Autor: stefanmesch

Writer. Book Critic. Journalist.

Stefan Mesch: gesichtsblind – bei RTL Extra (Birgit Schrowange)

rtl extra gesichtsblindheit prosopagnosie, stefan mesch

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Am Montag (14. September 2015, ab 22.15 Uhr) spreche ich bei Extra – das RTL-Magazin mit Birgit Schrowange [Link: Wikipedia] über meine Gesichtsblindheit/Prosopagnosie.

Die Sendung ist danach auch in der RTL-Mediathek („RTL now“) sieben Tage abrufbar [Link: RTL now – Extra].

Mehr zu mir und der Störung hier im Eintrag und, u.a., hier.

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rtl extra gesichtsblind ocelot not just another bookstore

Die Dreharbeiten zum RTL-Beitrag, in der Berliner Buchhandlung „Ocelot“ (Link)

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Ich bin – wie etwa ein bis zwei Prozent aller Menschen – gesichtsblind: Wenn ich von einer Person NUR das Gesicht sehe (keine Frisur, keine Kleidung usw., die mir helfen können, die Person einzuordnen)…

…dann erkenne ich zwar, wie jeder sonst, Geschlecht, Alter, Stimmung, Gefühle der Person… aber ich habe sehr große Mühe, zu entscheiden, ob ich dieses Gesicht schon einmal gesehen habe.

Auch beim Gesicht von Verwandten, Freunden, Partnern.

Die Störung heißt „Prosopagnosie“. Brad Pitt ist betroffen. Der Neurologe Oliver Sacks war betroffen und hat viel darüber geforscht und geschrieben. Wenn ich im Freundeskreis oder bei neuen Bekannten darüber spreche, gibt es oft Leute, die sagen: „Oh! Das kenne ich auch.“ Ich glaube, ich kenne fünf, sechs gesichtsblinde Menschen persönlich. Auch Kathrin Passig, eine tolle Autorin und Journalistin, schreibt oft über ihre Probleme, z.B. hier.

Mit dem Cambridge Face Memory Test kann jeder herausfinden, ob er betroffen ist.

Der Test dauert weniger als 20 Minuten: Link

Zwei Thriller mit gesichtsblinden Hauptfiguren:

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15 Probleme:

  • Soldaten, die alle die selbe Kurzhaarfrisur haben
  • Nonnen, bei denen man nur das Gesicht sieht, aber keine Frisur usw.
  • es gibt sehr viele Frauen mit langen, glatten Haaren: eine meiner Schwestern hat langes, blondes Haar und viele langhaarige, blonde Freundinnen. auf Fotos und in dunklen Räumen verwechsle ich sie oft.
  • die meisten deutschen Kinder im Kindergartenalter haben blondes Haar und die selbe Frisur: meinen Neffen oder den Sohn meines besten Freundes könnte ich in einer Gruppe Spielkameraden nicht erkennen.
  • wenn zu viele Leute im selben Alter sind, z.B. wenn ich an einer Uni unterrichte oder vor Schulklassen stehe, habe ich Probleme.
  • Verkäufer, Nachbarn usw., die immer an den selben Orten zu finden sind, erkenne ich nicht wieder, wenn sie plötzlich an neuen Orten auftauchen.
  • Kinderfotos o.ä. überfordern mich, weil ich nicht sehen kann, was das Gesicht des Kindes mit dem Gesicht des Erwachsenen später gemeinsam hat. Leute sagen oft über Säuglinge Dinge wie „Er sieht aus wie der Papa. Nur den Mund hat er von der Mama.“ …und ich denke: https://c1.staticflickr.com/3/2734/4266560677_03d0674183_z.jpg?zz=1
  • in Magazinen wie „Bunte“ oder „Gala“ würde ich ohne die Bildunterschriften niemanden unterscheiden können. Das macht die Magazine ziemlich interessant, weil ich immer denke „Wow: SO kann… Iris Berben auch aussehen, mit einer anderen Frisur o.ä.? Wer hätte das gedacht?!“
  • wäre Birgit Schrowange irgendwo in Berlin, ich würde sie nicht erkennen. Umgekehrt würde ich bei den RTL-Studios bei viel zu vielen brünetten Frauen denken „Ach: DAS könnte Birgit Schrowange sein.“
  • seit 20 Jahren kenne ich die Figur Ute aus „Unter Uns“. trotzdem wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass dieses Foto und dieses Foto die selbe Person zeigen.
  • ab und zu spreche ich jemanden an, weil ich denke, dass wir uns kennen… oder ich werde angesprochen, bleibe im Gespräch und denke noch zwei Minuten lang „Wer ist das?“. Richtig beeinträchtigt aber fühle ich mich nur alle paar Wochen. Und oft auch nur, weil mir Freunde Streiche spielen:
  • ich kam nach Berlin, stand am Fahrkartenautomaten und wollte ein Ticket kaufen, als mich mein Freund überraschte: Er setzte eine Sonnenbrille auf und sagte mit verstellter Stimme: „Kaufen Sie kein Ticket. Sie können auf meiner Karte mitfahren.“ Ich habe ihn nicht erkannt.
  • im Theaterfoyer sagte ich meiner Exfreundin, nachdem wir uns zwei Jahre kannten: „Entschuldigen Sie: Darf ich mal [vorbei gehen]?“
  • über die Kollegin, die ich nach zwei gemeinsamen Tagen auf der Buchmesse nicht mehr erkannte, habe ich hier geschrieben: Link.
  • 2001 sah ich einen Film mit Gillian Anderson (Scully aus „Akte X“) und Angelina Jolie. beide hatten rote Haare – und ich konnte sie nicht auseinander halten.
  • ich finde Fotos und Kostüme interessanter als die meisten anderen Menschen: Ich kann mir nicht vorstellen, wie jemand aussieht, wenn er plötzlich rote Haare hat oder böse kuckt – das wirkt auf mich immer gleich wie ein ganz anderer Mensch. Deshalb speichere ich viele Fotos meiner Freunde, mache sehr viele Fotos von mir, bin immer überrascht, wie… grundsätzlich anders jemand aussieht, wenn er einen Hut trägt oder sich den Kopf rasiert. Theaterkostüme, Halloween, Makeup usw…? Ich bin da sehr leicht beeindrucken. Weil das für mich IMMER eine durchschlagende Wirkung hat. Eine Drag Queen z.B. könnte ich nie erkennen, außerhalb ihres Kostüms.
  • bei „One Tree Hill“ gibt es viele Frauen, die ihre Frisur immer wieder wechseln: Ich habe immer wieder Mühe, diese drei Schauspielerinnen voneinander zu unterscheiden. Auch noch nach sechs bis neun Staffeln:

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mein kopf in unzähligen variationen

…viermal die selbe Person? oder vier verschiedene Leute? ich rätsle oft, bei solchen Fotos.

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Ich habe keine Probleme damit…

…mir Namen zu merken

…mir Frisuren, Haltung, Stimmen zu merken und Menschen daran wieder zu erkennen.

…ich habe in Toronto gelebt, wo es sehr viele Asiaten gibt: meinen Freund dort habe ich an Gang/Körperhaltung erkannt.

Gesichtsblindheit stört und beeinträchtigt, wenn ich Menschen auf der Straße oder in Gruppen finden und unterscheiden soll. Sie stört, weil ich oft grußlos an Freunden vorbeigehe oder, umgekehrt, Leute anlächle, die ich nicht kenne.

Aber echte Probleme, große Peinlichkeiten gibt es nur alle paar Monate: So lange Menschen nicht plötzlich ihre Frisuren und Kleidung ändern oder sich absichtlich verkleiden und tarnen, komme ich gut zurecht.

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Der Dreh für RTL…

hat Spaß gemacht! Ich gebe oft Workshops oder doziere an Unis zum Thema Kreatives Schreiben, Literaturkritik, Kulturjournalismus. Seit ein paar Monaten bin ich auch hin und wieder bei Deutschlandradio Kultur zu Gast und spreche dann live im Radio. Aber Kameras sind mir noch fremd – ich fange erst an, und lerne.

Das Kamerateam und der Produzent des Beitrags waren toll, ich fühlte mich nicht vorgeführt oder lächerlich gemacht. Trotzdem fühlt es sich komisch an, mehrere Stunden vor der Kamera darüber zu reden, was man NICHT kann, NICHT schafft. Ich hätte lieber Bücher vorgestellt, als Literaturkritiker. 🙂

Heute, kurz vor der Ausstrahlung, habe ich Angst, dass ich lachhaft, selbstverliebt, ungepflegt oder unfähig rüberkomme:

  • watschle ich zu sehr, beim Gehen?
  • ist mein Haar zu dünn? hätte ich den Kopf rasieren sollen?
  • reiße ich die Augen auf beim Sprechen? mache ich Hasenzähne?
  • sehe ich aus wie Achim Menzel?
  • nuschle oder hasple ich?
  • wirke ich altklug?

Vieles ist Übungssache. Ich sehe den Beitrag als Test: eine gute Möglichkeit, Erfahrungen zu machen. Gerne wieder! Aber dann über Bücher? Kultur? smesch@gmx.net

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Stefan Mesch. Foto Jacqueline Schulz, http://meistermaedchen.jacquelineschulz.de/

Stefan Mesch. Foto Jacqueline Schulz, http://meistermaedchen.jacquelineschulz.de/

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mehr zu mir:

ich bin 32, habe in Hildesheim Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus studiert (2003 bis 2008) und war dann 2009, 10, 11, 12, 13 in Toronto oder New York, jeweils drei Monate am Stück. den Rest der Zeit lebe ich im Dorf, in dem ich aufgewachsen bin (bei Heidelberg) und schreibe im leerstehenden Haus meiner toten Großeltern.

für eine feste Wohnung fehlt mir das Geld – aber ich bin oft für einige Tage/Wochen in München, Karlsruhe, Hildesheim oder Berlin.

ich suche vergessene Bücher: Bücher, die noch fast keiner kennt – aber die möglichst viele Menschen mit Gewinn lesen könnten. Role Models? Oprah Winfrey, Elke Heidenreich: Leute, die Bücher und Begeisterung fürs Lesen vermitteln.

2012 gewann ich den Dietrich-Oppenberg-Preis der Stiftung Lesen für ein Essay in BELLA triste über das Entdecken von Büchern,

2013 bis 2015 habe ich für die ZEIT Bibliothek der verschwundenen Bücher nach vergriffener Literatur gesucht, die eine Neuauflage verdient.

ich stelle monatlich Bücher in meinem Blog vor, oft nach Themen oder Genres sortiert, z.B. Bücher aus und über Japan oder aktuelle Jugendbücher, und schreibe oft über Blogs und Literaturvermittlung im Netz, empfehle Buchblogs, Literaturkritik oder führe Interviews, z.B. hier zur Buchmesse.

als Literaturkritiker schreibe ich vor allem über US- und kanadische Literatur, junge deutschsprachige Literatur (im Studium war ich Redakteur bei BELLA triste), Superhelden, Graphic Novels und Mangas, Young Adult/Jugendbücher und Bücher über Tod und Verlust/domestic fiction.

seit 2009 schreibe ich für ZEIT Online (Literatur, manchmal Fernsehen/Netzkultur, Feminismus), den Tagesspiegel (Graphic Novels), seit 2015 auch für Der Freitag (Literatur/Politik) und Deutschlandradio Kultur (Netzliteratur, Videospiele).

ich gebe Creative-Writing-Kurse für Schüler und Pädagog*innen am freien Theater Tempus Fugit in Lörrach, und Workshops zu Literaturkritik und Kulturjournalismus, u.a. in Göttingen und Berlin.

ich übersetze aus dem Englischen, u.a. ein Marvel-Superhelden-Lexikon für DK (München) und, für Luxbooks (Wiesbaden) Amy Hempels „Was uns treibt“. gelegentlich bin ich Lektor, prüfe Bücher für Verlage oder beteilige mich an Social-Media-Projekten, z.B. die ‪#‎buchsprechstunde‬ der Büchergilde Gutenberg.

ich mag US-Serien und Seifenopern und habe 2015 ein Buch zu 20 Jahren „Verbotene Liebe“ zusammengestellt, mit/bei Nikola Richter im mikrotext verlag (Berlin) und Beiträgen von u.a. Elke Heidenreich und 40 Seifenopern-Fans und Schauspieler*innen, „Straight to your Heart“.

seit 2009 schreibe ich an meinem ersten Roman, „Zimmer voller Freunde“, und war damit u.a. Finalist beim Open Mike 2012 und Gast bei Kabeljau und Dorsch (Berlin) und 54stories/Literaturhaus Lettretage (Berlin).

Buchtipps von mir. für ZEIT Online: Link

Flucht, Krieg, Vertreibung: 100 Romane und Berichte seit dem 1. Weltkrieg. Empfehlungen.

Weltkrieg Bücher Literaturtipps

Ich empfehle regelmäßig Bücher – u.a. hier im Blog, aber auch z.B. für die Büchergilde Gutenberg oder auf ZEIT Online, oft zu einem bestimmten Thema, und gerne auf Anfrage.

Meist gebe ich persönliche Empfehlungen.

Oft aber scoute und recherchiere ich, lese Hunderte Titel an und blogge dann auch Listen mit Büchern, die ich bald lesen will – eine Vorauswahl, z.B.

Freundin K. sucht Bücher (Romane und Berichte) ab dem ersten Weltkrieg:

„Ich fände Erlebnisberichte im Stil von Jüngers Kriegstagebüchern spannend. Es müssen nicht zwangsläufig Schilderungen von Kampfhandlungen sein. [Link von mir]

Das Lagerleben (sowohl der KZ-Insassen als auch der Insassen der Gefangenenlager nach dem 2. Weltkrieg)

Spannend finde ich auch Literatur über die Flucht aus Ostpreußen, weil das eines meiner Großelternteile selbst betroffen hat.

Auf meiner to-read-Liste stehen beispielsweise noch „Der Funke Leben“ von Remarque, „Weiter leben“ von Ruth Klüger, „Kreuze in Karelien“ von Väinö Linna und „Niemandsland“ von Pat Barker“
In Stahlgewittern Der Funke Leben. Weiter leben. Eine Jugend. The Unknown Soldier Niemandsland

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meine Empfehlungen – gelesen und sehr gemocht:

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01: RUTH KLÜGER: Weiter leben – eine Jugend (1992, 283 Seiten)

„Mit sieben Jahren durfte sie in ihrer Heimatstadt Wien auf keiner Parkbank mehr sitzen. Mit elf kam sie ins KZ. Ruth Klüger erzählt ihre Kindheit und Jugend. Mit unbestechlicher Klarheit berichtet sie vom Grauen der Vernichtungslager und vom »weiter leben«.“[Klappentext, gekürzt]

radikales, kluges Erinnerungsbuch, das ich nie vergessen werde: eine komplizierte, tolle Frau durchlebt die Hölle.

Weiter leben. Eine Jugend.
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02: SEBASTIAN HAFFNER: Geschichte eines Deutschen (1939, 304 Seiten)

„Als Kind und junger Mann erlebte Sebastian Haffner den Ersten Weltkrieg, die galoppierende Inflation 1923, die Radikalisierung der politischen Parteien, den unaufhaltsamen Aufstieg der Nationalsozialisten. Ohne politisch oder rassisch verfolgt zu sein, emigrierte er 1938. Aus dem Nachlass wurden diese Erinnerungen seiner ersten drei Lebensjahrzehnte veröffentlicht, die Haffner 1939 in England zu Papier gebracht hatte.“ [Klappentext, gekürzt]

Haffner ist eitel, recht geschwätzig und privilegiert – aber sein Bericht aus dem deutschen Bildungsbürgertum macht trotzdem großen Spaß: selbstbewusst, lebendig, überraschend.

Geschichte eines Deutschen

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03: AGOTA KRISTOF: Das große Heft. Der Beweis. Die dritte Lüge (Trilogie, 19xx bis xx, zus. ca. 450 Seiten: als Einzelbände bei Piper erhältlich, in den USA dagegen meist als Sammelband)

„Ergreifend und ungeschönt zeichnet Agota Kristof das tragische Schicksal zweier im Krieg heranwachsender Zwillingsbrüder, die in einer schlechten Welt auf erstaunlich mutige Weise ums Überleben kämpfen.“ [Klappentext, gekürzt]

Avantgarde-Literatur, die sehr einfach, kindlich, schlicht beginnt… und sich in drei Teilen immer höher schraubt: eine der tollsten literarischen Entdeckungen, die ich je machte.

The Notebook, The Proof, The Third Lie: Three Novels
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04: W.G. SEBALD: Die Ausgewanderten (1992, 354 Seiten)

„Die Lebens- und Leidensgeschichten von vier aus der europäischen Heimat vertriebenen Juden, die im Alter an ihrer Untröstlichkeit zerbrechen. Entstanden ist eine ganz einzigartige, poetische Prosa, geheimnisvoll verwoben und trotz aller Bezüge und raffinierten Verunsicherungsstrategien doch bedrückend klar.“ [Klappentext, gekürzt]

ein bisschen altmodisch, onkelig, trocken… aber trotz der umständlichen Erzählkonstruktion und dem distanzieren Ton wird das Buch schnell immer packender, persönlicher, intelligenter.

Die Ausgewanderten
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05: SLAVENKA DRAKULIC: Als gäbe es mich nicht (1999, 207 Seiten)

„1993: S., eine junge Lehrerin aus Bosnien, Moslemin und Asylantin in Schweden, hat gerade ein Kind zur Welt gebracht. S. suchen die schrecklichen Ereignisse des vergangenen Jahres heim: Die Vertreibung aus Sarajevo in ein kleines Dorf am Rande Bosniens, die menschenunwürdigen Bedingungen im Lager, die „Befreiung“ und Überführung in ein Flüchtlingslager nach Kroatien“ [Klappentext, gekürzt]

eines der besten Bücher über Flucht und Vertreibung, das ich kenne: kitschiger Anfang, kitschiges Ende. dazwischen: luzid, erschütternd, mitreißend und psychologisch brillant.

Als gäbe es mich nicht
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06: ALBERTO MORAVIA: Zwei Frauen (1957, ca. 350 Seiten)

Two Women is a compassionate yet forthright narrative of simple people struggling to survive in war. The two women are Cesira, a widowed Roman shopkeeper, and her daughter Rosetta, a naive teenager of haunting beauty and devout faith. When the German occupation of Rome becomes imminent, Cesira flees with Rosetta to her native province of Ciociara, a poor, mountainous region south of Rome.

Cesira’s currency soon loses its value, and a vicious barter economy, fraught with shifty traffickers and thieves, emerges among the mountain peasants and refugees. Mother and daughter endure months of hunger, cold, and filth as they await the arrival of the Allied forces. Cesira scarcely cares who wins the war, so long as victory comes soon and brings with it a return to her quiet shopkeeper’s life.“ [Klappentext, gekürzt]

ein schleppendes, graues, deprimierendes Buch über zwei völlig überforderte Frauen zwischen Armut, Dreck, Neid und Sentimentalität. keine „schöne“ Lektüre – aber viel Kluges, Lesenswertes über die Psychologie des Elends.

Two Women

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07: ANNA KALERI: Der Himmel ist ein Fluss (2012, 216 Seiten)

„Minna ist eine junge masurische Landarbeiterin, die den anderen hochmütig erscheint, weil sie davon träumt, der Enge des Dorflebens zu entkommen. Noch vor dem Krieg, lernt sie den Vogelkundler Gwidon kennen. Er ist polnisch, katholisch und verheiratet. Um dauerhaft in seiner Nähe zu sein, zieht Minna nach Allenstein, wo Gwidon lebt, und nimmt eine Stelle als Kindermädchen an.“ [Klappentext, gekürzt]

Ein schlichtes, poetisches Buch über eine sehr einfache Frau, die von Krieg und Politik zermalmt wird. Ich musste an Daniela Danz‘ recht ähnlichen Roman „Türmer“ denken, in dem ein anfangs naives Kind erlebt, wie der erste Weltkrieg die Normalität einer kleinen Stadt zerstört. Beide Bücher: Empfehlung!

Der Himmel ist ein Fluss und: Türmer
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08: KEVIN VENNEMANN: Nahe Jedenew (19xx, xx Seiten)

„»Wir atmen nicht. Der Ort ist nahe Jedenew, wir hören die Jedenewer Bauern singen, grölen, Klarinette spielen…« Kevin Vennemanns suggestive Prosa zieht uns mitten hinein in einander über- und umstürzende Ereignisse: nahe Jedenew, einem Kindheitsort und gedachten, vielleicht polnischen Dorf, zerbricht mit einem Schlag jene funktionierende Zweckgemeinschaft, die Juden und Katholiken dort über die Jahre verbunden hatte. Der Ort wird zum Kriegsschauplatz, deutsche Soldaten und polnische Bauern plündern die Höfe zweier Familien. Für die Kinder fallen im Moment der Gefahr ihre Erinnerungen an die zurückliegenden Kindersommer, -abenteuer und Familiengeschichten in einer unerhört eindringlichen Bündelung der Wahrnehmungen mit den akuten Bedrohlichkeiten in eins: Versteckt im Baumhaus, beobachten zwei Zwillingsschwestern die Zerstörung ihres Weilers und durchleben gleichzeitig die letzten Augenblicke der Kindheit wie im Zeitraffer. Ihre Flucht gerät zu einer Flucht vor dem Ende der Vergangenheit.“ [Klappentext]

literarisches Spiel, das einige Freunde von mir selbstverliebt, naiv oder kitschig/obszön finden, das mich selbt aber sehr packte: ein Pogrom, erzählt aus Kinderperspektive, stilistisch einmalig.

Nahe Jedenew

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09: ALEXANDER RAMATI: Und die Geigen verstummten (1985, ca. 240 Seiten)

„The true story of Roman Mirga and his family, Polish Gypsies who have to suffer the affects of the Holocaust. This amazing unique book gives an insight of how the Gypsies were treated under Hitler and the Nazi regime.“ [Klappentext, gekürzt]

Jugendbuch, in dem ein US-Journalist Erinnerungen eines Roma in der Ich-Form nacherzählt. literarisch/journalistisch fragwürdig… aber die Geschichte ist SO eindringlich… ich habe das unglaublich gerne gelesen: wie eine Minderheit erst bürokratisch drangsaliert wird… und plötzlich dem Tod ins Auge sieht. das kippt, eskaliert SO schnell… ein gutes Buch für Schulklassen und den Unterricht.

And the Violins Stopped Playing: A Story of the Gypsy Holocaust

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10: HANS MAGNUS ENZENSBERGER (Hrsg.): Europa in Ruinen. Augenzeugenberichte aus den Jahren 1944 bis 1948 (1990, 302 Seiten)

Hans Magnus Enzensberger sammelt Augenzeug*innenberichte von Stig Dagerman, Alfred Döblin, Janet Flanner, Max Frisch, Martha Gellhorn, John Gunther, Norman Lewis, A.J. Liebling, Robert Thompson Pell und Edmund Wilson. [Gellhorn, Dagerman und Janet Flanner sind am besten/eindringlichsten.]

Ausführlicher journalistischer Reader, in dem (meist englischsprechende) Journalisten, Diplomaten und Besucher in ganz Europa über Krieg und Wiederaufbau schreiben… und dabei immer wieder zeigen, wie zerbrechlich Zivilisation ist.

Europa in Ruinen: Augenzeugenberichte aus den Jahren 1944 bis 1948
enzensberger

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11: JULIE ORRINGER: Die unsichtbare Brücke (2010, 832 Seiten)

„Die ergreifende Geschichte der ungarisch-jüdischen Familie Lévi vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs. Budapest 1937. Voller Hoffnung besteigt der junge Andras Lévi den Zug nach Paris, um dort Architektur zu studieren – und entdeckt eine Stadt der Theater und der Kunst, der Studentenpartys und politischen Revolten. Auch Tibor und Mátyás, Andras’ Brüder, versuchen in dieser bedrohten Zeit ihr Glück zu finden. In großartigen Bildern lässt Julie Orringer eine untergegangene Welt wiederauferstehen, schildert die prächtige Architektur und glanzvolle Bühnenkultur der beiden Metropolen vor Kriegsbeginn.“

kluger, übervoller, kitschig-farbig-schwelgender Unterhaltungsroman: andere Menschen lieben „Doktor Schiwago“. mich hat DIESER literarische, aber geschwätzige Bestseller gepackt. sehr lang, sehr gut recherchiert, sehr… herzig. hach!

Die unsichtbare Brücke: Roman

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12: MASUJI IBUSE: Schwarzer Regen (1965, 370 Seiten)

„Black Rain is centered around the story of a young woman who was caught in the radioactive „black rain“ that fell after the bombing of Hiroshima. lbuse bases his tale on real-life diaries and interviews with victims; the result is a book that is free from sentimentality yet manages to reveal the magnitude of the human suffering caused by the atom bomb.“ [Klappentext, gekürzt]

dokumentarischer Roman, glänzend recherchiert, der japanischen Alltag, die Mentalität einer Provinzstadt und den Versuch, nach einer nie gekannten Katastrophe weiter zu machen, großartig einfängt. toller Journalismus, solide Literatur.

Schwarzer Regen
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13: JONATHAN LITTELL: Die Wohlgesinnten (2006, 1381 Seiten)

„Die fiktiven Lebenserinnerungen des SS-Obersturmführers Maximilian Aue, Sohn eines deutschen Vaters und einer französischen Mutter, promovierter Jurist, frühes NSDAP-Mitglied, in die SS eingetreten, um sich der Strafverfolgung nach §175 zu entziehen, aber lebenslang seiner Zwillingsschwester inzestuös verbunden. Es sind die verstörenden Erinnerungen an die Schauplätze des Zweiten Weltkriegs und an das Grauen der Verfolgung und Vernichtung der Juden von Juni 1941 bis April 1945, an die Einsatzkommandos und Massenhinrichtungen in der Ukraine und im Kaukasus, an Babi Jar, den Kessel von Stalingrad, Auschwitz und Krakau, an Mittelbau Dora, das besetzte Paris oder das kriegszerstörte Berlin, konsequent erzählt aus der Perspektive eines Täters.“ [Klappentext, gekürzt]

freches, hanebüchenes, obszönes und oft satirisches Buch: eine Art „American Psycho“ während des Holocaust, sehr eindringlich und drastisch, aber auch läppisch, selbstverliebt, bemüht. ich habe das Buch hier rezensiert, 2008.

