Tausend Tode schreiben – ein Buch über den Tod, mit 1000 Beiträgen.

frohmann verlag 1000 Tode schreiben

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1000 Autoren schreiben 1000 kurze Texte über den Tod.

Stil und Ton sind frei wählbar.

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Was für ein Projekt. Was für ein Irrsinn!

„Eine erste Version des E-Books mit 135 Texten erscheint am 1. Dezember 2014. Die Versionen 2 bis 4 mit 500… 750… 1000 Texten erscheinen dann im Abstand von etwa einem Monat, die komplette 4. Version kommt zur Leipziger Buchmesse [im März 2015].

Die jeweils neuere ersetzt die ältere Version, wer einmal gekauft hat, bekommt die neuen umsonst. Zusätzlich wird das E-Book vom Indiehändler Minimore angeboten: Das E-Book wird für EUR 4,99 verkauft. Der gesamte Herausgeber- und Autorenanteil, das sind 50 Prozent des Nettoreingewinns, wird an das Kindersterbehospiz Sonnenhof in Berlin-Pankow gespendet.“

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Christiane Frohmann ist Verlegerin, Kulturwissenschaftlerin und einer der wachsten, umtriebigsten und euphorischsten Menschen im Netz, die ich kenne: Im Herbst 2013 war ich in New York, saß Freitagabends allein in einem Coffee Shop und öffnete ein deutsches Ebook. Christiane und mein Hildesheimer Professor für Kulturjournalismus, Stephan Porombka, hatten sich einen ganzen Abend lang vor Publikum über Online-Katzenfotos unterhalten: Grumpy Cat, Nyan Cat oder Choupette, die Katze von Karl Lagerfeld.

Internetkatzen: Ein Gespräch über Cat Content (kaufen bei Minimore)

Cat Content: Ein Gespräch (generator)

Das Katzenthema klang banal. Doch für zwei Stunden saß ich mit iPad am dunklen Fenstertresen, sah auf die Kerzen und die nasse Straße und staunte, wie viel Erkenntnis, Überraschung, Geist und Esprit zwei kluge, großartig gelaunte Menschen aus ein paar Katzen-gifs und Memes herausholen konnten: Christiane und ich wurden Netzfreunde – und sahen uns im Mai 2014, nachdem sie einem langen Text von mir und meiner Arbeit als Journalist / Blogger gelesen hatte,

…und mich als Podiumsgast zu einer „Katersalon“-Gesprächsrunde im Roten Salon der Volksbühne nach Berlin einlud.

Seit August weiß ich von ihrem größten, vorerst ambitioniertesten (Quatsch: angenehm megalomansten!) Verlags- und Buchprojekt:

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„Ich habe Autor*inn*en angesprochen und Menschen, die beruflich oder privat mit dem Tod zu tun haben. Viele dieser Menschen haben weitere Mitwirkende dazugeholt. Wer von den Leser*inne*n dieses E-Books selbst einen Text zum Tod geschrieben hat oder in sich trägt, kann diesen ebenfalls zu „Tausend Tode schreiben“ beitragen.“

In den letzten 4 Monaten schlug ich Autorinnen und Autoren vor, sprach Freunde an (schreibende und eigentlich-nicht-professionell-schreibende) und versuche, Menschen aus meiner Welt und meiner Ecke des Internets (Freund werden!) für „Tausend Tode schreiben“ zu gewinnen.

Einer meiner besten Freunde aus Toronto nahm sich im Juni das Leben.

Ich schreibe einen Roman über Leerstellen und Verlusterfahrungen von Teenagern.

Kaum etwas macht mir wacher, nervöser, als Worte zu Verlust und Tod zu finden. Ich bin dankbar für jeden, der es versucht, und ich merke, wie viel mir diese Texte geben: Viele Autor*innen, die ich Christiane vorschlug, mailten mir, dass sie beim Schreiben große Mühe hatten, Entwürfe löschten, nicht ausdrücken können, was sie sich gerne zu sagen wünschen.

