„Verlage sind Handelspartner und keine Weihnachtsmänner.“ SteglitzMind stellt Martina Bergmann von der Buchhandlung „Frau Bergmann“ vor

Sind Buchhändler tatsächlich die Verlierer der Digitalisierung? Wie gehen sie mit den Schreckensszenarien um? Wo sehen sie Risiken, wo Chancen und welche Weichen stellen sie, um zukunftsfähig zu bleiben? Wie halten sie es mit dem E-Book und wären Titel von Self Publishern für sie eine Option? Diese u.a. Aspekte will die Gesprächsreihe “Steglitz stellt Buchhändlerinnen und Buchhändler vor” beleuchten, in der Interviewpartner in loser Folge standardisierte Fragen beantworten. – Etwas mehr zum Vorhaben hier.

Martina Bergmann © Hedwig Bergmann

Martina Bergmann © Hedwig Bergmann

Jost Renner – ein einstiger Buchhändler, der SteglitzMind unter anderem im Zusammenhang mit seinem literarischen Debüt, dem Gedichtband „LiebesEnden“ im März des Jahres 2013 Rede und Antwort stand – legte mir ans Herz, Martina Bergmann von der Buchhandlung Frau Bergmann in Borgholzhausen zu bitten, hier mitzutun. – Ich freue mich, dass die Sortimenterin prompt einwilligte, die verschiedentlich (u.a. im Buchreport-Blog) kritisch zu Fragen Stellung bezieht, die die Buchbranche umtreiben. – Ich sage Martina herzlich danke. – Auch für den netten Austausch, der sich über die gestellten Fragen hinaus via Facebook entwickelte.

Eine Skizze vom Laden …

Die Buchhandlung „Frau Bergmann“ gibt es seit drei Jahren. Ich habe sie am 16. Juli 2010 an meinem Geburtstag aufgemacht, damit ich mir das immer gut merken kann. Sie liegt in Borgholzhausen im Teutoburger Wald direkt am Hermannsweg. Schwerpunkte sind Belletristik und Kommunikation.

Warum bist du Buchhändlerin geworden?

Ich habe in der 9. Klasse ein Schülerbetriebspraktikum in einer Buchhandlung gemacht. Das hat mir gut gefallen, und deswegen bin ich Buchhändler geworden.

Würdest du dich unter heutigen Bedingungen abermals für diesen Beruf entscheiden?

Ja!

Was hat sich in den vergangenen Jahren in deinem beruflichen Alltag verändert?

Mein beruflicher Alltag ist interessanter geworden. Ich fand in früheren Berufsjahren vieles statisch. – Das war schon immer so, das bleibt auch so. Heute ist mehr Raum für Ideen.

Die Devise heißt ja: Buchhandel go online! Was unternimmst du in dieser Richtung?

Ich bin eine große Freundin von Facebook. Es erleichtert die Kommunikation, man kommt schneller in Kontakt und kann Menschen und Bücher zusammenbringen, ohne dabei groß etwas zu riskieren.

Das Sterben der Buchläden ist allgegenwärtig. Wo verortest du für deine Buchhandlung die größten Gefahren?

Die größte Gefahr für meine Buchhandlung besteht darin, dass ich eines Tages vielleicht keine Lust mehr habe, ein Einzelhändler zu sein.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Ich finde E-Books sinnvoll und biete sie auch an. Ich verkaufe aber keine Hardware – E-Book-Reader ebenso wenig wie Regale für Papierbücher.

Und ich berate keine Kunden im Umgang mit digitalem Inhalt, den sie dann in der Bücherei ausleihen. Da werde ich rabiat.

Wäre das eine Option für dich, auch Titel von Self-Publishern anzubieten?

Ich verkaufe auch Bücher von Self Publishern – wenn sie mir gefallen und wenn die Einkaufsbedingungen marktfähig sind. Deshalb verkaufe ich meistens keine Bücher von Self Publishern.

Wie verkauft man heutzutage Bücher?

der Buchladen "Frau Bergmann"  © Hedwig Bergmann

der Buchladen „Frau Bergmann“ © Hedwig Bergmann

Ich habe eine Meinung. Ich rate von Büchern auch ab. Und das wissen meine Kunden zu schätzen.

Wenn du drei Wünsche frei hättest, die dir Verlage erfüllen… Welche wären das?

Verlage sind Handelspartner und keine Weihnachtsmänner. Wenn man realistische Vorschläge unterbreitet, erreicht man nach meiner Meinung fast immer sein Ziel. Ich habe Verlage in schwierigen Zeiten auch als sehr, sehr geduldige Partner kennen gelernt.

Und was würdest du dir vom Börsenverein für den deutschen Buchhandel wünschen?

Die an sich guten Verbandsstrukturen werden von Interessengruppen aktiv gegen andere benutzt. Das stört mich sehr, und ich wünsche mir, dass die Verbandsangestellten sich von ihren (großen) Beitragszahlern weniger manipulieren lassen.

Was treibt dich in der literarischen Szene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Ich freue mich über viel frische Belletristik, die abseits der Einheitsgärtnerei im Kettenbuchhandel aus den Mauern zu wuchern beginnt.

In dem Zusammenhang finde ich digitale Bücher sehr wichtig, denn sie sind viel schneller zu beschaffen und geben einen ersten Eindruck.

Warum sollten Kunden in eine Buchhandlung gehen?

Kunden sollten in eine Buchhandlung gehen, um sich über Bücher zu beraten. Untereinander und mit kompetentem Verkaufspersonal.

Welche anderen Buchhandlungen empfiehlst du? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Alle anderen Provinzbuchhändler…

Vielleicht könntest du dich noch zu einer oder sogar mehreren konkreten Empfehlungen durchringen? Das würde dem Fortgang der Reihe sicher gut tun…

Bernhard Dust von der Buchhandlung Dust in Warstein, Katrin Schmidt von der Buchhandlung LeseZeichen in Germering, Bettina Haenitsch vom Buchladen in Seeligenstadt, Thomas Gralla von der Buchhandlung Gralla in Berlin und Nicole Anker von AnkerBuch in Anderbuch. – Findest du alle bei Facebook.

Und ich verkünde stolz: Habe alle gefunden und nun hoffe ich natürlich, dass sie mir ebenfalls Rede und Antwort stehen werden. – Danke, Martina, es war mir ein Vergnügen, und feiere schön am 16. Juli, deinen Geburtstag und den dritten von „Frau Bergmann“.

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Zu der Gesprächsreihe beigetragen haben bisher: Susanne Martin von der Schiller Buchhandlung in Stuttgart/Vaihingen, Edda Braun mit ihrer Buchhandlung am Turm in Ochsenfurt, Samy Wiltschek von der Kulturbuchhandlung Jastram in Ulm, Margarete Haimberger mit ihrer Schröersche Buchhandlung in Berlin/Schöneberg und Sonja Lehmann vom Bücherwurm Borken im Nordhessischen.

Welche Buchmenschen und Buchhandlungen wir zukünftig etwas näher kennenlernen, schlagen zum einen jene vor, die mir Rede und Antwort stehen. Darüber hinaus freue ich mich auf Empfehlungen von Euch, wer hier ebenfalls zu Wort kommen sollte. Und, bitte sehr, vermerkt Eure Vorschläge hier (nebst Link zur Buchhandlung); und nicht etwa auf diversen anderen Kanälen im Social Web. Danke sehr!

„Der Börsenverein sollte mehr auf die Probleme der Kleinen eingehen.“ SteglitzMind stellt Sonja Lehmann vom Bücherwurm Borken vor

Sind Buchhändler tatsächlich die Verlierer der Digitalisierung? Wie gehen sie mit den Schreckensszenarien um? Wo sehen sie Risiken, wo Chancen und welche Weichen stellen sie, um zukunftsfähig zu bleiben? Wie halten sie es mit dem E-Book und wären Titel von Self Publishern für sie eine Option? Diese u.a. Aspekte will die Gesprächsreihe “Steglitz stellt Buchhändlerinnen und Buchhändler vor” beleuchten, in der Interviewpartner in loser Folge standardisierte Fragen beantworten. – Wenig mehr zum Vorhaben hier.