Die Wohlgesinnten

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14: BARBARA DEMICK: Im Land des Flüsterns: Geschichten aus dem Alltag in Nordkorea (2009, 294 Seiten)

„Seit den massiven Kriegsdrohungen Nordkoreas gegenüber Südkorea und den USA im Frühjahr 2013 steht das streng abgeschottete Land im Fokus des internationalen Interesses. Die langjährige Ostasien-Korrespondentin der Los Angeles Times Barbara Demick ist eine exzellente Kennerin der Verhältnisse in der diktatorisch regierten Volksrepublik. In ihrem mit dem Human Rights Book Award ausgezeichneten Buch liefert sie tiefe und verstörende Einblicke in das Alltagsleben Nordkoreas und zeigt uns eine ferne, sehr fremde und nahezu unbekannte Welt.“ [Klappentext, gekürzt]

ein Regime, gewöhnlich Bürger, ein Mosaik aus Portraits und Alltag, Angst, Demütigungen und Druck. ein unvergessliches und an vielen Stellen unglaubliches, unfassbares Buch.

Nothing to Envy: Ordinary Lives in North Korea

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15: MARKUS ZUSAK: Die Bücherdiebin (2005, 608 Seiten)

„1939, Nazideutschland. Der Tod hat viel zu tun und eine Schwäche für Liesel Meminger. Am Grab ihres kleinen Bruders stiehlt Liesel ihr erstes Buch. Mit dem „Handbuch für Totengräber“ lernt sie lesen und stiehlt fortan Bücher, überall, wo sie zu finden sind: aus dem Schnee, den Flammen der Nazis und der Bibliothek des Bürgermeisters. Eine tiefe Liebe zu Büchern und Worten ist geweckt, die sie auch nicht verlässt, als die Welt um sie herum in Schutt und Asche versinkt. Liesel sieht die Juden nach Dachau ziehen, sie erlebt die Bombennächte über München – und sie überlebt, weil der Tod sie in sein Herz geschlossen hat.“ [Klappentext, gekürzt]

ich glaube nicht eine Sekunde, dass dieser australische Jugendbuchautor Deutschland und deutsche Mentalität versteht: „Die Bücherdiebin“ ist ein Märchen, ein literarisches Spiel, ein Buch für 12- bis 15jährige. historisch überzeugt mich hier kaum etwas. aber eben: literarisch!

Die Bücherdiebin

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Ich mochte auch Ernest Hemingways „Wem die Stunde schlägt“, Art Spiegelmans Holocaust-Graphic-Novel „Maus“ und Stephanie Barths „Deutscher Meister“:

Wem die Stunde schlägt Die vollständige Maus Deutscher Meister

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Stephanie Barth Deutscher Meister Büchergilde-Empfehlung Stefan Mesch

 

 

 

 

 

 

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vorgemerkt, angelesen und sehr gemocht:

erster Weltkrieg:

1913 - Der Sommer des Jahrhunderts Ungeduld des Herzens Fear: A Novel of World War I Company K Birdsong
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Johnny Got His Gun Private Peaceful To the Last Man: A Novel of the First World War Der Weg zurück The Good Soldier Švejk
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einzelne Menschen… im Nationalsozialismus:

Tadellöser & Wolff Youth Without God Manja Berlin Diary: The Journal of a Foreign Correspondent 1934-41

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Das Wunder von Berlin: Wie neun Ruderer die Nazis in die Knie zwangen Berlin Diaries, 1940-1945 What We Knew: Terror, Mass Murder, and Everyday Life in Nazi Germany
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Berichte von Verfolgten und Opfern:

Geluk My Happy Days in Hell Ich trug den gelben Stern The Men with the Pink Triangle: The True Life-and-Death Story of Homosexuals in the Nazi Death Camps My Century

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Romane über Verfolgte und Opfer:

Brecht at Night Transit The Book of Aron Flügel aus Papier

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The Berlin Boxing Club The Use of Man When the Emperor Was Divine

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Belletristik (eher Geschichten als Geschichte):

The Skin The Winds of War (The Henry Family, #1) The Evening Chorus: A Novel The Report Die Stimmen des Flusses

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Kinder erleben den Weltkrieg:

Rumors of Peace Alan and Naomi Elephant Run Someone Named Eva

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jüdische Lebenswelten und Kultur:

  • ISAAC B. SINGER: Shosha (1978)
  • MICHAEL LAVIGNE: Not me (2005)

Someone Named Eva Not Me
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Berichte aus den Vernichtungslagern:

I Was A Doctor In Auschwitz Auschwitz: A Doctor's Eyewitness Account Inside the Gas Chambers: Eight Months in the Sonderkommando of Auschwitz Survival in Auschwitz The Pianist: The Extraordinary Story of One Man's Survival in Warsaw, 1939-45 Scheisshaus Luck: Surviving the Unspeakable in Auschwitz and Dora
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...I never saw another butterfly... Nackt unter Wölfen Surviving Hitler: A Boy in the Nazi Death Camps Liberation Was For Others: Memoirs Of A Gay Survivor Of The Nazi Holocaust I Escaped from Auschwitz The Theory and Practice of Hell: The German Concentration Camps and the System Behind Them
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Widerstand:

Diary of a Man in Despair Resistance: A French Woman's Journal of the War My Mother's Secret: A Novel Based on a True Holocaust Story The Messenger While Still We Live
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Soldaten im zweiten Weltrkrieg:

The Cruel Sea (Classics of War) Hammerstein oder der Eigensinn: Eine Deutsche Geschichte The Stalin Front: A Novel of World War II The Good War: An Oral History of World War II

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Militär und Strategie im zweiten Weltkrieg:

Bomber Stalingrad: The Fateful Siege, 1942-1943 The Longest Day The Envoy: The Epic Rescue of the Last Jews of Europe in the Desperate Closing Months of World War II
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Das Kriegsende:

German Boy: A Child in War Das Echolot, Abgesang '45: Ein Kollektives Tagebuch Eine Frau in Berlin
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Ostpreußen & Nachkriegszeit:

Jokehnen oder Wie lange fährt man von Ostpreußen nach Deutschland? Quetschkartoffeln Und Karriere: Roman W, or the Memory of Childhood Little Boy Lost Leaving Berlin
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Kinder und Enkel erinnern sich:

Jureks Erben. Vom Weiterleben nach dem Überleben In den Augen meines Großvaters Meines Vaters Land: Geschichte einer deutschen Familie Die Legenden der Väter: Eine Suche
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mehr zu Ostpreußen:

Literaturblogger Uwe Kalkowski hat 28 Bücher vorgemerkt, viele mit Ostpreußen-/Osteuropa-Schwerpunkt:

Ich habe die Leseproben, soweit verfügbar, durchgesehen und würde selbst folgende vier Titel aus Uwes Liste lesen:

Ostpreussen: Geschichte und Mythos Savage Continent: Europe in the Aftermath of World War II Die vergessene Generation: die Kriegskinder brechen ihr Schweigen Königreich der Dämmerung

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nicht zu empfehlen:

20 Romane, Jugendbücher und Memoiren, die mir zu kurz griffen / zu schlicht gestrickt waren:

Milkweed Night (The Night Trilogy, #1) Number the Stars The Devil's Arithmetic   Es geschah im Nachbarhaus

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Two Generals Die Entdeckung der Currywurst Adressat unbekannt Ich war Hitlerjunge Salomon. Letting It Go

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Katz und Maus (SZ-Bibliothek, #3) Das kunstseidene Mädchen Der Fangschuß (SZ-Bibliothek, #15) Das Attentat (SZ-Bibliothek, #19) Roman eines Schicksallosen

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Barfuß Durch Hiroshima 01. Kinder Des Krieges Als wir Waisen waren City of Thieves Pfeil der Zeit The Boy in the Striped Pajamas

 

eine Liste von 15 Kriegs- und Holocaust-Dokumentationen, die mich interessieren, habe ich hier gebloggt (Link)

schwule, lesbische und trans-Jugendbücher: Empfehlungen

lgbt book recommendations

Top 10:

Fun Home. A Family Tragicomic: Eine Familie von Gezeichneten Two Boys Kissing The Amazing Adventures of Kavalier & Clay Ask the Passengers The Vast Fields of Ordinary

Stuck Rubber Baby The Lost Language Of Cranes Pedro and Me: Friendship, Loss, and What I Learned This Book Is Gay Natural Order

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this blog post is bilingual (German notes in orange)

ich poste auf Deutsch UND Englisch, dieses Mal

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lgbt young adult ya books

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since 2010, I sampled nearly 200 LGBTQQIA Young Adult novels. Here are my favorites: books that I have not read yet, but that pulled me in quickly, made it to my to-read-list and will be read soon. let me know what you think about the titles and put your own suggestions (or warnings!) in the comments. [the summaries that I quote for each book have been shortened and edited.]

seit 2010 suche ich Bücher mit schwulen, lesbischen, bi-, trans-, inter-, asexuellen, queeren Figuren. hier sind die Jugendbücher, deren Leseproben mich überzeugt haben und die ich mir vorgemerkt habe: ich freue mich über Ergänzungen und Kommentare! [die zitierten englischen Klappentexte sind gekürzt.] 

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01) NANCY GARDEN: Annie on my Mind

  • 234 pages, USA 1982
  • Germany: –
  • Goodreads: 3.95 of 5

„Two teenage girls whose friendship blossoms into love and who, despite pressures from family and school, promise to be true to each other and their feelings. This groundbreaking book has been banned from many school libraries and even publicly burned in Kansas City.“

  • smart, likeable, engaging YA pioneer: cute, calm, sane
  • stilles, intelligentes Jugendbuch über eine lesbische Freundschaft

Annie on My Mind

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02) JULIE MAYHEW: The Big Lie

  • 384 pages, UK 2015
  • Germany: –
  • Goodreads: 4.34 of 5

„Contemporary Nazi England: Jessika Keller obeys her father and does her best to impress Herr Fisher at the Bund Deutscher Mädel meetings. Her neighbour Clementine is outspoken and radical. And the regime has noticed. Jess cannot keep both her perfect life and her dearest friend. But which can she live without?“

  • an alternate history novel about a lesbian teenager trying to cope in a totalitarian UK
  • might be too didactic or simple
  • Nazis beherrschen England, und eine lesbische Schülerin sucht ihren Platz im Regime
  • könnte etwas platt oder simpel sein

The Big Lie
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03) AMI POLONSKY: Gracefully Grayson

  • 250 pages, USA 2014
  • Germany: –
  • Goodreads: 4.19 of 5

„Alone at home, twelve-year-old Grayson glows; but at school, he’s determined to fly under the radar. He has been holding onto a secret: “he” is a girl on the inside, stuck in the wrong gender’s body. Strengthened by an unexpected friendship and a caring teacher who gives her a chance to step into the spotlight, Grayson might finally have the tools to let her inner light shine.“

  • mainstream middle grade novel with a likeable narrator
  • sympathischer Mainstream für jüngere Leser*innen, vielleicht etwas seicht

Gracefully Grayson

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04) LISA WILLIAMSON: „The Art of being normal“

„David Piper has always been an outsider. His parents think he’s gay. The school bully thinks he’s a freak. Only his two best friends know the real truth – David wants to be a girl. On the first day at his new school Leo Denton has one goal – to be invisible. Attracting the attention of the most beautiful girl in year eleven is definitely not part of that plan. When Leo stands up for David in a fight, an unlikely friendship forms.“

    • likeable, but very slow novel about a trans girl
    • angelesen: sympathisch, aber zu langsam und, vielleicht, einfallslos/zahnlos

The Art of Being Normal

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05) KIEF HILLSBERY: War Boy

„Fleeing an abusive father, fourteen-year-old Radboy takes to the road with Jonnyboy, an older friend and mentor. On the bus, they hook up with Finn and Critter, a couple of speed-freak boyfriends. Later, Radboy stays behind in San Francisco, where the underground world inspires his own burgeoning sexual and emotional desires.“

  • deaf main character, a stream-of-consciousness narrative with Ebonics and street language… engaging, literary, likeable, but might be dated or too idealistic
  • gehörlose Hauptfigur, Straßen-, Skater-, Szenesprache (die deutsche Übersetzung kam nicht gut an), komplexer, lyrischer, aber vielleicht kitschiger Roman

War Boy

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06) BILL KONIGSBERG: Openly Straight

„Rafe is a normal teenager from Boulder, Colorado. He’s been out since 8th grade, and he isn’t teased, and he goes to other high schools and talks about tolerance and stuff. When he transfers to an all-boys‘ boarding school in New England, he decides to keep his sexuality a secret — not so much going back in the closet as starting over with a clean slate. But then he sees a classmate break down. He meets a teacher who challenges him to write his story. And most of all, he falls in love with Ben . . . who doesn’t even know that love is possible.“

  • Optimistic, witty, simple and engaging: a feel-good novel for an all-ages audience
  • sonniges, schlichtes, vielleicht etwas didaktisches Buch übers Dazugehören

Openly Straight

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07) BILL KONIGSBERG: The Porcupine of Truth

  • 336 pages, USA 2015
  • Germany: –
  • Goodreads: 4.05 of 5

„An epic road trip involving family history and gay history: Carson Smith is resigned to spending his summer in Billings, Montana, helping his mom take care of his father, a dying alcoholic he doesn’t really know. Then he meets Aisha Stinson, a [gay] beautiful girl who has run away from her difficult family, and Pastor John Logan, who’s long held a secret regarding Carson’s grandfather, who disappeared without warning or explanation thirty years before.“

  • mainstream novel about a straight (?) boy who crushes on a lesbian girl
  • heterosexueller (?) Junge verliebt sich während eines Road Trips in eine Lesbe
  • I also liked Konigsberg’s 2008 debut, „Out of the Pocket“ (about a gay quarterback)

The Porcupine of Truth …and: Out of the Pocket

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08) ANN BAUSUM: Stonewall. Breaking Out in the Fight for Gay Rights

  • 128 pages, USA 2015
  • Germany: –
  • Goodreads: 4.04 of 5

„In 1969 being gay in the United States was a criminal offense. People went to jail, lost jobs, and were disowned by their families for being gay. There were few safe havens. The Stonewall Inn, a Mafia-run, filthy, overpriced bar in New York City’s Greenwich Village, was one of them. One hot June night, when cops pounded on the door of the Stonewall, almost nothing went as planned. Tensions were high. The crowd refused to go away. The raid became a riot. The riot became a catalyst and triggered an explosive demand for gay rights.“

  • YA nonfiction: slim, but informative introduction to the gay pride movement’s history
  • kurzes, schlichtes Sachbuch, das erklärt, wie es zum Christopher Street Day etc. kam

Stonewall: Breaking Out in the Fight for Gay Rights

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09) KEN SETTERINGTON: Branded by the Pink Triangle

  • 155 pages, Canada 2013
  • Germany: –
  • Goodreads: 3.91 of 5

„Germany, especially Berlin, was one of the most tolerant places for homosexuals in the world. When the Nazis came to power, raids, arrests, prison sentences and expulsions became the daily reality. When the concentration camps were built, homosexuals were imprisoned along with Jews and any other groups the Nazis wanted to suppress. The pink triangle, sewn onto prison uniforms, became the symbol of the persecution of homosexuals, a persecution that would continue for many years after the war. A mix of historical research, first person accounts.“

  • YA nonfiction: slim, informative, suitable for all ages… and with reprints of pictures and documents. It’s annoying that there’s no German edition.
  • kurzes Sachbuch mit vielen Bildern und Dokumenten. absurd, dass es keine deutsche Version gibt.

Branded by the Pink Triangle

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10) APRIL SINCLAIR: „Coffee will make you black“

„Set on Chicago’s Southside in the mid-to-late 60s, April Sinclair writes frankly about a young black woman’s sexuality, and about the confusion Stevie faces when she realizes she’s more attracted to the school nurse — who is white — than her teenage boyfriend. Stevie is a bookworm, yet she longs to fit in with the cool crowd. Fighting her mother every step of the way, she begins to experiment with talkin‘ trash and „kicking butt“. With the assassination of Dr. King she gains a new political awareness.“

    • likeable historical mainstream novel
    • sympathischer Zeitgeschichte-Roman fürs breite Publikum

Coffee Will Make You Black

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11) BENJAMIN ALIRE SÁENZ: „Aristotle and Dante discover the Secrets of the Universe“

„Aristotle is an angry teen with a brother in prison. Dante is a know-it-all. As the loners start spending time together, they discover that they share a special friendship—the kind that changes lives.“

    • philosophical and big-hearted coming-of-age novel, super-popular with schools and educators
    • Pädagog*innen und Schulen lieben dieses weitherzige, nachdenkliche Buch über Freundschaft

Aristotle and Dante Discover the Secrets of the Universe

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12) ALEXANDER CHEE: Edinburgh

  • 224 pages, USA 2001
  • Germany: –
  • Goodreads: 4.22 of 5

„Twelve-year-old Fee is a gifted Korean-American soprano in a boys‘ choir in Maine whose choir director reveals himself to be a serial pedophile. Fee and his friends are forced to bear grief, shame, and pain that endure long after the director is imprisoned. Fee survives even as his friends do not, but a deep-seated horror and dread accompany him through his self-destructive college days and after, until he meets a beautiful young student named Warden and is forced to confront the demons of his brutal past.“

  • intense and very literary coming-of-age novel about trauma. I’m intrigued – but Alexander Chee can be stuffy and boring in his essays
  • literarischer Roman über Musik und Trauma. Chees Essays/Nonfiction-Texte sind oft recht langweilig – aber das Buch wirkt vielversprechend:

Edinburgh

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13) ADAM SILVERA: More happy than not

  • 293 pages, USA 2015
  • Germany: –
  • Goodreads: 4.23 of 5

„In the months after his father’s suicide, it’s been tough for 16-year-old Aaron Soto. When his girlfriend Genevieve leaves for a couple of weeks, Aaron spends all his time hanging out with this new guy, Thomas. Aaron’s crew notices, and they’re not exactly thrilled. But Aaron can’t deny the happiness Thomas brings. Aaron considers turning to the Leteo Institute’s revolutionary memory-alteration procedure to straighten himself out.“

  • urban novel about grief, with some sci-fi elements: I liked the tone
  • Großstadtroman über Trauer, mit Sci-Fi-Elementen: mir gefallen Ton und Stimmung

More Happy Than Not

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14) MICHELLE TEA: The passionate Mistakes and intricate Corruption of one Girl in America

  • 192 pages, USA 1998
  • Germany: –
  • Goodreads: 3.84 of 5

„The turbulent adventures of one girl in America as she moves from Boston’s teenage goth world to whoring in New Age Tucson before finally arriving in San Francisco’s dyke underground. Honest, sarcastic, lyrical and direct, Tea’s writing is possibly the most literate and sophisticated treatment of underground dyke culture ever written.“

  • fast, gritty and literary underground novel
  • schneller, gut geschriebener Underground- und Drogen-Roman

The Passionate Mistakes and Intricate Corruption of One Girl in America

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15) L.P. HARTLEY: The Go-Between

„Summering with a fellow schoolboy on a great English estate, Leo encounters a world of unimagined luxury. But when his friend’s beautiful older sister enlists him as the unwitting messenger in her illicit love affair, the aftershocks will be felt for years.“

  • calm, melancholic and very popular classic coming-of-age novel with a main character that might or might not be queer/gay/bisexual
  • traurig-schöner Coming-of-Age-Klassiker. ist die Hauptfigur bi/schwul? oder doch nur „verliebt“ in das erwachsene Liebespaar, für den es zum Botenjungen wird?

The Go-Between

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16) PAUL RUSSELL: Sea of Tranquility

  • 384 pages, USA 1994
  • Germany: –
  • Goodreads: 3.96 of 5

„An extreordinary novel that traces a disintegrating nuclear family across two tumultuous decades of American life – from the early ’60s to the ’80s – and is told in a quartet of voices: astronaut Allen Cloud, his wife, their gay son, Jonathan, and his friend/lover, ranging in time and emotion from the optimism of the first moon shot to the dark landscape of the age of AIDS.“

  • engaging domestic fiction / family novel
  • Familienroman mit zwei schwulen Figuren: kein Jugendbuch, aber viel Coming-of-Age

Sea of Tranquillity

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17) ZOE WHITTALL: Bottle Rocket Hearts

  • 189 pages, Canada 2007
  • Germany: –
  • Goodreads: 3.85 of 5

„Montreal: Revolution seems possible when you’re 18, like Eve. She is pining to get out of her parents‘ house and find a girl who wants to kiss her back. She meets Della: mysterious, defiantly non-monogamous, an avid separatist, and ten years older. On the night of the 1995 referendum, politics and romance come to a head and Eve’s naiveté begins to fade.“

  • political coming-of-age novel set in French-speaking Canada
  • politischer Coming-of-Age-Roman in Montreal

Bottle Rocket Hearts

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18) ROBIN TALLEY: Lies we tell ourselves

  • 384 pages, USA 2014
  • Germany: –
  • Goodreads: 4.05 of 5

„In 1959 Virginia, Sarah Dunbar is one of the first black students to attend the previously all-white Jefferson High School. Linda Hairston is the daughter of one of the town’s most vocal opponents of school integration. She has been taught all her life that the races should be kept separate but equal. Forced to work together on a school project, Sarah and Linda must confront harsh truths about race, power and how they really feel about one another.“

  • a lesbian mixed-race couple in a school in Virginia? this seems slow-moving, but intense.
  • lesbische Schülerinnen – eine weiß, eine schwarz – in den Südstaaten? der Roman beginnt langsam, aber ich habe hohe Erwartungen.

Lies We Tell Ourselves

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19) ANDREW SMITH: Stick

  • 292 pages, USA 2011
  • Germany: –
  • Goodreads: 4.10 of 5

„Fourteen-year-old Stark McClellan (nicknamed Stick because he’s tall and thin) is bullied for being “deformed” – he was born with only one ear. His older brother Bosten is always there to defend Stick. But the boys can’t defend one another from their abusive parents. When Stick realizes Bosten is gay, he knows that to survive his father’s anger, Bosten must leave home. Stick has to find his brother, or he will never feel whole again.“

  • one of the most popular gritty/sardonic/inventive/issue-pushing YA authors, I’m sure that Smith has smart things to say about abuse, family and homeless youths.
  • Smith ist einer der progressivsten und originellsten US-Jugendbuchautoren. ich bin sicher, er hat kluge Dinge zu sagen über misshandelte, obdachlose Teenager.

Stick

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20) SCOTT HEIM: Mysterious Skin

  • 292 pages, USA 1995
  • Germany: –
  • Goodreads: 4.08 of 5

„At the age of eight Brian Lackey is found bleeding under the crawl space of his house, having endured something so traumatic that he cannot remember an entire five–hour period of time. He begins to believe that he may have been the victim of an alien encounter. Neil McCormick is a teenage hustler and a terrorist of sorts.“

  • a thriller about child abuse, with hypersexualized characters: this might be pretty trashy… but pretty unique.
  • ein Thriller über schwule Teenager und Kindesmissbrauch: könnte trashig und durcheinander sein – ist aber auf jeden Fall originell.

Mysterious Skin

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21) KIM FIELDING: Motel. Pool.

  • 206 pages, USA 2014
  • Germany: –
  • Goodreads: 4.15 of 5

„In the mid-1950s, Jack Dayton flees his working-class prospects in Omaha and heads to Hollywood, convinced he’ll be the next James Dean. But poor decisions ultimately find him at a cheap motel off Route 66, lifeless at the bottom of the pool. Sixty years later, Tag Manning, feeling hopeless and empty, flees his most recent relationship mistake and finds he’s transporting a hitchhiking ghost. Jack and Tag come to find much-needed friends in each other.“

  • corny, but amusing and original gay romance road novel.
  • Trash/Kitsch, aber originall und amüsant: eine schwule Road-Romanze mit Geist.

Motel. Pool.

