Lieber stationärer Buchhandel!
Ich schreibe Dir diesen Brief sozusagen von Krankenbett zu Krankenbett. Wenn wir ehrlich sind zu uns selber: von Sterbebett zu Sterbebett. Denn wir liegen beide im Sterben. Dem eignet eine gewisse romantische Schönheit, denn wir sind zusammen gross geworden und werden nun zusammen sterben.
Es gab eine Zeit, da gab es Dich nicht und da gab es mich nicht. Der Verleger war zugleich der Drucker und der Händler seiner Bücher. Zur Buchmesse reiste er, um mit andern Druckern-Verlegern-Händlern seine Produkte zu tauschen. Autoren hatten an so einer Messe so wenig verloren, wie das Publikum. Das bestand aus ein paar Gelehrten, und war kaum der Rede wert. Dann wurden wir beide geboren: Du, indem die heilige Dreieinigkeit Drucker-Verleger-Händler sich aufspaltete als Reaktion darauf, dass ich, der Leser-Käufer, immer immer mehr lesen wollte, weil ich ja unterdessen längst nicht mehr nur Gelehrter war, und weil ich immer weniger Verständnis dafür zeigte, dass der Drucker-Verleger-Händler mühsam Produkte eines Kollegen bestellen musste, ja eventuell erst von der nächsten Messe in einem Jahr mitbringen konnte.
Noch vor 100 Jahren war der Besitz von Büchern nicht selbstverständlich, sondern ein Statussymbol. Wer Wert auf sich und seine Stellung in der Gesellschaft legte, hatte einen Bücherschrank vorzuweisen. Da drin standen dann Klassiker in repräsentativ gebundenen Ausgaben. Man musste diese Ausgaben nicht gelesen haben. Um sich im Small Talk unter Geschäftsfreunden darüber zu unterhalten, ob das „weite Feld“ nun von Stifter oder von Fontane stammte, und ob es nun ein „weites Feld“ der ein „zu weites Feld“ sei, genügte es ja, den Büchmann zu konsultieren. Darin fand man alle Klassikerzitate nachgewiesen. In den Auflagen nach den 1960ern findet sich im Büchmann nur noch Schrott. Aber unter Geschäftsfreunden wird ja auch nicht mehr über Stifter und Fontane diskutiert, und eine Bibliothek besitzen heute nur noch ein paar Freaks.
Heute zählt Effizienz, und Bücher sind nicht effizient. Seit Bologna (oder war es Modena?) ist eine breit gefächerte Bildung, zu deren Erwerb man sich Zeit lässt, obsolet. Selbst der Geisteswissenschafter wird durch sein Studium gepeitscht und lernt bestenfalls die feministische Rolle der Alice Schwarzer diskutieren oder Derrida’schen Nonsense nachplappern, aber nicht ein Gedicht von C. F. Meyer analysieren.
Der technische Fortschritt hat uns beiden dann den Rest gegeben. Ich rede nicht vom E-Book, das ist nur die letzte Ausblühung an einer längst modernden Holzwand. Ich rede auch nicht von Buchhandelsketten und jenem Handelsriesen, der sich (ich weiss nicht warum) nach einem riesigen Strom genannt hat. Auch das sind nur Blüten, die eine Pflanze produziert, wenn sie im Sterben liegt und hofft, wenigstens in ihren Früchten irgendwann einmal wieder auferstehen zu können. Mittlerweile sind einige dieser Blüten bereits am Verwelken und Früchte scheinen sie nicht zu tragen. Wir haben es seinerzeit beide nicht gemerkt, aber die tödliche Krankheit, an der wir nun sterben werden, haben wir uns mit der Erfindung der Rotationspresse zugezogen, und mit der Einführung der Klebebindung. Plötzlich wurden Bücher für jedermann erschwinglich. Der arrivierte Geschäftsmann musste sich andere Statussymbole suchen, und fand sie in seinem Automobil, in seiner Yacht und Ähnlichem. Das war der Anfang vom Ende; aber wir merkten es beide nicht.