Sonja Lehmann habe ich gebeten, hier mit zu tun, weil sie zum Beitrag von Edda Braun eine Berufsbeschreibung beigesteuert hat, die mir wohl gefiel: „Der Buchhändler: Das Wissen eines Professors, die Geduld einer Krankenschwester und die Bezahlung einer Verkäuferin“.

Nun freue ich mich, dass wir sie und den Bücherwurm Borken heute etwas näher kennenlernen dürfen, der im Nordhessischen gelegen ist

Eine Skizze vom Laden …

Der Bücherwurm befindet sich 50 km südlich von Kassel.

Gegründet wurde die Buchhandlung 1996. 2009 habe ich sie übernommen. Wir haben ein allgemeines Sortiment mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendbuch. Ein weiterer Schwerpunkt ist seit 2005 ein Lehr- und Lernmittelvertrieb. Unsere Verkaufsfläche beträgt 100 qm.

Warum sind Sie Buchhändlerin geworden?

Sonja Lehmann  ©  Bücherwurm Borken

Sonja Lehmann © Bücherwurm Borken

Ich lese natürlich gern und begeistere gern andere Menschen von meinem „Gelesenen“. Der Beruf bietet immer Abwechslung und der Buchhändler muss immer neugierig sein, um Neues zu entdecken.

Würden Sie sich unter heutigen Bedingungen abermals für diesen Beruf entscheiden?

Ja natürlich würde ich heute wieder Buchhändlerin werden, weil der Grundgedanke: Lesen und zum Lesen motivieren sich nicht geändert hat bzw. nicht ändern wird.

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Was hat sich in den vergangenen Jahren in Ihrem beruflichen Alltag verändert?

Die Kunden sind heute besser informiert. Das verlangt auch von uns Buchhändlern noch besser informiert zu sein. Natürlich haben sich auch die Bibliographie bzw. Recherchemöglichkeiten geändert. Ich weiss noch, wie wir mit „Microfichen“ als Bibliographie gearbeitet haben. Heute haben wir Datenbanken etc.

Die Devise heißt ja: Buchhandel go online! Was unternehmen Sie in dieser Richtung?

Wir sind viel im Netz unterwegs. Seit Ende der 90er Jahre haben wir schon einen Onlineshop und pflegen ihn auch regelmäßig. Facebook, Twitter ist für uns kein „Rotes Tuch“. Wir versuchen auch dort präsent zu sein und die Kunden dort abzuholen, wo sie sind.

Das Sterben der Buchläden ist allgegenwärtig. Wo verorten Sie für Ihre Buchhandlung die größten Gefahren?

Unsere größten Probleme sind die Kosten. Hier meine ich nicht die Personalkosten, Miete etc. Wir haben für viele Dienstleistungen Kosten z.b. Versandkosten bei Einzelbestellung bzw. Schulbuchbestellungen, Telecashgebühren etc. Das sind Kosten, die wir nicht „umlegen“ können, die aber zum Kundenservice dazugehören.

Wie halten Sie es mit dem E-Book?

Wir verkaufen E-Reader und E-Books seit 2009 aktiv. Seit 2011 haben wir ein offenes WLAN für Kundendownloads im Laden. Natürlich können die Kunden auch auf unserer Internetseite E-Books bestellen.

Wäre das eine Option für Sie, auch Titel von Self Publishern anzubieten?

Für uns kleine Buchhandlung ist es sehr schwierig Titel von Self Publishern anzubieten, weil diese Titel besonders beratungsintensiv sind.

Wie verkauft man heutzutage Bücher?

Wir kennen ca. 80 % unsere Kunden und können dadurch auch zielgerecht beraten. Im Ladengeschäft steht für uns das Beratungsgespräch mit dem Kunden an erster Stelle.

Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, die Ihnen Verlage erfüllen… Welche wären das?

der Buchladen © Bücherwurm Borken

der Buchladen © Bücherwurm Borken

– Werbezuschuss für Veranstaltungen

– Die Verlage sollten auf Endkundenbelieferung verzichten und mehr den stationären Buchhandel unterstützen

– Das Konditonsmodell für kleine Buchhandlungen besser gestalten

Und was würden Sie sich vom Börsenverein für den deutschen Buchhandel wünschen?

Das ist wie in der Politik: Je weiter man sich von der Basis entfernt, desto weniger bekommt man das „wahre Leben“ mit. Der Börsenverein sollte mehr auf die Probleme der kleinen Buchhandlungen bzw. Verlage eingehen.

Was treibt Sie in der literarischen Szene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Im Moment treibt mich nichts um, was erwähnenswert wäre.

Warum sollten Kunden in eine Buchhandlung gehen?

Weil wir den Kunden auch sehr viel Dienstleistung abnehmen können. Wir recherchieren Bücher, CDs etc. ohne einen Aufpreis und die Kunden haben mehr Zeit ihre Freizeit zu gestalten. Wir können auch gezielt beraten. Buchhandlungen sind auch eine Ort, wo man zur Ruhe kommen kann. Und sich inspirieren lassen von neuen Dingen.

Wo findet man Ihre Buchhandlung im Netz?

Dort und bei Facebook hier

Herzlichen Dank, dass Sie der Einladung gefolgt sind.

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Rede und Antwort standen bislang: Susanne Martin von der Schiller Buchhandlung in Stuttgart/Vaihingen, Edda Braun mit ihrer Buchhandlung am Turm in Ochsenfurt, Samy Wiltschek von der Kulturbuchhandlung Jastram in Ulm und Margarete Haimberger mit ihrer Schröersche Buchhandlung in Berlin/Schöneberg.

Welche Buchmenschen und Buchhandlungen wir zukünftig etwas näher kennenlernen, schlagen zum einen jene vor, die mir Rede und Antwort stehen. Darüber hinaus freue ich mich auf Empfehlungen von Euch, wer hier ebenfalls zu Wort kommen sollte. Und, bitte sehr, vermerkt Eure Vorschläge hier (nebst Link zur Buchhandlung); und nicht etwa auf diversen anderen Kanälen im Social Web. Danke sehr!

„Das Besondere sind die Bücher und was drin steht.“ – SteglitzMind stellt Margarete Haimberger von der Schröersche Buchhandlung vor

Sind Buchhändler tatsächlich die Verlierer der Digitalisierung? Wie gehen sie mit den Schreckensszenarien um? Wo sehen sie Risiken, wo Chancen und welche Weichen stellen sie, um zukunftsfähig zu bleiben? Wie halten sie es mit dem E-Book und wären Titel von Self Publishern für sie eine Option? Diese u.a. Aspekte will die Gesprächsreihe “Steglitz stellt Buchhändlerinnen und Buchhändler vor” beleuchten, in der Interviewpartner in loser Folge standardisierte Fragen beantworten. – Etwas mehr zum Vorhaben hier.

Meinolf Reul hatte empfohlen, dass wir mehr über Margarete Haimberger und die Schröersche Buchhandlung in Berlin/Schöneberg erfahren sollten. Danke für den Vorschlag und danke, dass Margarete Haimberger der Einladung so prompt gefolgt ist.

Eine Skizze vom Laden …

in Aktion © Margarete Haimberger

in Aktion © Margarete Haimberger

Eine Kundin sagte mal: Das ist, als stöbere man bei Freunden in den Bücherregalen. Die Buchhandlung in der Langenscheidtstraße 7 in Schöneberg ist als einladender Raum gedacht, wo Menschen und Bücher einander begegnen können. Der Freunde-Bücherbestand umfasst noch Kinderbücher für die Kleinen und englischsprachige Titel, und eines der vier Regale ist Sach- und Fachbüchern gewidmet, hauptsächlich aus der humanwissenschaftlichen Ecke.

Warum sind Sie Buchhändler/in geworden?

Es gefiel mir schon immer gut in der Buchhandlung meiner Mutter, und zum Künstler taugte ich nicht.

Würden Sie sich unter heutigen Bedingungen abermals für diesen Beruf entscheiden?

Mit Freuden; aber um ehrlich zu sein, geht das heute und hier nur mit der Familie Gnaden.

