Foto: #1000tode-Lesung im Leise-Park, Berlin
1000 Autoren schreiben 1000 kurze Texte über den Tod.
Stil und Ton sind frei wählbar.
Version 2.0 mit insgesamt 250 Texten erscheint heute – am 16. Januar.
Ver.
Christiane Frohmann ist Verlegerin, Kulturwissenschaftlerin und einer der wachsten, umtriebigsten und euphorischsten Digital-Expertinnen, die ich kenne. Seit August 2014 sucht sie Autorinnen und Autoren für ein irrsinnig ambitioniertes E-Book-Projekt:
„Eine erste Version des E-Books mit 135 Texten erscheint am 1. Dezember 2014. Die Versionen 2 bis 4 mit 500… 750… 1000 Texten erscheinen dann im Abstand von etwa einem Monat, die komplette 4. Version kommt zur Leipziger Buchmesse [im März 2015].
Die jeweils neuere ersetzt die ältere Version, wer einmal gekauft hat, bekommt die neuen umsonst. Zusätzlich wird das E-Book vom Indiehändler Minimore angeboten: Das E-Book wird für EUR 4,99 verkauft. Der gesamte Herausgeber- und Autorenanteil, das sind 50 Prozent des Nettoreingewinns, wird an das Kindersterbehospiz Sonnenhof in Berlin-Pankow gespendet.“
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Einer meiner besten Freunde aus Toronto nahm sich im Juni das Leben.
Ich schreibe einen Roman über Leerstellen und Verlusterfahrungen von Teenagern.
Kaum etwas macht mir wacher, nervöser, als Worte zu Verlust und Tod zu finden. Ich bin dankbar für jeden, der es versucht, und ich merke, wie viel mir diese Texte geben.
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Ich selbst schrieb für „Tausend Tode Schreiben“ einen Text über digitalen Nachlass und die Frage, wie die richtigen Gegenstände, Fotos, Erinnerungsstücke und Texte nach dem eigenen Tod zu den richtigen Menschen finden. [e-Book hier kaufen]
Zur Sendung am 21. Dezember lud mich Christiane zu reboot.fm ein und wir sprachen eine Stunde lang in ihrer Radio-/Podcast-Reihe „Generator“ über Trauer, Abschied und Bewältigung im digitalen Raum. Die Sendung ist u.a. hier zu hören:
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- Stefan Mesch, Christiane Frohmann: Tod im Netz (Link)
- …oder direkt auf Soundcloud (Link)
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Version 1 habe ich am Erscheinungstag, am 1. Dezember 2014, im Blog vorgestellt (Link).
Texte aus Version 1, die ich besonders mochte, kamen von Alan Posener (Text 002), Michael Brielmaier (003), Anne Kuhlmeyer (004), Gesa Füßle (008), Clemens Setz (010), Jan Fischer (016), Falk Schreiber (017), Judith Sombray (023), Johanna Straub (034), Daniela Seel (037), Jannis Plastargias (039), Sibylle Luithlen (040), Lew Weisz (042), Angelika Maisch (059), Roman Held (071), Johanna Peil (073), Gabriel Yoran (079), Zoe Beck (081), Zora Debrunner (086), Mario Sixtus (090), Stanislaw Bastian (097), Florian Voß (101), AE Rutherford (103), V.S. Wagner (112), Christian Huberts (116), W. (122), Auguste von Blau (123) und Karola Sasse (Text 130).
Mit Version 2 verdoppelt sich der Umfang des Buchs: Ich las die Texte 136 bis 250 heute Abend Korrektur, und freue mich, dass das Buch auch mit diesem Update nie monoton oder schleppend wird.