Die unheilige Allianz von Käufer, der seine Ware so billig wie möglich zu kriegen wünscht, und Produzent, der des Käufers Wünsche erfüllen möchte oder dies wenigstens vorgibt, wird als erstes Dich, lieber Freund, töten, dann den Produzenten, dann mich. Ich höre immer wieder mantra-artig die Buchpreisbindung loben; ich habe keine Ahnung, was man sich davon verspricht. Die Preisbindung ist kein Palliativ, keine lebensverlängernde Massnahme. In Deutschland existiert sie nach wie vor. Dennoch faulen Deinem Körper immer mehr Teile ab. In der Schweiz existiert sie nicht mehr. Es geht dem Buchhandel deswegen nicht schlechter. Auch nicht besser.
A propos „besser“: Früher war nicht alles besser, keineswegs. Schon Goethe musste erleben, dass sein Schwager Vulpius mit seiner Schwarte „Rinaldo Rinaldini“ ein Mehrfaches an Auflagen erzielte, als er selber mit seinen Werken. Klassiker und/oder Lyriker „gingen“ schon immer schwer. Aber wenn ich heute in einer Buchhandlung den neuesten Andreas Brandhorst bestelle, und nicht mehr erlebe, dass die Buchhandlung gleich ein Exemplar für sich mitbestellt hat, das sie ins Regal stellt, finde ich es bedenklich. Es beunruhigt mich wirklich: Selbst Science Fiction, die nie elitär war, führt mittlerweile ein Schattendasein im deutschsprachigen Buchhandel und Verlagswesen. Wo sind die Zeiten, als Jeschke bei Heyne SF-Klassiker im Minutentakt ausstossen durfte? Und meine Buchhandlung die Hälfte eines nicht kleinen Raums voller Science Fiction damit füllte? Heute stehen gut versteckt ein oder zwei Regalmeter SF – oder was halt gerade dafür gilt.
Dafür ist heute der Autor kein Autor mehr, sondern eine Marke, ein Produkt. Und wie jedes Produkt von Zeit zu Zeit mit Werbung auf sich aufmerksam macht, jede Marke von Zeit zu Zeit Neuerungen auf den Markt bringt, von denen dann die meisten binnen Kurzem wieder verschwinden, so sondert unterdessen jeder Autor einmal im Jahr – pünktlich zur Messe, wenn’s geht – einen neuen Roman ab. Ich bedaure ihn, habe mich aber mittlerweile von diesem, eigentlich unserm vierten, Bruder völlig losgesagt. Ich weiss, dass Du, Bruder Buchhandel, ebenso wie der Bruder Verlag krampfhaft an ihm festhaltet, ja ihn zu diesem Verhalten nachgerade zwingt, weil ihr glaubt, mich so bei der Stange und Euch so am Leben zu erhalten. Das ist ein Irrtum: Überfütterung erzeugt Brechreiz, nicht Wolllust. Und unsere Körper werden dadurch noch mehr geschwächt.
Die Ärzte versuchen, unsere Situation schön zu reden. Und manchmal fallen wir selber darauf hinein und reden uns die Situation selber schön. Wir halten für Medizin, was Placebo ist. Um zu vertuschen, wie billig heutzutage Bücher fabriziert sind, hat man den Begriff der „gebundenen Ausgabe“, die ursprünglich eine meinte mit Fadenheftung, über Bord geworfen zugunsten des amerikanisch und deshalb hip klingenden „Hardcover“. Ein Begriff, der versteckt, dass unter dem billigen Pappdeckel ebenso billige Klebebindung verwendet wird. Man zelebriert heute, „Indie“ zu sein, Indie-Autor und Indie-Verlag. „Indie“ – das klingt nach Freiheit und nach Abenteuer. Und wie die Zigaretten-Werbung kaschiert der Begriff einfach, dass wir uns schon lange den tödlichen Krebs zugezogen haben.
Wir waren einst drei Brüder, die ihren Lebensweg gemeinsam begonnen haben: Verleger, Händler, Leser. (Meinethalben auch vier, nehmen wir Bruder Autor wieder ins Boot.) Nun neigt sich dieser Zyklus seinem Ende zu. Wir wollen unserm Tod tapfer entgegen gehen und nicht jammern. Und nicht gegenseitig übereinander her fallen.
