Kurze Buchtipps auf Twitter, als Adventskalender:
Bis Weihnachten wollte ich 24 Bücher empfehlen – Romane, Sach- und Jugendbücher, Comics. Fast alles auf Deutsch erhältlich, oft auch in billigen Second-Hand-Ausgaben.
Beim Auflisten meiner Favoriten merkte ich: Ich habe fast 40 Bücher in der Vorauswahl.
Deshalb begann mein Buchtipp-„Adventskalender“ auf Twitter schon im November.
Und deshalb sind schon heute elf erste Titel zusammen, die ich hier bloggen kann. Alle weiteren dann bis Weihnachten auf meinem Twitter-Account, @smeschmesch, einmal pro Tag, meist zwischen 10 und 12 Uhr vormittags.
- meine Geschenke 2014 (Liste, Link)
- Buchtipps für ZEIT Online (Link)
- 250 Bücher, die ich empfehlen kann (Liste von 2011, Link)
- Herbst 2015: meine Vorauswahl (Link)
- Favoriten der Kritiker: Perlentaucher-Empfehlungen 2015 (Link)
.
.
überraschend hart, klar, kantig:
Eine Kindheit unter den Nazis in Wien.
Erwachsenwerden im KZ.
Ein neues Leben in Amerika.
Klügers Erinnerungen sind wütender, kraftvoller, privater und komplexer als alle Holocaust-Berichte, die ich sonst kenne. Ein Jahrhundertbuch: sperrig, störrisch, unvergesslich.
.
.
Dorf, Kindheit, 60er Jahre:
Ein sanfter, kluger, stiller Roman.
Nostalgisch, etwas altmodisch, entspannt.
Literatur über einfache Familien.
Thomas Bernhard? Nein – wärmer, melancholischer. Gediegen. Ein zugänglicher, konventioneller und liebenswerter Text über das Rheinland und die alte BRD. Ein Buch für Väter, Großväter.
„Das Wiesenhaus“, Christoph Schmitz
.
.
.
meine Entdeckung 2015:
Schullektüre/Sci-Fi-Klassiker in den USA.
Warmherzig, überrraschend komplex.
Statt simpler Antworten: toll kluge Fragen!
Ein geistig behinderter Mann lässt sich operieren – und wird klüger, aber kritischer, zerquälter, härter, arroganter. Ich kannte den Plot. Das literarische Niveau aber hat mich überrascht. Unbedingt lesen!
„Flowers for Algernon“, Daniel Keyes
.
.
.
für ‚Hunger Games‘-Fans:
Politischer, dystopischer Comic, bisher 4 Bände.
Tolle Heldin/Hauptfigur, toll alptraumhafte Welt.
Mein Lieblings-Comicautor: Greg Rucka!
Konzerne statt Regierungen: Für ihre „Familie“ muss eine junge, gehorsame Frau Gegner töten, Duelle gewinnen, politisch verhandeln. Kalter Look – aber warmherzig, psychologisch, packend.
.
.
vergessener Künstlerroman von 1934:
Die Lebensgeschichte Rembrandts.
Altmodische Sprache, aber moderner Blick.
Literarische Biografie auf hohem Niveau.
Der deutsche Autor/Kunsthistoriker Tornius erzählt Rembrandts Leben nach – eindringlich, bildstark, mit viel Politik- und Geistesgeschichte, Lokalkolorit. Nur antiquarisch erhältlich. Ein Kleinod!
„Zwischen Hell und Dunkel“, Valerian Tornius
.
.
.
schwarze, kluge Satire über RAF & BRD:
Autor: Amerikaner (merkt man nicht).
Stil: Christian Kracht, Leif Randt, Frank Witzel.
Verlag: Suhrkamp – aber vergriffen.
Zwei Brüder (Künstler vs. Lokalpolitiker) in den eitlen, satten, biederen 70er Jahren – und eine Terrorgruppe in der Provinz: Absurd, wie gut dieser US-Autor deutsche Neurosen packt & überspitzt.
„Wie Deutsch ist es“, Walter Abish
.
.
.
Best Age im Rentnerparadies der 80er: Florida!
Großer Gesellschaftsroman/Klassiker.
So chauvi, bräsig, geschwätzig wie Held „Rabbit“.
Band 4 – aber keine Vorkenntnisse nötig.
Reicher, egozentrischer Autohändler im Ruhestand, zusammen mit der Familie: Rabbit mit 50+, 1989 – das ist wie reiche deutsche Golfer, 2015. Viel Herz, viel Biss, viel Wut, viel Pathos. Großer Wurf!
.
.
.
junger, simpler, packender deutscher Roman, 2005.
Sohn hilft Mutter mit tödlicher Krankheit:
ALS (…siehe: Ice Bucket Challenge)
Nüchtern, kurz, traurig, leicht zu lesen.
Ein schlichtes Buch über einen erwachsenen Sohn, seine sterbende Mutter und eine letzte Reise nach Marseille: Björn Kerns andere Romane sind 08/15. Diesen verschenke ich seit fast 10 Jahren. Groß!
„Einmal noch Marseille“, Björn Kern
.
.
.
12 Monate in 12 Städten:
Reiseführer, Memoir, Wohlfühlbuch.
Mit 500.000 €, gewonnen bei Günther Jauch,
bricht Hamburger Journalistin auf.
Zwei, drei Kapitel lang dachte ich: „Aufgesetzt. Selbstverwirklichungs-Kitsch für ältere Damen.“ Doch Winnemuth ist so hungrig, ehrlich, neugierig, direkt… ein Buch übers Losleben, klug & profund!
„Das große Los“, Meike Winnemuth
.
.
.
Jugendbuch… und große Literatur:
Fünf junge Paare, Freunde. Fünf Perspektiven.
Alltag, Abgründe.
Tod und Glück.
Leicht lesbar, aber mit Anspruch, Tiefgang, Stil. Levithan zeigt ein Wochenende in der US-Provinz: Fünf Wendepunkte im Leben schwuler, queerer, transsexueller Schüler. Optimistisch & relevant!
„Two Boys Kissing“, David Levithan
.
.
.
für 10-, 12-, 14jährige, vielleicht auch Schullektüre:
entspanntes, kitschfreies Jugendbuch
über eine 11jährige, so stark gelähmt,
dass sie sich kaum verständigen kann.
Ich-Erzählerin Melody ist schwerstbehindert und erzählt aus ihrem Alltag: eine überforderte, aber liebevolle Familie, gehetzte Lehrer, Therapeuten. Statt Selbstmitleid: Esprit, Charme, Witz und Mut.
„Mit Worten kann ich fliegen“, Sharon Draper
.
Alle weiteren Bücher und Empfehlungen: bei Twitter, @smeschmesch
…und nach Weihnachten auch nochmal gesammelt hier im Blog.
Wunderbar, vielen Dank, Stefan!
ich bin auf der Suche nach „Lesemotivation fördern“ über drei Ecken und noch mehr Links hier gelandet – und hängen geblieben!
Vielen Dankf für die kruzen, knackigen Rezensionen – und die Anregungen, die ich von hier für meine eigene Arbeit mitnehme!
Dir eine sorglose, kreative Zeit
Bianka