Was hat sich in den vergangenen Jahren in Ihrem beruflichen Alltag verändert?

Gerade versuch ich, einen online-Laden aufzubauen.

Die Devise heißt ja: Buchhandel go online! Was unternehmen Sie in dieser Richtung?

Ich versuche, im Stil vom englischen dovegreyreader Blog Gespräche imKommentarteil zu Büchern in Gang zu bringen…

Das Sterben der Buchläden ist allgegenwärtig. Wo verorten Sie für Ihre Buchhandlung die größten Gefahren?

Gedankenlosigkeit und Materialismus. Es ist immer besser für die Lebensqualität, den Einzelhandel dezentralisiert zu unterstützen und dabei nie die Verbindung mit dem Menschen zu vernachlässigen.

Wie halten Sie es mit dem E-Book?

Bisher hat noch keiner danach gefragt. Vielleicht ermuntere ich in dem Fall doch den Kunden, wenn er dann mal kommt, es bei den Kollegen zu versuchen, bei der Grohnschen, oder in der Akazienbuchhandlung, oder vielleicht bei Herrn Mackensen. Aber ich habe nicht erforscht, ob sie E-Books anbieten.

Wäre das eine Option für Sie, auch Titel von Self Publishern anzubieten?

Ich räume auf Nachfrage die Chance ein, die Bücher in Kommission zu verkaufen und stelle sie dann auch mindestens einen Monat aus. Verleger, Hersteller und Lektoren sind schon eine vernünftige Institution, derer Autoren sich auch zu ihrem Vorteil bedienen sollten. Alle Berufe, die im Laufe der Zeit im Zusammenhang mit der Verbreitung des Buches geschaffen wurden sind Ergebnisse kulturellen Fortschritts.

der Buchladen © Schröersche Buchhandlung

der Buchladen © Schröersche Buchhandlung

Wie verkauft man heutzutage Bücher?

Im Fall der Schröerschen: kaum, aber das mit Freuden.

Ich versuch es, den Menschen schön zu machen und liebe es, mit ihnen in ein Gespräch über Bücher zu kommen. Das Besondere – abgesehen vielleicht von selbstgeklebten Lesezeichen, über die sich die Käufer oft freuen, oder ausgesucht schönen Geschenkpapieren – sind die Bücher und was drin steht.

Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, die Ihnen Verlage erfüllen… Welche wären das?

– Verlegt so, dass auch in Zukunft gute Literatur zu den Lesern kommt, und zählt dabei auf Menschen und ihr Können und auf Nachhaltigkeit eher als auf Automaten und Elektronik.

– Übertreibt es nicht mit der Ausstattung, vertraut auf die Wirkung des Worts (und wenn es keine Wirkung hat, lasst es lieber ganz bleiben).

– Natürlich verlegt trotzdem noch da, wo es um Bücher für Generationen geht, Titel in bester handwerklicher Tradition und kunstvoller Ausstattung.

Und was würden Sie sich vom Börsenverein für den deutschen Buchhandel wünschen?

Sollten sie nochmal Werbung für das Buch machen, sollten sie dies bitte auf dem Niveau von Quentin Blake oder Tomi Ungerer tun, mit menschlichem Strich statt mit Photoshop-Glätte, mit Humor statt Funnyfunny.

Was treibt Sie in der literarischen Szene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Dass durch die Kriegslust Schriftsteller vermehrt bedroht, verfolgt und eingekerkert werden.

Warum sollten Kunden in eine Buchhandlung gehen?

Damit es im buchverbreitendem Gewerbe menschlich bleibt.

Welche anderen Buchhandlungen empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Ich mag die Schroppsche Buchhandlung. Sie war lange Zeit hier in der Nähe an der Blücherbrücke und ist inzwischen am Steinplatz. Aber ich bin schon dort gewesen, und die Atmosphäre ist immer noch schön, alles voller Reiseträume, und gute Beratung. Ich schick meine Kunden auch gerne hin, wenn der Reiseführer am gleichen Tag da sein soll.

Wo findet man Ihre Buchhandlung im Netz?

Es gibt die Internetseite und darauf sind verknüpft der (embryonenhafte) online-Laden (augenzwinkernd) und drei Blogs: Schröerscher Merkur – Nachrichten rund um die Buchhandlung, Das Schröersche Buchprogramm – aus den Regalen der Buchhandlung und Vorlesen am Montag – von den Vorleserunden im Laden.

Danke sehr, Margarete Haimberger. Und ich möchte allen empfehlen, bei Ihnen zu stöbern. Wer Sie nicht in Berlin/Schöneberg besuchen kann, sollte sich auf Ihren Online-Präsenzen umtun. Da gibt es wahrlich sehr viel zu entdecken…

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Bislang vorgestellt haben sich: Susanne Martin von der Schiller Buchhandlung in Stuttgart/Vaihingen, Edda Braun mit ihrer Buchhandlung am Turm in Ochsenfurt und Samy Wiltschek von der Kulturbuchhandlung Jastram in Ulm.

Welche Buchmenschen und Buchhandlungen wir zukünftig etwas näher kennenlernen, schlagen zum einen jene vor, die mir Rede und Antwort stehen. Darüber hinaus freue ich mich auf Empfehlungen von Euch, wer hier ebenfalls zu Wort kommen sollte. Und, bitte sehr, vermerkt Eure Vorschläge hier (nebst Link zur Buchhandlung); und nicht etwa auf diversen anderen Kanälen im Social Web. Danke sehr!

„Vom Wegfall der Preisbindung mag ich gar nicht reden.“ – SteglitzMind stellt Samy Wiltschek von der Kulturbuchhandlung Jastram vor

Sind Buchhändler tatsächlich die Verlierer der Digitalisierung? Wie gehen sie mit den Schreckensszenarien um? Wo sehen sie Risiken, wo Chancen und welche Weichen stellen sie, um zukunftsfähig zu bleiben? Wie halten sie es mit dem E-Book und wären Titel von Self Publishern für sie eine Option? Diese u.a. Aspekte will die Gesprächsreihe “Steglitz stellt Buchhändlerinnen und Buchhändler vor” beleuchten, in der Interviewpartner in loser Folge standardisierte Fragen beantworten (hier etwas mehr zum Vorhaben). – Welche Buchmenschen und Buchhandlungen wir zukünftig etwas näher kennenlernen, schlagen zum einen jene vor, die mir Rede und Antwort standen. Darüber hinaus freue ich mich auf Empfehlungen von Euch, wer hier ebenfalls zu Wort kommen sollte.

Nach Susanne Martin von der Schiller Buchhandlung, die die Gesprächsreihe vergangene Woche eröffnet hat, und Edda Braun mit ihrer Buchhandlung am Turm in Ochsenfurt erfahren wir heute mehr über Samy Wiltschek von der Kulturbuchhandlung Jastram in Ulm, dem ich herzlich danke.

Eine Skizze vom Laden …

Eine kleine literarische Buchhandlung seit 1952 in Ulm, seit 1984 fast direkt hinter dem Münster. Das heißt zwar sehr zentral, bedeutet jedoch sehr versteckt.

Ich denke, dass wir uns als literarische Buchhandlung in Ulm bezeichnen können.

Warum bist du Buchhändler geworden?

lest Bücher nicht T-Shirts  © Samy Wiltschek

lest Bücher nicht T-Shirts © Samy Wiltschek

Schulkinder fragen mich immer: Warum sind Sie Buchhändler geworden? Und ich antworte, weil ich meine beiden Traumberufe erlernt habe. Zuerst Grundschullehrer. Damals gab es aber zu wenig Stellen und wir hatten schon eine Tochter. Somit ein Neuanfang und eine Lehre in genau dieser Buchhandlung.

Würdest du dich unter heutigen Bedingungen abermals für diesen Beruf entscheiden?

Schwere Frage. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen würden und wenn ich wieder 30 wäre, dann wohl ja. Ich wüsste ja dann auch gar nicht, WAS da auf mich zukäme!

Was hat sich in den vergangenen Jahren in deinem beruflichen Alltag verändert?