In Liebe
Dein Bruder, der Bildungsbürger
(Nach Diktat zur Reanimation auf die Intensivstation verlegt.)
© Herr Sandhofer, einer der beiden Köpfe, die hinter litteratur.ch stecken
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Im Rahmen der losen Gesprächsreihe “Steglitz stellt Buchhändlerinnen und Buchhändler vor” hatte ich vorgeschlagen, dass Ihr Gastbeiträge beisteuern könntet. Schilderungen aus dem Buchhändleralltag oder, was auch immer… Erfahrungsberichte zum Beispiel: Was habt Ihr in Buchhandlungen erlebt? Woran denkt Ihr gerne zurück, was ist Euch aufgestoßen? Den Anfang bestritt Stefan Möller aka @Hedoniker mit seiner Polemik „Lieber stationärer Buchhandel, wir müssen reden!“, die reichlich Wind machte.
Andere Erzählformen, andere Geschmäcker, jedem sein Pläsier. Alles gut und schön. Aber wie steht es mit Non-Fiction? Mit Sach- und Fachbüchern? Ich denke, Bildungsbürger zu sein, bezieht sich nicht nur darauf, neben Goethe auch Nackenbeißer gelesen zu haben. Im Bildungsbürger steckt das Wort Bildung. Und die geht nun mal unweigerlich den Bach runter. Wenn ich heutzutage eine Buchhandlung betrete, werde ich von Kochbüchern, Esoschwarten und dem Schrott aus den Bestsellerlisten erschlagen. Das brauche ich nicht wirklich. OK, wenn mal ein klassischer Autor einen runden Geburts- oder Todestag hat, kann man vielleicht seine aktuelle Biographie und eventuell ein paar seiner Werke irgendwo ganz hinten in der Ecke finden. Aber traue dich mal, ein Jahr später nach der entsprechenden Biographie zu fragen. Sekundärliteratur und Sachbücher, die nicht gerade von Schülern oder Studenten regelmäßig nachgefragt werden, haben keine Chance. Beraten lassen kann man sie sowieso nicht mehr.
Bildungsbürger sind elitär? Na und! Wer Klassiker liest ist abgehoben? Was soll’s. Wenn Wissen und Bildung heutzutage elitär und abgehoben sind, bin ich gern elitär und abgehoben.
Mich langweilt der Mainstream ebenfalls. Aber (noch) stößt er mich nicht so ab, wie die selbsternannten Bildungsbürger und Intellektuellen. Wenn die sich von außen beobachten könnten, wie sie sich im Internet geben, wären sie selbst froh zu einer aussterbenden Gattung zu gehören.
Ich habe lieber mit Leuten zu tun, die vielleicht ein bißchen einfacher sind und nicht das Bedürfnis Homer zu lesen, aber dafür umgänglich sind, als mit Leuten, die von sich werweißwie überzeugt sind und meinen, sie würden über dem Rest der Bevölkerung schweben.
Das Internet ist insofern gefährlich für soclhe Leute, als das sie gleichgesinnte Freaks finden und sich gegenseitig ihre arroganten Thesen einflüstern.
Woher weißt Du, dass ich nicht umgänglich bin?
Das war weniger auf einen einzelnen gemünzt, als auf die breite Masse.
Meine Frau sagt immer, ich wäre die breite Masse. 😉
Sag ihr, sie ist gemein 😀 .
Nee, wat simmer alle schlau!
Egal, ob als geschundener, weil unzureichend gewürdigt- und veröffentlichter Autor, als bibliophiler Blogger, Bildungsbürger oder in schwierigen Zeiten sein Schiffchen durch den Sturm auf dem Amazonas lenkender Buchhändler.
Und Steglitzmind schenkt uns allen hier eine Plattform, uns, unsere Befindlichkeiten und hochdifferenzierte Meinungen darzustellen…Danke GvP!
Dem kann ich einfach nicht widerstehen: also los!
