jugendlichen Duktus. Versionen ist schnittiger, erwachsener, kontrollierter.
Ansprechend auch die Zeichnungen des Autors, die dieses Hinüberkippen in das Heimatliche, Lauhwarme, Triviale noch unterstreichen.

Petra Ganglbauer

Gerhard Ruiss: Kanzlergedichte 2000-2005

Edition Aramo
Wien 2006

Man (Frau) könnte verzweifeln angesichts der Sprachverrohung in Politik und Gesellschaft. Man (Frau) möchte fliehen vor dem Schmierentheater. Man (Frau) könnte schreien vor Wut.
Der vorliegende jüngste Band von Gerhard Ruiss hilft einem dabei, dies alles nicht tun zu müssen. (Auch, wenn es schwer fällt.) Er lädt ein, mit zumindest einem lachendem lesendem Auge in die banale, zuweilen absurde, vertrackte oder gar dümmliche Alltagsrealität der vorwiegend innerösterreichischen Verhältnisse einzutauchen.
Das andere, weinende Auge wird auch noch lachen. Spätestens dann, wenn man (Frau) das Buch zu Ende gelesen hat: Dieser Band ist geistreich und witzig, sprachspielerisch (permutativ, onomatopoetisch…) und tröstlich.
Der Autor wählt den vielleicht einzigen Ausweg aus diesem scheinbar unausweichlichem gesellschaftlichem Dilemma. Er setzt bei der Sprache und deren Instrumentalisierung an. Hinlänglich bekannte Sager tauchen da ebenso auf wie ritualisierte verbale Machtallüren.

Gut, dass es dieses Buch gibt. (Man müsste sonst verrückt werden.)
Interessant auch die Stimmführung des Autors, wenn er daraus liest.

Ich habe ihn gehört und verstanden.

Petra Ganglbauer

Christine Huber: über maß und schnellen

Edition das Fröhliche Wohnzimmer
Wien 2006

Ein neues Buch von Christine Huber liegt vor:
Wieder eine Chance für die Leserschaft, sich noch tiefer auf das eigentliche Wesen der Sprache einzulassen, um dort, wo kein Boden ist, zu erkennen, dass es keinen anderen Weg des Begreifens gibt, als jenen, in Resonanz zu gehen.
Diese Gedichte sind nicht im herkömmlichen Sinn zu verstehen, sie sind nicht zu beantworten und auch nicht zu befragen.
Die Autorin weist uns – wie stets in ihrer Arbeit – durch ihre Schreib-Art an, uns unseres vertraut-vereinfachten Umgangs mit Worten zu entledigen, um der Sprache und deren Möglichkeiten, Anlagen, Schichten zu folgen, indem wir schließlich, so nahe an ihr dran, letztlich mit ihr, in ihr sind.
Dann sind wir Musik wie diese Gedichte (Texte), dann schwingen wir freier im Raum. Dieses Sein blinkt schon auf, wenn wir uns auch nur zögerlich darauf einlassen; es stellt sich dar, als das, was es ist, wenn wir es ganz zulassen.
Die Autorin ergänzt die Gedichte durch Lithografien, die ihrerseits jenes Zusammenwirken von äußerster Disziplin und spielerischer Beweglichkeit, wie sie dieser literarischen Verfahrensweise zu eigen sind, hervorkehren.

Gut, dass es solche Bücher gibt!

Petra Ganglbauer

Friedrich Hahn: wie gesagt, neue zyklen

Passagen Verlag
Wien 2005

Fast schon Huschhusch?

Nichts ist hier oberflächlich, nichts ist „huschhusch“ hingeschrieben. Die interessante Stelle lautet nämlich: „anstelle der wasserstelle / geschlossene türen die / allen gehören / allen gehören das / ist fast schon / ist freiheit (…) das ist fast schon / huschhusch“. Es ist die dichterische Analyse eines Gemüts- und Geisteszustands, der benannt werden will, denn „leben tut weh“. Wir lesen: „die horde zeit stiebt davon“, und „alle wege verlaufen sich / wohin auch immer du reist“. – „hungrig auf alles“, das bedeutet wohl, dass nichts wirklich sättigt. Man bestellt sich also „einen großen teller wirklichkeit, mit reis. oder salat. mit salat“. Mitunter scheinen die Tatsachen keine Tatsachen mehr zu sein.