Einerseits mehr Arbeit (im Netz), anderseits Arbeit abgeben an wirklich junge Mitarbeiter, die unendlich Kraft für Vieles haben.

Die Devise heißt ja: Buchhandel go online! Was unternimmst du in dieser Richtung?

Wir haben drei Blogs und eine Website. Begonnen hat es mit Jastram Kulturblog, mit täglichen Verlinkungen auf Facebook. Danach kam noch das Bilderblog der Jastramwelt dazu. Im Moment gibt es zu unserer Sommeraktion noch Jastrampixi.

O Mann, das muss reichen.

Das Sterben der Buchläden ist allgegenwärtig. Wo verortest du für deine Buchhandlung die größten Gefahren?

Vom Wegfall der Preisbindung mag ich gar nicht reden. Für uns kleine Buchhandlung bedeutet auch das Verschwinden von zwei, drei großen Kunden (Privatpersonen und Institutionen) ein sehr großer Einschnitt.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Jastram für die Großen ©  Samy Wiltschek

Jastram für die Großen © Samy Wiltschek

Ich habe welche da, ich berate auch intensiv, ich benutze seit Jahren eine Maschine.

Was das Finanzielle angeht, halte ich das alles für mehr als fragwürdig. Für mich stellte sich nur die Alternative: Mitmachen und zeigen, dass wir das auch haben/können, oder gleich die Kunden weiterschicken. Allerdings werden die Downloadwege an uns und vielen anderen Buchhandlungen vorbeiziehen, was ja schon der Fall ist. Schön daran: ich rate meinen Kunden dingend vom Kauf eines Kindles oder eines iPads ab, wenn sie nur lesen wollen.

Wäre das eine Option für dich, auch Titel von Self Publishern anzubieten?

Mir reichen schon die Bücher, die mir von den Verlagen angeboten werden.

Wie verkauft man heutzutage Bücher?

Mit Herzblut. Alles, was wir selbst gelesen und alles, was uns gefallen hat, können wir wirklich gut verkaufen. Und seien es auch die kleinsten Verlage und unbekanntesten AutorInnen.

Wenn du drei Wünsche frei hättest, die dir Verlage erfüllen… Welche wären das?

– Lesungen sollten kostenlos sein / honorarfrei.

– Nicht so viele Bücher produzieren

– Weiterhin so viele freundliche VertreterInnen zu uns in den Laden schicken.

Die anderen 20 Wünsche lasse ich einfach mal weg…

Du hast hier ja auch nur drei frei. – Und was würdest du dir vom Börsenverein für den deutschen Buchhandel wünschen?

Da ist mir vieles fremd. Ich denke, all diese Seilschaften und Kungeleien, die es bei solch großen Unternehmungen gibt, sind immer problematisch. Buchhändler sind ein schwieriges Völkchen, den Lehrern nicht unähnlich. Und die unter einen Hut zubekommen, ist doch sehr mühselig.

Was treibt dich in der literarischen Szene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Jastram für die Kleinen ©  Samy Wiltschek

Jastram für die Kleinen © Samy Wiltschek

Ich lese mit Interesse die Streitereien um den Suhrkamp Verlag. Die Folgen lassen mich allerdings kalt. Ich freue mich, dass es eine Gegenbewegung zum Massenartikel „Buch“ gibt und immer wieder schöne, feine, edle (die nicht teuer sein müssen) Titel auf den Markt kommen.

Warum sollten Kunden in eine Buchhandlung gehen?

Na, weil es viel lustiger ist.

Wo bleibt denn die „Erotik“ im Netz?

Wo halten denn die Kunden ihr Schwätzle?

Welche anderen Buchhandlungen empfiehlst du? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Ach, es gibt so viele schöne, interessante Buchhandlungen, aus denen ich mit neuen Ideen wieder herauskomme. Wir müssen nur die Augen aufhalten.

Ohne jedoch den großen Reisenden heraushängen zu wollen: Aus dem Ausland bringe ich immer ganz prima Ideen mit nachhause. Es ist schön so ganz andere Ideen auch bei uns zu verwirklichen. – Als Gesprächspartnerin empfehle die sehr engagierte Susanne Martin von der Schiller Buchhandlung in Vaihingen, die immer wieder mit neuen Ideen aufwartet.

Die war doch schon an der Reihe…

Dann die Buchhandlung Lesen und Lesen lassen, ein kleiner, feiner Laden in Berlin/Friedrichshain. Wenn wir in Berlin sind, schauen wir da öfters mal rein und finden das sehr pfiffig.

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Die Kulturbuchhandlung Jastram findet Ihr hier im Netz:

Einkaufen rund um die Uhr

E-Books-Download

Noch mehr E-Books

Beste Tipps in der Region

Jastrams Fototagebuch

Wie Bücher leben

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Mit meinem Versuch, das Augenmerk auf unabhängige Buchhandlungen zu lenken, stehe ich im Netz gottlob nicht alleine da. Und deshalb dürfen Hinweise auf mir bekannte Initiativen hier natürlich nicht fehlen:

Ende Mai 2013 rief Sophie auf ihrem Blog Literaturen die Aktion „Die Kleinsten werden die Größten sein“ ins Leben, Simone Finkenwirth listet auf ihrem Blog Klappentexterin seit längerem auserlesene Buchhandlungen und seit April 2013 stellen Autoren bei schmerzwach, dem Blog von Jannis Plastargias, ihre Lieblingsbuchhandlung vor. Frank Maria Reifenberg präsentiert auf schreibkraft_fmr verschiedentlich 4 Buchtipps von Buchhändler/innen für 4 Jungs; auch We read Indie – das brandneue Projekt von Ada Mitsou (Ada Mitsou liest….), Dorota Federer (Bibliophilin), Simone Finkenwirth (Klappentexterin), Svenja (Syn-ästhetisch), Mareike Fallwickl aka Bücherwurm Mariki (Bücherwurmloch), Caterina  (SchöneSeiten) und Mara Giese (Buzzaldrins Bücher) – das sich Publikationen von unabhängigen Verlagen annimmt, stellt in loser Folge Buchhandlungen vor.

Ich freue mich auf die Gespräche bei SteglitzMind – und Eure Vorschläge, wer in der losen Interviewreihe mit Buchhändlerinnen und Buchhändlern ebenfalls zu Wort kommen sollte. Und, bitte sehr, vermerkt Eure Vorschläge hier (nebst Link zur Buchhandlung); und nicht etwa auf diversen anderen Kanälen im Social Web. Danke sehr!

Am Mittwoch erfahren wir mehr über Margarete Haimberger von der Schröersche Buchhandlung in Berlin/Schöneberg.

„Was soll ich als Händlerin mit einem Produkt, das keine Handelsspanne hat?“ – SteglitzMind stellt Edda Braun von der Buchhandlung am Turm vor

Sind Buchhändler tatsächlich die Verlierer der Digitalisierung? Wie gehen sie mit den Schreckensszenarien um? Wo sehen sie Risiken, wo Chancen und welche Weichen stellen sie, um zukunftsfähig zu bleiben? Wie halten sie es mit dem E-Book und wären Titel von Self Publishern für sie eine Option? Diese u.a. Aspekte will die Gesprächsreihe “Steglitz stellt Buchhändlerinnen und Buchhändler vor” beleuchten, in der Interviewpartner in loser Folge standardisierte Fragen beantworten (hier etwas mehr zum Vorhaben). – Welche Buchmenschen und Buchhandlungen wir zukünftig etwas näher kennenlernen, schlagen zum einen jene vor, die mir Rede und Antwort standen. Darüber hinaus freue ich mich auf Empfehlungen von Euch, wer hier ebenfalls zu Wort kommen sollte.

Nachdem Susanne Martin von der Schiller Buchhandlung die Gesprächsreihe am Mittwoch eröffnet hat, erfahren wir heute mehr über Edda Braun und ihre Buchhandlung am Turm in Ochsenfurt, der ich herzlich danke.