In jedem Fall sind wir was Besseres als schnöde “Shades of Grey-Leser”: Schöne Worte wie bibliophil, Bildungsbürger oder Sortimentsbuchhandlung belegen, dass wir weit über dem primitiven Anspruch stehen, uns von Büchern lediglich unterhalten zu lassen, gar Paperbacks zu sammeln oder sie, von Angebot, Nachfrage und Anspruch gebeutelt, gewinnbringend zu verscherbeln.
Und schon machen meine Finger auf der Tastatur eine Vollbremsung – ich definiere doch so furchtbar gern: Was ist der Sinn und Zweck eines Buches?
Informieren und /oder Geschichten zu singen (Lyrik=singendes Wort) beziehungsweise zu erzählen.
Dumm nur, dass wir Büchernarren in einer Zeit leben, in der Bücher nicht mehr das Monopol haben, beides zu tun: Information wird auf unterschiedlichsten anderen Wegen (Printmedien, Radio, TV, PC) geradezu inflationär aufs oder unters Volk geworfen; nachdem der Geschichtenerzähler mit dem letzten hauptamtlichen Moritatensänger zwangspensioniert wurde und Kleriker durch die Einführung der allgemeinen Schulpflicht das Vorlesemonopol verloren, griff der Mensch massenhaft zum Buch.
Denn Menschen lieben es, sich Geschichten erzählen zu lassen – das gehört verlässlich, jederzeit & weltweit (ein paar Semester Anthroplogie lassen grüßen) zur Natur des Homo sapiens.
Allerdings konkurriert der Buchstabe – ebenfalls weltweit – als Erzähler mittlerweile mit dem Bildschirm. Und neurophysiologisch muss man den Menschen als Augentier betrachten, d. h. bewegte, farbige Bilder geben unserem Nervensystem den großen Kick und zwar nicht das Abbild eines Buchstabens – nein, vielmehr die ausformulierte Wirklichkeit eines Filmbildes, möglichst in 3D.
Nix dran zu machen: Gegen unsere eigene Grundkonstruktion kommen wir nicht an. Bewegte Bilder mehr lieben als starre Buchstaben ist wie Hunger: intellektuell nicht steuerbar, sonst wären wir in der Breite schmaler…
Da stehen wir also mit unserem Dilemma: Die natürliche Veranlagung, Erzählern lauschen zu wollen, treibt den intellektueller veranlagten Teil der Bevölkerung (Habs doch gewusst: Wir sind was Besseres!) immer noch zum Buch, weil ein kreatives Hirn eben eigene Bilder generieren kann, darin eine Herausforderung sieht und das genießt.
Wen es diesbezüglich ganz schlimm erwischt hat, der schreibt sogar, man ist ja mündiger Bürger und Schreibprogramme machen es leicht, kann und will, will und kann – vielleicht – selbst erzählen und trägt taktlos so gegebenenfalls zu der in ihrer Unzahl unverkäuflichen Schwemme der jährlichen Neuveröffentlichungen bei, die in ihrer Masse bei Verlagen und Handel gleichermaßen unerwünscht sind, wie immer wieder versichert wird, glaubt den ablehnenden Lektoraten im Vertrauen auf die eigene Geschichte mitunter nicht und kompliziert den Markt am Ende gar als Selfpublisher – wie rücksichtslos und überaus egoistisch!
Kurz: Ich glaube, das es zu einem kultivierten, selbstbestimmten Leben fest dazugehört, sich zu informieren und Geschichten erzählen zu lassen.
Und wer sich berufen fühlt, selbst zu erzählen, soll das bitte tun, muss aber die Folgen möglichst tapfer ertragen, ohne sich und sein Autorenschicksal anderen aus Enttäuschung als Opfergeschichte aufzubürden.
Den Buchhändlern meinen Dank – ohne sie wäre ich nicht, was ich bin.
Aber auch wenn für mich das Buch das zentrale Medium fürs Informieren & Erzählen ist, kann ich es doch nicht anderen verschreiben / vorschreiben, schon gar nicht dessen Ausstattung.
