Replik von Şafak Sariçiçek
Rezensionen/Verlage
Şafak Sariçiçek:
Replik zu Slata
Roschals Besprechung von Jamsids Spiegelkelch
Leider lässt die
Besprechung von Slata Roschal eine für Lyrikbesprechungen notwendige Tiefe der
Analyse und Präzision vermissen.
Ihren
poetologischen Thesen möchte ich gerne die meinen entgegenstellen, um die
Beliebigkeit sowie das bloße Rühren an der Oberfläche, die zudem kurios - und
typischerweise insbesondere zwischen LyrikerInnen der gleichen Altersgruppe
immer wieder in Besprechungen polemisch hervorscheint, beispielhaft festzustellen.
These 1
Ein Buch mit der
Metapher von Jamsids Spiegelkelch kann denknotwendig bereits nie zu viele
Kulturen aufnehmen. Hätte Frau Roschal sich mit der angesprochenen Mythologie
befasst, stünde dieser Satz nicht im Text.
These 2
Das bloße Versehen
von Behauptungen mit Adjektiven ist noch nicht Rezensionsarbeit, sondern
Pauschalisierung.
These 3
Ein tragendes
Kompositionsprinzip für alle 31 Gedichte gibt es nicht, daher erstaunt die
Feststellung, für 31 Gedichte in einem Satz ein Kompositionsprinzip festgestellt
zu haben.
These 4
Die Wiederholungen
und Interjektionen der Lyrik dienen nicht dem Glaubwürdigmachen. Es geht auch
gar nicht um irgendein Glaubwürdigmachen. Die Mythen bestehen, ihr Zweck ist
gerade surreal.
These 5
Eine paranoide
Straße entspricht nicht paranoiden Straßen.
These 6
Al Hallaj wurde
gekreuzigt, hätte sich die Verfasserin mit Al Hallaj auseinandergesetzt, wäre
ihr dies bekannt. Die botanische Auseinandersetzung mit diversen Blütenformen
werden sicherlich auch ergiebig sein hinsichtlich dem Erkennen von
Kruzifixästhetiken.
These 7
Schnecken
produzieren Schleim / Sekret.
These 8
Weil die
Ausbrecher aus dem Traum nur wenig von dem Traum gestohlen haben, gibt es auch
nur wenig von dem Traum, um in der Realität fortzuwirken. Die Konsequenz eines
Handelns zu benennen ist nicht unnötig, sondern konzis und sinnvoll.
These 9
Das Buch wird
seinem Vorhaben gerecht. Das Buch ist nämlich kein Vorhaben, wie Fastfood, es
ist ein Pfad. Copy und Paste der Inhaltsbeschreibung des Buchs ist keine Auseinandersetzung
unter vielen anderen mit iranischer, hethitischer, mesopotamischer Mythologie
und auch keine poetologische Arbeit.
These 10
Die Verfasserin
hätte mehr von den Gedichten mitnehmen können, wenn sie sich ähnlich viel Zeit
genommen hätte, sich mit den Kulturen und Religionen des Nahen Ostens
auseinanderzusetzen. Also eine Menge Menge davon. Chaos entsteht, wo kein
Auseinandersetzen stattfindet und man sich nicht die notwendige Zeit nimmt und
Geduld für ein genaues Studieren.