Eine Skizze vom Laden …

Die Buchhandlung befindet sich seit 1994 auf 100qm in der Hauptstraße von Ochsenfurt, am 1. Oktober 2000 habe ich sie übernommen. Wir führen ein allgemeines Sortiment mit den Schwerpunkten Belletristik, Taschenbücher, Kinder- und Jugendbuch, Reiseführer, Franconica.

Warum bist du Buchhändlerin geworden?

so kennen wir sie auch bei Twitter © Edda Braun

so kennen wir sie auch bei Twitter © Edda Braun

Mehr durch Zufall, ich wollte eine Lehre machen und danach studieren 🙂

Würdest du dich unter heutigen Bedingungen abermals für diesen Beruf entscheiden?

Ob ich nochmal in den Einzelhandel ginge, weiß ich nicht. Es muss einem schon klar sein, dass man trotz der schönen Bücher im Einzelhandel tätig ist, durchaus der Arbeit einer Verkäuferin vergleichbar.

Was hat sich in den vergangenen Jahren in deinem beruflichen Alltag verändert?

Die guten alten Buchlaufkarten wurden vom Warenwirtschaftssystem abgelöst, gedruckte Kataloge vom Computer, sonst hat sich am Arbeitsalltag wenig geändert.

Die Devise heißt ja: Buchhandel go online! Was unternimmst du in dieser Richtung?

Wir haben eine Homepage (Onlineshop), die zugegebenermaßen besserer Pflege bedürfte, jedoch seit Jahren kaum Umsatz generiert; sind leidenschaftlos bei Facebook und leidenschaftlich bei Twitter.

Das Sterben der Buchläden ist allgegenwärtig. Wo verortest du für deine Buchhandlung die größten Gefahren?

Die mindere bis gar nicht mehr vorhandene Bereitschaft der Banken, den Buchhandel als Partner oder Kunden ernst zu nehmen. Kurz-, mittel- und langfristige Finanzierung durch die Bank ist schwierig bis unmöglich geworden.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Sind auf unserer Homepage downloadbar, spielen für mich keine Rolle. – Was soll ich als Händlerin mit einem Produkt, das keine Handelsspanne hat?

Wäre das eine Option für dich, auch Titel von Selfpublishern anzubieten?

Gewisse Qualitätsstandards müssen einfach erfüllt sein: Korrektorat und Lektorat sind bei einem Buch unabdingbar und im Falle von Self Publishing meist nicht gegeben, deshalb zurzeit eher keine Option für uns.

Wie verkauft man heutzutage Bücher?

der Buchladen © Buchhandlung am Turm

der Buchladen © Buchhandlung am Turm

Wir sind absolut serviceorientiert, machen alles möglich: Abends liefern oder schon vor Ladenöffnung, geben Bücher beim Nachbarn ab oder an jedem gewünschten Ort, besorgen vergriffene Titel bei ZVAB und selbstverständlich überhaupt jedes nicht vorrätige lieferbare Buch, sprich auch die unwirtschaftlichen Verlagseinzelbestellungen, die längst nicht mehr von jedem ausgeführt werden.

Wenn du drei Wünsche frei hättest, die dir Verlage erfüllen… Welche wären das?

Den Buchhandel als Handelspartner betrachten und nicht die „Endkunden“ (Leser klänge schöner).

Bei der Konditionengestaltung nicht nur die „Großen“ zu hofieren, sondern an unseren gemeinsamen Auftrag denken, für die Verbreitung und den Erhalt der Buches als Kulturgut und Bildungsmittels ersten Ranges zu sorgen.

Die buchhändlerischen Werte nicht vergessen, die in Verkehrsordnung und Spartenpapier niedergelegt sind.

Und was würdest du dir vom Börsenverein für den deutschen Buchhandel wünschen?

Eine Lobby ähnlich der der Filmbranche. Unabhängige Kinos bekommen Fördergelder, warum nicht auch Buchhandlungen? Wir liefern die Vorlagen!

Was treibt dich in der literarischen Szene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Och, umtreiben. Eigentlich nichts. Ich trotze stur jeder Mode 🙂

Warum sollten Kunden in eine Buchhandlung gehen?

Buchkauf ist Vertrauenssache, darum! Wir fragen auch nach dem Grund des Wunsches, um das optimal passende Buch für den Kunden zu finden, bieten Alternativen und Ergänzung und ganz wichtig: raten auch ab!

Welche anderen Buchhandlungen empfiehlst du? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Beate Laufer-Johannes von der Bücherinsel in Frauenaurach bei Erlangen, die sollte hier Rede und Antwort stehen.

Das wird sie, Edda, herzlichen Dank!

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Mit meinem Versuch, das Augenmerk auf unabhängige Buchhandlungen zu lenken, stehe ich im Netz gottlob nicht alleine da. Und deshalb dürfen Hinweise auf mir bekannte Initiativen hier natürlich nicht fehlen:

Ende Mai 2013 rief Sophie auf ihrem Blog Literaturen die Aktion „Die Kleinsten werden die Größten sein“ ins Leben, Simone Finkenwirth listet auf ihrem Blog Klappentexterin seit längerem auserlesene Buchhandlungen und seit April 2013 stellen Autoren bei schmerzwach, dem Blog von Jannis Plastargias, ihre Lieblingsbuchhandlung vor. Frank Maria Reifenberg präsentiert auf schreibkraft_fmr verschiedentlich 4 Buchtipps von Buchhändler/innen für 4 Jungs; auch We read Indie – das brandneue Projekt von Ada Mitsou (Ada Mitsou liest….), Dorota Federer (Bibliophilin), Simone Finkenwirth (Klappentexterin), Svenja (Syn-ästhetisch), Mareike Fallwickl aka Bücherwurm Mariki (Bücherwurmloch), Caterina  (SchöneSeiten) und Mara Giese (Buzzaldrins Bücher) – das sich Publikationen von unabhängigen Verlagen annimmt, stellt in loser Folge Buchhandlungen vor.

Ich freue mich auf die Gespräche bei SteglitzMind – und Eure Vorschläge, wer in der losen Interviewreihe mit Buchhändlerinnen und Buchhändlern ebenfalls zu Wort kommen sollte. Und, bitte sehr, vermerkt Eure Vorschläge hier (nebst Link zur Buchhandlung); und nicht etwa auf diversen anderen Kanälen im Social Web. Danke sehr!

„Immer mehr tun für meist den gleichen Umsatz…“ SteglitzMind stellt Susanne Martin von der Schiller Buchhandlung vor

Sind Buchhändler tatsächlich die Verlierer der Digitalisierung? Wie gehen sie mit den Schreckensszenarien um? Wo sehen sie Risiken, wo Chancen und welche Weichen stellen sie, um zukunftsfähig zu bleiben? Wie halten sie es mit dem E-Book und wären Titel von Self Publishern für sie eine Option? Diese u.a. Aspekte will die Gesprächsreihe “Steglitz stellt Buchhändlerinnen und Buchhändler vor” beleuchten, in der Interviewpartner in loser Folge standardisierte Fragen beantworten (hier etwas mehr zum Vorhaben) . – Welche Buchmenschen und Buchhandlungen wir zukünftig etwas näher kennenlernen, schlagen zum einen jene vor, die mir Rede und Antwort standen. Darüber hinaus freue ich mich auf Empfehlungen von Euch, wer in der losen Interviewreihe ebenfalls zu Wort kommen sollte.

Den Anfang macht heute Susanne Martin von der Schiller Buchhandlung in Stuttgart/Vaihingen, der ich herzlich danke.

Eine Skizze vom Laden …

Die Schiller Buchhandlung gibt es seit Jahrzehnten in Stuttgart – Vaihingen. Ich habe sie 1995 vom vorherigen Inhaber übernommen, den Standort und die Verkaufsfläche auf ca. 115 m² erweitert. Wir sind eine klassische Stadtteilbuchhandlung an einem stark besetzten Standort: Neben uns gibt es noch eine weitere Stadtteilbuchhandlung mit ganz ähnlichem Profil wie wir, eine Weltbildfiliale im nahegelegenen Einkaufszentrum sowie eine christliche Buchhandlung. Das alles im Umkreis von knapp zwei Kilometern. Außerdem gibt es in den benachbarten Stadtteilen Buchhandlungen und auf dem Campus der Universität eine Filiale von Wittwer. Und dann natürlich noch Buchhandlungen in der Stuttgarter Innenstadt, die von Vaihingen aus in knapp 15 Minuten erreichbar ist.