Auch möchte ich nicht aburteilen, was andere Menschen lesen: Das wäre rotzarrogant und Arroganz ist keine angenehme Eigenschaft. Gerade Lesen sollte, weil es einem Persönlichkeiten und Schicksale nahebringt, die mit dem Selbst nichts zu tun haben, extrem tolerant machen. (Bevor sich jemand von dieser Passage ans Bein gepinkelt fühlt: Die ist ganz bewusst in der 1. Person geschrieben: meine unmaßgebliche Meinung, sonst nichts)
Sorry, ihr Autoren, bibliophilen Blogger, Buchhändler und Verleger, die ihr in diesen Zeiten leidet: Ich fürchte, weder an der Natur des Menschen noch am Stand der Technik (Fortschritt muss ich es ja nicht nennen) kann von uns wohl etwas geändert werden.
Ich glaube, das es zu einem kultivierten, selbstbestimmten Leben fest dazugehört, sich zu informieren und Geschichten erzählen zu lassen.
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In jedem Fall sind wir was Besseres als schnöde “Shades of Grey-Leser”: Schöne Worte wie bibliophil, Bildungsbürger oder Sortimentsbuchhandlung belegen, dass wir weit über dem primitiven Anspruch stehen, uns von Büchern lediglich unterhalten zu lassen, gar Paperbacks zu sammeln oder sie, von Angebot, Nachfrage und Anspruch gebeutelt, gewinnbringend zu verscherbeln.
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Da stehen wir also mit unserem Dilemma: Die natürliche Veranlagung, Erzählern lauschen zu wollen, treibt den intellektueller veranlagten Teil der Bevölkerung (Habs doch gewusst: Wir sind was Besseres!) immer noch zum Buch, weil ein kreatives Hirn eben eigene Bilder generieren kann, darin eine Herausforderung sieht und das genießt.
Genau das sind die Aussagen, die mich von den kulturell interessierten Menschen ganz weit geistig wegrücken lassen und mich gelert haben mit diesen Menschen nichts gemein haben zu wollen: Mein Hobby ist ja qualitiv so hoch hochwertig, dass ich ein besserer Mensch bin, weil ich es ausübe. Und natürlich sieht man auf die niedrigeren Schichten, die Homer nicht Original gelesen habe runter, sondern nur sich nach der harten Arbeit an Shades of Grey erfreuen herunter.
Haben Sie sich jemals (offen!) auf andere Erzählformen eingelassen? Haben Sie jemals sich eine Geschichte erzählen lassen, indem Sie ein Adventure durchspielten. Oder ein anderes Spiel? Oder Interactive Storytelling wie Dear Esther?
Kulturell wertvoll? Man denke an Deus Ex (eigentlich die ganze Reihe), bei der man tiefgehende gesellschaftliche Themen aufgegriffen hat, an Rome TW, wo man mit den Schwierigkeiten der Verwaltung eines Imperiums konfrontiert wurde, im Ansatz die Molyneux Spiele, die immer auch moralische Komponenten beinhalteten, ja sogar Kotor, bei dem das Zwischenmenschliche im Vordergrund gerückt wurde. Was könnte für Jugendliche kulturell wertvoller sein, als ein Rundgang durch das antike Jerusalem, oder Florenz und Venedig der Renaissance zu erkunden, wie es bei der AC Reihe möglich ist.
Den Sonnenaufgang in Afrika zu bestaunen im sanften Sepiaton, wie bei FC2.
Games haben quasi keine Grenzen. Wer intellektuell gefordert werden möchte, wird seine Games finden, wer Atmosphäre und Tiefgang schätzt wird auch fündig und genau darum ist der Gamesmarkt so breit gefächert. Games haben die Fähigkeit: Film, Literatur und Musik zu vereinen.
Anderes Beispiel für Herausforderungen. Wirtschaftssimulationen. Bereits in „Die Gilde“ konnte man lernen, welch Vermögen man mit Darlehen machen kann als Bankier 🙂
Kommentar in Der Zeit
Oder endet Ihre kulturelle Bildung bei den Computerspielen und Sie glauben, dass diese nur aus dem *bösen* Counterstrike, Doom, Quake oder Warcraft bestehen?