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22) JOSEPH OLSHAN: Nightswimmer

„Ten years ago, Will Kaplan and his lover went for a night swim in the Pacific Ocean—but only Will emerged. In the decade that followed, Will relocated to the other end of the continent, filling his days with shallow and pointless affairs, unable to come to terms with the bizarre disappearance that could have been a tragic drowning, a well-planned abandonment, or both. Immersing himself in New York’s gay bar and disco scene, and a hedonistic Fire Island culture darkened by the grim specter of AIDS, Will meets Sean Paris, a young man as tortured and damaged by the past as Will himself.“

  • melancholic, maybe kitschy relationship novel of the AIDS era
  • Liebe in Zeiten von AIDS: melancholischer, aber vllt. kitschiger Beziehungsroman

Nightswimmer

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23) MADELYN ARNOLD: Bird-Eyes

  • 240 pages, USA 1988
  • Germany: –
  • Goodreads: 3.89 of 5

„In 1963, being different can be illegal-as sixteen-year-old Latisha, a lesbian runaway, discovers when she is sentenced to treatment in the locked ward of a mental hospital for being „incorrigible“ and a threat to society. Her best friend in the ward is Anna, an older deaf woman committed for depression. Although she’s forbidden to communicate in sign language, Anna teaches Latisha and gives her a name: „Bird-Eyes.“A brilliant novel of friendship and defiance, of passion and resistance.“

  • dark and gripping coming-of-age novel
  • düsterer, mitreißender Coming-of-Age-Roman

Bird-Eyes (Stonewall Inn Editions)

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24) JO KNOWLES: See you at Harry’s

  • 310 pages, USA 2012
  • Germany: –
  • Goodreads: 4.09 of 5

„Twelve-year-old Fern feels invisible. Mom helps Dad run the family restaurant; Sarah is taking a gap year after high school; and Holden pretends that Mom and Dad and everyone else doesn’t know he’s gay, even as he fends off bullies at school. Then there’s Charlie: three years old, a „surprise“ baby, the center of everyone’s world. If it wasn’t for Ran, Fern’s calm and positive best friend, there’d be nowhere to turn. But then tragedy strikes- and Fern feels not only more alone than ever, but also responsible for the accident that has wrenched her family apart.“

  • feel-good, intelligent middle-grade novel
  • intelligentes Wohlfühl-Buch für Leser*innen zwischen 11 und 14

See You at Harry's

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25) MARY RENAULT: The Charioteer

  • 352 pages, UK 1953
  • Germany: –
  • Goodreads: 4.06 of 5

„World War II: Laurie Odell is sent to a rural veterans’ hospital in England to convalesce. There he befriends the young, bright Andrew, a conscientious objector serving as an orderly. As they find solace and companionship together in the idyllic surroundings of the hospital, their friendship blooms into a discreet, chaste romance. Then one day, Ralph Lanyon, a mentor from Laurie’s schoolboy days, suddenly reappears in Laurie’s life, and draws him into a tight-knit social circle of world-weary gay men. Laurie is forced to choose between the sweet ideals of innocence and the distinct pleasures of experience.“

  • one of the earliest gay mainstream novels: a well-written romance
  • populärer Bestseller aus den 50ern mit schwulen Figuren, kompetent geschrieben

The Charioteer

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26) LARRY DUPLECHAN: Blackbird

  • 225 pages, USA 1986
  • Germany: –
  • Goodreads: 4.05 of 5

„A funny, moving, gay coming-of-age novel about growing up black and gay in Southern California. The lead character, Johnnie Ray Rousseau, is a high school student upset at losing the lead role in the school staging of Romeo and Juliet; his best friend has been beaten badly by his father, and his girlfriend is pressuring him to have sex for the first time. All the while, he’s intrigued by Marshall MacNeill, a fellow drama class member.“

  • likeable and quick slice-of-life novel with a gay black main character.
  • sympathischer Alltags- und High-School-Roman mit einer schwulen Hauptfigur of Color.

Blackbird

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27) TOM SPANBAUER: Now is the Hour

  • 480 pages, USA 2006
  • Germany: –
  • Goodreads: 4.10 of 5

„The year is 1967, and Rigby John Klusener, seventeen years old and finally leaving Pocatello, Idaho, is on the highway with his thumb out and a flower behind his ear, headed for San Francisco. Now Is the Hour traces his gradual emancipation from his strictly religious farming family and the small-minded, bigoted community.“

  • this could be overblown hippie trash… or a lyrical and grandiose coming-of-age opera.
  • sehr dick aufgetragen: könnte toll sein – aber vielleicht auch nur selbstverliebter Hippie-Trash.

Now Is the Hour

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28) MICHAEL CUNNINGHAM: A Home at the End of the World

„Two boyhood friends: Jonathan, lonely, introspective, and unsure of himself; and Bobby, hip, dark, and inarticulate. In New York after college, Bobby moves in with Jonathan and his roommate, Clare. Bobby and Clare fall in love, scuttling the plans of Jonathan, who is gay, to father Clare’s child. Then, when Clare and Bobby have a baby, the three move to a small house upstate to raise „their“ child together and, with an odd friend, Alice, create a new kind of family.“

  • Cunningham can be didactic and one-dimensional – but I like the themes of this book, and I’m eager to see if the characters are more than clichès
  • Cunningham kann didaktisch und dümmlich sein – aber die Fragen des Romans interesssieren mich, und ich bin gespannt, ob die Figuren mehr sind als Klischees.

A Home at the End of the World

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29) CHRISTOPHER BRAM: „Surprising myself“

„A brilliant debut novel about the relationship between a boy and his homosexual friend. After four years of living with relatives in Switzerland, seventeen-year-old Joel Scherzenlieb finds himself in the United States for the summer, working at a Boy Scout camp. There, he meets nineteen-year-old Corey Cobbett, a fellow counselor. Soon, Joel’s sarcastic, distant CIA father shows up and whisks him away to live with his mother, grandmother, and older sister on a farm in Virginia. As his dreams of going to college vanish, Joel faces his longest year yet. But everything changes when Corey returns to his life.“

  • it’s long, and it has elements of a conventional romance novel – but the author wrote „Gods and Monsters“ too, and I like the style.
  • vielleicht zu lang, vielleicht zu konventionell – aber der Autor hat die Vorlage zu „Gods and Monsters“ geschrieben… und hat Stil.

Surprising Myself: A Novel

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30) JAMES DAWSON: All of the Above

  • 319 pages, UK 2015
  • Germany: –
  • Goodreads: 4.31 of 5

„Sixteen-year-old Toria Bland arrives at her new school and meets the funny and foul-mouthed Polly, who’s the coolest girl that Toria has ever seen. Polly and the rest of the ‚alternative‘ kids take Toria under their wing. That’s when she meets the irresistible Nico Mancini, lead singer of a local band. Toria likes Nico, Nico likes Toria, but then there’s Polly…love and friendship have a funny way of going round in circles.“

  • I liked James Dawson’s self-help guide „This book is gay“. His novel has a goofy narrator and might be slightly immature – but so far, the constant joking is endearing.
  • Sehr viele Kalauer, recht pubertär – aber so schreibt James Dawson auch in „How to be Gay“, einem Ratgeber für Schüler*innen, den ich mochte.

All of the Above

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31) EILEEN MYLES: Cool for you

  • 200 pages, USA 2000
  • Germany: –
  • Goodreads: 3.84 of 5

„Grainy and stripped, this gritty novel traces the downbeat progress of a Catholic, working-class lesbian coming of age in Boston.“

  • sounds dark and depressing – but Myles in amazing stylist, and I enjoyed reading the first chapters.
  • klingt düster und deprimierend – aber Myles ist eine großartige Stilistin, und die ersten Kapitel machten mir Spaß.

Cool for You

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32) MICHAEL THOMAS FORD: Suicide Notes

  • 295 pages, USA 2008
  • Germany: –
  • Goodreads: 4.05 of 5

„Fifteen-year-old Jeff wakes up on New Year’s Day to find himself in the hospital. Make that the psychiatric ward. With the nutjobs. Clearly, this is all a huge mistake. Forget about the bandages on his wrists. Forget about his problems with his best friend, Allie, and her boyfriend, Burke. Jeff’s perfectly fine, perfectly normal, not like the other kids in the hospital with him. But a funny thing happens as his forty-five-day sentence drags on: the crazies start to seem less crazy. Suicide Notes is a darkly humorous novel that examines that fuzzy line between „normal“ and the rest of us.“

  • humorous mainstream YA novel about mental illness
  • Mainstream-YA-Roman über psychische Erkrankungen; humoristisch

Suicide Notes

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33) NON PRATT: Trouble

„When the entire high school finds out that Hannah Shepard is pregnant via her ex-best friend, she has a full-on meltdown in her backyard. The one witness: Aaron Tyler, a transfer student and the only boy who doesn’t seem to want to get into Hannah’s pants. Confused and scared, Hannah needs someone to be on her side. Wishing to make up for his own past mistakes, Aaron does the unthinkable and offers to pretend to be the father of Hannah’s unborn baby. Even more unbelievable, Hannah hears herself saying “yes.” Told in alternating perspectives between Hannah and Aaron, Trouble is the story of two teenagers helping each other to move forward in the wake of tragedy and devastating choices.“

  • comedic, but intelligent recent YA novel
  • aktueller Young-Adult-Roman: auf Pointe geschrieben, aber intelligent

Trouble

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34) K.M. SOEHNLEIN: The World of normal Boys

  • 282 pages, USA 2000
  • Germany: –
  • Goodreads: 3.96 of 5

„It is the late 1970s in suburban New Jersey, and while „normal boys“ are into cars, sports, and bullying their classmates, Robin Mackenzie enjoys day trips to New York City with his elegant mother. He dutifully plays the role of the good son for his meat-and-potatoes father, but everything changes in one, horrifying instant when a tragic accident wakes his family from their middle-American dream and plunges them into a spiral of slow destruction. As the MacKenzie family falls apart, Robin embarks on an explosive odyssey of sexual self-discovery that will take him into a complex future, beyond the world of normal boys.“

  • competently written, atmospheric coming-of-age
  • Coming-of-Age-Roman, atmosphärisch und stilsicher

The World of Normal Boys

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35) ARIN ANDREWS: Some Assembly Required: The not-so-secret Life of a transgender Teen

  • 256 pages, USA 2014
  • Germany: –
  • Goodreads: 3.93 of 5

„Seventeen-year-old Arin Andrews shares all the hilarious, painful, and poignant details of undergoing gender reassignment as a high school student in this winning memoir. He had been born in the body of a girl and there seemed to be no relief in sight. Arin reveals the challenges he faced as a girl, the humiliation and anger he felt after getting kicked out of his private school, and all the changes, both mental and physical, he experienced once his transition began. Arin also writes about the thrill of meeting and dating a young transgender woman named Katie Hill and the heartache that followed after they broke up.“

  • likeable and easy, but not very political memoir
  • Autobiografisches Buch über eine Geschlechtsangleichung: sympathisch, süffig, aber nicht sehr politisch

Some Assembly Required: The Not-So-Secret Life of a Transgender Teen

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36) EDWARD VAN DE VENDEL: Die Tage der Bluegrass-Liebe

  • Dutch YA novel, no English translation
  • 192 pages, Netherlands 1999
  • Germany: Carlsen Verlag, 2008
  • Goodreads: 3.79 of 5

„Ein Feriencamp in den USA. Tycho und Oliver, die dort in ihren Sommerferien arbeiten, verstehen sich von Anfang an besonders gut. Sie können wunderbar miteinander reden und lachen. Doch dann merkt Tycho, dass er mehr für Oliver empfindet als bloße Freundschaft. Nach der ersten Unsicherheit fühlt er sich zusammen mit Oliver stark, fast unbesiegbar. Daran kann auch der Rauswurf aus dem Camp nichts ändern.“

  • two teens fall in love in a US summer camp
  • sympathischer Mainstream

Die Tage der Bluegrass-Liebe

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37) FLOORTJE ZWIGTMANN: Ich, Adrian Mayfield

  • Dutch historical YA novel, no English translation
  • 510 pages, Netherlands 2005
  • Germany: Gerstenberg, 2008
  • Goodreads: 4.27 of 5

„London 1884. Adrian Mayfield ist keine 17 und Lehrjunge bei einem Maßschneider in Soho. Als er eines Tages seine Anstellung verliert, findet er Unterschlupf bei einem Kunstmaler namens Augustus Trops und beginnt, Modell zu sitzen. Beim Modellsitzen bleibt es nicht, zu Adrians allergrößtem Erstaunen: Ja, er liebt Männer! Im London dieser Zeit ein Verbrechen. Durch Trops erhält Adrian Zugang zu den erlesensten Künstlerkreisen Londons, an deren Spitze Oscar Wilde im Café Royal thront. Adrian beginnt Gefallen zu finden an dieser dekadenten Gesellschaft.“

  • historical novel about a witty gay upstart in London
  • nicht meine Ära, nicht mein Stil. aber es hat SEHR gute Kritiken und viele Fans.

Schijnbewegingen

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38) JULIE ANNE PETERS: Keeping you a Secret

„Being gay doesn’t have to be a secret anymore. With a steady boyfriend, the position of Student Council President, and a chance to go to an Ivy League college, high school life is just fine for Holland Jaeger. But when Cece Goddard comes to school, everything changes. They have undeniable feelings for each other. But how will others react to their developing relationship?“

  • I don’t like Peters because often, she is too slow and too on-the-nose. this resonated with readers, though, and I’ll give it a try.
  • gefällig, etwas langsam: ich bin kein Fan von Julie Anne Peters. das scheint eines ihrer stärkeren Bücher zu sein.

Keeping You a Secret

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39) JULIA WATTS: Finding H.F.

„Sixteen-year-old Heavenly Faith (H.F.) discovers she has a crush on a local college professor’s daughter, and embarks on a search for her missing mother.“

  • lightweight but likeable lesbian YA novel
  • recht leicht, aber liebenswert: YA-Novel über eine junge Lesbe

Finding H.F.

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40) EMILY M. DANFORTH: The Miseducation of Cameron Post

  • 470 pages, USA 2012
  • Germany: –
  • Goodreads: 3.96 of 5

„When Cameron Post’s parents die suddenly in a car crash, her shocking first thought is relief. Relief they’ll never know that, hours earlier, she had been kissing a girl. Cam is soon forced to move in with her conservative aunt Ruth and her well-intentioned but hopelessly old-fashioned grandmother. Survival in Miles City, Montana, means blending in. Then Coley Taylor moves to town. Beautiful, pickup-driving Coley is a perfect cowgirl with the perfect boyfriend to match. She and Cam forge an unexpected and intense friendship — one that seems to leave room for something more to emerge. But just as that starts to seem like a real possibility, ultrareligious Aunt Ruth takes drastic action to ‘fix’ her niece.“

  • the lesbian YA title I’m most eager to read
  • das lesbische Jugendbuch, in das ich die größten Hoffnungen setze

The Miseducation of Cameron Post

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15 books that I did not enjoy and won’t recommend / gelesen und nicht gemocht:

Someday This Pain Will Be Useful to You Maurice A Wolf at the Table Between Mom and Jo Are You My Mother?

The Mysteries of Pittsburgh While England Sleeps The Body of Jonah Boyd Back Where He Started Leave Myself Behind

A Separate Peace Spätsommer. Hate: A Romance Skim I Am Not Myself These Days

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people love Andreas Steinhöfel’s kitschy, overwrought and emotionally fake „Die Mitte der Welt“/“The Center of the World“ (Germany, 1998). I can’t recommend it at all / keine Empfehlung:

The Center of the World

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…and Hubert Fichte is one of my favorite authors – there has not been a book of his that I didn’t like, so far – but I would not classify him as „YA literature“: very, very literary and demanding coming-of-age novels / sperrige, tolle deutsche Klassiker über Identität und Coming-of-Age… aber keine „Young Adult“-Bücher: Hubert Fichte, einer meiner Lieblingsautoren:

Detlev's Imitations The Orphanage

gute Goodreads-Liste mit weiteren deutschen oder ins Deutsche übersetzten Titeln, zum mit-Voten: Link

selfie mai 2015

Deutscher Buchpreis 2015: meine Favoriten (Vorauswahl)

DSCF5941

nur kurz:

ich mag die Bandbreite, Abwechslung und den Mut der Longlist zum deutschen Buchpreis 2015, habe in den letzten Tagen die ersten Seiten aller 20 nominierten Titel gelesen und, für mich selbst, eine Vorauswahl getroffen:

sechs Titel, die ich kaufen und lesen werde – früher oder später.

[…“später“, denn diese nominierten Titel werden in den Zeitungen und Feuilletons, für die ich schreibe, meist von ältere Rezensent*innen besprochen: mein Job und Fachgebiet sind die Entdeckungen, US-Literatur, Jugendbücher, Indie-Titel… Überraschungs-Bücher und literarische Außenseiter, die noch recht wenige Menschen auf dem Schirm haben. Longlist-Titel sind so bekannt und allgegenwärtig, dass ich selten Schreib-/Rezensionsaufträge für sie bekomme.]

Sechs Titel sprechen mich sehr an:

deutscher buchpreis 2015 stefan mesch favoriten buchcover

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  1. „Bodentiefe Fenster“, Anke Stelling, Verbrecher Verlag
  • eine depressive Mutter im Prenzlauer Berg hat Angst vor dem sozialen Abstieg
  • das Thema (Öko-Biedermeier in Berlin) ist oft Stoff für billige Witze und Satire – hier wird es ernster, sozialkritischer und, hoffentlich, klüger durchgespielt
  • ich kenne Stellings Debüt von 2004, „Glückliche Fügung“, fand es recht seicht/konventionell… aber sympathisch
  • Rezensionen auf Perlentaucher.de

„Mit vierzig Jahren und als Mutter zweier Kinder ist aus Sandra eine Art Kassandra vom Prenzlauer Berg geworden. Weggehen kann sie jedoch auch nicht, außerdem genießt sie ihre Privilegien. Sie feiert die Kindergeburtstage wie früher, wie Pippi Langstrumpf, doch der Kern der Utopie ist nicht mehr da. Bodentiefe Fenster – bodenlose Gegenwart.“ [Klappentext, gekürzt]

Bodentiefe Fenster
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2. „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“, Frank Witzel, Matthes & Seitz

  • 800-Seiten-Kindheits-und-Erinnerungsbuch über die BRD
  • sehr überbordend, verspielt, voller Zitate und Zeitgeschichte
  • vielleicht zu viel Retro-Kitsch, zu gewollt… aber die Welt und das Milieu sind sehr gut getroffen
  • Rezensionen auf Perlentaucher.de

„Ein Spiegelkabinett der Geschichte im Kopf eines Heranwachsenden: Erinnerungen an das Nachkriegsdeutschland, Ahnungen vom Deutschen Herbst; das dichte Erzählgewebe ist eine explosive Mischung aus Geschichten und Geschichte, Welterklärung, Reflexion und Fantasie: ein detailbesessenes Kaleidoskop aus Stimmungen einer Welt, die 1989 Geschichte wurde. Ein mitreißender Roman, der den Kosmos der alten BRD wiederauferstehen lässt.“ [Klappentext, gekürzt.]

Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969

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3. „Winters Garten“, Valerie Fritsch, Suhrkamp

  • eine seltsame Kleingartenkolonie – und dahinter die Stadt, Zivilisation, die zerfällt: ein dystopischer, aber sehr märchenhafter und stiller Roman über Alter und Ende
  • altmodische Sprache, wahrscheinlich kaum Plot oder Überraschungen, erzählerische Raffinesse: das Buch funktioniert über Atmosphäre. 160 Seiten eigentümliche, bedrohliche Atmosphäre? das klingt machbar und sympathisch!
  • aber: vielleicht trotzdem nur Kitsch und zäher, barocker Quatsch? wie ihr Klagenfurt-Video?
  • Rezensionen auf Perlentaucher.de

„‚Winters Garten‘, so heißt die idyllische Kolonie jenseits der Stadt, in der alles üppig wächst.Valerie Fritsch erzählt von einer Welt aus den Fugen. Und von zwei Menschen, die sich unsterblich ineinander verlieben, als die Gegenwart nichts mehr verspricht, die Häuser und Straßenzüge verfallen, die wilden Tiere in die Vorgärten und Hinterhöfe eindringen.“ [Klappentext, gekürzt.]

Winters Garten

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4. „Siebentürmeviertel“, Feridun Zaimoglu, Kiepenheuer & Witsch

  • 800 Seiten in der Türkei der 30er/40er Jahre
  • sehr wuchtig, sprachverspielt, überraschend, episch: ich kenne von Zaimoglu „Kanak Sprak“ und „Liebesmale, scharlachrot“, und beides war mir zu gewollt, zu poetry-slam-haft und pubertär. der Ton in „Siebentürmeviertel“ ist selbstbewusster.
  • Rezensionen auf Perlentaucher.de

„Eine fremde und faszinierende Welt, in der sich ein deutscher Junge behaupten muss: Es ist das Jahr 1939, und Wolf findet sich in Istanbul wieder, in der Familie von Abdullah Bey und mitten im Siebentürmeviertel, einem der schillerndsten Stadtteile der Metropole, in der Religionen und Ethnien in einem spannungsreichen Nebeneinander leben. Was als vorübergehende Maßnahme gedacht war, wird zu einer Dauerlösung, und Wolf muss sich zurechtfinden in diesem überwältigenden Kosmos. Er wird von Abdullah Bey an Sohnes statt angenommen, besucht die Schule und erobert sich seine Stellung unter den Jugendlichen des Viertels. Als er langsam zu begreifen beginnt, welche Rolle Abdullah Bey wirklich spielt, gerät er in große Gefahr.“ [Klappentext, gekürzt.]

Siebentürmeviertel

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5. Getraud Klemm, „Aberland“, Droschl

  • Baden bei Wien: eine Mutter Ende 50 und ihre Tochter Mitte 30 hadern mit ihren Beziehungen, Rollen und dem bürgerlichen Druck.
  • 2014 erschienen, ebenfalls angelesen und gemocht: „Herzmilch“ (Perlentaucher)
  • die meisten Bekannten, die bisher Gertraud Klemm lasen, sagen: mitteltiefgründig, mittelambitioniert, mittelinteressant. mal sehen.
  • Rezensionen auf Perlentaucher.de

„Elisabeth, 58, versucht würdevoll zu altern. Ihr gutbürgerliches Leben ist am ehesten charakterisiert durch das, was sie alles nicht getan hat: sie hat nicht studiert und nicht gearbeitet, sie hat ihre Kinder nicht vernachlässigt und ihren Mann nicht mit dem Künstler Jakob betrogen, sie hat der Schwiegermutter nicht die Stirn geboten und stellt noch immer nicht den Anspruch, ins Grundbuch der Jugendstilvilla eingetragen zu werden. Mit Zynismus und verhaltener Selbstreflexion beobachtet sie das Altern der Frauen um sie herum. Und sie beobachtet ihre Kinder, vor allem Franziska, 35, die zu Wutausbrüchen neigt, mit den Anforderungen der Gesellschaft an ihre Mutterrolle hadert.“ [Klappentext, kaum gekürzt… weil er sehr gut geschrieben ist!]

Aberland
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6. Jenny Erpenbeck, „Gehen ging gegangen“, Knaus

  • Professor mit Sinnkrise sucht Kontakt zu Geflüchteten am Berliner Oranienplatz
  • politischer, aber poetischer Roman über die Frage, was Engagement bewegt und was Menschen einander geben können.
  • ich mochte „Das alte Kind“ nicht, Erpenbecks staubige, viel zu betuliche Kurzgeschichten. auch hier im Portrait wirkt sie verkrampft (Link: könnte aber auch an der Journalistin liegen). aber „Heimsuchung“ gehört zu meinen Lieblingsbüchern: ich bin gespannt, wie modern/altmodisch der neue Roman mit Sprache und Themen umgeht… aber bleibe etwas vorsichtig.
  • Rezensionen auf Perlentaucher.de

„Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika zu suchen, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Und plötzlich schaut diese Welt ihn an, den Bewohner des alten Europas, und weiß womöglich besser als er selbst, wer er eigentlich ist.“ [Klappentext, gekürzt.]

Gehen, ging, gegangen …und, große Empfehlung: Heimsuchung
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zwei Titel auf der Kippe:

    • „89/90“ von Peter Richter wirkt kompetent geschrieben und unterhaltsam – aber ich habe das Gefühl, schon fünf solcher Bücher zu kennen. wäre das ein unbekanntes Buch/Geheimtipp, ich würde es bald lesen. aber es findet sein Publikum sicher auch ohne mich.
    • „Die Stunde zwischen Wolf und Gitarre“ von Clemens J. Setz hat 1000 Seiten und wirkt sehr verspielt: ein Buch, das seinen Leser*innen wahrscheinlich viele Fallen stellt. ich habe Angst, mich auf Figuren einzulassen – wenn mir schon die ersten Seiten signalisieren: da geht es eher um literarische Spiele, Fragen der Perspektive, Überraschungen und Überrumpelungen.

89/90: Roman   Die Stunde zwischen Frau und Gitarre

mehr:

Video: Bücher auf Youtube – Literaturkritik, BookTube, Vlogs

wordpress Vlog

august münchen 2015

Blogs und Literaturkritik:

Seit fünf Jahren führen wir eine große Qualitäts- und Grundsatzdebatte. Dass Blogs ein sinnvoller Ort sein können, um über Bücher zu sprechen, stellt mittlerweile niemand mehr in Frage. Was aber ist mit Videos? Vlogs?

Im Juli 2015 portraitierte die Süddeutsche Zeitung Sara Bow, Mode- und Buchbloggerin: http://www.sueddeutsche.de/kultur/buchkritikerin-auf-youtube-sehrsehrsehr-lustig-lest-es-1.2558228

„Sara! Mir grauts vor dir“ antwortete Blogger Thomas Brasch und schrieb: “ ich finde es grauenvoll, dass diese Darbietungen, dieses ungenierte Plappern von Sara Bow & Co. erfolgreich Bücher verkauft. Soviel Neid muss sein. […] Mit solchen Formaten trifft die Anspruchslosigkeit eines selbstgefälligen Youtube-Sternchens auf die Anspruchslosigkeit naiver Teenies.“https://thomasbrasch.wordpress.com/2015/07/11/sara-mir-grauts-vor-dir/

Sara Bow ist 21 – und weder sprachlich noch in der Auswahl ihrer Bücher mein Fall. Trotzdem imponieren mir Youtuber und Vlogger, und ich sammle seit Jahren Mut für ein eigenes Video. Ich rede u.a. bei Deutschlandradio Kultur über Bücher. Aber: mit einer Redaktion, in einem Studio. Im Alleingang vor die Kamera treten, ein eigenes Format entwickeln… das habe ich jetzt zwei Tage lang, zum ersten Mal, probiert.

Es macht Spaß. Es frisst Zeit, kostet Kraft und führt mir vor Augen, wie viel ich zu lernen habe und wie viel schief gehen kann. Ob ich ein zweites, drittes Video drehe, hängt auch vom Feedback und der Resonanz ab: Bringt das hier was? Wer schaut das, und wozu? Es war VIEL mehr Arbeit als ein Blogpost oder ein Artikel – und es sieht amateurhafter aus.