Unsere Schwerpunkte sind Belletristik, Kinder- und Jugendbuch, Reisen und Wandern sowie Sachbücher.

Wir führen außerdem regelmäßig Veranstaltungen und Aktionen durch.

Warum bist du Buchhändlerin geworden?

Susanne Martin © Silvie Brucklacher

Susanne Martin © Silvie Brucklacher

Bitte nicht lachen : Weil ich gerne lese! Ich war eine miserable Schülerin und meine Eltern gingen in ihrer Verzweiflung mit mir zum Arbeitsamt und „weil das Kind sehr gerne liest“ schickte man mich in die Lehre zu Weise’s Hofbuchhandlung. Dort entdeckte ich, dass zu diesem Beruf noch viel mehr gehört, als gerne zu lesen: Aufgeschlossenheit, Neugierde, breitgefächteres Interesse, Geschick im Umgang mit Menschen. All das kam mir entgegen und sorgte dafür, dass ich diesem Beruf bis heute treu geblieben bin.

Würdest du dich unter heutigen Bedingungen abermals für diesen Beruf entscheiden?

Ich weiß es nicht. Einerseits hat er nichts von seiner Faszination verloren. Andererseits wandelt sich unsere Branche so sehr, sodass gerade der Beruf der Buchhändlerin besonders vom Wandel betroffen ist. Sicher ist, dass heute noch viel mehr dazu gehört als Mitte der 70er Jahre. Als junger Mensch hätte ich aber vielleicht auch ganz viele Ideen, wie ich diesen Beruf neu füllen könnte. Insofern: Ich weiß es wirklich nicht!

Was hat sich in den vergangenen Jahren in deinem beruflichen Alltag verändert?

Ich weiß nicht, ob ich es ein Privileg nennen soll, dass ich seit knapp 37 Jahren als Buchhändlerin arbeite. Ich habe also den Wandel vom Arbeiten ohne Buchlaufkarte bis hin zum Arbeiten mit Warenwirtschaftssystem und Internetshop am eigenen Leib erleben dürfen. Die größte Veränderung waren in meiner ganz persönlichen Wahrnehmung die Rationalisierung durch Warenwirtschaftssysteme und elektronische Bestellprozesse, die für Transparenz der Zahlen sorgten und außerdem die Geschwindigkeiten enorm erhöht haben. Und dann natürlich das Internet mit all seinen Vor- und Nachteilen. Man kann sich heute gar nicht mehr vorstellen, wie früher bibliographiert und recherchiert wurde, wie kompliziert es war, Bücher aus England oder USA zu besorgen oder antiquarische Bücher zu beschaffen. Und nicht zu vergessen: Durch die Konkurrenz aus dem Netz sind auch die Serviceansprüche an Buchhandlungen enorm gestiegen. Im Alltag bedeutet das schlicht: Immer mehr tun für meist den gleichen Umsatz…

Die Devise heißt ja: Buchhandel go online! Was unternimmst du in dieser Richtung?

Wir waren schon seit 1996 oder 97 mit einem Shop im Internet, zuerst über das Portal von KNV, kurz darauf mit einer ersten kleinen Seite, die wir im Laufe der Jahre mehrmals relauncht haben, das letzte Mal glaube ich 2005 oder 2006. Wir nutzten bis vergangenes Jahr das Shopsystem von KNV, seit einem Jahr das von Libri. Auf unserer Seite präsentieren wir unsere persönlichen Buchtipps, machen auf unsere Veranstaltungen und Aktionen aufmerksam und haben seit einiger Zeit einen Blog, der unseren früheren News-Bereich ersetzt.

Wir sind außerdem in den sozialen Netzwerken (Facebook, Google+, Twitter, Pinterest) vertreten, die wir mehr oder weniger intensiv bespielen. Seit ein paar Wochen haben wir noch einen kleinen Wanderblog begonnen, als Begleitmusik zu unserem neuen, etwas erweiterten Schwerpunkt Wanderführer.

Das Sterben der Buchläden ist allgegenwärtig. Wo machst du für deinen Laden die größten Gefahren aus?

Für die Schiller Buchhandlung ist die größte Gefahr im Moment der überbesetzte Standort und die 2a, wenn nicht gar 2b Lage. Wir haben fast ausschließlich Zielkundschaft, kaum Laufkundschaft. Damit sind wir auch abhängig von einem intakten Umfeld, das wir leider nicht haben. Vaihingen ist zwar der zweitgrößte Stuttgarter Stadtbezirk und hat eine sehr hohe Kaufkraft. Andererseits ist es jedoch so wie in vielen Städten, dass der Ladenmix schon lange nicht mehr stimmt und es immer wieder Ladenleerstände, auch an zentralen Stellen gibt. Dazu kommt, dass der Stadtteil eine „Sandwichlage“ hat: Von manchen Wohngebieten aus ist man genauso schnell in der Stuttgarter City wie im Ortskern von Vaihingen.

Das alles führt dazu, dass nicht nur Entwicklungen wie der Internethandel oder die Digitalisierung, sondern auch solche vor Ort zu Umsatzrückgängen führen.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Wir haben von Anfang an E-Reader im Sortiment gehabt und offensiv verkauft. Das ist auch heute noch so. Allerdings merken wir, dass es für uns als stationäres Sortiment schwierig ist, ein adäquates Angebot zu machen: Der harte Kopierschutz, mit dem die meisten Bücher belegt sind, macht die Ladevorgänge kompliziert und viele KundInnen sind damit überfordert. Als kleine Buchhandlung ist es schwierig für uns, den technischen Support zu bieten, der notwendig wäre und den größere Buchhandlungen leisten können. Dazu kommen immer wieder neue Geräte in relativ kurzen Intervallen, mit denen man sich auseinandersetzen muss. Und diesem erheblichen zeitlichen und auch finanziellen Aufwand, den ich durchaus als notwendige Investition sehe, stehen miserable Provisionen aus den Downloads entgegen. Ich sehe die Zukunft in diesem Bereich für das kleine und mittlere Sortiment eher schwierig.

Wäre das eine Option für dich, auch Titel von Self Publishern anzubieten?

der Buchladen © Schiller Buchhandlung

der Buchladen © Schiller Buchhandlung

Eher nein. Wir sind eine kleine Buchhandlung und haben nur sehr begrenzt Platz und Geld. Für mich sind Verlage immer noch eine gewisse Gewähr dafür, dass ein Buch mit einem gewissen Qualitätsstandard daher kommt (Lektorat, Druck, Gestaltung). Es kommt also sehr auf das Buch, das Thema und die Autorin an. Etwas anderes ist es, wenn es sich um einen Titel handelt, der von einer Autorin aus unserer Stadt bzw. unserem Stadtteil stammt oder der ein Thema behandelt, das regional interessant und gefragt ist.

Selbstverständlich bestellen wir Bücher von Self Publishern, wenn sie von Kunden gewünscht werden. Wenn die Titel im VLB gelistet sind, dann sind sie ja auch gut auffindbar, das macht es uns deutlich leichter, als wenn wir erst im Netz suchen müssen und dann oft zwar das Buch finden, aber Bezugsquelle und Konditionen nicht angegeben sind.

Noch etwas an die Adresse aller Self Publisher: Ich bekomme oft Mails, immer wieder auch schriftliche Post, in der mir wenig über das jeweilige Buch erzählt wird, dafür aber stolz verkündet wird, das Buch sei jetzt bei Amazon gelistet, bei Amazon gäbe es eine Leseprobe und anderes mehr. Das ist ziemlich armseliges Marketing – warum sollte mich das dazu verleiten, mich mit diesem Buch zu beschäftigen? So etwas landet bei mir in den elektronischen und anderen Papierkörben!

Wie verkauft man heutzutage Bücher?