Oder wollen Sie sich einfach nur als einen intelligenten, kulturell gebildeten Menschen präsentieren? Wenn, dann ist das schief gegangen, denn wer eine Distanz zwischen sich und der Allgemeinheit schiebt, wird von der Allgemeinheit nicht mehr angenommen. Und mit *Allgemeinheit* meine ich nicht ein paar gleichgesinnte Freaks im Internet, die man aufgegabelt hat und die einem bestätigen, wie Recht man doch. (Sind, wenn der *intelligente Mensch* aufpasst, ohnehin immer die gleichen.)
gelehrt -.-
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Also mir gefällt der Beitrag sehr, wirklich toll geschrieben und auch einiges Wahres dran. Nur kann ich manches widerum nicht ganz nachvollziehen.
Grundsätzlich mal die extrem negative Tendenz, die ja doch schon mindestens am Kulturpessimismus kratzt und die ich nicht ganz nachvollziehen kann. Zum einen, wenn man sich die Marktzahlen anschaut, die sind seit Jahren konstant über 9,5Mrd. Euro. Zwar mit leichtem Rückgang in den letzten beiden Jahren, wobei das wohl sogar etwas anders aussehe, hätte man konkrete Zahlen zu den Buchverkäufen von Amazon. Denn sogar die konservativen Schätzungen von Buchreport oder auch die Zahlen des Verbands der Versandbuchhändler übersteigt die entsprechenden Zahlen des Börsenvereins. Wer weiß, wenn die restlichen Zahlen des Börsenvereins stimmen, hat der Gesamtbuchmarkt vielleicht sogar schon die 10Mrd.-Grenze geknackt… und keiner hat’s gemerkt (außer Seattle, dort ist das sicherlich bekannt)! Ergo, es gibt noch Leser und nirgends ein Anzeichen dafür, dass sich sich das so bald ändern sollte. Natürlich heißt das nicht, dass es keine Probleme gibt, die es zu lösen gilt, allem voran im Buchhandel. Aber dass weiterhin Bücher (in welcher Form sei auch dahingestellt) geben wird, dürfte unbestritten sein. Demnach gibt es auch weiterhin Autoren und Leser, und irgendjemanden, der die beiden zusammenführt. Es ist also auch immer noch Platz – und Bedarf – für Verlage und Händler, auch wenn es in 10 oder 20 Jahren wohl etwas anders aussehen dürfte als vor 10 oder 20 Jahren.
Zurück zu dem Brief; Leser und Bildungsbürger werden hier synonym verwendet. Oder? Wenn ich es richtig verstanden habe, hat der Autor Bildungsbürger aber gleichzeitig vom Trivialliteratur lesenden Pöbel abgegrenzt. Richtig? (Bitte korrigiert mich, wenn ich mich hier vertan habe) Meiner Meinung nach, kann es schon rein begrifflich aber doch auch gar nicht ausschließlich Hochliteratur geben, dann wäre es doch einfach nur „Literatur“ (ähnlich wie der Begriff „Hochgebirge“ nur Sinn ergibt, wenn es auch andere Gebirge und Flachland gibt).
Natürlich verdient es die Hochkultur besonders gefördert zu werden. Und sicherlich wurde in der Vergangenheit zu sehr nur auf Zahlen geschaut – wahrscheinlich nicht selten mit dem schlechten Berater Angst – wodurch sich zu viel Einheitsbrei entwickelt hat, der für die Kunden kaum noch zu unterscheiden ist. Momentan findet nun wohl eine Art Korrektur statt, die nicht zuletzt die Ketten (quasi die bösen Geister der 90er!?) stark spüren. Nicht umsonst werden doch die willkommenen Ausnahmen so hochgelobt und schaffen diese oft auch, vorwärts zu kommen. Nur suchen die ihr Heil gerade nicht im klebrigen Einheitsbrei.