Mein Lieblings-Vlogger ist Michael Buckley, den ich u.a. für ZEIT Online portraitiert habe, http://www.zeit.de/digital/internet/2010-01/youtube-buckley

Mein deutscher Lieblings-Booktuber ist Andreas Dutter, Brivido Libro: https://www.youtube.com/user/brividolibro

Ich empfehle auch Herbert liest,https://www.youtube.com/user/LiteraturEskorte

und Iris Radischs Videos (die grade leider immer seltener/sporadischer werden): http://www.zeit.de/serie/lesetipp

mehr zu Literaturblogs u.a. auf meinem Blog, https://stefanmesch.wordpress.com/2015/07/28/die-besten-buchblogs-und-literaturblogs-50-empfehlungen-links/

Video-Link auf Youtube: https://youtu.be/3CH3YYE7AdY

weiteres Videos von mir hier: Youtube-Channel, smesch83

 

Die besten Buchblogs und Literaturblogs: 50 Empfehlungen (Links)

Stefan Mesch - Buchblogs, Literaturblogs, Foto von Achim Reibach

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Im Sommer 2014 habe ich Krimiblogs empfohlen:

Im Sommer 2013 Buch- und Literaturblogs:

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Ich bin mit vielen Buchblogger*innen auf Facebook oder Goodreads befreundet, mag ihre Lektüretipps, ihre Leidenschaft und Anregungen:

Der Austausch, die Dialoge und Gespräche sind mir wichtig.

Die Blogs selbst lese ich sporadischer.

Mir sind viele Blogger oft zu höflich, vorsichtig, schüchtern.

Trotzdem gibt es ca. 50 Blogs (und, wichtiger: Köpfe HINTER diesen Blogs), deren Auswahl, Engagement und Texte mir sehr gefallen.

Meine Favoriten, im deutschsprachigen Raum. Ergänzungen und Tipps sind willkommen!

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Buchblogs Screenshots Startseiten

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Gefunden habe ich die meisten Buchblogs auf Gesine von Prittwitz‘ tollem „SteglitzMind“-Blog, auf dem Buchblogger regelmäßig ihre Lieblingsblogs vorstellen und empfehlen:

Im Mai 2015 öffnete ich dann alle ca. 950 Links der „Lesestunden“-Toplist von Tobias Zeising:

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Unterwegs machte ich auch ein paar Screenshots von bunteren… barockeren… Buchblogs:

buchblogs

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Hier meine ca. 50 Lieblings-Buch- und Literaturblogs.

Als wichtige Stimmen, Multiplikatoren möchte ich besonders empfehlen…

Ein sympathisches 30-Minuten-Feature über Buchblogs, von Sieglinde Geisel für Deutschlandradio Kultur:

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Empfehlungen? Ergänzungen? Gerne als Kommentar!

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Blogname Autor*in und Infos
54books
http://www.54books.de/
Tilman Winterling. http://blogs.deutschlandradiokultur.de/buchmesselbm15/2015/03/12/fiese-fragen-tilman-winterling-blogger-bei-54books/
aboutsomething https://writeaboutsomething.wordpress.com/ Katja (Germanistin) und Laura (Kunstwissenschaftlerin), https://writeaboutsomething.wordpress.com/uber-uns/
Analog.Lesen
http://analoglesen.wordpress.com/
Sebastian Kretzschmar,
http://analoglesen.wordpress.com/der-herr-der-bucher-credits/
Atalantes Historien
http://atalantes.de/
Kerstin Pistorius:
http://atalantes.de/ueber/
aus.gelesen
https://radiergummi.wordpress.com/
kein Name:
https://radiergummi.wordpress.com/about/
Bibliophilin
http://www.bibliophilin.de/
Dorota Federer,
http://bibliophilin.de/?p=6
Binge Reader
http://bingereader.org/
Sabine Delorme,
http://bingereader.org/eine-seite/
Brivido Libro (Youtube-Videos) https://www.youtube.com/user/brividolibro Andreas Dutter, Booktuber:
https://de-de.facebook.com/AndreasDutterAutor
Bücherkinder
http://www.buecherkinder.de/
Riesiges, sehr gutes Portal für Kinderliteratur von Stefanie Leo, http://www.buecherkinder.de/%C3%BCber-uns
Bücherwurmloch http://buecherwurmloch.wordpress.com/ Mareike Fallwickl (Mariki):
http://mareikefallwickl.at/about-me/
Buchkolumne
http://www.buchkolumne.de/
Karla Paul: war bei Lovelybooks in München, heute Verlegerin in Hamburg, 
Buzzaldrins Bücher
http://buzzaldrins.de/
Linus Giese, http://ichbinslinus.de/ueber-mich/
Dandelion Literatur https://dandelionliteratur.wordpress.com/ Frank Duwald,
https://dandelionliteratur.wordpress.com/about/
Das Debüt
http://dasdebuet.com/
fünf junge Bloggerinnen,
http://dasdebuet.com/eine-seite/wer-wir-sind/
Das graue Sofa
https://dasgrauesofa.wordpress.com/
Strick- und Literaturblog von Claudia Hildebrand, https://dasgrauesofa.wordpress.com/about/
deep read
https://deepread.wordpress.com/
Karo“ Karoline Laarmann,
https://deepread.wordpress.com/about-2/
Der Buchbube
http://buchbube.wordpress.com/
Christoph Walter,
http://buchbube.wordpress.com/about/
Die Leselust
http://www.die-leselust.de/
Übersetzerin Daniela Brezing,
http://www.die-leselust.de/ueber-mich/
Dieter Wunderlich
http://www.dieterwunderlich.de/
Dieter Wunderlich,
http://www.fabelhafte-buecher.de/buecher/wir-lieben-bucher/weltliteratur-im-spiegel-der-bestenlisten/dieter-wunderlich-onlinerezensent-mit-breitenwirkung/
Ein Jahrhundert lesen https://100jahrelesen.wordpress.com/ Klassikerblog von Nele Thiemann: ein Buch pro Jahr des 20. Jahrhunderts, hier die Liste:
https://100jahrelesen.wordpress.com/die-liste/
Frank Rumpel http://frankrumpel.wordpress.com/category/krimikritik/ Frank Rumpel (freier Journalist),
https://frankrumpel.wordpress.com/about/
Glasperlenspiel13
http://glasperlenspiel13.com/
Vera Lejsek,
https://buecherliebhaberin.wordpress.com/eine-seite/
Hedoniker
https://smoel.wordpress.com/
Stefan Möller,
http://lesebefehle.tumblr.com/
Herbert liest!
https://herbertliest.wordpress.com/
Dr. Herbert Grieshop (und Sonja Praxl) https://herbertliest.wordpress.com/eine-seite/
Herzpotenzial
http://herzpotenzial.com/
Maike Bradler, Mareike Dietzel:
http://herzpotenzial.com/about/
Intellectures
http://www.intellectures.de/
Thomas Hummitzsch,
http://www.diesseits.de/thomas-hummitzsch
Jargs Blog
https://jargsblog.wordpress.com/
Jarg“, Familienvater in Hamburg:
https://jargsblog.wordpress.com/about/
Kaffeehaussitzer
http://kaffeehaussitzer.de/
Uwe Kalkowski,
http://kaffeehaussitzer.de/author/buchnarr/
Kapri-ziös
http://kapri-zioes.de/
Janine Rumrich,
http://kapri-zioes.de/ueber-mich/
Karthauses Bücherwelt
http://karthause.wordpress.com/
Heike Metzger,
https://karthause.wordpress.com/about/
Klappentexterin
https://klappentexterin.wordpress.com/
Buchhändlerin Simone Finkenwirth, https://klappentexterin.wordpress.com/uber-mich/
KrimiLese
http://krimilese.wordpress.com/
Heinz Bielstein
Krimimimi
http://krimimimi.com/
Miriam Semrau,
http://krimimimi.com/ueber-mich/
Kulturgeschwätz https://kulturgeschwaetz.wordpress.com/ Katharina Herrmann,
https://kulturgeschwaetz.wordpress.com/uber-mich/
Leo’s Literarische Landkarten https://leopoldsleselampe.wordpress.com/ Blog über Orts- und Landschaftsbeschreibungen in Büchern und Geopolitik,
https://leopoldsleselampe.wordpress.com/uber/
Lesen mit Links
http://www.lesenmitlinks.de/
Jan Drees: Autor, Journalist, Literaturwissenschaftler, http://www.lesenmitlinks.de/vita/
Leseschatz
https://leseschatz.wordpress.com/
Sonja und Hauke Harder, Buchhändler, https://leseschatz.wordpress.com/about/ und http://www.buchhandlung-almut-schmidt.de/
Lesestunden
Literaturblog mit eigenem Linkverzeichnis/Ranking für fast alle aktuellen deutschsprachigen Literatur- und Buchblogs,
http://www.lesestunden.de/toplist/
Tobias Zeising,
http://www.lesestunden.de/#footer
Libroskop
https://libroskop.wordpress.com/
Tobias Lindemann, freier Journalist: https://libroskop.wordpress.com/about/
Life4books
http://life4books.blogspot.de/
Christin Matthes: malt für jedes Buch ein charmantes, nerdiges kleines Schaubild:
http://life4books.blogspot.de/p/uber-mich.html
Litaffin
http://www.litaffin.de/
„LITAFFIN ist das Blog von und mit Studierenden des Masterstudiengangs Angewandte Literaturwissenschaft der Freien Universität Berlin.“ http://www.litaffin.de/litaffin/
Update, 2018: Ich ziehe die Empfehlung zurück. Die Bloggerin schreibt über den transsexuellen Blogger Linus Giese, er „spinnt rum“ und „hält sich für einen Mann“. 

Literatur- und Medienblog
von Nomadenseele http://nomasliteraturblog.wordpress.com/

Nomadenseele“, https://nomasliteraturblog.wordpress.com/blogvorstellung/
LiteraturBlog
http://www.literatur-blog.at/
Andreas Hartl, Webdesigner,
http://www.graphiks.info/category/referenzen/
literaturblog günter keil http://guenterkeil.wordpress.com/ Günter Keil, Journalist, Moderator und Literaturblogger www.guenterkeil.de
Literaturen (hieß früher „Literatourismus“) http://literatourismus.net/ Sophie Weigand,
https://caterinaseneva.wordpress.com/2015/05/05/im-gesprach-mit-sophie-weigand/
Literaturundfeuilleton https://literaturundfeuilleton.wordpress.com/ Komparatisten aus Bochum: sieben Redaktionsmitglieder, https://literaturundfeuilleton.wordpress.com/informationen/
Literaturwelt. Das Blog.
http://blog.literaturwelt.de/
Magazin mit fast 20 Rezensent*innen, u.a. Alban Nicolai Herbst und Stefan Möller, Chefredakteur: Oliver Gaßner
lust zu lesen
http://lustzulesen.de/
Sonja Graus,
http://lustzulesen.de/uber-mich/
lustauflesen.de Jochen Kienbaum,
http://lustauflesen.de/uber-mich/
masuko13
http://masuko13.wordpress.com
Jacqueline Masuck,
https://masuko13.wordpress.com/about/
Muromez
https://muromez.wordpress.com/
Ilja, Paderborn:
https://muromez.wordpress.com/wer/
neue Wörtlichkeit
http://www.neuewoertlichkeit.de/
größere Redaktion:
http://www.neuewoertlichkeit.de/redaktion/
Papiergeflüster
http://www.papiergefluester.com
Simone Dalbert, Buchhändlerin (hat auch ein Buch über ihre Arbeit geschrieben): „Papiergeflüster. Aus dem Leben einer Buchhändlerin“
Phelmas.com/ Helma P.,
http://phelmas.com/about/
Phileas Blog
https://phileablog.wordpress.com/
Petra Gust-Kazakos,
https://phileablog.wordpress.com/about/
Read that!
http://readthat.de/
Fotograf. Hauptseite hier:
http://marcelkorstian.de/
Ruth liest
http://ruthjusten.de/
freie Journalistin,
http://ruthjusten.de/ueber-mich
SchöneSeiten
https://caterinaseneva.wordpress.com/
Caterina Kirsten, Frankfurt: https://caterinaseneva.wordpress.com/selbstportrat/
Texte und Bilder
http://www.texteundbilder.com/
Dr. Tobias Witte:
http://www.texteundbilder.com/steckbrief/ | http://tobiaswitte.de/
The Lines Between
http://the-lines-between.blogspot.de/
Cara, Anglistin aus Heidelberg:
http://the-lines-between.blogspot.de/p/mehr-uber-mich.html
We read Indie
https://readindie.wordpress.com/
Gruppenblog mehrerer Literaturbloggerinnen speziell für Bücher aus unabhängigen Verlagen:
https://readindie.wordpress.com/about/
Wortmax
http://www.books.wortmax.de/
Holger Reichard und Karsten Weyershausen, dazu wechselnde Gastautor*innen,
http://www.wortmax.de/pages/viten.htm

Deutschlandradio Kultur: „Lifeline“ (App, Textadventure) als interaktive Erzählung

lifeline the martian abenteuerspielbuch textadventure

Ab und zu darf ich im Radio über Literatur, Fernsehen, Comics oder Blogs sprechen, z.B. 2012 über Superschurken wie Lex Luthor und den Joker bei WDR 2 (Link), 2014 auf einem Podium über digitales Verlegen und den „Verlagsschreck Amazon“, im März über Buchblogger zur Leipziger Buchmesse (Link), Ende Juni über „Straight to your Heart“, das Buch zur Soap „Verbotene Liebe“, das Nikola Richter und ich im Mikrotext Verlag herausgegeben haben.

Ich war im Studium Redakteur bei „Litradio“ in Hildesheim, bin oft etwas nervös in Live-Sendungen… aber genieße das sehr: die Offenheit, die Spontaneität, die Gesprächspartner.

Heute habe ich bei „Lesart“ (Deutschlandradio Kultur) über „Lifeline“ gesprochen: ein Text-Adventure und die aktuell erfolgreichste App bei iTunes:

hier nachhören (Link)

Ich habe mir vorher sehr viele Notizen gemacht: keine richtige Kritik… sondern ein Sach-, Wertungs- und Informationstext im Stil von Verlagsgutachten, die ich ab und zu für Bücher schreibe.

Ich bin kein Gamer, LIEBE aber Games-Journalismus… und hoffe, dass ich dem Thema gerecht werden konnte.

Expertinnen für Textadventures und Lieblingstexte zum Thema kommen u.a.

gravity (c) Warner Brothers LifelineSandra Bullock in „Gravity“, 2013

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  • Taylor ist Astronaut (oder Astronautin, das Geschlecht bleibt unklar) und auf einem Mond gestrandet, auf dem es nur Staub, Wüste, Krater gibt. Und atembare Luft.
  • Taylor kann Nachrichten sprechen, die dann als Textnachricht/Notruf übermittelt werden… an mich, den Spieler.
  • Ich sitze irgendwo anders, bin der einzige, der Taylors Notruf hört und werde sein/ihr Gehilfe, Ansprechpartner, Tröster, Freund und, vor allem: Ratgeber. Alle fünf bis sechs Nachrichten fragt Taylor, was er/sie jetzt tun soll.
  • Ich habe dann zwei vorgefertigte, ausformulierte Möglichkeiten und muss mich für eine von beiden entscheiden. Taylor antwortet und folgt (fast immer) meinem Ratschlag.
  • Das Spiel wird als reines Text-Adventure gespielt, es gibt keine Grafik/keine Animationen, das Bild von Taylor und seinen/ihren Abenteuern auf dem verlassenen Planeten entsteht im Kopf des Lesers.
  • Das Spiel dauert etwa drei Tage (zwei Nächte lang schläft Taylor auf dem Planeten, falls er/sie nicht vorher stirbt) und spielt sich in Echtzeit ab. Man kann es auf Android- und Apple-Systemen spielen, auf iphones, ipads und der neuen Apple Watch.
  • Ziel des Spiels: Taylors Überleben zu sichern – und dabei das Geheimnis von Absturz und Mond zu lösen.

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kultureller Kontext:

Seit den ca. 70er Jahren gibt es „interaktive“ Taschenbücher, z.B. die „Choose your own Adventure“-Reihe in den USA und, seit 1982, die auch in Deutschland beliebten „Abenteuer-Spiel-Bücher“ für Rollenspiel-Fans, z.B. „Der Hexenmeister vom flammenden Berg“ der beiden Briten Ian Livingston und Steve Jackson:

ASBs sind in 400 nummerierte Abschnitte eingeteilt, am Ende jedes Abschnitts muss der Leser/Spieler eine Entscheidung treffen, z.B. „Willst du die Höhle betreten? Dann weiter bei Abschnitt 33. Willst du lieber in den Wald? Dann weiter bei Abschnitt 272“

LIFELINE… überträgt dieses Spielprinzip aufs Handy und beschleunigt/vereinfacht es extrem: Die Texte sind kürzer. An jeder Gabelung/Entscheidung gibt es nur zwei Optionen. Man kann sich durchs Spiel klicken und wischen, ohne, umständlich zu blättern. Man braucht keine Würfel, Listen, Tabellen und andere Rollenspiel-Utensilien, muss kein Inventar führen. Inhaltlich und atmosphärisch ist „Lifeline“ den Abenteuer-Spielbüchern meiner Kindheit ähnlich und auf dem selben literarischen Niveau.

Da hat keine Entwicklung stattgefunden. 😦

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2013 kam „Gravity“ ins Kino, ein Weltraum-Survival-Film mit Sandra Bullock, der nahezu in Echtzeit erzählt, wie eine auf sich allein gestellte Astronautin immer größere Katastrophen bewältigen und Entscheidungen treffen muss. Der Film war radikales, elegantes, sehr empathisches Spannungskino und wollte den Zuschauer so nah wie möglich an Bullock rücken. Das hat gut geklappt.

Schade fand ich, dass es – im Gegensatz zu anderen Survival-Stoffen – um nichts GRÖSSERES ging. Also: ein sehr linearer Film mit einer einzigen Frage („Überlebt sie? Wie?“), der auf dieser Survival-Oberfläche verharrte. Es wurde kein größeres Thema verhandelt – philosophisch, psychologisch, literarisch passierte da nichts.

LIFELINE… ist auf diesem Niveau.

Romane werden manchmal auch „empathy machines“ genannt, und „Lifeline“ zieht das durch, indem es uns sehr nah an EINE Figur drängt, die ums nackte Überleben kämpft. Für alles aber, das über dieses Überleben hinausweist, ist im Spiel kaum Platz. Wenig Nuancen, keine Überraschungen im Plot oder in der Spielmechanik. Der einzige Luxus, den sich „Lifeline“ leistet, ist Humor/eine sehr alberne Ich-Erzähler-Figur, die oft frotzelt, sich in Sarkasmus flüchtet, übertreibt und Popkultur-Anspielungen macht. Dabei wirkt sie insgesamt recht jung… und ein bisschen ranschmeißerisch: ein Astronaut und Forscher, etliche Jahre in der Zukunft, der GENAUSO redet und witzelt, wie Nerds der Gegenwart mit Anfang 20 chatten / sprechen? Über genau die selben Themen? Und der auch nur Anspielungen aus den Jahren ca. 1960 bis 2010 macht? Hm. Unplausibel und schade.

Dazu hat „Lifeline“ noch ein direktes großes Vorbild: 2011 hat ein Spieleprogrammierer und Nerd aus Kalifornien, Andy Weir, im Selbstverlag einen Survival-Science-Fiction-Roman veröffentlicht, „Der Marsianer“, über einen Amerikaner, der versehentlich auf dem Mars zurückbleibt, als seine Raumschiffbesatzung den (ersten) Versuch, den Mars zu besiedeln, nach einem Sandsturm vorzeitig abbricht und zurück fliegt.

Astronaut Mark Watney führt dann ein Tagebuch, während er mehrere hundert Tage lang um Sauerstoff, Nahrung (Kartoffeln) und Kommunikationsmöglichkeiten zur Erde (u.a. über Morsezeichen und die Elektronik des verlassenen Mars Rover) kämpft. Das Buch wurde nach dem Erfolg von „Gravity“ (Gravity: Herbst 2013; The Martian Neuauflage: April 2014) von einem professionellen US-Verlag noch einmal neu veröffentlicht und zum Bestseller, die deutsche Ausgabe bei Heyne ist ebenfalls ein großer Erfolg, 2015 kommt eine Verfilmung mit Matt Damon in die Kinos, Regie führt Ridley Scott („Blade Runner“).

LIFELINE… hat GENAU diesen Tonfall: ein amerikanischer Nerd, Possenreißer, Sarkast, der als Ich-Erzähler sehr oft Albernheiten, Übertreibungen, Sarkasmus benutzt… und eben: Popkulturanspielungen macht, die ganze Zeit. „Der Marsianer“ ist „McGyver“ auf dem Mars, „Lifeline“ spielt auf einem Wüstenmond, das bräsige, oft ranschmeißerische humoristische Gerede der beiden Ich-Figuren ist genau das selbe. (Ich fand den Roman populistisch, selbstverliebt, dümmlich.)

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Spielmechanik bei „Lifeline“:

Es gibt keine Grafik. Das Spiel besteht nur aus Kurznachrichten. Diese Nachrichten sind höchstens 140 Zeichen lang. Die ganze Spielwelt entsteht im Kopf des Lesers/Spielers.

Es gibt ein wenig wabernde, billige Instrumentalmusik in Endlosschleife, die man abstellen kann.

Weil die Nachrichten jeweils nur 140 Zeichen lang sind, passen sie auch auf den Screen der Apple Watch. „Lifeline“ wird AUCH so begeistert besprochen und gefeiert, weil Menschen unsicher sind, welche Vorteile, welchen Nutzen eine Smartwatch hat. In „Lifeline“ wartet man auf Kurznachrichten des gestrandeten Astronauten. das Spiel läuft auf dem Handy ab… aber man muss das Handy gar nicht benutzen: Die Möglichkeit besteht, allein auf der Smartwatch jeweils neue Befehle einzugeben und Texte zu lesen.

Welches Geschlecht hat Taylor? Das bleibt offen, besonders, falls man auf Englisch liest. Der Name „Taylor“ ist unisex – ich dachte z.B. sofort an die Sängerin Taylor Swift. Viele Spieler/Fans (z.B. auf Reddit) hoben das hervor und sagten „Ich habe mir eine Frau vorgestellt“ oder „Für mich war Taylor ein junger schwarzer Typ“. Das war dem Produktionsstudio, 3 Minute Games, sehr wichtig.

Welche Nationalität hat Taylor? In der US-Version ist er Amerikaner. In der deutschen Version ist Taylor Deutscher und nimmt zusammen mit den (deutschen?) Teamkameraden Colby, Antoine, Trotter und Adair an einer DEUTSCHEN Raummission teil. Das wirkt unbeholfen und lieblos… und insgesamt hat die deutsche Übersetzung immer wieder Probleme: Sie wirkt zu flapsig (Taylor sagt Dinge wie „Heilige Scheiße“), die Geschlechtsbezeichnungen in Deutsch legen viel näher, dass Taylor ein Mann ist / keine Frau sein kann… und ein paar Anspielungen werden sinnlos vereinfacht: Im US-Original spricht Taylor z.B. über Jack Nicholson. Die deutsche Übersetzung macht daraus einen einfacheren Witz über Arnold Schwarzenegger. Deshalb: Wenn es irgendwie geht, auf Englisch spielen!

Auf Deutsch wirkt das – eh schon nicht besonders gut geschriebene – Gerede Taylors noch liebloser und weniger plausibel.

Und, nochmal: Ein gestrandeter Mensch im All schickt uns Nachrichten über… James Bond. Jack Nicholson. Disneys „Ratatouille“. Das soll authentisch wirken – doch funktioniert für mich nicht. Direkt nach dem Buch „Der Marsianer“, mit 400 Seiten Galgenhumor und Witzen eines gestrandeten Astronauten, schon wieder genau dieser Tonfall und Kunstgriff?

Als Spieler muss ich alle paar Sätze/Nachrichten entscheiden, was ich Taylor antworte. Dabei gibt es jeweils nur zwei Optionen. Beides sind vorgefertigte Nachrichten, die man an Taylor übermittelt, Aufforderungen wie „Geh nach links“ oder „Geh nach rechts“; „Ruh dich aus“ oder „Lauf schnell weiter“. Manche Optionen sind sehr lapidar und täuschen Interaktion nur vor, der Tiefpunkt ist die Entscheidung zwischen „(A) Was siehst du?“ und (B) „Sag mir, was du siehst.“

Taylor hält sich in der Regel an die Aufforderungen, es gibt da keinen großen Spielraum, keine Überraschungen und Diskussionen. Das ist schade: eine verpasste Möglichkeit.

Ich habe „Lifeline“ einem Freund erklärt und sagte: „Taylor ist Astronaut oder Astronautin, und hat eine Notlandung überlebt…“ Er fiel mir ins Wort: „Taylor SAGT, es sei eine Notlandung…“ Eine Figur wie Taylor könnte ein unzuverlässiger Erzähler sein.

Aber auch das wird im Spiel nicht genutzt.

Die Antworten von Taylor erfolgen in Echtzeit. Nach ein paar kurzen Nachrichten beschließt Taylor, zum Raumschiffwrack zu wandern und braucht dafür eine Stunde. Man wartet dann als Spieler tatsächlich eine Stunde. Das ist anfangs erst aufregend… doch wird schnell schleppend und nervig. Einerseits entsteht Atmosphäre: Ich mache mir Sorgen um Taylor, warte auf neue Nachrichten, bin gespannt. Andererseits dauert es VIEL zu lange.

An einer Stelle will Taylor neben einem Reaktor schlafen, um nicht zu erfrieren, gibt uns die Strahlendosis durch und bittet uns, zu recherchieren, ob die Dosis tödlich ist oder nicht. Diese Recherche macht Spaß, und ich wünschte, das Spiel hätte noch weitere solcher Aufgaben und Recherche-Fragen eingebaut. Stattdessen aber vor allem: Warten. Und sich ärgern, dass man über Stunden auf die Folter gespannt wird und nichts von Taylor hört.