Besonders empfehlen möchte ich – aus Version 2:
138 – Fabian Thomas
143 – Natalia Kauz
145 – Meike Rensch-Bergner
156 – Uwe Kalkowski
161 – Iris Hakelberg
162 – Tania Witte
167 – Joachim Göb
176 – Doris Lautenbach
183 – Inga Sawade
188 – Lola Gruenthal
189 – Marianne Landré Goldschneider
194 – Sabrina Sailer
198 – Susanne Becker
215 – Leopold Faltin
216 – Anthea Rubin
220 – Jessica Mancuso
222 – Claudia Wiedow
227 – Kristoffer Patrick Cornils
231 – Maximilian Buddenbohm
233 – Amaot Wurst
240 – Kinderdok
- sehr viele neue Autorinnen und Autoren aus Version 2 sind keine Berufs-Autoren. Stattdessen haben sie beruflich oder privat mit dem Tod zu tun, manchmal eine komplizierte oder dramatische Familiengeschichte, meist eigene, interessante und komplexe Verlusterfahrungen. Viele dieser neuen Texte sind unmittelbarer, härter und direkter.
- gleichzeitig wird stilistisch viel probiert: bei Version 1 schrieben alle Beitragenden Texte, ohne das Gesamtprojekt zu kennen. Version 2 hat Listen und Dialoge, Textmontagen und kulturwissenschaftliche Register… und 10, 15 Prosatexte, Schauermärchen, Erzählungen, Monologe. Autor*innen fabulieren. Probieren sich aus. Wollen überraschen. Das meiste davon gelingt; nur der Mini-Trend „Ich bin ein frecher junger Mensch, treffe auf Gevatter Tod und geige ihm in einem witzig-melancholischen Dialog meine Meinung“ ermüdet und nervt mich.
- besonders wichtig und interessant erschienen mir die vielen Texte, die über den Abschied von einem nicht-geliebten Menschen sprachen: Wie trauert man um eine jähzornige, kalte Mutter? Eine verbohrte Großmutter? Schwierige Klassenkameraden, Psychatrie-Mitbewohnerinnen, verkrachte Zufalls-Weggefährten?
Ich will in den kommenden Wochen tatsächlich volle 1000 Texte lesen – und ich bin unsicher, woher die 750 Autorinnen und Autoren kommen sollen, die fehlen, um das Projekt „korrekt“ zu Ende bringen.
Ein genaues Exposé, das die Texteinreichung, Termine und das Projekt erklärt, ist hier (Link – ein Update für Version 3 wird folgen).
Auch internationale Texte in anderen Sprachen sind erwünscht: für nicht-deutschsprachige Autorinnen und Autoren ist besonders die Facebook-Seite „Writing A Thousand Deaths“ (Link) eine gute erste Anlaufstelle. Ein Exposé auf Englisch wird folgen.
Klar wäre das „1000 Tode“-Projekt auch ein Erfolg, falls nur 350 oder 500 Texte zusammenkommen, am Ende. Tatsächlich aber lese ich die bisherigen Einreichungen mit so viel Gewinn und Begeisterung… ich will nicht aufhören.
Es GIBT Menschen mit interessanten Erfahrungen und Texten.
Es GIBT dieses Buchprojekt.
Und es gibt uns, als Leser*innen, Autor*innen, Multiplikator*innen:
Meldet euch bei verlag@cfrohmann.com.
Sprecht mit den Menschen um euch herum, die als Mitleser, Mitschreiber denkbar sind.
- das Projekt – in der Neuen Zürcher Zeitung (Link, Kathrin Klette)
- das Projekt – bei WIRED Germany (Link, Elisabeth Rank)
- das Projekt – im Literaturblog „Literatourismus“ (Link, Sophie Weigand)
- das Projekt – im Literaturblog „54Books“ (Link, Tilman Winterling)
Feiner Artikel!!!
[Ich (als 107) habe die Aktualisierung noch nicht. Woher hast du sie? Vom Christiane direkt?]
Vielen Dank für die Empfehlung meines Textes (#167).
Beste Grüße, Joachim Göb
ich las Korrektur und besserte Rechtschreibfehler aus, einen Abend vor der Veröffentlichung.
das offizielle Autor*innenexemplar kriegte ich auch erst später, mit allen anderen. (dich hat das auch erreicht? ja – oder?)
Ach so. Ja, ich habs inzwischen – und auch schon im Blog erwähnt.
Danke!