Oder habe ich den Artikel ganz falsch verstanden und er meinte genau das? …der Buchmarkt ist tot, es lebe der Buchmarkt‽
Um zu vertuschen, wie billig heutzutage Bücher fabriziert sind, hat man den Begriff der „gebundenen Ausgabe“, die ursprünglich eine meinte mit Fadenheftung, über Bord geworfen zugunsten des amerikanisch und deshalb hip klingenden „Hardcover“. Ein Begriff, der versteckt, dass unter dem billigen Pappdeckel ebenso billige Klebebindung verwendet wird.
Wer sich das Geld aus der Tasche ziehen lassen möchte, für den gibt es reichlich *bibilophile* Ausgaben. So 30-60 Euro (und mehr) sind für ein Buch eigentlich viel zu günstig … 🙄 Das wird meistens von den Leuten gekauft, die keinen Knopf in der Tasche haben und meinen, sich einen Hauch von Luxus gönnen zu müssen. Beim entsprechenden Buch kann man sich dann noch einreden, ein schlauer Kopf zu sein.
Dem Rest (wie mir) ist es ziemlich egal, wie die Seiten zusammengehalten werden, Hauptsache sie halten.
Ach, wie ich diesen gemütlichen deutschen Kulturpessimismus liebe! Derweil sitze ich im kulturfreudigen Frankreich und bin heilfroh, Autorin zu sein. Das waren früher die Leute, die ganz am unteren Ende der Nahrungskette standen und ganz real oft nicht wussten, wovon sie überleben sollten. Die niemals laut jammern durften und immer still schlucken mussten, wenn sie denn etwas zu schlucken bekamen, nachdem alle anderen vom Buch abgebissen hatten.
Irgendwie verspüre ich frischen Wind. Während um mich herum alle jammern und alten Zeiten nachtrauern, erzähle ich unverdrossen weiter Geschichten und werde sogar unverschämt: Eine feste Form brauchen diese nicht, so sie gut sind. Und falls ich sie eines Tages am Lagerfeuer selbst erzählen muss, weil alle Zivilisation untergegangen ist, dann sind sie mir alle willkommen: Die Bildungsbürger, sofern sie nicht allzu laut röcheln; die modernen Schnellgebildeten und die Zuhörer mit Herz. Denn eines wird nie aussterben: Das Erzählen und das Zuhören / Lesen!
So siehts mal aus
Ich bin froh, daß es in meinem Freundeskreis von Freaks nur so wimmelt. Und wenn Autoren, Verleger und Händler schon morgen nicht mehr wären, habe ich doch wenigstens genug Lesestoff in meinen vier Wänden, um bis ans Ende meiner Tage frohgemut auf sie verzichten zu können. Außerdem müsste ich mich nicht mehr ärgern über den Müll, der Jahr für Jahr in immer breiteren Fluten über die Leser ausgekippt wird.
Es ist so obszön, ja, ja, ja. „Ein Begriff, der versteckt, dass unter dem billigen Pappdeckel ebenso billige Klebebindung verwendet wird.“ Der Preisunterschied ist übrigens ein halber Cent pro 16 Seiten. Aber Roland Berger weiß eben, wie Bücher gemacht werden und nicht Jean Paul. Ich habe ja die Hoffnung, daß sich nach dieser, unserer Krise ein neuer Buchhandel entsteht. Fü wenige, sehr teuer, aber eine Buchproduktion, die sich lohnt, äußerlich und innerlich. Heute schon ein Buch von Kurt Wolff gekauft?
Heute schon ein Buch von Andrej Bely gekauft?
„Petersburg“ hab ich schon. Wieso?
aber sicher nicht heute oder? Heute ist doch Sonntag, der heilige! Petersburg lese ch gerade, habe ich vor Jahren schon gelesen und werde ich auch in 34 Jahren noch lesen, wenn ich dann noch lesen kann.
Der Preisunterschied ist übrigens ein halber Cent pro 16 Seiten.
Es würde mich nicht wundern, wenn mit Zehntelcent kalkuliert wird….und das macht in der Masse eine Menge aus.
http://afwilder.wordpress.com/2013/07/28/andrej-bely/