Tamagotchis hatten einen Schlaf-/Wachrhythmus; es gibt auch oft Spiele für Kinder, die nachts nicht funktionieren, weil die Figuren „schlafen“. Aber ich fühlte mich von „Lifeline“ am ersten Tag sehr bevormundet, weil ich mir acht Stunden Zeit genommen hatte, um zu spielen… und dann in dieser Zeit kaum etwas vom Spiel lesen/sehen/erfahren konnte: Es passiert viel zu lange kaum etwas.

Taylor kann zwar an mehreren Punkten sterben, es gibt eine Reihe von plötzlichen Enden, doch im Wesentlichen nur zwei „Happy Ends“ (…neben verschiedenen Möglichkeiten, vorzeitig zu scheitern, z.B. Erfrieren oder nach einem Beinbruch kollabieren). Sobald Taylor zum ersten Mal gestorben ist, kann man einen „Fast Play“-Modus aktivieren und alle Wartezeiten überspringen. (Endlich!)

Der schnelle Modus ist praktisch, aber problematisch: Die meisten Spieler sagen: In Echtzeit ist das Spiel SEHR atmosphärisch, nervenaufreibend… doch man ist eben vor allem über die bloßen Wartezeiten genervt. Nicht, weil das Spielerlebnis so atemberaubend wäre. Trotzdem: Die Geschichte scheint erstmal aufregend und interessant.

Sobald man im Fast-Play-Modus ist, kann man viel schneller alle Verästelungen der Geschichte durchprobieren… und merkt dabei: Der Plot ist nicht besonders komplex, die Spielstruktur kaum verästelt, voller Logikfehler und Schlampigkeiten, und hat große Timing- und Atmosphäre-Probleme. Also: Als Geschichte, Erzählung taugt das Spiel nicht viel. Man denkt beim Spielen die ganze Zeit über das Potenzial des Genres / Formats an sich nach, man will nach „Lifeline“ auch unbedingt sofort ein anderes Textadventure spielen / lesen… aber ich glaube, nur sehr wenige Leute sind mit „Lifeline“ selbst zufrieden, denn…

…die Geschichte ist hanebüchen und lieblos: Der Mond ist eine Art Fliegenfalle für Raumschiffe; ein grün leuchtendes Alien-Parasitenwesen bringt alle vorbeifliegenden Schiffe mit einer EMP-Waffe zum Absturz, kriecht dann in die toten Astronauten und macht sie zu grün leuchtenden Alien-Zombies mit Hypnose-Augen. Auch Taylor wird bald von ihren toten/besessenen Astronauten-Kollegen verfolgt, und von Laborratten, die den Absturz ebenfalls nicht überlebten und jetzt als Zombie-Wirtskörper dienen. Hm.

…die Entscheidungen und Risiken für die Hauptfigur sind hanebüchen und oft inkonsequent: Manchmal soll Taylor klettern. Es kann passieren, dass sie abstürzt, sich das Bein bricht und stirbt. An einer anderen Stelle im Spiel ist Klettern die EINZIGE Lösung. Das gilt für jede Entscheidung im Spiel: Soll Taylor Vorräte essen oder nicht? Soll sie ins Dunkle gehen oder warten? Soll sie kämpfen oder sich verstecken? Mal ist das eine die Lösung, mal das andere… aber ob ein Schritt die Rettung/einzige Lösung ist oder sofort zum Tod führt, folgt keiner sehr durchdachten Logik.

Ich habe mir schnell vorgestellt, ein Spiel wie „Super Mario“ sei als Textadventure zu lesen, und Mario würde nur noch Nachrichten schicken wie: „Soll ich auf eine Schildkröte springen? Soll ich einen Pilz essen? Soll ich eine Röhre hinabklettern?“ Taylors Entscheidungen wirken beliebig, rückblickend, und mein Handlungsspielraum als Spieler ist recht eng, läppisch, unspektakulär: Einerseits kann ich kaum Abwechslung oder Tiefe ins Spiel bringen… gleichzeitig aber kann jeder falsche Schritt das Spiel beenden und verderben. Das macht das Spiel zwar anfangs sehr SPANNEND (weil: riskant), aber am Ende kann ich „Lifeline“ weder als Spiel noch als Erzählung ernst nehmen.

Die einzige Veröffentlichung des Autors, David Justus, ist ein Spin-Off-Comic zu einem Spin-Off-Videospiel der „Fables“-Märchen-Comicreihe.

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Erfahrungen/Fazit:

Es gibt in Japan sehr viele interaktive Texte / Handy-Romane / „Visual Novels“ / Rollenspiele, bei denen es um Romanzen, Freundschaften oder Dates geht.

Ich glaube, bei SOLCHEN Spiele machen Dialoge, Wortwahl, der kreative Umgang mit Sprache Spaß, denn im Sozialen zählt jedes Wort. Meine Grundfrage und Angst bei Taylor war immer nur: „Wenn ich ihr einen falschen Ratschlag gebe, wird sie sterben“. Es gab kaum Psychologie, es ging nicht um Zwischenmenschliches, Feingefühl, unzuverlässige Erzähler, Recherche… all die Zwischentöne und psychologischen Genauigkeiten, die Figuren in Büchern oft spannend machen. Es ging immer NUR um Leben und Tod.

Ich glaube, ein Spiel wie „Bring Taylor dazu, dass er/sie dir vertraut“ oder „Belüge Taylor“ oder „Taylor will dich belügen – verstrick sie in Widersprüche und finde so die Wahrheit heraus“ etc. wäre sehr spannend und ohne weiteres denkbar, im selben Grundgerüst.

„Lifeline“ zeigt, wie viel Potenzial das Genre hat – aber als Spiel selbst wird dieses Potenzial drei Spieltage lang fast nur verschenkt. Schade.

Die besten Bücher des Jahres 2015 – Empfehlungen, Perlentaucher.de

Sommerbücher, Foto M. Herles

Seit 2011 liste ich jedes Jahr ich meine 20 Lieblingsbücher/-lektüren des Jahres auf:

2011  |  2012  |  2013  |  2014

…und stelle ca. einmal im Monat 20 Bücher zu einem Thema vor, aus einem Genre oder einem Verlag.

Im März suchte ich zur Buchmesse nach guten Büchern, veröffentlicht 2015 [Link].

…und heute habe ich, wie letztes Jahr, bei Perlentaucher.de nach übersehenen, vergessenen, kleinen oder überraschenden Romanen des Jahres gescoutet. Hier eine erste Liste:

frische, lesenswerte Bücher, gerade auf Deutsch erschienen, von einzelnen Kritikern gelobt… aber (noch?) keine richtigen Erfolge.

Ich habe durch insgesamt 460 Perlentaucher-Seiten gelesen (alle Titel waren als „Roman“ klassifiziert und wurden 2015 im Feuilleton besprochen; in Einzelfällen erschienen die Bücher bereits im zweiten Halbjahr 2014); anschließend habe ich bei Amazon oder auf Verlags-Websites nach Leseproben gesucht.

Folgende 20 Titel will ich lesen:

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01: MAYLIS DE KERANGAL: „Die Lebenden reparieren“

  • ein Unfalltod, 24 Stunden… und die Frage: Was geschieht mit den Organen?
  • Suhrkamp, 255 Seiten, Mai 2015
  • Original: Frankreich 2012, „Réparer les Vivants“
  • Perlentaucher, Goodreads (4.02 von 5)

Die Lebenden reparieren

02: GERTRAUD KLEMM: „Aberland“

Aberland und Herzmilch

03: PER PETTERSON, „Nicht mit mir“

  • zwei alte Freunde aus verschiedenen sozialen Schichten treffen sich nach 30 Jahren wieder… und hadern mit ihrem Alltag.
  • Hanser, 299 Seiten, schon im August 2014
  • Original: Norwegen 2012, „Jeg nekter“
  • Perlentaucher, Goodreads (3.60 von 5)

Nicht mit mir: Roman

04: KIM ZUPAN, „Die rechte Hand des Teufels“

  • Provinz-Noir über Schuld und Sühne: ein junger Polizist verhört einen melancholischen, alten Auftragskiller
  • Knaur, 336 Seiten, schon im November 2014
  • Original: USA 2015, „The Ploughmen“
  • Perlentaucher, Goodreads (3.84 von 5)

Die rechte Hand des Teufels

05: ANDREAS MAIER, „Der Ort“

  • Pubertät im Hessen der 80er Jahre: eine Umgehungsstraße verändert ein Dorf, ein junger Außenseiter wird erwachsen.
  • Suhrkamp, 154 Seiten, Mai 2015
  • Teil 4 eines autobiografischen Romanzyklus‘, nach „Das Zimmer“, „Das Haus“, „Die Straße“
  • Perlentaucher, Goodreads (noch kaum Wertungen)

Der Ort

06: ANNA GMEYNER, „Manja. Ein Roman um fünf Kinder“

  • fünf Kinder in der Weimarer Republik, im selben Alter, die versuchen, trotz aller politischen Entwicklungen Freunde zu bleiben (Gesellschaftsroman: kein Kinderbuch).
  • Aufbau, 544 Seiten, schon im Oktober 2014
  • Neuveröffentlichung; das Original erschien 1938
  • Perlentaucher, Goodreads (4.38 von 5)

Manja: De vriendschap van vijf kinderen

07: VICTOR SERGE, „Schwarze Wasser“

  • Oppositioneller, von Stalin 1933 in ein Gefangenenlager verbannt und nach Jahren freigelassen: autobiografischer Roman, im Original erschienen 1939
  • Rotpunktverlag, 288 Seiten, schon im September 2014
  • PerlentaucherGoodreads (noch kaum Wertungen)

Schwarze Wasser: Roman

08: BENJAMIN STEIN, „Ein anderes Blau“

  • Roman aus sieben Perspektiven: ein Bus bricht in die Straße ein, die Fahrgäste werden verschüttet; Texte über Sterblichkeit und Überleben.
  • Verbrecher Verlag, 120 Seiten, Februar 2015
  • Neuveröffentlichung, bereits 2008 in Kleinauflage erschienen
  • Perlentaucher, nicht bei Goodreads

[kein Eintrag/Cover bei Goodreads]

09: ISABELLA STRAUB, „Das Fest des Windrads“

  • Managerin aus Wien, gestrandet in der Provinz: Das Cover sieht aus wie Unterhaltungs-Kitsch… doch die Rezensent*innen denken an Thomas Bernhard, Elfriede Jelinek.
  • Blumenbar, 348/352 Seiten, März 2015
  • Perlentaucher, Goodreads (noch kaum Wertungen)

Das Fest des Windrads

10: CLEMENS J. SETZ: „Glücklich wie Blei im Getreide. Nacherzählungen“

Glücklich wie Blei im Getreide

11: MIKE NICOL, „Bad Cop. Ein Kapstadt-Thriller“

  • Ein Surfer und eine Pokerspielerin legen sich mit dem Polizeichef an: schneller, atmosphärischer Thriller
  • btb, 544 Seiten, Februar 2015
  • Original: Südafrika 2013, „Of Cops & Robbers“
  • Perlentaucher, Goodreads (3,96 von 5)

Bad Cop: Ein Kapstadt-Thriller

12: WERNER RYSER, „Walliser Totentanz“

  • Mainstream-Historienroman, recht gut geschrieben: eine Kräuterfrau im Wallis (Schweiz) und die politischen Umbrüche des 16. Jahrhunderts
  • Nagel & Kimche, 592 Seiten, Februar 2015
  • PerlentaucherGoodreads (noch kaum Wertungen)

Walliser Totentanz: Roman

13: STEFANIE HÖFLER, „Mein Sommer mit Mucks“

Mein Sommer mit Mucks

14: JOHN COREY WHALEY, „Das zweite Leben des Travis Coates“

  • Jugendbuch: Teenager stirbt und wird nach fünf Jahren wiedererweckt – kann er sein Leben nahtlos weiterleben? Oder ist er ein moderner Frankenstein?
  • Hanser, 304 Seiten, Februar 2015
  • schon 2014 angelesen/vorgemerkt, als US-Neuerscheinung („Noggin“)
  • die deutsche Übersetzung ist steifer als das US-Original
  • PerlentaucherGoodreads (3.86 von 5)

Das zweite Leben des Travis Coates

15: JOSEPH MITCHELL, „Old Mr. Flood. Geschichten von Fischessen, Whiskey, Tod und Wiedergeburt“

  • literarische Portraits, halb fiktional, halb journalistisch, über einen Rentner im New York der 40er Jahre, erschienen im New Yorker: Kult-Journalismus
  • diaphanes, 160 Seiten, Januar 2015
  • Original erschienen 1948, als „Old Mr. Flood“
  • PerlentaucherGoodreads (4,34 von 5)

Old Mr. Flood

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Fünf interessante Titel, zu denen ich keine Leseprobe fand:

neuerscheinungen 2015

LUISE BOEGE, „Kaspers Freundin“

  • surrealer, fantasievoller Roman „in der Tradition der literarischen Schauernovelle“ von einer meiner jungen Lieblingsautorinnen
  • Reinecke & Voß, 232 Seiten, März 2015
  • Perlentaucher, nicht bei Goodreads

[kein Eintrag/Cover bei Goodreads]

OTAR TSCHILADSE: „Der Garten der Dariatschangi“

  • psychologischer Roman über Medea
  • Matthes & Seitz, 663 Seiten, März 2015
  • im Original erschienen 1973 als „Gsase erti kazi midioda“ (Georgien)
  • Perlentaucher, Goodreads (4.75 von 5)

ყოველმან ჩემმან მპოვნელმან .

ANDRÉ DAVID WINTER, „Jasmins Brief“

  • eine alte, kinderlose Frau schließt mit ihrem Leben ab
  • Edition Bücherlese, 144 Seiten, März 2015
  • Perlentaucher, nicht bei Goodreads

[kein Eintrag/Cover bei Goodreads]

PETER NEITZKE, „Morelli verschwindet“

  • ein literarischer Einzelgänger verschwindet – der Roman zeigt eine feuilletonistische Textcollage
  • Hablizel Verlag, 148 Seiten, April 2015
  • Perlentaucher, nicht bei Goodreads

[kein Eintrag/Cover bei Goodreads]

ANNEMARIE WEBER, „Roter Winter“

  • eine große Liebe in den 60er Jahren: Sind Mann und Frau echte Linke… oder Salonkommunisten?
  • Aviva Verlag, 350 Seiten, März 2015; zuerst erschienen 1969.
  • sehr kurze Leseprobe hier
  • Perlentaucher, nicht bei Goodreads

[kein Eintrag/Cover bei Goodreads].

40 weitere Neuerscheinungen 2015 hier (Link)

20 Jugendbücher 2014/2015 hier (Link)

persönliche Buchtipps von mir u.a. hier für ZEIT Online (Link)

.stefan mesch, foto achim reibach

Berlinquatsch, Prenzlauer Berg: Suchbilder für E.

08 Suchbild

Meine Patentochter E. wird heute zwei. Ich bin unterwegs und kann nicht zur Geburtstagsparty kommen. „Gut gelaufen, schlecht gelaufen“ von Jeff Mack wartet noch daheim als Geschenk… und weil ich noch gratulieren und Grüße senden wollte, machte ich ein paar Fotos:

Ich bin auf allen Bildern zu sehen – aber oft nur klein und pixelig. Ich bin nicht sicher, ob E. alles findet, oder ob das zu schnell langweilig oder zu schwierig wird. Aber die Fotos machten Spaß. Besonders Bild 10, mit Walter.

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10, Bonus… mit Walter (Link):xx Suchbild Bonus Wo ist Walter

Verbotene Liebe: 50 Fragen und Ideen, an Fans & Zuschauer

torten widescreen

Torte aus Folge 1, 1995. Und Torte aus 2015: Tanjas Hochzeit.

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Verbotene Liebe:

50 Fragen

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Seit 1995 sah ich (selten regelmäßig, aber immer gerne) “Verbotene Liebe” – und als die ARD letzten Juni die Absetzung der täglichen Episoden ankündigte, war ich enttäuscht:

Ich bin Journalist für u.a. ZEIT Online und den Berliner Tagesspiegel und ich hätte 2014 gerne noch aufgeschrieben, was mir die Serie bedeutet hat: die starken Figuren, die Fallhöhe, eine Intensität, die ich kaum kenne aus deutschen TV-Formaten.

Nikola Richter hat einen Verlag für digitale Bücher / ebooks: mikrotext. Die Bücher handeln oft von Nahost-Politik und Geflüchteten, digitalen Prozessen, politischer Gegenwart:

 http://www.mikrotext.de/ | http://de.wikipedia.org/wiki/Nikola_Richter

Doch wir sind beide – zufällig – “Verbotene Liebe”-affin, und haben sehr kurzfristig beschlossen, bis Anfang Juni Texte zu sammeln über 20 Jahre “Verbotene Liebe”. Unser erster Aufruf galt den Fans und regelmäßigen Zuschauern. Hier ist die Einladung (gerne weiterleiten, an Freunde schicken, mit Followern teilen):

http://smesch.tumblr.com/post/118486096051/straighttoyourheart

Die ersten Texte treffen seit zehn Tagen ein: Liebeserklärungen und Analysen, Anekdoten und kurze Interviews, Abgesänge, Erinnerungen.

Elke Heidenreich hat für uns einen großartigen Liebesbrief an Butler Justus verfasst.

Darsteller geben Telefoninterviews, beantworten Fragen per Mail, schicken ältere Texte oder überlegen, ob sie neue schreiben. Am Samstag sprach ich drei Stunden lang mit Tom Chroust, Ex-Chefautor und Erfinder von „Chrolli“.

Auch normale Zuschauer*innen sind eingeladen, über VL zu schreiben – doch viele sind nervös und wissen nicht, wo sie anfangen sollen: Sie glauben, sie haben kein Thema; seien nicht up-to-date genug (das ist uns ganz egal: ob Fans über 1995, 2005 oder die aktuellsten Folgen von 2015 schreiben – alles erlaubt!)

Noch bis zum 31. Mai nehmen wir Texte an. Und heute, als… Erinnerungshilfe, Ermunterung, Inspiration, blogge ich 50 Fragen (oder: Fragen-Reihen). Beantwortet gerne ein paar davon, in beliebiger Reihenfolge. Stellt eigene. Oder nehmt einzelne Fragen als Grundlage für einen längeren Text.

50 Fragen zu „Verbotene Liebe“, an die Zuschauer – zum Weiterleiten, Teilen und Erinnern:

tanja kette

Antworten & Textvorschläge gerne an: das.ensemble@googlemail.com

Wovon handelt VL? Kannst du den Reiz in einem Satz beschreiben?

Welche Szene, welche Storyline wirst du nie vergessen?

Wann hatte VL seine beste Zeit? Wann hattest DU deine größte VL-Zeit?

Ist VL sehenswert? Wem und wie würdest du es empfehlen?

Es gibt über 4660 Episoden. Vermutlich hast du sehr, sehr viele nie gesehen. Hast du Angst, nicht genug über VL zu wissen, um darüber zu schreiben? Was „muss“ man über VL wissen?

Würdest du mitspielen? Welche Sorte Figur, mit welchen anderen Rollen, an welchen Sets?

Würdest du das Set besuchen? Wozu? Was würdest du die Darsteller fragen?

Würdest du für Drehbücher schreiben? Welche Geschichte hättest du gerne verändert, verhindert, welche Figur muss anders werden, welche Fehler machen die Autoren?

Passt VL zu 1995? Passt VL nicht mehr zu 2015? Wann passte VL am besten zu deinem Leben?

Hat VL deinen Tag strukturiert: Hast du immer zur selben Uhrzeit gekuckt? Mit anderen? Habt ihr über Figuren und Geschichten geredet? Wurde dein Sehverhalten anders, seit die Folgen in der ARD-Mediathek stehen und man fast alle alten VL-Szenen bei Youtube o.ä. ansehen kann?

Welcher Figur bist du am ähnlichsten? Hast du von einer Figur etwas gelernt? Magst du Figuren, die realistisch oder dir ähnlich sind… oder Figuren, wie du sie nicht im echten Leben kennst? Mit welcher Figur würdest du flirten? Wen würdest du anschreien?

Brachte dich VL schon zum Weinen – oder sehr zum Lachen? Hat dich die Serie getroffen? Kuckst du die aktuellen Folgen? Die wöchentliche Geschichte will „noch intensiver“ sein: Wann war VL für dich „intensiv“? SOLL VL „intensiv“ sein – oder Nebenbei-TV, Entspannung?

20 Minuten? 45 Minuten? Was ist die ideale Sendelänge, und kuckst du andere Soaps dazu: Ergänzen sich VL und „Marienhof“, „Alles was zählt“, „Unter Uns“, „GZSZ“?

Wenn ich mit Freunden über “Verbotene Liebe” spreche, sagen sie oft “Mich interessiert ‘GZSZ’ nicht” oder “Sowas wie ‘Lindenstrasse’ würde ich nie sehen” – aber privat denke ich dann: Klar – ICH würde ‘GZSZ’ auch nicht sehen. Also: Als Fan von VL ist man kein “Fan von Soaps”, sondern Fan einer ganz bestimmten Soap. Was macht sie besonders? Was macht sie anders? Magst du Soaps, als Genre?

Gibt es Figuren oder Geschichten, die du nie so ganz verstanden hast, bei denen du manchmal überlegst: „Wie fing das damals eigentlich an?“ oder „Wie hörte das auf, wohin lief dieses Stück Handlung?“

Bist du der einzige im Freundeskreis, in der Familie, im Job, der Soaps kuckt oder kuckte? Der einzige, der VL kuckte? Mit wem kannst du darüber sprechen? Wolltest du je darüber sprechen? Ist VL auch… „sozial“, für dich?

VL und Mode? VL und das Schloss? VL und Reichtum? VL und Intrigen? VL und Jugendliche? VL und Charlie Schneider? Was ist nicht wegzudenken bei VL, und gab es Ausstiege, Veränderungen, Storylines, nach denen du dachtest: „Das ist nicht mehr die Serie, die ich mochte“?

Ist VL Schund? Trash? Klischee? Ist VL konservativ? Altmodisch? Billig? Ist VL Berieselung? Reaktionär? „Zum Abschalten“ oder „Gar nichts denken“? Ist VL Rundfunkgebühren wert? Ist VL besser oder schlechter als die vielen anderen deutschen Shows, Serien, TV-Formate? Ist VL wesentlich anders? Wie?

Machen dich Figuren an? Hast du für Schauspieler geschwärmt? Gibt es sexy Darsteller? Ist es wichtig, dass/ob Rollen sexy, gut gekleidet, charismatisch sind? Was hat funktioniert? Was hat gar nicht funktioniert? Hat dich die Serie mal… sexuell… gekitzelt/überrascht?

Gibt es VL-Hasser in deinem Leben? Musst du dich rechtfertigen? Was sind die Argumente gegen VL, die du immer wieder hörst? (Bei mir: „Das sieht alles so billig und polnisch aus!“, „Das ist so eine Alte-Frauen-Serie. ARD!“, „Das hat nichts mit normalen Menschen zu tun.“, „Das war nur früher gut.“)

VL hat viele schwule, lesbische, queere Figuren und Paare, mit Fans weltweit. Warum diese Reaktionen? Hat VL hier Lob verdient – und haben dich Paare angesprochen? Kanntest du schwule/lesbische VL-Figuren, bevor du echte Schwulen/Lesben kanntest? Haben die Figuren etwas mit deinen Bekannten/Freunden zu tun?

Clarissa! Tanja! Ansgar! Menschen, die mit ALLEM durchkommen. Feuerst du sie an? Machen sie dich wütend? Sind sie für dich Schurken… Helden… Störfaktoren… oder Stars und Reiz der ganzen Serie?

VL wird „Studenten-Soap“ genannt, mehr gebildete junge Frauen schauen zu als bei GZSZ oder AWZ. Warum? Bist du selbst jung, gebildet? Ist das eine Serie für Menschen wie dich? Kommen die anderen Soaps anderen Zielgruppen entgegen? Ist VL die einzig „kluge“, „clevere“ Soap? Eine „Elite“-Serie? (Spricht dich das an? Schreckt dich das ab: „Elite“?)

Kennst du Düsseldorf? Köln? Kennst du echte Adlige? Schlösser? Sind dir Dinge in der Serie begegnet… und dann erst im echten Leben? Hast du bei VL fürs Leben gelernt? Oder hat VL bestimmte Erwartungen geprägt? Hast du für deine Beziehungen und Freundschaften gelernt? Wärst du gerne in einer Realität, die der VL-Welt ähnlicher ist?

Welche anderen Serien hast du gekuckt, was haben sie dir bedeutet, und was haben sie mit VL zu tun? War VL eine Zwischenstation deines Zuschauer-Lebens? Was kam davor? Danach? Parallel und ergänzend? Als Konkurrenz?

Ist VL jung oder… ganz schön alt geworden? Warst du je zu jung oder zu alt für VL? Wie ist VL gealtert? Wie bist du selbst, parallel dazu, älter geworden?

Elke Heidenreich hat für unser Buch einen Brief an Butler Justus geschrieben. Wem würdest du schreiben? Was?

Wurden bei VL Menschen gezeigt, die man sonst nicht im Fernsehen sieht? Oder wurden Figuren so LANGE gezeigt, dass man sie gründlicher kennen lernte? Wer kam dir nahe? Wen hattest du schnell satt? Wen hätte VL schnell töten, rausschreiben müssen? Gibt es misslungene Figuren – oder wäre jede zu retten, mit einem anderen Partner, einem anderen Job, anderen Storylines? Wie würdest du umräumen? Stell dir vor, die VL-Welt sei ein Puppenhaus: Was tust du?

Kuckst du Hinter-den-Kulissen-Videos? Liest du die Vorschau? Bist du mit Darstellern auf Facebook verknüpft? Hast du tolle oder schreckliche Interviews gelesen oder etwas erfahren über die Machart und die Darsteller, das deine Wahrnehmung von VL verändert hat? Hast du Darsteller getroffen – auf Auftritten oder zufällig? Denkst du über Darsteller nach, und ist dir jemand besonders sympathisch oder unsympathisch?