In gewisser Weise ist das Buch auch eine Suche nach der verlorenen Zeit. In dem Gedicht mit dem nüchternen Titel „vorgänge“ (eine längere Wort-Performance, die in Wien aufgeführt wurde) entwirft der Autor zwar eine (befreien oder endgültig reinen Tisch machen sollende?) Utopie vom Ende der Zeit, „ eine zeit der man / die zeit genommen hat / eine menschheitsgeschichte / der die menschen abhanden / gekommen sind“, das hält ihn nicht davon ab, Raum, Zeit und Figuren subtil sich entfalten zu lassen. Ob es der tragikomische Onkel Theo ist, oder ob wir von Leo im Künstlerheim erfahren oder von Alois, der sich für einen Vogel hält, oder ob es Ralph ist, der nichts „anbrennen“ lässt, weil oder obwohl seine Frauenbeziehungen nie länger als ein Jahr dauern. Ob von der „zwischenliese“ die Rede ist, die sich nicht gerne zwischen Umständen einzwicken lassen möchte, oder ob wir von typischen Koch – Kellnerinnen – Verhältnissen erfahren, die dem Autor geläufig sind, oder von der zerrissenen Familie, die neu kombiniert und garniert in einem Cafe zusammentrifft. Ob es um die Wirtin im Schanigarten geht, die sich laut fragt, warum sie sich noch ein drittes Kind angetan hat (Subtext: wer ist hier der Schani für wen?), oder um den Schriftsteller, der sich dem gesellschaftlichen Druck gerne entziehen würde, indem er sich unkenntlich macht, oder ob es um Jugenderinnerungen, bizarre und kritische Momente in der Beziehung von Mann und Frau geht – es wird offensichtlich, dass sich alles in Momente auflöst, fast wie in einem Theaterstück, bei dem die Schauspieler zwar nicht ihren Text vergessen, aber den roten Faden verloren haben. Die Auftretenden sind keineswegs „figuren denen man / die zeit genommen hat“, nein, sie leiden an der Zeit, die sie ratlos zurücklässt, es sind „allesamt exilanten. exilanten in den gefilden der niemandsbucht“.

Hahn schreibt keine Geschichten; es sind „textflicken“, wie er sie nennt, von denen man vermuten kann, dass sie wie Pflaster auf Wunden sind. Die Texte verfließen tatsächlich, wie der Klappentext nahe legt, in der „idylle der druckerschwärze“, denn hier sind die Dinge in ein Gleichgewicht gehoben, hinter den Worten rumort es aber gewaltig. Der Autor beherrscht virtuos die Kunst der Auslassungen. Das, was ephemer ist und deshalb im Leben nicht zählt, gewinnt im Text Bedeutung. „alles sagt etwas aus“ – „und das sammeln beginnt“. Einmal heißt es: Die anderen „finden knappe sätze, um mich zusammenzufassen.“ Gut gesagt: so kann man das Stilmittel der Knappheit auch verstehen.

„ich?wir??wer???“ heißt die Überschrift für den 3. Zyklus; sie benennt das Problem: Denn Arthur Rimbaud, der dekretierte, „Ich ist ein anderer“, konnte dazu nur kommen, weil er ein radikales Programm der Dekonditionierung und Entprogrammierung bei sich selbst vornahm. Friedrich Hahns Texte zeigen eine Welt, in der alles durchprogrammiert ist, der Mensch ist eine funktionale Größe, er lebt nicht, sondern wird gelebt. „der akteur tritt vor (…) jeder seiner schritte / vorhersehbar“. Gesteigerte Subjektivität, allenfalls totale Vermischung von innen und außen, das mag als Gegengift gut wirken. Und die wie nebenbei hingeworfenen Fragen sind absolut nicht deplaziert: „was ist das denn / aus kleinsten vorkommnissen ahnung ziehen“?. Oder: „wo, also, strickt nun das heilige“?