Wir versuchen, unsere Buchhandlung durch gute Dekoration und Präsentation und interessante Veranstaltungen und Aktionen zu einem Ort zu machen, in dem Inhalte im Mittelpunkt stehen. Das Angebot „Buchgenuss nach Ladenschluss“ oder auch unsere neue Veranstaltungsreihe „Schillers Buch-Bistro“ zum Beispiel sind solche Versuche: Beim Buch-Bistro haben wir vier Gäste (1 AutorIn, ein Verlagsmensch, 1 BuchhändlerIn aus einer anderen Buchhandlung und jemand aus unserem Kundenkreis). Diese stellen jeweils ein Buch vor, das zum Thema des Abends passt, daran schließ sich dann ein ca. 10-minütiges Gespräch an. Dazu gibt es ein Büffet und Getränke, die Leute sitzen an Bistrotischen und kommen dabei auch miteinander ins Gespräch.

Neben diesen Punkten gehört aber natürlich auch solides Arbeiten, zuverlässige Bearbeitung aller Kundenwünsche etc. immer noch als Basis wesentlich dazu.

Wenn du drei Wünsche frei hättest, die dir Verlage erfüllen… Welche wären das?

Seht den stationären Buchhandel immer noch als wichtigen Partner an und sprecht mehr mit uns darüber, wo uns der Schuh drückt.

Denkt über Alternativen zum harten Kopierschutz bei E-Books nach und nehmt den stationären Buchhandel auch als Partner für digitale Produkte wahr und ernst.

Schafft ein Budget für Veranstaltungen, aus dem ihr kleinere Buchhandlungen unterstützen könnt. Und zwar mit mehr als nur Plakaten oder Partieexemplaren!

Und was würdest du dir vom Börsenverein für den deutschen Buchhandel wünschen?

Keinen expliziten Wunsch. Im Gegensatz zu vielen finde ich, dass unser Verband keinen sooo schlechten Job macht angesichts der Herausforderungen, denen er sich stellen muss und der Bandbreite der Mitglieder, die er vertreten soll. Meine Kritikpunkte liegen eher in der Vergangenheit, in der wichtige Entwicklungen einfach verschlafen wurden, aber darüber jetzt noch Tränen zu vergießen, hilft niemandem. Ein Verband ist auch immer nur so gut wie seine Mitglieder.

Was treibt dich in der literarischen Szene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Ich bedauere sehr, dass der Branchenkonsens, Werte, die für alle Sparten über viele Jahrzehnte gegolten haben, in den letzten Jahren mehr oder weniger verloren gegangen ist. Ich bedauere das natürlich zum einen, weil der Sortimentsbuchhandel als schwächstes Glied das besonders zu spüren bekommt. Aber auch deshalb, weil ich glaube, dass das langfristig unserer Branche und ihrer Durchsetzungskraft (und damit letztlich dem Buch) sehr schaden wird und sie beliebig werden wird. Und das finde ich einfach schade.

Warum sollten Kunden in eine Buchhandlung gehen?

Ich würde die Frage erweitern: Warum sollten KundInnen in Läden gehen? Vielleicht deshalb: Um sich überraschen zu lassen, um Entdeckungen zu machen, um Menschen zu begegnen, mit denen sie interessante Gespräche führen können oder einfach nur ein freundliches Wort wechseln. Nun mag mancher entgegnen: Das kann ich im Netz auch. OK, ich kann im Netz auch Entdeckungen machen, sicher werde ich auch immer wieder überrascht. Ich kann mich auf Facebook oder sonst wo unterhalten. Aber ich glaube, das reicht eben auf Dauer vielen Menschen nicht. Man möchte doch vielleicht zwischendurch auch mal was anfassen, einen Scherz machen und in ein lachendes Gesicht schauen, zufällig jemanden im Laden treffen, den man schon lange nicht mehr gesehen hat… Und das geht halt nur, wenn es genügend Menschen gibt, die das goutieren, das Angebot nutzen, auch wenn’s manchmal ein oder zwei Tage länger dauert und man womöglich noch mal hinlaufen muss. Aber wer weiß, was man da dann wieder entdeckt oder erlebt?

Welche anderen Buchhandlungen empfiehlst du? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Buchhandlung Roth, Offenburg, Buchladen Neusser Strasse in Köln Nippes (Dorothee Junck), Buchhandlung Riemann, Coburg (Irmgard Clausen), Buchhandlung Schmitz, Essen, und die Bücherinsel Dieburg (Ehepaar Kleene).

Du meinst, die sollten möglichst alle zu Wort kommen?

Ja, das meine ich…

Danke vielmals, Susanne, ein starker Start, wie ich meine…

PS.: Im kommenden BücherFrauen-Magazin wird es ebenfalls mehrere Artikel zu diesem Thema geben; darunter einen weiteren Beitrag von Susanne.

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Mit meinem Versuch, das Augenmerk auf unabhängige Buchhandlungen zu lenken, stehe ich im Netz gottlob nicht alleine da. Und deshalb dürfen Hinweise auf mir bekannte Initiativen hier natürlich nicht fehlen:

Ende Mai 2013 rief Sophie auf ihrem Blog Literaturen die Aktion „Die Kleinsten werden die Größten sein“ ins Leben, Simone Finkenwirth listet auf ihrem Blog Klappentexterin seit längerem auserlesene Buchhandlungen und seit April 2013 stellen Autoren bei schmerzwach, dem Blog von Jannis Plastargias, ihre Lieblingsbuchhandlung vor. Frank Maria Reifenberg präsentiert auf schreibkraft_fmr verschiedentlich 4 Buchtipps von Buchhändler/innen für 4 Jungs; auch We read Indie – das brandneue Projekt von Ada Mitsou (Ada Mitsou liest….), Dorota Federer (Bibliophilin), Simone Finkenwirth (Klappentexterin), Svenja (Syn-ästhetisch), Mareike Fallwickl aka Bücherwurm Mariki (Bücherwurmloch), Caterina  (SchöneSeiten) und Mara Giese (Buzzaldrins Bücher) – das sich Publikationen von unabhängigen Verlagen annimmt, stellt in loser Folge Buchhandlungen vor.

Ich freue mich auf die Gespräche bei SteglitzMind – und Eure Vorschläge, wer in der losen Interviewreihe mit Buchhändlerinnen und Buchhändlern ebenfalls zu Wort kommen sollte. Und, bitte sehr, vermerkt Eure Vorschläge hier (nebst Link zur Buchhandlung); und nicht etwa auf diversen anderen Kanälen im Social Web. Danke sehr!

Wie verkauft man heutzutage Bücher? – Gespräche mit Buchhändler/innen

Das Verschwinden der Buchläden ist allgegenwärtig. Längst ist nicht nur die Buchhandlung im Kiez von den Folgen der Digitalisierung betroffen, auch Großbuchhandlungen und Ketten schließen Filialen oder reduzieren ihre Verkaufsflächen. Manch einer behauptet sogar, dass der Buchmarkt, wie wir ihn heute kennen, in wenigen Jahren gar nicht mehr existieren wird. So prognostizierte Tom Hillebrand in seinen Thesen zum Thema E-Book im Mai vergangenen Jahres, dass es in 20 Jahren praktisch keine Buchhandlung mehr geben wird.

Andererseits entsteht vieles neu. „Jährlich verliert der Börsenverein zwar 80 bis 100 Sortiments-Mitglieder, wovon rund die Hälfte auf Geschäftsschließungen zurückzuführen ist. Dem stehen aber nicht bezifferbare Neugründungen gegenüber, die nicht alle gleich als erste Amtshandlung dem Börsenverein beitreten“, so Branchen-Kenner Boris Langendorf von Langendorfs Dienst, den ich um genauere Auskünfte zum Sterben der Buchhandlungen gebeten hatte.