In VL wird viel geheiratet, viel geküsst, viel gelogen, viel gestorben und es gibt viele Einschnitte und Veränderungen: Hast du selbst gravierende Einschnitte in deinem Leben erlebt? Verliefen sie ähnlich? Oder ganz anders? Gab es Einschnitte, bei denen dir VL half, dich tröstete oder beruhigte? Was denkst du über traurige oder traumatische Storylines, Abschied von Figuren, Katastrophen in der Serienwelt?

Wer hat mehr Liebe verdient: Gibt es eine Figur, die von Fans, anderen Rollen oder den VL-Autoren schlecht behandelt wurde? Wofür würdest du sie loben? Für welche Figur würdest du in die Bresche springen oder eine Verteidigung schreiben?

Leute sagen oft „Wie scheiße, dass in Soaps alle Figuren in die selbe Kneipe gehen“ oder „Nie zahlen diese Leute ihre Getränke“ oder „Krass, wie viele neue Verwandte immer auftauchen“. Was nervt dich selbst am meisten? Was sind die Logiklöcher, Ungereimtheiten und Nachlässigkeiten, die du nicht hinnehmen willst? Und umgekehrt: Was ist dir ganz egal? Was findest du unrealistisch – aber toll?

Sind die großen Liebespaare auch deine Lieblingsfiguren? Magst du Menschen, Schauspieler, Personen wie Jan und Julia, Henning und Marie, Cécile und Leonard, Sarah und Leonard, Gregor und Luise, Dana und Hagen, Juri und Martha, Thore und Caro? Sind das die echten Stars und Traumpaare von VL? Oder hast du ganz andere?

Was sollte in einem Buch über VL stehen? Worüber wird zu wenig geschrieben oder gesprochen: Hast du Themenwünsche, Schnapsideen, Anfragen an Darsteller und Macher, eine Idee, wie unser Buchprojekt besonders interessant für dich wird?

Was unterscheidet VL von einer Krankenhaus-, einer Polizei-, einer Anwalts- oder einer Landkitsch-ZDF-Serie? Findest du gut, dass es trotzdem viele Arzt-, Polizei-, Anwalts- und Landkitsch-Elemente und -Figuren in VL gibt? Ist VL eine „typisch deutsche“ Serie? Über welche Figur könnte man ein Spin-Off machen? Was sollte gestrichen werden? Gibt es ein Vorbild, an dem sich VL orientieren könnte? (Die aktuellen wöchentlichen Episoden orientieren sich an der US-Serie „Revenge“, einer Thriller-Version von „Der Graf von Monte Christo“ mit weiblicher (Anti-)Heldin.)

Haben die Lahnsteins ein gutes Leben? Hat Elisabeth Sinn, auf Königsbrunn? Welche Lahnsteins magst du, wen findest du inkompetent oder schlimm? Wie würdest du selbst das Schloss organisieren?

Hast du eine VL-Szene nie vergessen? Hast du von VL geträumt? Hast du mal über VL geschrieben, davon erzählt, gebastelt, fantasiert? Wie hat VL bleibende Eindrücke hinterlassen, und wie hat VL deine Fantasie beflügelt? (Ich habe als Schüler z.B. immer wieder geträumt, Clarissa würde versuchen, uns alle anzulügen.)

In VL gibt es kaum Omas und, seit ein paar Jahren, auch kaum noch Teenager. Nur selten ärmere Arbeiter. Fast keine Türken. Wer würde VL sehr gut tun? Wer fehlt? Wer fehlt gar nicht?

Von Anstetten? Von Beyenbach? Von Lahnstein? Brandner? Wolf? Wer ist deine Lieblings-Familie? Wer sollte zurückkehren? Wer kam zurück – und enttäuschte oder nervte dich?

Welchem Darsteller wünschst du eine große Karriere? Hat VL echte Stars? Hat VL schlechte Schauspieler? Wer fällt negativ auf? Wer sehr positiv?

Bist du je fremd gegangen… und hast andere Soaps vorgezogen? Oder gibt es Soaps, die du eigentlich nicht magst, aber die EINE tolle Rolle haben, EINE tolle Geschichte, EIN Element, das du dir für VL wünschst?

Hat dich VL toleranter gemacht? Zynischer? Klüger? Entspannter? Romantischer? Einsamer? Besser? Hat es dich verändert, gebildet, geprägt… oder verpfuscht?

Hast du dich je für dein Fan-Sein verteidigen müssen? Wurdest du angegriffen oder ausgelacht? Und umgekehrt: Hast du schon jemanden, der nichts von VL hielt, dazu “bekehrt”?

Ist das Zeitalter der Soaps vorbei? Ist deine Zeit als Soap-Zuschauer vorbei? Warum?

Was geht verloren, falls VL tatsächlich abgesetzt wird am ca. 26. Juni, nachdem alle Folgen versendet sind?

Was war der größte Fehler, den VL je machte? Und umgekehrt: Hast du ein Lieblings-Video? Eine Lieblings-Szene? Einen Lieblings-Dialog?

Ist VL eine Frauen-Serie? Was hat dein Geschlecht mit deinem Interesse an VL zu tun? Ist VL sexistisch? Oder mutig, rebellisch, feministisch?

Bist du im echten Leben über eine große Intrige, einen großen Verrat gestolpert? Gab es Momente, in denen du dachtest „Was? Das ist ja schlimmer als auf Königsbrunn…“?

Zähle zehn Rollen, Ideen, Paare, Orte, Eigenheiten, Aspekte von VL auf, über die du tatsächlich sagen kannst: „DAVON bin ich Fan. DAS hat mich überzeugt!“

Hast du selbst eine Verbotene Liebe erlebt? Mit wem?

Stefan Mesch: Übersetzer [Interview zu Amy Hempels „Was uns treibt“, mit Stefanie Jaksch, Buchkontor Wien]

Amy Hempel stefan mesch übersetzung

neu bei luxbooks: „Was uns treibt“ von Amy Hempel, Übersetzung: Stefan Mesch

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  • seit ein paar Jahren bin ich freier Übersetzer (Deutsch-Englisch und umgekehrt)
  • 2015 neu: Kurzgeschichten in meiner Übersetzung, für Luxbooks.

Im Buchkontor Wien stellt Stefanie Jaksch im „Lesezirkel“ seit März nordamerikanische Kurzgeschichten vor: am 19. Mai 2015 Amy Hempels „Was uns treibt“ (übersetzt von mir) und „Die Ernte“ (übersetzt von Jakob Jung).

Im Interview fragt Stefanie Jaksch nach Anspruch und Fallen, Chancen und Problemen beim literarischen Übersetzen:

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Stefanie Jaksch: Fangen wir klein an. Wer bist du? Woher kommst du? Warum machst du, was du machst? Und die wichtigste Frage: Woher weißt du, dass du es kannst? (Oi, doch gar keine so kleine Frage!)

Stefan Mesch: Mit 12 wollte ich Film- oder Videospielkritiker werden, mit 15 TV-Serien schreiben, mit 19 doch lieber Romane und Artikel. Ich bin 32. Ich komme aus einem Dorf zwischen Heidelberg, Heilbronn und Karlsruhe. Am liebsten bin ich 13, 14 Stunden jeden Tag allein mit Text oder Büchern.

Vieles, was scheinbar allen Spaß macht, fällt mir schwer: eine Mahlzeit zubereiten und in Ruhe essen. Langsame Spaziergänge. Einen Brief zur Post bringen, rechtzeitig. Einen Film zum zweiten Mal sehen. Über Kleidung, Einrichtung, einen ganzen Haushalt nachdenken. Schlendern, Lauschen, Schlemmen, Bummeln, Schmunzeln, die Seele baumeln lassen: die Hölle!

Aber 400 Seiten lesen, jeden Tag? Ein Thema recherchieren? Fragen stellen? Stundenlang am Rhythmus eines Satzes feilen? Geschichten bauen? Wissen finden, werten… oder im Buchladen jedes Buch öffnen und entscheiden, ob ich weiterlesen will? Sammeln, Sieben, Schreiben, Teilen, Lektorieren, Um- und Weiterdenken?

Ich mache fast nur Dinge, die ich… will: Fünf Jahre lang an einem Roman arbeiten? Sechs Wochen lang über Sätze, Sprache, Gedanken von Amy Hempel puzzeln? Ich weiß nicht, ob ich da per se „besser“ bin, mehr „Können“ habe als andere. Aber: Ich habe Spaß. Mich fordert das heraus. Ich bin schnell motiviert und leidenschaftlich. Konzentriert. Sorgfältig. Besessen. Das zahlt sich für die Texte aus. (Für mein Zeitmanagement nicht. Aber mich füllt es aus… für ein paar Monate, als Projekt. Es „lohnt“ sich.)

Stefanie Jaksch: Du scheinst einen der klassischen „I come from nowhere, I can do anything“-Lebensläufe zu haben. Kreatives Schreiben Hildesheim, Mit-Herausgeber BELLA triste, Artikel für ZEIT Online, ein wacher Blogger etc., – fast wie aus dem Bilderbuch für die digitalen und eigentlich auch analogen Nomaden unserer Generation.

Wie hat sich aus all dem deine Übersetzer-Tätigkeit ergeben? Ist das ganz natürlich aus dem In-den-USA-leben und daraus, dass du selbst schreibst, entstanden, oder hat es einer Initialzündung bedurft? Bist du ein „Gelernter“ oder ein „leidenschaftlich Lernender“?

Stefan Mesch: Ach, “Nomade“…

Eine Wohnung, ein WG-Zimmer, ein Auto könnte ich mir nicht leisten. Meist reichen meine Honorare für Krankenkasse und Essen, oft sitze ich einfach am Schreibtisch – im leerstehenden Haus meiner toten Großeltern, im Dorf – und arbeite vor mich hin. Ein Bilderbuch-Lebenslauf ist das nicht. Ohne dieses Haus, in dem ich mietfrei arbeite und ohne Freunde, die mich immer wieder in ihre Städte, Wohnungen einladen… müsste ich jetzt irgend eine Festanstellung finden und nur Projekte, Ziele anderer Menschen umsetzen. Statt meiner eigenen.

Ende 2008 zog ich aus Hildesheim fort. Zeitungen fragen nach Artikeln, Rezensionen. Unis laden mich als Redner ein. Verlage entwickeln Projekte. Nichts ist sehr gut bezahlt… aber alles wächst. Ich lerne – und komme weiter. Fünf Jahre lang war ich jeden Frühling für drei Monate in Toronto; im Herbst 2013 auch mal länger in New York. Immer wieder fragte das Goethe-Institut nach kleineren Übersetzungen: Reden, Essays, Blogposts, meist Deutsch-Englisch.

2012 übersetzte ich über 100 Seiten Briefe und Tagebücher für eine Klientin aus Toronto: Ihr Mann kommt aus dem Schwarzwald, die Kinder sprechen kein Deutsch; die Briefe dieser Familien hatten Stil, Charakter… aber auch ganz viele Widersprüche, Unbeholfenheiten, und ich hatte Spaß, solche Nuancen vom Deutschen ins Englische zu tragen: Ich habe so viele Freunde, die meine Sprache nicht sprechen… oft verbringe ich mehr Zeit mit amerikanischen Texten, Chats, Gesprächen als mit deutschen.

„Spielwiese“, “Versuch”, „Experiment“ ist Übersetzen für mich nicht: Menschen geben mir ihr Geld, damit ich Sätze in eine andere Sprache trage. Das ist so viel Verantwortung… ich brauche viel Zeit. Ich nehme das ernst. Erst, seit Klienten mich loben, weiß mich: Ich KANN da guten Gewissens Geld verlangen. Meine Arbeit hat einen Wert.

Aber, wie gesagt: Das hat viel mit Gründlichkeit, Zeit, persönlichem Aufwand zu tun: Meine Übersetzungen sind IMMER irgendwann recht gut. Aber sie brauchen vorher auch IMMER so viel Zeit, jedes Wort liegt auf der Goldwaage… das kostet viel Energie.

Stefanie Jaksch: Was war deine erste Übersetzung, die du angenommen hast – und warst du nervös? Hat sich seitdem an deiner Art zu Übersetzen etwas verändert?

Stefan Mesch: Das erste Verlagsprojekt, das mehrere Monate in Anspruch nahm, war die Übersetzung eines Superhelden-Lexikons, “Marvel’s The Avengers: The Ultimate Character Guide”, zusammen mit Hildesheim-Freund Lino Wirag. Ich bin Superhelden-Fan und -Experte, aber lese am liebsten die monatlichen Reihen aus dem DC-Verlag: “Superman”, “Wonder Woman”, “Batwoman”, “Green Lantern” usw.

Viele der 200 Marvel-Figuren im Buch waren mir neu und fremd; und ich verbrachte viel, viel Zeit auf Wikipedia, um alles zu verstehen, auf Englisch und auf Deutsch: Ist Adamantium ein “Metall” oder eine “Legierung”? Schreibe ich “Infinity-Juwelen” oder “Ewigkeits-Steine” oder “Infinity Gems”? Meint “Power” hier “Macht”, “Kraft” oder bloße “Stärke”? Superhelden-Fans sind Pedanten – und deutsche Superhelden-Übersetzungen oft voll kleiner, ärgerlicher Widersprüche. Wer Marvel-Comics so sehr liebt, dass er 12 Euro ausgibt und 200 Helden- und Schurken-Steckbriefe liest, dem ist auch wichtig, ob ich Thors “Serpent” und Thors “Midgard-Schlange” unterschieden kann. Extrem viel Arbeit, großer Spaß: Ich habe mir wochenlang diese Welt erarbeitet… und zum Glück bei Dorling Kindersley in München sehr gründliche, leidenschaftliche Verlagsmitarbeiter und Lektor*innen, die es genau so wichtig fanden wie ich, die jeweils passenden Begriffe zu recherchieren.

Die Arbeit an Amy Hempels “Was uns treibt” erforderte viel mehr Sprachgefühl… aber andererseits viel weniger Trivia- und Faktenwissen: Klar habe ich auch bei Hempel jedes Fahrzeug, jeden Drink, jeden Handlungsort und jede Popkultur-Anspielung gegoogelt (und viel gelernt über die US-Westküste der 80er Jahre)… aber während die Superhelden-Texte vor allem Fakten bündeln sollten, so sauber, präzise, unmissverständlich und kurz wie möglich, ging es bei Hempel um Sprachfluss und Witz, Melodie und Tempo, oft 10 bis 20 Seiten Text am Stück, die tragen, strömen, mitreißen wollten. Gesamtbilder!

Stefanie Jaksch: Wie hat sich die Zusammenarbeit mit luxbooks für den Band „Was uns treibt“ von Amy Hempel ergeben? Kanntest du Hempels bisherige Werke eigentlich?

Stefan Mesch: Das “Avengers”-Lexikon verkaufte sich sehr gut, und im Oktober und November 2014 übersetzte ich noch einmal sechs Wochen lang eine ergänzte, aktualisierte Neuauflage. Dann schrieb mich eine britische Literaturagentin an und fragte, ob ich ein weiteres “Avengers”-Sachbuch ins Deutsche übertragen könnte, für einen anderen Verlag – so schnell wie möglich, bitte noch vor Weihnachten. Ich schrieb, ich hätte Interesse. Sie schrieb, sie melde sich im Lauf der nächsten Woche… und ich sollte bitte auf keinen Fall andere große Projekte annehmen… und mir die Zeit frei halten.

Als nach sechs Tagen immer noch nichts kam, postete ich auf Facebook, dass mich das Warten nervt – und, dass ich ÜBERSETZER sein will statt ewiger Avengers-Experte. Annette und Christian Lux kennen mich als Autor und Journalist, Annette las 200 Seiten von „Zimmer voller Freunde“, meinem Roman. Beide fanden, dass mein Sprachstil und meine Amerika-Kenntnisse gut zu Hempel passen… und boten mir den Job an. Ein Riesen-Vertrauensvorschuss.

[Diese seltsame Avengers-Agentin hat sich nie wieder gemeldet.]

Stefan Mesch Lino Wirag Marvel Lexikon der Superhelden

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Stefanie Jaksch: Ein Schritt weiter: Der Auftrag ist da, der Text liegt vor dir in all seiner Unerschlossenheit. Was jetzt? Bist du erst einmal ganz Leser, lässt dich tragen vom Rhythmus, vom Ton, von den Eigenheiten des Autors/der Autorin? Wie gehst du vor? Wie lange brauchst du, bis ein Text fertig ist?

Stefan Mesch: Als Autor (…und als Kritiker) sehe ich Romane meist von oben: Was zeigt der Grundriss? Wie teilen sich die Räume auf? Wofür ist Platz? Stimmt das Fundament? Was wartet hinter der nächsten Ecke? Ich denke oft länger über das Gesamtbild nach als über die Satz-für-Satz-Ebene.

Als Leser aber folgt man diesen einzelnen Sätzen.

Vor ihren Kurzgeschichten arbeitete Hempel als Journalistin – und schrieb später in der Paris Review: “Journalism taught me how to write a sentence that would make someone want to read the next one. You are trained to get rid of anything nonessential. You go in, you start writing your article, assuming a person’s going to stop reading the minute you give them a reason. So the trick is: don’t give them one. Frontload and cut out everything extraneous. That’s why I like short stories. You’re always trying to keep the person interested.“

Entsprechend habe ich bei Hempel übersetzt: Ich kannte alle Texte… und hatte sie – grob – in Erinnerung. Aber wichtig war ein sehr guter erster Satz. Dann ein zweiter Satz, der besser oder gleich gut ist; auf keinen Fall schlechter. Und immer weiter, Satz für Satz. Natürlich gab es während der Übersetzung dann Überraschungen, wenn ich, im selben Tempo wie ein Leser und ohne die Bauherren- und Architekten-Perspektive lieber Satz für Satz durch Hempels Short Stories ging: “Wie viele Zimmer kommen noch?”, “Oh: Hier hinten liegt noch etwas.”, “Mit DER Aussicht habe ich nicht gerechnet.” Aber solche Überrumpelungen oder Überraschungseffekte im Text habe ich dann weiter verstärkt… statt immer schon geistig vorzublättern oder vom Ende aus zu denken: Die Route des Lesers muss überzeugen. Und dafür brauchte ich, beim Übersetzen, erstmal die Perspektive des Lesers. Ausbessern und aus der Rückschau heraus noch einmal Sätze vom Anfang ändern… das geht auch später noch. Aber erstmal: Leser-Perspektive!

Stefanie Jaksch: Als Nicht-Übersetzerin, aber Amerikanistin liebe ich das amerikanische Englisch mit einer Inbrunst, die schwer zu beschreiben ist. Aber es wäre mir nie in den Sinn gekommen, mein Heil in Übersetzungen zu suchen. Dennoch entrüste ich mich wie viele, wenn ich schlechte Übersetzungen vorliegen habe. Geht es dir ähnlich? Hattest du nie Angst, in so eine Falle zu tappen und Leser zu enttäuschen? Wie war das im Fall von Hempel, die ja geradezu fanatische Fans hat? Oder kannst du das ausblenden beim Arbeiten?

Stefan Mesch: Mir selbst fallen Übersetzungen fast immer nur auf, wenn sie misslungen sind oder holpern. US-Titel lese ich meist im Original, bevor die deutsche Version erscheint. Beim Übersetzen dachte ich deshalb auch nicht an US-Liebhaber, Amerikanist*innen und Hempel-Fans… sondern an skeptische, deutsche Leser wie meine Familie oder meine besten Freunde: Kann ich den Charme, die Lakonie, den trockenen Humor und die Eleganz Hempels Menschen zeigen, die das Original gar nicht kennen…?

Annette Lux hat ein irrsinniges Sprachgefühl: Sie ließ mir alle Freiräume – aber machte oft im Lektorat noch kongeniale Vorschläge, bot Lösungen an, auf die ich nie gekommen wäre. Beim Übersetzen dachte ich schnell: Kann das meine Freunde reinziehen, mitreißen, verführen? Und: Kann das Annette überzeugen?

Ich liebe viele dieser Hempel-Texte. Und mir war klar: Ich muss deutsche Versionen schaffen, die man so ähnlich lieben kann. Die mitreißen. Bezirzen. An den richtigen Stillen irritieren.

Stefanie Jaksch: Ehrlich: Ich habe immer noch die etwas romantisierende bzw. eigenartige Vorstellung, dass man, um einem Text wirklich gerecht zu werden, ein bisschen „in die Haut“ des zu übersetzenden Autors schlüpfen müsste, um zu verstehen, was da auf dem Papier und dahinter eigentlich passiert. Geht dir das so? Oder eher gar nicht, kannst du das komplett trennen und analytisch vorgehen? Dazu gleich passend: Hat es dir Amy Hempel (oder besser: Amy Hempels Sprache) leicht gemacht? Hast du ihre Art zu schreiben schnell verstanden und dich in und mit ihren Texten wohl gefühlt?

Stefan Mesch: Ich mag kurze Sätze, Verdichtung. Tempo. Wenn ich selbst schreibe, lese ich meine Sätze immer wieder. Verknappe. Streiche. Amys Präzision, Amys Biss und Sarkasmus… mich spricht das an.

In jedem Hempel-Absatz gibt es so viele Witze und Widersprüche, Abschweifungen und Falltüren, Gemeinheiten und Jargon und komische Elemente und Nuancen und einzelne, tückische Worte, die die Farbe eines Satzes KOMPLETT ins Gegenteil reißen können…

2009 habe ich zum letzten Mal versucht, Stephen King zu lesen (den ich als Schüler mochte, und den ich als Mensch, in Interviews usw., bis heute mag): Die Handlung plätscherte dahin; doch ob da “Auto” steht bei King oder “Fahrzeug”, ob da “zuhören” steht oder “lauschen”, ob da “Haus” steht oder “Zuhause”… das ist ihm leider oft selbst viel zu egal.

Bei Hempel wirkt fast jedes Wort überlegt. Bewusst.

Stefanie Jaksch: Was waren Probleme, auf die du während dem Übersetzen gestoßen bist? Gab es welche? Und wie hast du sie gelöst (Geduld, Aggression, Schnaps)? Gibt es analog zur Schreibblockade auch sowas wie eine „Übersetzer-Blockade?

Stefan Mesch: Übersetzen ist langsam und macht mich oft ein bisschen traurig: Man wird nach acht oder zehn Stunden schon recht müde, man schafft eine Handvoll Seiten jeden Tag, man hat viel Hunger und will viel schlafen… ich hatte das Gefühl, nur schleppend voran zu kommen. Übersetzer-Freunde sagen, mein Tempo sei gut. Texte brauchen eben einfach ihre Zeit. Aber wenn ich zehn Tage lang am Stück übersetze, überkommt mich nach einer Weile das Gefühl, durch Morast zu waten: Beim Schreiben, beim Recherchieren, im Journalismus und im Bloggen gibt es viel schnellere Erfolgserlebnisse. Die Tage sind abwechslungsreicher. Alles flutscht viel mehr.

Ein blöder Faktor, der IMMER im Spiel bleibt, wenn Menschen schreiben: Du tippst Sätze. Formulierst mit großer Sorgfalt. Gibst dir Mühe. Dann lässt du deine Arbeit ein paar Stunden liegen, liest mit frischem Blick… und findest Flüchtigkeitsfehler, Rhythmusprobleme, kleine Dummheiten. Also: RICHTIG zufrieden war ich mit meinen Hempel-Texten erst, wenn ich sie zum zehnten, zum zwölften Mal las – und heute habe ich Angst, ins fertige Buch zu blicken und bei jedem dritten Satz plötzlich doch wieder nur zu denken: “Mist! Da sollte doch besser ‘aber’ stehen statt ‘doch’”, oder: “Hier wäre ein Punkt viel besser als ein Komma!”

Stefanie Jaksch: Mir ist aufgefallen, dass du an manchen Stellen andere Interpunktionen setzt, z.B. gleich in der ersten Geschichte „In einer Wanne“. Haben sich diese kürzeren Sätze organisch ergeben? War das ein Gefühl von dir, dass das im Deutschen da hin muss? Und wie frei bist du bei so etwas tatsächlich (sowohl von Verlags- als auch Autorenseite)?

Stefan Mesch: Im ersten Entwurf habe ich die Sätze möglichst perfekt nachgebaut: Alle Satzglieder an die selbe Stelle, keine Umbauten und Veränderungen. Und dann, beim Wieder-und-Wiederlesen, stellten Annette und ich hin und wieder um. Keine großen Veränderungen, kein Versuch, die Texte im Nachhinein zu “verbessern” oder umzumodeln. Aber am Ende zählt für mich, wie sie auf Deutsch, für deutschsprachige Leserinnen und Leser, wirken.

Oft hilft ein Punkt, zu zeigen: Achtung – jetzt kommt ein neuer Gedanke. Jetzt kommt NOCH ein Aspekt, etwas Eigenes und Frisches. Und weil jeder Hempel-Satz so viele Gedanken und Aspekte enthält, hat dieses kleine Anhalten, Durchatmen oft geholfen: kleine Atempausen, Signale an die Leser.

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Stefanie Jaksch: In deiner Arbeit als Übersetzer – hilft dir eigentlich, dass du selbst schreibst? Oder ist das in keinster Weise förderlich? Und: Findest du eigentlich, dass der Übersetzer genug „Credit“ erhält? Die wenigsten Verlage nehmen den Übersetzer ja noch mit auf den Titel. Wie siehst du das?

Stefan Mesch: Schreiben hilft. Sprechen hilft. So dumm es klingt: Facebook hilft, immer wieder. Sachen präzise und unmissverständlich auf den Punkt bringen – so, dass es 1000 Leute (oder eben: ganz, ganz verschiedene Facebook-Kontakte) lesen können und möglichst alle möglichst viel davon verstehen – WAS ich sagen will und, ob da z.B. Humor, Sarkasmus, Wut mitschwingt oder nicht.