Umso glücklicher bin ich über die ersten 135 Texte – heute (1. Dezember 2014) erschienen und u.a. bei Minimore erhältlich [DRM-frei].

Ich selbst schrieb einen Text über digitalen Nachlass und die Frage, wie die richtigen Gegenstände, Fotos, Erinnerungsstücke und Texte nach dem eigenen Tod zu den richtigen Menschen finden.

Andere Autor*innen schrieben über Großeltern, Eltern.

Über eigene Kinder und Enkel.

Entfernte Onkel und beste Freunde. Nahtoderfahrungen. Telefonate.

Krankenhaustage.

Noch-einmal-Davonkommen.

Das Buch sammelt Lyrik und Fragenkataloge, Ein-Satz-Beiträge und lange literarische Texte, Verspieltes, Journalistisches, eine Handvoll Texte auf Englisch von Native Speakers und Deutschen, Protokolle, Notate. Ich habe erst heute alles lesen lesen können, zusammen mit den anderen Beitragenden, und habe fast jeden Text mit Gewinn gelesen:

Drei, vier Texte waren mir zu spielerisch: Sie kamen mir vor wie Ablenkungs- und Ausweichmanöver. Witzeleien. Vielleicht, weil die Autor*innen Sentimentalitäten, Pathos-Fallen oder Selbstmitleid entgehen wollten.

Tatsächlich aber merkt man jedem einzelnen Text an, wie viele Gedanken und Mut er kostete und was er den Schreibenden abverlangt: Ich las 135 Texte, zwischen drei Uhr morgens und kurz nach Mitternacht – und wünschte, ich könnte gleich die restlichen 865 Texte anschließen.

Besonders empfehlen möchte ich:

002 – Alan Posener
003 – Michael Brielmaier
004 – Anne Kuhlmeyer
008 – Gesa Füßle
010 – Clemens Setz
016 – Jan Fischer
017 – Falk Schreiber
023 – Judith Sombray
034 – Johanna Straub
037 – Daniela Seel
039 – Jannis Pastargias
040 – Sibylle Luithlen
042 – Lew Weisz
059 – Angelika Maisch
071 – Roman Held
073 – Johanna Feil
079 – Gabriel Yoran
081 – Zoe Beck
086 – Zora Debrunner
090 – Mario Sixtus
097 – Stanislaw Bastian
101 – Florian Voß
103 – AE Rutherford
112 – V.S. Wagner
116 – Christian Huberts
122 – W.
123 – Auguste von Blau
130 – Karola Sasse
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Bei jedem Text steht der Name von Verfasserin / Verfasser erst ganz am Ende.

Das macht meine Empfehlungs-Liste objektiver… und subjektiver.

  • objektiver, weil ich mich selbst bei mehreren Texten fragte: „Wer schreibt das? Ich will mit ihm befreundet sein!“ …und erst am Ende merkte: Das war Freund Jan. Oder Zoe Beck. Oder Clemens. Großartig!
  • subjektiver, weil ich bei fünf, sechs Texten dachte „Das ist sympathisch!“ und dann merkte: Huch. Ich kenne diese Leute – und ich glaube, sie können noch mehr, erzählerisch / literarisch. Zu vielen Texten wünsche ich mir Langversionen, Director’s Cuts oder einfach ein persönliches Gespräch und etwas Ruhe.

Deshalb: Nicht enttäuscht sein, dass ich sortiere, empfehle: Ich bin kein Lektor des Projekts und kein Richter. Das Buch ist kein Wettstreit. Mir war nur wichtig, darüber zu Bloggen, und schon beim Lesen wollte ich meine 10 Lieblingstexte benennen und markieren. Doch als ich bei Text 135 angelangt war, merkte ich, dass ich keine 10 Lieblingstexte markiert hatte… sondern ganze 28.

Was für ein Irrsinn. Was für ein Projekt!

buchmesse 2014 klein
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Christiane Frohmann (Hg.)

Tausend Tode schreiben. 1000 Texte über den Tod.

EUR 4,99

erhältlich bei Minimore.de.

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