Gerwalt Brandl

Gerwalt Brandl: Colorado Fluss des verbrannten Holzes

Texte

Passagen Verlag
Wien 2005

Das vorliegende Buch ist eine große Herausforderung für die Leser. Der Autor und Begründer der Wiener Schreibpädagogik, Gerwalt Brandl, setzt sich darin mit den Erfahrungen rund um die Geburt auseinander.
Die Textpartitur setzt sich aus Versatzstücken unterschiedlicher, jeweils sehr spezifischer Qualitäten zusammen. Bis auf den Mittelteil des Buchs, der eine Exkurs zum Thema Holz , im Spiegel von Schreibprozess und Geburt, beinhaltet, gibt es eine beibehaltene Abfolge der Texte – links die erzählenden, rechts die poetischen Texte –, die jedoch nicht deren Entstehungsphasen entspricht.
So wurden die erzählenden Texte später als die poetischen geschrieben, obgleich sich mir als Leserin, eine andere, eine von mir gewählte Textfolge auftut:
Jeweils auf der rechten Seite des Buchs findet aus meiner Sicht eine Poetisierung, eine Übersetzung der links stehenden Ausgangstexte statt. Was zunächst klar verstehbar und ebenso nachvollziehbar ist, weil in einer geordneten Subjekt-Objekt-Interaktion dargestellt, und also auch aus der Sicht des sprechenden, sehenden Subjekts deutlich außerhalb des Mutterleibs, wird in einen Gestus überführt, der für mich den Empfindungsraum des noch im Mutterleib befindlichen Individuums wiedergibt: Diese Sprache ähnelt einer „Ursprache“,welche eine schemenhaften Wahrnehmung von Wirklichkeit spiegelt.
Noch ist nichts konkret, nichts klar gezeichnet, die Grenzen zwischen dem Individuum und allem außerhalb von ihm Liegenden verschwimmen.
Schließlich wird jeweils der erste poetische Text noch einmal verwandelt. Für mich ergibt sich daraus eine Steigerung, eine Art Rückversicherung diesen Wandlungsprozess betreffend.

Das ist das Besondere an diesem Buch, dass es sich verschiedenen Erfahrungen nach und vor der Geburt nähert und diese selbst, so meine ich, sprachlich auch nachvollzieht. Aber eben in einer Rückwärtsbewegung.

Das Buch ist – vor allem auch aufgrund der die Texte ergänzenden Zeichnungen des Autors – voller Geheimnisse. Es kehrt heraus und verdeckt zugleich und lässt gerade aufgrund dieses Spannungsverhältnisses Raum für die Interpretation.

Petra Ganglbauer

Margret Kreidl: Mitten ins Herz

Edition Korrespondenzen
Wien 2005

„Ein guter Anblick.“
Glasklare Ansichten. So überdeutlich wie sie nur Klischees eigen sind.
Margret Kreidl bleibt den von ihr seit Jahren konsequent bearbeiteten Genres treu:
HEIMAT-, HERZ-SCHMERZ, KRIMINAL-, allesamt TRIVIALROMAN.
Sie tut dies aus einer großen Disziplin heraus.

Sie verdichtet, verknappt das unerträglich Glatte, Reaktionäre, Grausige, Saumselige, Dumme und bringt es auf den Punkt: jede Sequenz dieser trivial-alpinen Zuckerlwelt im 1. Teil des Bandes endet mit einem Schuss: Es muss auch faktisch Schluss sein mit der hochaktiv-schmalzig-verkannten Realität.
Das Zuckersüße, Üppige, Strahlende muß kippen ins Andere, ins Finale.

Teil zwei enthält jeweils den Klischeekern scheinbiografischer Details der „love leading ladies“ (Klappentext), die ihrerseits namentlich alphabetisch aufscheinen; verkitschte Mini-Lebens-Legenden sind das , wie sie tagtäglich vom Massenpublikum des Boulevards
verschlungen werden.

Der ganze Band zeigt eiskalt die Mechanismen der Jagd auf: Fotojagd, Schicksalsjagd, Druckjagd, Treibjagd, Hetzjagd oder Fangjagd.

Petra Ganglbauer