Ich habe Tagebuch geführt zwischen 14 und ca. 22, oft mehrere Stunden am Tag, und dieses lange Schreiben (am Computer) hat mich sehr geschult: Mein Englisch ist recht gut – aber mein Deutsch ist eben SEHR gut, meine Palette, mein sprachlicher Werkzeugkasten, mein Repertoire, meine Ausdrucksmittel auf Deutsch sind SO VIEL größer… oft schreibe ich einen Satz auf Englisch und merke “Mist. Das sind die sprachlichen Mittel, die du auf Deutsch mit 14 oder 15 hattest. Du musst noch viel lernen.”

Zum Credit will ich Isabel Bogdan zitierten: ““Ich glaube, da gibt es so einen Ursache-Wirkung-Kreislauf, wie beim Huhn und dem Ei: Die Übersetzer fallen oft unter den Tisch, mit der Begründung, das sei auch nicht so interessant – und deswegen interessiert es auch so wenig Leute, weil sie schlicht noch nie auf die Idee gekommen sind, dass es interessant ist.“

Stefanie Jaksch: In den letzten Wochen habe ich Hempels Erzählungen immer und immer wieder gelesen – und immer noch brechen sie mir das Herz. Wie ging es dir am Ende, als alles übersetzt, alles fertig war? Verändert sich der Text für dich erheblich, wenn er dann auf Deutsch – und auch noch aus deiner Feder – vorliegt?

Stefan Mesch: Im Herbst 2013 war ich für neun Wochen in New York, hatte kaum Bücher dabei, aber viele ebooks auf dem Tablet… und las in zwei, drei Tagen Amy Hempels “The Collected Stories”: Das ist eine Sammlung aller vier Kurzgeschichtenbände, die sie 1985 (“Was uns treibt”), 1990, 1997 und 2005 veröffentlicht hat – bis heute ihr Gesamtwerk, als Erzählerin.

Die ersten Texte machten SO viel Spaß: die sperrigen Frauen, die surrealen Vorstädte, die vielen Hunde, die plötzliche Brutalität oder Zärtlichkeit, sehr viele morbide Momente.

Aber leider waren die Texte von 1990… nicht anders als die von 1985. Und Hempel 1997, das war oft immer noch eher ein Aufguss von Hempel ’85. All diese Geschichten hintereinander zu lesen hat ihnen… sehr geschadet: Am Ende konnte ich das nicht mehr hören. NOCH ein Hund. NOCH eine schrullige Westküsten-Nomadin. NOCH ein vages, offenes Ende… Ich finde einzelne Hempel-Texte sehr, sehr gut. Ich finde “Was uns treibt” großartig. Aber ich weiß nicht, ob Hempel als Autorin wirklich gewachsen ist, wirklich wachsen WILL – und, warum sie so viel Zeit in ihrer “comfort zone” verbringt, erzählerisch immer die selben Dinge versucht.

Sie selbst hat mir per Email eine paar Übersetzungsfragen beantwortet (meist ging es ums Geschlecht der Figuren: ist „the neighbour“ ein Nachbar oder eine Nachbarin usw.?), und dabei war sie so wach und frisch und höflich und charmant… ich mag sie sehr. Ich hoffe, dass wir noch einmal länger sprechen können, für ein Interview oder Werkstattgespräch.

Aber “In den letzten Wochen habe ich Hempels Erzählungen immer und immer wieder gelesen” kann ich nur schwer verstehen: Ich habe jeden “Was uns treibt”-Text im Rahmen der Übersetzung ca. 15mal gelesen. Und viele Texte kamen mir beim Immer-Wieder-Lesen immer fadenscheiniger oder… effekthascherischer vor. Hempel-Entdecken ist toll. Hempel-Lesen, ganz neu, machte mich sehr glücklich. Aber gerade brauche ich eine Pause. Dringend.

Stefanie Jaksch: Zu guter Letzt: Hattest/hast du eine Lieblingsgeschichte von Amy Hempel? Wenn ja, warum? Und wirst du noch einmal etwas von ihr übersetzen? Und, allerletzte Frage: Weißt du, ob sie mit deiner Übersetzung zufrieden ist?

Stefan Mesch: Die letzte Geschichte in “Was uns treibt”, “Today will be a quiet day”, fließt ruhig und scheinbar harmlos vor sich hin. Beim ersten Lesen dachte ich “Okay: ein viel zu langes Set-Up. Keine Pointe!“

Aber beim Übersetzen, als ich jeden Satz und jede Nuance neu… knacken, schmecken, durchkaufen musste… wurden mir dieser Vater, seine Kinder und ihr seltsam stiller, bitterer Tagesausflug im Auto immer sympathischer und plausibler.

Ein sehr zurückhaltender Text… der aber funkelt und strahlt, je genauer man hinsieht. Das hat mich sehr überzeugt. Ich denke immer wieder an diese Figuren – und lächle.

Werde ich einen zweiten Band Amy Hempel übersetzen? Annette und Christian Lux hätten mich gerne wieder dabei, in zwei Jahren. Aber ein anderer Autor, ein andere Tonart reizen mich erstmal mehr: Ich würde gerne ein, zwei Titel pro Jahr übersetzen. Aber das ist kein Geld-, sondern eine Zeitfrage: Ich weiß nicht, ob ich aus 10, 15 weiteren Hempel-Texten genug mitnehmen und lernen kann, als Übersetzer, so lange ich schon als Leser denke: “EINMAL Hempel? Super. Zweimal Hempel? More of the same.”

Amy selbst schien glücklich über meine Sorgfalt, mein Interesse, meinen Respekt. Ich denke, sie schätzt, was für ein engagierter Verlag hier mit ihr arbeitet und, was für ein Nerd, Pedant und Perfektionist hier für sie übersetzt. Aber ob sie tatsächlich “zufrieden” ist…?

Ich glaube, das misst sich an den deutschen Reaktionen und Kritiken, die noch folgen: Bisher waren alle Rezensent*innen der deutschen Ausgabe zufrieden. Meine Übersetzung wurde gelobt. Im Großen ist das, glaube ich, geglückt. Aber Übersetzen heißt, Entscheidungen zu treffen. Zehn heikle Entscheidungen… pro Satz. Ich glaube nicht, dass JEDER glücklich ist mit jeder einzelnen Entscheidung, die ich hier für Amy traf.

Wichtig für mich: Dass Leser*innen spüren, dass ich jede dieser Entscheidungen bewusst getroffen habe. Mein Repertoire wächst. Ich wachse.

Und, wie gesagt: Es macht absurd viel Spaß!

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Blogs und Literatur: Interview mit Glasperlenspiel13, für die Büchergilde (Frankfurt)

Foto: Adelheid Haaß, Büchergilde Gutenberg 2015

Foto: Adelheid Haaß, Büchergilde Gutenberg 2015

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Seit November 2014 empfehle ich Bücher für die Büchergilde Gutenberg – im Print-Magazin einmal im Quartal, und auf der Facebook-Seite zweimal im Monat, in meiner #Buchsprechstunde.

Vera, Bloggerin bei Glasperlenspiel13 und ebenfalls für die Büchergilde aktiv, stellte mir ein paar Fragen über mein Lesen, Bloggen, Schreiben… und die deutsche Blogger-Szene:

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Du beschäftigst dich auch beruflich viel mit Büchern und Literatur. Gibt es überhaupt noch eine Grenze zwischen privater und beruflicher Lektüre?

Stefan: Als Kritiker, Blogger, Autor lese ich am liebsten Bücher, die noch fast niemand kennt… aber die möglichst viele Menschen kennen lernen sollten: Fundstücke und Geheimtipps, Neuheiten und Underdogs, Überraschungen und vergessene Klassiker.

Gängige Erfolgsromane sind bereits so bekannt… sie brauchen von mir keine große Hilfe oder Unterstützung: “Arbeit und Struktur” oder Margaret Atwoods Zukunfts-Trilogie will ich irgendwann unbedingt lesen. Nur bloß nicht: heute. Ich suche lieber Neuland. Entdeckungen!

Und was liest du privat am liebsten?

Stefan: Ich mag kluge Frauen, verkorkste Familien, komplexe Gefühle. Bücher, die mich fragen: “Was ist ein gutes Leben? Was ist Glück?” Und ich liebe Superman, Wonder Woman. Phantastik!

Unsere Blogs unterscheiden sich sehr: Wie ist dein Selbstverständnis als Blogger? Welche Möglichkeiten bietet dir dein Blog?

Stefan: Wenn ich mit Freunden und Fremden über Bücher sprechen will, gehe ich auf Facebook: Kommentare, schnelle Dialoge, ein waches Hin und Her. Doch nach zwei Wochen rutscht jeder Beitrag so tief fort, dass er nie wieder gefunden, gelesen wird. Also sammle ich seit 2011 Listen, Fundstücke und längere Texte hier auf meinem Blog, stefanmesch.wordpress.com

Journalismus, Rezensionen… das will ich für Zeitungen machen. Bezahlt. Professionell. Aber Listen, Experimente? Bonusmaterial? Dafür liebe ich den Blog: ein Archiv, so offen und öffentlich wie möglich.

Was hat dich veranlasst, auch englische Beiträge auf deinem Blog zu veröffentlichen?

Stefan: Von 2009 bis 2013 lebte ich je drei Monate im Jahr in Toronto, seit 2013 will ich regelmäßig nach New York. Ich übersetze aus dem Englischen, ich habe viele Freunde in Nordamerika, ich liebe die Comics, Belletristik, Netzkultur dort: München oder Berlin sind mir viel fremder.

Du gibst regelmäßig Empfehlungen zu ganz unterschiedlichen Genres und Themen, auf Facebook und im Blog. Wo und wie findest du all diese Bücher?

Stefan: In einer Buchhandlung oder Bibliothek öffne ich fast jedes Buch und lese ein, zwei Seiten, stundenlang. Die Neuerscheinungen. Die Klassiker. Das Abseitige und die US-Fundstücke: zwei, drei Tage im Monat mache ich nichts anderes, notfalls nur online, mit Amazon-Leseproben. Etwa 10,000 Bücher habe ich vorsortiert – in “angelesen: nichts für mich”, “angelesen: klingt gut” und “vorgemerkt: bald Leseprobe finden!” Den Überblick behalte ich mit Goodreads: einer tollen Katalog- und Wertungs-Website für Bücher.

Auf welchen Kanälen außer Facebook bist du noch zu finden und welcher gibt dir den meisten Mehrwert?

Stefan: Wer Illustrationen, Kunst, Visuelles (oder: Pornografie!) liebt, muss zu Tumblr: Nirgendwo wird mein Auge so schnell gereizt, gekitzelt, überflutet.

Twitter ist mir zu schnippisch und abgehackt. Aber ich mag die vielen Fundstücke dort.

Drei Websites, die alles besser machen: TV Tropes, Graph TV und, bei allen Fragen und Gesuchen, Reddit.

Ich bekomme oft zu hören: Blogs, Facebook, Twitter & Co ist doch alles online, so anonym. Du bewegst dich seit Jahren in dieser „Szene“. Wie empfindest du das?

Stefan: Mal lebe ich in Berlin, mal auf dem Land bei Heidelberg. Mal in Amerika. Drei Viertel aller Leute, die mir wichtig sind, erreiche ich nur online, weil wir fast jeden Tag ganz weit entfernt voneinander sind. Lesen macht oft mehr Spaß als Spaziergänge. Schreiben geht schneller als ewiges Gerede. Ich kann im Netz SO viel fragen, zeigen, quatschen, probieren… und falls es stört, klickt Leute eben weiter. Wäre ich unter Menschen so aktiv wie online… man würde mich knebeln und wegsperren!

Was verbindest du mit der Büchergilde und wie bist du zu ihr gekommen?

Stefan: Ich liebe Felix Scheinberger und seine tollen Illustrationen zu “Tod in Venedig” von 2005. Im Büchergilde-Programm erwarte ich Mut, Sorgfalt, Witz und Eigensinn: Bücher, die zwei oder drei entscheidende Schritte weiter gehen.

Im Facebook-Account der Büchergilde bietest du eine regelmäßige #Buchsprechstunde an. Welche Erfahrungen hast du dabei gemacht?

Stefan: “Mein Sohn ist 7 und alle Bücher langweilen ihn!”, “Ich suche Jugendbücher mit nicht-weißen Erzählerinnen oder Erzählern.”, “Kennst du gute Schreib- und Roman-Ratgeber?”: Ich liebe diese Fragen, Überraschungen… und wünsche, dass noch viel mehr Aufträge, Kommentare kommen. Geschenktipps, Dialoge, Anfragen: Lasst uns zusammen Bücher finden!

Letztes Jahr hat die Büchergilde 90jähriges Jubiläum. Wo siehst du sie zu ihrem 100. Geburtstag?

Stefan: Mein Lieblings-Buchhändler, Frithjof Klepp bei Ocelot, musste Insolvenz anmelden. Meine liebsten Superhelden-Comics haben kaum noch Leser. Schon heute steht fast jedem Stück Buchkultur, vielen Verlagen und Autoren das Wasser bis zum Hals. Wenn dir jemand wichtig ist: Hilf. Unterstütze. Heute gleich. Sonst fehlt es bald.

Drei Blog-Tipps von dir?

Stefan:
Buzzaldrins.de, We read Indie und die Newsletter von Lesenmitlinks.de und Buchkolumne.de

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weitere Interviews, Gespräche, Fragebögen?

buchsprechstunde stefan mesch

„Der Journalismus ist kaputt“? Hass-Texte und Abdiss-Journalismus, ZEIT Online

Erika-Fuchs-Stiftung / Disney

Erika-Fuchs-Stiftung / Disney


Am 22. April (Mittwoch) schrieb ich auf ZEIT Online über polemische Texte und „Bullshit-Journalismus“:
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Debatten: „Die Hassknechte vom Abdiss-Dienst.

Feminismus, Ego und Debattedebattedebatte: Täglich platzt jemandem irgendwo der Kragen. Alles Neinsager und Rebellen? Oder doch nur Pseudohass?“ von Stefan Mesch

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Zum ersten Mal schrieb ich im März über das Thema. Diese erste Version sollte eigentlich nur redigiert / gekürzt werden; doch weil noch bis April jede Woche neue, umstrittene Texte über Debattenkultur, Wut und Ablehnung veröffentlicht wurden, schrieb ich den Text letzte Woche noch einmal (fast völlig) neu.

Hier im Blog, als Bonus: die frühe Version.

Wut im März!

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Junge Texte werden patzig, wütend, derb: Dem Journalismus platzt der Kragen. Neue Kritiker, Neinsager und Rebellen – oder nützliche Idioten?

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200 Dollar pro Woche, für drei lange Essays und Artikel: Schon lange vor dem Studium wollte M. Kulturkritiker werden. Als freier Journalist alle Kanten der Gegenwart ausmessen. Markante Ich-Texte schreiben wie Joan Didion, David Sedaris. Mit anderen jungen, eigensinnigen Denkern, Welterklärern, Spürhunden, Experten die großen US-Magazine erobern – Harper’s und Vogue, Salon und den New Yorker.

Mitte 20 war er unbezahlter Redakteur bei Worn, einem Indie-Magazin über Außenseitermode. Dann lockte ein erster bezahlter Job – fürs kommerzielle Online-Feuilleton, im Ressort „Style“: freie Themenwahl, drei Texte pro Woche. Kaum redaktionelle Vorgaben; doch auch kaum redaktionelle Betreuung. Hauptsache irgendwas mit Mode – „Content“, den Menschen in Massen klicken, teilen, kommentieren wollen.

M.s Eltern halfen weiterhin bei Essen und Miete. Fünf Tage pro Woche stand er als Barista im Café. Und sieben Nächte pro Woche lag er wach: „Was, wenn kein Mensch meine Artikel klickt? Bringe ich hier Umsatz, Reichweite, Reaktionen? Oder bleibe ich Risiko? Ballast?“ Über 130 Mal musste er entscheiden: Welche Themen hatten Dringlichkeit? Was bringt viele Menschen weiter – oder auf die Palme? Was wird geklickt auf Twitter und Facebook, zwischen 1000 anderen Angeboten – und mit Gewinn gelesen?

Er lud seinen Freundeskreis zum Brainstorming, immer wieder. Vor allem die Frauen sollten reden: Was stört, nervt und beschäftigt sie? Wo mischt sich Mode in ihr Leben? Freundin D., der einzige Single, kochte fast über: „Schreib über Brautjungfernkleider. Die sind totaler Bullshit. Oder über teure Babysachen. So ein Bullshit! Warum schreibt keiner, was für ein Bullshit Kleidergrößen sind? Mir fehlen Texte, die alles anprangern!“

Für D. stand fest: Die Modewelt, der Mode-Diskurs, die ganze Branche war Bullshit. Das Sprechen über Mode war kaputt. Sie wünschte sich Journalismus, der zum Kronzeugen für ihre Wut, zum Megafon für ihren Ärger wird – und alle Missstände täglich neu entlarvt. Ihr fehlten klare, laute Pranger- und Endlich-sagts-mal-einer-Texte, die ihren persönlichen Frust in Worte fassten, ihn online, öffentlich, plausibel teil- und like-bar machten: Shopping ist scheiße. Anpassen ist scheiße. „Sich hübschmachen“ für Dates und Arbeitgeber: Riesenscheiße!

Könnten nicht auch kommerzielle Plattformen jeden Tag an Hunderten Beispielen beweisen: Der Kaiser trägt keine Kleider? Warum zeigt Journalismus, als vierte Gewalt, so selten Zähne?

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Lästern, Haten, Bashen, Ranten

Ich klicke „gefällt mir“, wenn mir Texte aus dem Herzen sprechen. Ich teile, zitiere, poste, tweete Journalismus, der Worte findet für meine eigenen Fragen, Ängste: Wenn mir fremde Menschen neu bestätigen und spiegeln, was ich selbst dachte, irgendwie – nur eben bisher nie: so schön, so öffentlich, so laut und so präzise. Zeitungen sind Speaker’s Corners und Echokammern, Enthüller und Entblößer, Stimmungslabors und Meinungsmacher, Sturmgeschütze der Demokratie… und des Populismus. Ich bin froh, dass so viele und so verschieden wütende Stimmen in Feuilletons Position beziehen. „Ich“ sagen. Widerspruch einlegen. Oder auch mal: lästern, haten, bashen, ranten.

Doch reicht das? Texte feiern, weil sie mein Weltbild, meine Vorurteile stützen? Meinen Frust aufgreifen und genussvoll „Bullshit!“ rufen? Mir sagen, was ich eh schon weiß, zu wissen glaube… oder etwas attackieren und verhöhnen, das ich im Alltag selbst gern attackieren und verhöhnen würde? Ventil-Journalismus, verfasst von Hassknechten und Abdiss-Diensten? Wie viele „kontroverse“ Autorinnen und Autoren sind nur als „Querdenker“, „mutige Schimpfer“ getarnte Schmeichler, die ihrer Zielgruppe die jeweils passenden Ressentiments nachbeten?

Ronja Larissa von Rönne studiert Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim – zehn Jahre nach mir selbst, zehn Jahre jünger als ich und ähnlich aufgekratzt-genervt wie ich mit 22. Tief in den grauen, miefigen Semesterferien stieg sie ohne Hose aufs Bett und postete Selfies – zwischen Shirt und Schenkel, auf halber Hüfte: eine Packung Goudascheiben aus dem Supermarkt. Selfie-Strebertum oder Selfie-Schönheitsideale, sagen diese Scheißegal-Posen, sind Bullshit. Und 22-Sein in Hildesheim ist Käse.

Ich folge dem Ronjas Blog und Ronjas Facebook-Ich. Ihre strahlende, derbe Patzigkeit trifft einen Nerv. Während der halbe Studiengang für ein Literaturfestival putzt und dekoriert, schreibt sie auf jetzt.de: „Es geht darum, Jungautoren so sehr abzufüllen, dass man ihnen die Haare beim Kotzen halten wird.“ Als ich meine alten Schulfreunde zum Weihnachts-Raclette treffe, bloggt sie über ihre eigene Fahrt ins Dorf der Eltern: „Die Stufenschönste ist mittlerweile fett und der ehemalige Klassensprecher hat sich vor einen ICE 3 geworfen. […] Man stellt sich die zerfetzten Einzelteile dieses Arschlochs im Schnee glitzernd vor.“

Ronjas Zorn macht Spaß – in allen Übertreibungen. Sie schreibt, sie will mit einem Mann aus der Supermarktschlange ins Bett, weil „in dessen Einkaufskorb weder Ziegenkäse noch Avocadocreme, sondern ein Tetrapak Rotwein und eine TK Pizza lagen.“ Ich teile den Text auf Facebook. Ronja erhält ein Angebot, Redakteurin im Welt-Feuilleton zu werden.

Wie wütend wollen wir schreiben? Leben? Wie viel Entrüstung und Verweigerung braucht ein debattenstarker Kulturteil? Reinigen Wuttexte die Luft – wie ein Gewitter? Oder plustern sich Leser und Redaktionen gegenseitig in blinde Hysterie? Was kam zuerst: der Wutbürger – oder der Journalist, der mit solchen Texten Stimmung und Auflage machen will? Wie viele Kleider trägt der Kaiser wirklich? Sind Schreiber, die mit Brandreden Likes und Zuspruch sammeln… Brandstifter? Querdenker? Populisten?

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Jungmädchen-Blog im Feuilleton?

Vor fast zehn Jahren wischte Literaturkritiker Helmut Böttiger eine ganze literarische Generation ins Aus: „Warum die deutsche Gegenwartsliteratur so brav, ordentlich und monoton ist“, fragt sein pauschaler Schlag gegen damals junge Autoren. Böttigers Diagnose: Viele Schreiber an Instituten in Hildesheim und Leipzig feilen konforme, schnittige Texte – ohne Inhalt, Dringlichkeit und Aussage.

Letzten Januar fragte Ex-Schreibschüler Florian Kessler: „Warum ist die deutsche Gegenwartsliteratur so brav und konformistisch?“. Das selbe Ressentiment. Die selbe Pseudo-Wut. Schon in der Überschrift die alte, gleiche rhetorische Frage. Nur reicht die Diagnose bei Kessler um eine zusätzliche Ecke: Hildesheimer Texte sind so angepasst, schreibt er, weil viele erfolgreiche Schreibschüler saturierte Eltern haben – die weiterhin bei Essen und Miete helfen. Diese Kinder des Bildungsbürgertums schreiben blutleere Bildungsbürger-Texte.

Zwischen diesen Zuschreibungen, Vorwürfen und Rollen schreibt Ronja Larissa von Rönne – Schnöselname? Schnöselherkunft? Verwöhnte Tochter aus Bayern? – seit knapp sechs Wochen für die Welt: Ein Feuilleton-Aufmacher, in dem sie rät, Wut endlich auszuleben („Es muss weh tun!“) und einem alten Schulfeind unvermittelt ins Gesicht schlägt. Ein Berlinale-Text, der Berlinale-Parties als bodenlosen Bullshit entlarven will. Beide Texte sind patzig, derb. Viel diskutiert. Beide Texte bleiben selbstbewusst in der – im klassischen Feuilleton noch immer ungewohnten – Ich-Perspektive.

Ronja spielt mit Hassmädchen-Klischees. Lästert, hatet, basht und rantet. Ich rolle die Augen… doch habe Spaß: Ist das jetzt „brav und konformistisch“? Markant? Joan Didion 2015? Die vierte Gewalt? Populistischer Bullshit? Oder, wie viele Freunde über 30 bashen: ein Jungmädchen-Blog, der sich ins Feuilleton verirrt hat?

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Neoliberale Selbstdarstellungsschule?

Ich fürchte, zu viele aktuelle journalistischen Texte muss ich von unten her verstehen – aus ihren Leserkommentaren. Aus der Begeisterung, dem Widerspruch, den Klickzahlen und der Empörung, die sie abwerfen. Und abwerfen wollen. Schon seit 1996 ist die US-Kulturseite Slate geschickt auf größten Krawall gebürstet: Jede Schlagzeile dort klingt provokant verdreht. Jede These unerhört und frech. Slate ist gegen alle, aus Kalkül: Ich lese mich wütend. Ich lese zu viel. Jeder Satz regt mich nur weiter auf.

„Kommentare überholen Recherchen“, fasst auch die taz ihre Erfahrungen mit Wut-Autoren, Wut-Lesern und Endlich-sagts-mal-einer-Texten zusammen: „Kommentare, Polemiken und Satire-Artikel“ wurden 2014 zum ersten Mal deutlich häufiger geteilt als „harte Themen und aufwändige Recherchen.“ Auch in der SZ fragten Lars Weisbrod und Nadja Schlüter in knapp 30 Kolumnen bewusst polemisch: „Woher der Hass?“ und wollten enträtseln, weshalb bei Reizthemen wie Laubbläsern, Payback und Veronica Ferres fast jeder Leser „Bullshit!“ schreit.

„Tatsächlich ist das Ich zurückgekehrt in den deutschsprachigen Journalismus“, schreibt Hannah Lühmann, selbst oft gerne „Bullshit!“ polternde Autorin, nach deutlicher Kritik auf zwei kokettiert wütende Berlinale-Ich-Texte von Ronja von Rönne und Katharina Link: „Nun aber sind ein paar der neuen Ich-Schreibenden eben weiblich, und alle sind sich auf einmal sicher, dass die Ursache hierfür ein grassierender Narzissmus sein muss, herangewachsen in einer neoliberalen Selbstdarstellungsschule.“ [guter Text, mittlerweile auch online.]

Mode-Experte M. wollte keinen einzigen „Bullshit“-Wut-und-Mode-Text veröffentlichen. Er arbeitete 11 Monate lang gewissenhaft sein Pensum ab. Schrieb liebevolle, konfliktfreie Texte zu Dumping-Lohn und kellnerte weiter im Café. Gab danach – ausgebrannt, verunsichert und kaum beachtet – seine journalistische Karriere auf. Und macht heute ein Aufbaustudium: PR und Pressearbeit.

