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„Ich hatte immer das Gefühl, dass es zwar einen Schullektürekanon gibt, die Lehrer aber einigermaßen freie Hand hatten, was die konkrete Auswahl des zu lesenden Buches anging. Es musste halt je nach Stufe und Lehrplan eine bestimmte Epoche oder eine bestimmte Gattung sein, aber darüber hinaus schien es keine zwingenden Vorgaben zu geben.
Wie ich jetzt weiß, ist das nicht komplett richtig. Mindestens mit der Einführung des Zentralabiturs gibt es zum Beispiel für NRW Pflichtlektüren für die Oberstufe, in den letzten Jahren war das immer der Faust und irgendwas von Kafka.“
…bloggt Anne Schüßler über Schullektüren (Link):
„Dementsprechend vermute ich immer noch, dass es sowas wie „Pflichtlektüre“ nur in sehr geringem Maße gibt und das meiste in der Hand des einzelnen Lehrers liegt. Davon auszugehen, dass ein Buch allgemein bekannt ist, nur weil man selber es in der Schule gelesen hat, kann also ein Irrweg sein.
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Meine eigenen Schullektüren?
Seit 2008 nutze ich die Buch-Sortier-Website Goodreads (Erklärtext von mir, Link). Ich habe die meisten Bücher meiner Kindheit und Jugend auf virtuelle Bücherregale sortiert und dort bewertet.
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1989 wurde ich eingeschult. Ab Klasse 5 hatte ich Englisch, ab Klasse 7 Latein, in Klasse 9 bis 11 Französisch. Meine Leistungskurse waren Deutsch und Englisch, Wahlkurse Psychologie und Philosophie; ich war in der Theater-AG. Einen Literaturkurs oder Lesekreise gab es nicht. Die Unter- und die Oberstufenbibliothek standen uns offen, wurden aber kaum benutzt: Einmal lieh/stahl ich eine englische Ausgabe von Thomas Wolfes „You can’t go home again“ – bis heute einer meiner Lieblingsschriftsteller.
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Facebook-Freundin Selna postete im Juni: „Auf Facebook fragt heute ein Freund, ob wir uns an Schullektüre erinnern, die nicht von weißen Männern geschrieben wurde… und ich denke und denke, aber mir will partout nicht ein einziges Buch aus dem Deutsch- oder Englischunterricht einfallen.“
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rot markierte Bücher fand ich furchtbar, blau markierte großartig.
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(vor-)gelesen, in der Grundschule:
- Roald Dahl: „Sophiechen und der Riese“
- Gudrun Mebs: „Oma, schreit der Frieder“
- Christine Nöstlinger: „Der neue Pinocchio“
- Erwin Moser: „Katzenkönig Mauzenberger“
- A.S. Neill: „Die grüne Wolke“
- Heinrich Maria Denneborg: „Das Eselchen Grisella“
- Paul Maar: „Eine Woche voller Samstage“
- Michael Ende: „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“
- Knister: „Die Reiter des eisernen Drachen“
- Steve Jackson, Ian Livingstone: „Der Hexenmeister vom flammenden Berg“
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Unter- und Mittelstufe:
- Anne Frank: Tagebuch
- Thornton Wilder: „Unsere kleine Stadt“
- Theodor Storm: „Der Schimmelreiter“
- Hermann Hesse: „Unterm Rad“
- Friedrich Schiller: „Die Räuber„
- Friedrich Schiller: „Maria Stuart“
- Friedrich Schiller: „Wilhelm Tell“
- Ray Bradbury: „Fahrenheit 451“
- Willi Fährmann: „Es geschah im Nachbarhaus“
- Arnulf Zitelmann: „Unter Gauklern“
- Gudrun Pausewang: „Ich habe Hunger, ich habe Durst“
- Carl Taylor: „Merlin’s Magnificent Magic Shop“
- John Grisham: „The Firm“ [Kurzversion für Englisch-Anfänger]
- in Latein lasen wir einen ca. halben „Asterix“-Band, in Französisch Teile von „Le Petit Prince“
- Otfried Preußler: „Krabat“ [stand für Klasse 6 zur Diskussion, las ich dann aber doch nur privat.]
- Ralf Isau: „Die Träume des Jonathan Jabbok“ [keine Lektüre: nur eine Lesung, in Stuttgart.]
- Sally Perel: „Ich war Hitlerjunge Salmonon“ [keine Lektüre; nur Lesung an der Schule.]
- Tamora Pierce: „Alanna“ [alle 4 Bände; keine Lektüre: ein Klassenkamerad hielt ein Referat in Deutsch.]
- Stanislaw Lem: „Solaris“ [keine Lektüre; lieh mir mein Deutschlehrer in Klasse 9, weil ich SciFi mochte.]
- Morton Rhue: „Die Welle“ [keine Lektüre; Freund F. las es in seiner Klasse und ich lieh es aus.]
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Theater-AG:
- Berthold Brecht: „Die Kleinbürgerhochzeit“
- William Shakespeare: „Wie es euch gefällt“
- Jean Giraudoux: „Kein Krieg in Troja“
- Aristophanes: „Die Vögel“
- William Shakespeare: „Romeo & Julia“
- Ulrich Becher: „Der Bockerer“
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Oberstufe & Abitur:
- Max Frisch: „Homo Faber“
- Heinrich von Kleist: „Die Marquise von O“
- Franz Kafka: „Die Verwandlung“
- Zoe Jenny: „Das Blütenstaubzimmer“
- Johann Wolfgang von Goethe: „Faust“
- Alfred Döblin: „Berlin Alexanderplatz“
- Georg Büchner: „Leonce und Lena“
- Uwe Timm: „Die Entdeckung der Currywurst“
- John Dos Passos: „Manhattan Transfer“ [keine Pflichtlektüre: für Referat gelesen.]
- Albert Camus: „Der Mythos des Sysiphos“ [keine Pflichtlektüre: für Referat gelesen.]
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Englisch-LK:
- William Shakespeare: „Hamlet“
- Paul Auster: „Moon Palace“
- Tom Wolfe: „Bonfire of the Vanities“ [keine Pflichtlektüre: für Referat gelesen.]
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Freundinnen aus meiner Schulzeit sind heute selbst Lehrerinnen. Lektüren, die ich mochte und die sie unterrichten:
- Louis Sachar: „Löcher“
- Wolfgang Herrndorf: „Tschick“
- Kate DiCamillo: „Winn-Dixie“ [nur angelesen]
neu entdeckt: warmherzig, klug, sehr schultauglich:
- Stefanie Höfer: „Tanz der Tiefseequalle“ [schrulliger, literarischer]
- Stefanie Höfer: „Mein Sommer mit Mucks“ [runder, relevanter]
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- Kinder- und Jugendbücher für/mit/über Jungs
- Diversity im Kinder- und Jugendbuch: Empfehlungen
- das N-Wort im Kinderbuch: Texte & Debatte
- Helden meiner Kindheit
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Huhu,
dass ausgerechnet jetzt alle Blogs auf Schullektüre kommen … Wenn sich jetzt alle Leser damit beschäftigen, hat doch keiner mehr Lust, nächstes Jahr bei meiner Challenge, Schullektüren neu zu lesen und zu schauen, ob man nach all den Jahren anders drüber denkt, mitzumachen. 😅
Aber schönes Thema, ich mag es immer wieder. Auch wenn mir die Hälfte der genannten Bücher einen Schauer über den Rücken laufen lässt. Vor allem das Blütenstaubzimmer fand ich furchtbar und das habe ich erst vor einem Jahr mal gelesen und nie in der Schule versucht.
Liebe Grüße
Taaya