Und Florian Kesslers Beitrag schien mir später – ausgeruht – gelungener als beim ersten Lesen. Statt „Schreibschule ist Bullshit!“ fragt Kessler tatsächlich nüchterner: Wer kann sich einen Karriereversuch in Literaturbetrieb und Feuilleton noch leisten? Wie viele Talente, Stimmen blieben außen vor, weil ihre Familien keine Hilfe sein können während Ausbildung und jahrelangem Stottern im Kulturbetrieb? Kein Ranschmeißer-Text. Kein Bullshit-Populismus. Nichts, das kalkuliert größten Zuspruch sucht durch möglichst plakativen Widerspruch.

Doch spielen solchen Nuancen eine Rolle? Für erste bleibt Ronja von Rönne die Aggro-Redakteurin unter Nabelschau-Verdacht. Kesslers Text wird weiterhin ständig als Beleg zitiert, dass junge Texte Bullshit sind, alle Schreiber brav und monoton. Wer Ressentiments zum Thema macht, lockt Neinsager, Zyniker und Nihilisten. Menschen, die den Untergang verkünden – oder sich begeistern, dass eine Zeitung solche Untergänge prophezeit: „Der Journalismus ist kaputt“, versprachen die Krautreporter in ihrer Crowdfunding-Kampagne: „Wir kriegen das wieder hin.“

Bin ich der einzige, dem schon dieser wunderbare, derbe, apokalyptische erste Satz – „Der Journalismus ist kaputt“ – die 60 Euro Abo-Gebühr wert waren? Nicht selten tut es gruselig gut, an prominenter Stelle, patzig, wütend, derb zu lesen: „Hier hakt es. Das läuft schief. Das hier ist Bullshit. Achtung!“ Klar will man uns verführen – zur Wut, zur Angst, zum Tweeten, Teilen, Liken oder zum Widerspruch. Klar sind solche Texte oft unerhört kokett. Doch nach wie vor scheint mir ihre größte, wichtigste Provokation, dass sie aktuell geballt von jungen, lautstarken Frauen kommen. Selbstbewusst. Plakativ. Oft strahlend. Manchmal doof.

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Die besten Jugendbücher 2015: Entdeckungen / Vorauswahl zur Leipziger Buchmesse

YA, Foto von Achim Reibach.

Einmal pro Monat stelle ich ca. 20 unbekannte oder neue Bücher vor.

heute: aktuelle Jugendbücher und Young-Adult-Literatur, neu auf Deutsch.

Neue Titel oder Neuausgaben, erschienen Sommer 2014 und Sommer 2015…

…angelesen, gemocht und vorgemerkt.

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Ich schreibe einen Roman über Sechzehnjährige. Ich lese seit ca. 2009 Young-Adult-Literatur, empfehle Titel bei ZEIT Online und veröffentliche immer wieder auch längere Texte über z.B. „Mockingjay“ (Link) oder neue Dystopien (Link). Meine Lieblings-Jugendbuchautorin ist A.S. King (Link).

10 große Favoriten / Empfehlungen:

„Willkommen im Leben“ gehört zu meinen Lieblingsserien, „One Tree Hill“ ist ein Guilty Pleasure… und aktuell hadere ich mit dem (mittelklugen, aber sehr mitreißenden) MTV-Teen-Drama „Finding Carter“.

2014 habe ich bei Beltz & Gelberg veröffentlicht, in „Das ist genau mein Ding!“.

Jetzt: 21 aktuelle Bücher, in meiner „bald lesen!“-Vorauswahl.

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01: RACHEL McINTYRE, „Sternschnuppenstunden“ / „Me and Mr J“

  • Lara, eine gemobbte Schülerin, verliebt sich in ihren Lehrer Ben.
  • Februar 2015 bei Magellan; Original: USA 2015.
  • 304 Seiten. [Goodreads]

Sternschnuppenstunden

02: MARIT KALDHOL, „Allein unter Schildkröten“

  • Mikke ist 18, liebt Meeresbiologie, versorgt einen behinderten Freund… und bringt sich überraschend um. Warum?
  • August 2014 bei mixtvision [ebook; zuvor schon Print]; Original: Norwegen 2010.
  • 136 Seiten. [Goodreads]

Allein unter Schildkröten

03: BENJAMIN ALIRE SÁENZ, „Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums“ / „Aristoteles and Dante discover the Secrets of the Universe“

  • 1987 in El Paso, Texas: der fünfzehnjährige Ari schließt eine erste, große Freundschaft.
  • Juli 2014 bei Thienemann; Original: USA 2012.
  • 384 Seiten. [Goodreads]

Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums

04: LEIGH BARDUGO, „Grischa, Band 1: Goldene Flammen“ / „Shadow and Bone“

  • Als Alina ihre magischen Kräfte entdeckt, wird sie dem Zar unterstellt und seiner (magischen) zweiten Armee. Eine Fantasy-Trilogie in einem Fabel-Russland, atmosphärisch und überraschend.
  • Juli 2012 bei Carlsen [als Hardcover schon 2012]; Original: USA 2012. Dort erschien 2014 auch der Abschlussband der Trilogie.
  • 352 Seiten. [Goodreads]

Grischa: Goldene Flammen (Grischa, #1)

05: PATRICIA McCORMICK, „Der Tiger in meinem Herzen“ / „Never fall down“

  • Kambodscha 1975: Arn-Chorn Pond überlebt den Völkermord und die Diktatur der Roten Khmer. Ein politischer Tatsachenroman.
  • Februar 2015 bei Fischer KJB; Original: USA 2012.
  • 256 Seiten [Goodreads]

Never Fall Down

06: TERESA TOTEN, „Der ungewöhnliche Held aus Zimmer 13B“ / „The unlikely Hero of Room 13B“

  • Adam leidet unter einer Zwangsneurose… trifft in der Therapiegruppe auf Robyn und verliebt sich.
  • September 2014 bei cbt; Original: Kanada 2013.
  • 352 Seiten. [Goodreads]

Der ungewöhnliche Held aus Zimmer 13B

07: CHRISTOPH WORTBERG, „Der Ernst des Lebens macht auch keinen Spaß“

Der Ernst des Lebens macht auch keinen Spaß: Roman

08: VICTORIA SCHWAB, „Das Mädchen, das Geschichten fängt“ / „The Archived: Band 1 von 3“

  • Wohin gehen Tote? Sie werden eine Geschichte, verwahrt im Archiv. Doch was, wenn sie zurück ins Leben drängen? Mac ist eine Hüterin… und einer Verschwörung auf der Spur: eine Fantasy-Reihe über Trauer, Sterblichkeit, Verlust und das Erzählen.
  • Juli 2014 bei Heyne; Original: USA 2013.
  • 431 Seiten. [Goodreads]

Das Mädchen, das Geschichten fängt (The Archived, #1)

09: FRANCES HARDINGE, „Das Mädchen ohne Maske“ / „A Face like Glass“

  • Neverfell lebt in einer surrealen, geheimnisvollen Diktatur. Die Einwohner verbergen ihre Gefühle hinter Masken aus Lügen. Doch was, wenn ihre eigene Maske nicht genügt?
  • August 2014 im Verlag Freies Geistesleben; Original: UK 2012.
  • 623 Seiten. [Goodreads]

Das Mädchen ohne Maske

10: JOHANNES GROSHUPF, „Der Zorn des Lammes“

  • Thriller: Milan ist neu in Berlin, verliebt sich in eine Zufallsbekanntschaft… und will mit allen Mitteln in ihr Leben.
  • April 2014 bei Oetinger. Mehr zum Autor.
  • 190 Seiten. [Goodreads]

Der Zorn des Lammes

11: BRIGITTE VAN AKEN, „Alles Liebe, deine Lise“

  • Nach einer Abtreibung schreibt Lise, eine 15jährige Hobbyfotografin, Briefe aus dem Internat an ihre Großmutter.
  • August 2014 bei mixtvision; Original aus Belgien.
  • 206 Seiten. [Goodreads]

Alles Liebe, deine Lise

12: MIRJAM PRESSLER, „Die Zeit der schlafenden Hunde“

  • Johanna ist reich, weil ihre Großeltern in den 30er und 40er Jahren hart arbeiteten. Oder? Ein hypnotischer, atmosphärischer Roman über Enteignungen durch die Nazis, Verantwortung und Privilegien.
  • Juli 2014 bei Beltz & Gelberg [Neuauflage; Original von 2003]; mehr zur Autorin.
  • 384 Seiten  [Goodreads]

Die Zeit der schlafenden Hunde

13: DORIT LINKE, „Jenseits der blauen Grenze“

  • Hanna und Andreas wollen aus der DDR fliehen. Im August 1989, durch die Ostsee.
  • Juli 2014 bei Magellan; mehr zur Autorin.
  • 299 Seiten. [Goodreads]

Jenseits der blauen Grenze

14: GRIT POPPE, „Abgehauen“

  • Gonzo ist 16 und wuchs in DDR-Heimen auf. Jetzt sitzt sie im Jugendstrafhof Torgau… und will fliehen.
  • Januar 2015 bei Oetinger [ebook; 2012 schon Print]; mehr zur Autorin.
  • der Vorgänger, „Weggesperrt“ (Link) wirkt stilistisch holpriger.
  • 320 Seiten. [Goodreads]

Abgehauen

15: JOHN COREY WHALEY, „Das zweite Leben des Travis Coates“ / „Noggin“

  • Travis stirbt an Leukämie, aber lässt seinen Kopf einfrieren. Fünf Jahre später wacht er auf einem neuen Körper auf und will zurück in sein altes Leben. Doch alles ist anders: absurdes, packendes, wütendes Gedankenspiel.
  • Februar 2015 bei Hanser; Original: USA 2014.
  • 304 Seiten. [Goodreads]

Das zweite Leben des Travis Coates

16: MAKIIA LUCIER, „Das Fieber“ / „Death-Struck Year“

  • Im Herbst 1918 sterben Millionen Menschen an der Spanischen Grippe. Cleos Kleinstadt wähnt sich in Sicherheit… doch als die Epidemie näher rückt, beschließt sie, als Krankenschwester zu helfen.
  • 24. April 2015 bei Carlsen; Original: USA 2014.
  • 384 Seiten. [Goodreads]

Das Fieber

17: CAMMIE McGOVERN, „Amy & Matthew: Was ist schon normal?“ / „Say What You Will“

  • Zwei Teenager mit Behinderung werden ein Paar. (Das Buch scheint frischer, komplexer und besser geschrieben als der furchtbare deutsche Klappentext:
  • „Die 17-jährige Amy ist ein besonderes Mädchen. Sie kann nicht sprechen und nicht ohne Hilfe laufen. Aber sie ist unglaublich klug und wahnsinnig hübsch – zumindest in den Augen ihres Klassenkameraden Matthew, der auch nicht so ist wie die anderen.:-/
  • 30. März 2015 bei Heyne; Original: USA, 2014.
  • 360 Seiten. [Goodreads]

Amy & Matthew - Was ist schon normal?

18: KATJA BEHRENS, „Alles Sehen kommt von der Seele. Die außergewöhnliche Lebensgeschichte der Helen Keller“

  • Wie lernte die blinde und gehörlose Helen Keller im späten 19. Jahrhundert, mit der Außenwelt zu sprechen? Ein Bio-Roman, sehr literarisch, plastisch und ohne Überheblichkeit erzählt.
  • August 2014 bei Beltz & Gelberg [Neuauflage, Original von 2001]; mehr zur Autorin.
  • 200 Seiten. [Goodreads]

Alles Sehen kommt von der Seele: Die außergewöhnliche Lebensgeschichte der Helen Keller

19: JORDAN SONNENBLICK, „Die total irre Geschichte mit der Gitarre meines Vaters und allem, was danach kam – obwohl sie mir keiner auch nur ansatzweise glauben wird.“ / „Are you experienced?“

  • Spaßiger Mainstream-Jungsroman über einen Altrocker-Vater, seine Jimi-Hendrix-Gitarre…. und Rich, der plötzlich im Jahr 1969 aufwacht, in Woodstock. Und seine Familien-Vorgeschichte mit ganzen neuen Augen erlebt.
  • 24. April 2015 bei Carlsen; Original: USA 2013.
  • 304 Seiten. [Goodreads]

Are You Experienced?

20: NON PRATT, „Fuck You, Leben!“ / „Trouble“

  • Hannah ist 15 und schwanger. Niemand darf erfahren, wer der Vater ist. Doch Aaron, ein Mitschüler, freundet sich mit ihr an.
  • Dezember 2014 bei dtv; Original: UK 2014.
  • 420 Seiten. [Goodreads]

Fuck You Leben!

BONUS: KATRIN BONGARD, „Subway Sound“

  • Livia zieht nach Berlin und trifft einen Jungen, der auf der Straße lebt.
  • März 2013, bei PINK!; mehr zur Autorin.
  • 208 Seiten. [Goodreads]

Subway Sound

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Die besten Romane 2015: Entdeckungen

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Einmal pro Monat stelle ich ca. 20 unbekannte oder neue Bücher vor.

heute: aktuelle Romane, neu auf Deutsch.

Literatur seit Anfang 2015 – angelesen, gemocht und vorgemerkt:

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01: CHIGOZIE OBIOMA, „Der dunkle Fluss“ / „The Fishermen“

  • Nigeria: Als ihr Vater plötzlich verschwindet, wollen zwei Brüder vom Fischfang leben.
  • Literarischer Thriller aus Sicht eines Neunjährigen.
  • 313 Seiten, 13. Februar 2015, Aufbau Verlag [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Der dunkle Fluss

02: JAN HIMMELFARB, „Sterndeutung“

  • Arthur Segal, Jude und Überlebender des Holocaust, lebt als Autohändler in der Ukraine: Anfang der 90er Jahre blickt er zurück auf sein Leben.
  • 394 Seiten, 19. Januar 2015, C.H. Beck [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Sterndeutung

03: MARIA SEMPLE, „Wo steckst du, Bernadette?“ / „Where did you go, Bernadette?“

  • Satrischer, überraschender, warmherziger und mutig konstruierter Familienroman zwischen David Foster Wallaces “Unendlicher Spaß” und… “Gilmore Girls”.
  • 384 Seiten, 12. Januar 2015, btb [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Wo steckst du, Bernadette?

04: MICHAEL FEHR, „Simeliberg“

  • Literarische Adaption eines Grimm-Märchens als Schweizer Hinterwäldler-Noir-Thriller in Versen und Mundart. (Wow.)
  • 144 Seiten, Februar 2015, Der gesunde Menschenverstand [Amazon | Leseprobe | Goodreads]

Simeliberg

05: PAMELA ERENS, „Die Unberührten“ / „The Virgins“

  • Ein Mädchen und ihr Freund… beobachtet, manipuliert und beneidet von einem linkischen Mitschüler:
  • 297 Seiten, 19. Januar, C.H. Beck [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Die Unberührten

06: TERÉZIA MORA, „nicht sterben“

  • Poetikvorlesungen einer meiner deutschsprachigen Lieblingsautorinnen.
  • 160 Seiten, 23. Februar 2015, Luchthand [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Nicht sterben

07: MATTHEW THOMAS, „Wir sind nicht wir“ / „We are not ourselves“

  • Roman über eine irische Familie in Queens, von den 1940ern bis ins Jahr 2000.
  • Jonathan Franzens „Die Korrekturen“ in… nett / harmloser.
  • 896 Seiten, 16. Februar 2015, Berlin Verlag [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Wir sind nicht wir

08: FAVEL PARRETT: „Der Himmel über uns“ / „When the Night Comes“

  • Atmosphärischer Mainstream-Roman über ein junges Mädchen in Hobart, Tasmanien, das sich mit einem Seefahrer befreundet.
  • (..die früheren Bücher Parretts haben noch bessere Kritiken.)
  • 220 Seiten, 14. Februar 2015, Hoffmann und Campe [Amazon | Ocelot | Goodreads]

When the Night Comes

09: TILMAN STRASSER, „Hasenmeister“

  • Ein Musikschüler und Geigenvirtuose schließt sich in der Übezelle ein und flüchtet vor der Welt und seiner Exfreundin.
  • Leseprobe hier (Link)
  • 240 Seiten, 23. Februar 2015, Salis Verlag [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Hasenmeister

10: NICOLAS BREUEL, „Schlossplatz, Berlin“

  • Ein nervöser, naiver (?) Bundestagsabgeordneter denkt während einer Zwangspause an der Nordsee neu über seine Ziele und Werte nach.
  • 280 Seiten, 1. März 2015, dtv [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Schlossplatz, Berlin

11: MARC DEGENS, „Fuckin‘ Sushi“

  • Coming of Age in Bonn: eine Schülerband schafft den Durchbruch. Zu welchem Preis?
  • 320 Seiten, 18. Februar 2015, Galiani [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Fuckin Sushi

12: LINUS REICHLIN, „In einem anderen Leben“

  • Ein Kunstfälscher in Berlin trifft auf die Jahrzehnte alten Lebenslügen seiner Eltern und seiner Jugend. Dick aufgetragen – aber sympathisch.
  • 384 Seiten, 29. Januar 2015, Galiani [Amazon | Ocelot | Goodreads]

In einem anderen Leben

13: DIETMAR SOUS, „Roxy“

  • Außenseiter- und Schulversagerroman über die 70er Jahre. Trotz plattem Buchcover und Klappentext recht smart und schwungvoll.
  • 144 Seiten, 13. Februar 2015, Transit [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Roxy

14: TEJU COLE, „Jeder Tag gehört dem Dieb“ / „Every Day is for the Thief“

  • Teju Cole, geboren 1975 als Sohn nigerianischer Einwanderer, reist von den USA aus zurück nach Nigeria, portraitiert und fotografiert dort Menschen und Orte.
  • 176 Seiten, 2. Februar 2015, Hanser Berlin [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Jeder Tag gehört dem Dieb

15: XIFAN YANG, „Als die Karpfen fliegen lernten: China am Beispiel meiner Familie“

  • Xifan Yang, in Deutschland aufgewachsen, schreibt über ihre Eltern und Großeltern.
  • 335 Seiten, 23. Februar 2015, Hanser Berlin [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Als die Karpfen fliegen lernten: China am Beispiel meiner Familie

16: BRENDAN I. KOERNER, „Der Himmel ist unser. Liebe und Terror im Goldenen Zeitalter der Flugzeugentführungen“ / „The Skies belong to us: Love and Terror in the Golden Age of Hijacking“

  • US-Sachbuch: eine kleine Kulturgeschichte der Flugzeugentführung von 1968 bis 73.
  • 320 Seiten, 1. März 2015, Verlag André Thiele [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Der Himmel ist unser: Liebe und Terror im Goldenen Zeitalter der Flugzeugentführungen

17: DANIEL JAMES BROWN, „Das Wunder von Berlin: Wie neun Ruderer die Nazis in die Knie zwangen“ / „The Boys in the Boat: Nine Americans and their epic Quest for Gold at the 1936 Berlin Olympics“

  • US-Sachbuch: der Olympiasieg des amerikanischen Ruder-Teams und der komplexe, toll recherchierte historische Rahmen.
  • 520 Seiten, 20. April, Riemann Verlag [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Das Wunder von Berlin: Wie neun Ruderer die Nazis in die Knie zwangen

18: BARBARA HONIGMANN, „Chronik meiner Straße“

Chronik meiner Straße

19: BENJAMIN PERCY, „Jemand wird dafür bezahlen müssen“ / „Refresh, Refresh“

  • Short Stories aus Oregon. Provinziell, dunkel… vielleicht zu konventionell?
  • 320 Seiten, 23. März 2015, Luchterhand [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Jemand wird dafür bezahlen müssen: Stories

20: LÁSZLÓ KRASZNAHORKAI, „Die Welt voran“

  • Kurzgeschichten, Sprachexperimente, Verwirrspiele: experimentelle Prosastücke des ungarischen Avantgarde-Erzählers.
  • 416 Seiten, 19. Februar 2015, S. Fischer [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Die Welt voran

21: AYELET GUNDAR-GOSHEN, „Löwen wecken“

  • Ein israelischer Neurochirurg überfährt einen illegalen Arbeiter aus Eritrea und begeht Fahrerflucht. Am nächsten Tag erpresst ihn die Witwe: Er soll Flüchtlinge versorgen und behandeln, in einem Camp.
  • 432 Seiten, 1. Februar 2015, Kein & Aber [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Löwen wecken

22: KENNETH BONERT, „Der Löwensucher“ / „The Lion Seeker“

  • Südafrika in den 30er Jahren: ein junger Jude als Litauen und die Geheimnisse und Verfehlungen seiner Familie.
  • 800 Seiten, 25. März 2015, Diogenes [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Der Löwensucher

23: SANDRA GUGIC, „Astronauten“

  • Stadtgeschichten, Einsamkeit, lose verknüpfte Alltagsaufnahmen.
  • 208 Seiten, 21. Januar 2015, C.H. Beck [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Astronauten

24: AMBER DERMONT, „In guten Kreisen“ / „The Starboard Sea“

  • Unterhaltungsroman über Privatschul-Schnösel in den 60er Jahren, Gruppenzwang, Klassismus und vertuschte Verbrechen.
  • 444 Seiten, 10. Februar 2015, mare [Amazon | Ocelot | Goodreads]

In guten Kreisen

25: SIFISO MZOBE, „Young Blood“

  • Young-Adult-Literatur aus Südafrika: ein junger schwarzer Schulabbrecher wird zum Kriminellen.
  • 274 Seiten, 16. Februar 2015, Peter Hammer [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Young Blood

26: TOM DRURY, „Das stille Land“ / „The driftless Area“

  • Eine Affäre in der Provinz, eine allein lebende Nachbarin und eine Kette aus Zufällen… oder geheimen Plänen?
  • 216 Seiten, 31. Januar 2015, Klett-Cotta [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Das stille Land

27: JOHN WILLIAMS, „Butcher’s Crossing“

Butcher's Crossing

28: ARNO GEIGER, „Selbstportrait mit Flusspferd“

  • Nach einer Trennung verbringt ein Veterinärsstudent einen Sommer mit der Pflege eines Zwergflusspferdes. Schönes Sommerbuch? Oder Kitsch?
  • 288 Seiten, 2. Februar 2015, Hanser [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Selbstporträt mit Flusspferd

29: DAGNY GIOULAMI, „Alle Geschichten, die ich kenne“

  • Schrulliger, leichter Südosteuropa-Roman über eine junge Frau aus Zürich, die spontan nach Griechenland reist.
  • 160 Seiten, Februar 2015, weissbooks [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Alle Geschichten, die ich kenne: Roman

30: SIBYLLE KNAUSS, „Das Liebesgedächtnis“

  • Eine Schriftstellerin wird im Alter dement… und schreibt gegen den eigenen Verfall an.
  • 192 Seiten, 9. Februar 2015, Verlag Klöpfer & Meyer [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Das Liebesgedächtnis

31: MIKLÓS BÁNFFY, „In Stücke gerissen“ (US-Titel: „They were divided“)

In Stücke gerissen

32: MICHÉLE BERNSTEIN, „Alle Pferde des Königs“

  • Hipster-Literatur, im Original erschienen 1960:
  • Bernstein, eine junge Situationistin, parodiert den psychologischen Roman Frankreichs so geschickt und erfolreich, dass ihr (ironisches?) Buch als großer Jugend- und Beziehungsroman gefeiert wird.
  • 128 Seiten, 25. Februar 2015, Edition Nautilus [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Alle Pferde des Königs

33: PÉTER ESTERHÁZY, „Indirekt“

  • Literatur mit Links: Aus vielen literarischen Zitaten und eigener Handlung colaggiert Esterházy ein kurzes, charmantes erzählerisches Spiel.
  • 176 Seiten, 19. Januar 2015, Berlin Verlag [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Indirekt

34: SIRI HUSTVEDT, „Die gleißende Welt“ / „The Blazing World“

  • New-York-Roman über eine Künstlerin, die ihre Arbeit hinter drei Männernamen versteckt, um Sexismus zu entgehen.
  • 512 Seiten, 24. April, Rowohlt [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Die gleißende Welt

35: KAREN JOY FOWLER, „Die fabelhaften Schwestern der Familie Cooke“ / „We are all completely besides ourselves“

  • überraschender Familienroman über ein altes Trauma… und Forschung an Menschenaffen.
  • 368 Seiten, 11. Mai 2015, Manhattan [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Die fabelhaften Schwestern der Familie Cooke

36: SEMJON VOLKOV, „Idiotenbus“

  • der Alltag eines jungen Mannes mit geistiger Behinderung in einer Werkstatt.
  • Rollenprosa, ein bisschen gewollt-drollig / lesebühnenhaft.
  • 200 Seiten, 12. Januar 2015, Verlag tredition [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Idiotenbus

37: FLORIAN GANTNER, „Trockenschwimmer“

  • Ein junger, melancholischer Versager in Österreich blickt zurück auf seine Alltags-Niederlagen… und ein (kleines) Verbrechen.
  • 192 Seiten, 12. Februar 2015, Edition Laurin [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Trockenschwimmer

38: RICHARD McGUIRE, „Hier“ / „Here“

  • der selbe Bildausschnitt, immer neu über ganze Epochen hinweg gezeigt:
  • Graphic Novel über Zeit und Wandel.
  • 300 Seiten, 10. Dezember 2014, Dumont [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Hier

39: MILJENKO JERGOVIC, „Vater“

  • autobiografisches Essay: der bosnische Schriftsteller erinnert sich an den Tod seines Vaters und ihr schwieriges Verhältnis.
  • 208 Seiten, 3. Februar 2015, Schöffling [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Vater

40: DASA DRNDIC, „Sonnenschein“

  • Kroatien im zweiten Weltkrieg: ein selbstbewusster, doch oft recht eitler und creative-writing-hafter Roman über eine jüdische Familie.
  • 400 Seiten, 14. Februar 2015, Hoffmann und Campe [Amazon | Ocelot | Goodreads]

Sonnenschein

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