Sind Buchhändler tatsächlich die Verlierer der Digitalisierung? Wie gehen sie mit den Schreckensszenarien um? Wo sehen sie Risiken, wo Chancen und welche Weichen stellen sie, um zukunftsfähig zu bleiben? Wie halten sie es mit dem E-Book und wären Titel von Self Publishern für sie eine Option? Diese u.a. Aspekte will die Gesprächsreihe „Steglitz stellt Buchhändlerinnen und Buchhändler vor“ beleuchten, in der Interviewpartner in loser Folge standardisierte Fragen beantworten. – Welche Buchmenschen und Buchhandlungen wir zukünftig etwas näher kennenlernen, schlagen zum einen jene vor, die mir Rede und Antwort standen. Darüber hinaus freue ich mich auf Empfehlungen von Euch, wer in der losen Interviewreihe ebenfalls zu Wort kommen sollte.

Zu Wort gekommen sind bislang:

Susanne Martin von der Schiller Buchhandlung in Stuttgart/Vaihingen

Edda Braun mit ihrer Buchhandlung am Turm in Ochsenfurt

Samy Wiltschek von der Kulturbuchhandlung Jastram in Ulm

Margarete Haimberger mit ihrer Schröersche Buchhandlung in Berlin/Schöneberg

Sonja Lehmann vom Bücherwurm Borken im Nordhessischen

Martina Bergmann mit der Buchhandlung Frau Bergmann in Borgholzhausen

Thomas Calliebe mit seiner Buchhandlung Calliebe in Groß-Gerau

Mila Becker mit Mila Becker Buch & Präsent in Voerde

Trix Niederhauser aus der Schweiz von der Buchhandlung am Kronenplatz in Burgdorf/Emmental

Simone Dalbert von der der Buchhandlung Schöningh in Würzburg

Klaus Kowalke von der Stadtteilbuchhandlung Lessing und Kompanie Literatur e. V. in Chemnitz

Beate Laufer-Johannes von der der BücherInsel in Frauenaurach bei Erlangen

Petra Hartlieb von der Wiener Buchhandlung Hartliebs Bücher

Nicole Jünger aka Kata Butterblume vom Buchladen am Neuen Markt in Meckenheim

Jörg Braunsdorf von der Berliner Tucholsky-Buchhandlung

Stefanie Diez und ihre Buchhandlung Die Insel im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg

Britta Beecken von der Berliner Buchkantine

Heike Wenige mit dem Taschenbuchladen, der im sächsischen Freiberg ansässig ist

Christian Röhrl von der Buchhandlung Bücherwurm in Regensburg

Susanne Dagen vom Buchhaus Loschwitz in Dresden

Jessica Ebert und Katja Weber von der Berliner Buchhandlung ebertundweber

Anna Jeller mit ihrer Buchhandlung Anna Jeller in Wien

Holger Brandstädt von der Friedrich-Wagner-Buchhandlung, die in Ueckermünde ansässig ist

Bettina Haenitsch mit der Buchhandlung der buchladen in Seligenstadt

Gustav Förster mit der Wein-Lese-Handlung Förster, die in Ganderkesee zwischen Oldenburg und Bremen zu finden ist

John Cohen von der Hamburger Buchhandlung cohen + dobernigg

Beate und Mischa Klemm mit der Buchhandlung lesen und lesen lassen, die ihren Sitz in Berlin/Friedrichhain hat

Maria Glusgold-Drews mit ihrem Buchladen MaschaKascha – Schöne Bücher in Hannover

Hannah Wiesehöfer und Nina Wehner mit ihrer Buchhandlung Die Buchkönigin, die in Berlin-Neukölln zu finden ist

Annaluise Erler von der Buchhandlung Findus ans Herz gelegt, die in sächsischen Tharandt ansässig ist

Gaby Kellner mit Barbaras Bücherstube in Moosburg

Thomas Bleitner von der Hamburger Buchhandlung Lüders

Lia Wolf von der Wiener Buchhandlung Lia Wolf

Das Team von der Buchhandlung Pro qm in Berlin/Mitte

Ingo Herrmann und Heike Röminger von der Buchhandlung Moby Dick in Berlin/Prenzlauerberg

Rosemarie Reif-Ruppert von der Gostenhofer Buchhandlung, die in Nürnberg ansässig ist

Torsten Meinicke vom Hamburger Buchladen Osterstraße

Brigitte Gode mit der Gollenstein Buchhandlung in Blieskastel

Daniela Binder von der Buchhandlung Obergass Bücher in Winterthur (Schweiz)

David Armengou von Echo Bücher im Berliner Wedding

Sabine und Ute Gartmann, die in Osterholz-Scharmbek die schatulle betreiben

Barbara Roth von der Offenburger Buchhandlung Roth

Lutz Heimhalt von der gleichnamigen Buchhandlung in Hamburg

Clemens Bellut vom Heidelberger Buchladen artes liberales

Matthias Mehner von der Berliner Buchhandlung Buchfinger

Buchreihe3

Warum sollten Kunden in eine Buchhandlung gehen? © GvP

Mit meinem Versuch, das Augenmerk auf unabhängige Buchhandlungen zu lenken, stehe ich im Netz gottlob nicht alleine da. Und deshalb dürfen Hinweise auf mir bekannte Initiativen hier natürlich nicht fehlen:

Ende Mai 2013 rief Sophie auf ihrem Blog Literaturen die Aktion „Die Kleinsten werden die Größten sein“ ins Leben, Simone Finkenwirth listet auf ihrem Blog Klappentexterin seit längerem auserlesene Buchhandlungen und seit April 2013 stellen Autoren bei schmerzwach, dem Blog von Jannis Plastargias, ihre Lieblingsbuchhandlung vor. Frank Maria Reifenberg präsentiert auf schreibkraft_fmr verschiedentlich 4 Buchtipps von Buchhändler/innen für 4 Jungs; auch We read Indie – das brandneue Projekt von Ada Mitsou (Ada Mitsou liest….), Dorota Federer (Bibliophilin), Simone Finkenwirth (Klappentexterin), Svenja (Syn-ästhetisch), Mareike Fallwickl aka Bücherwurm Mariki (Bücherwurmloch), Caterina  (SchöneSeiten) und Mara Giese (Buzzaldrins Bücher) – das sich Publikationen von unabhängigen Verlagen annimmt, stellt in loser Folge Buchhandlungen vor.

Ich freue mich auf die Gespräche bei SteglitzMind – und Eure Vorschläge! Und, bitte sehr, vermerkt Eure Vorschläge hier (nebst Link zur Buchhandlung); und nicht etwa auf diversen anderen Kanälen im Social Web. Danke sehr!

Zum Auftakt der Reihe mit Susanne Martin geht es hier; und hier zum Gespräch mit Edda Braun.

Steglitz stellt Elke Engelhardt mit „muetzenfalterin“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Der Vorschlag, etwas mehr über Elke Engelhardt aka die Mützenfalterin zu erfahren, unterbreitete Andreas Wolf, der Sichten und Ordnen pflegt.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Wenn ich keine Mützen falte, oder Besprechungen für Fixpoetry schreibe, laufe ich neuerdings gerne mit meiner Kamera durch die Gegend, um mich überraschen zu lassen, wie viel Schönheit selbst der hässlichste Ort noch bergen kann.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Fenster mit Aussicht ©  isla volante

Fenster mit Aussicht © isla volante

Ich blogge vermutlich seit der Schulzeit, nur dass es damals noch kein Internet gab, und das Bloggen auf kleinen Zetteln, die durch die Schulreihen wanderten, vor sich ging. Im Internet war Twoday meine erste Heimat, „Es war einmal“ der erste Blog, den ich betrieben habe, das war 2008 und 2010 bin ich dann in das „Zeitnetz“ umgezogen, um dort meine Miniaturen zu spinnen. Beide Blogs hatten relativ klare Konzepte, einmal die Lyrik, das andere Mal Miniaturen, die einen ganz bestimmten Ton hatten, auf die Dauer, und da streife ich die Schwierigkeiten, Hürden und Fehler, die mir beim Bloggen widerfahren sind, hat mich das eingeengt und mehr Stress als Lust verursacht. Darum habe ich 2011 die Plattform gewechselt, und bin mit dem Mützenfalterin Blog zu WordPress gezogen. WordPress hat für mich zwei klare Vorteile, die Anwendung ist übersichtlich und einfach, und die Speicherkapazität um einiges größer als bei Twoday.

Deine Themenschwerpunkte …

Der Mützenfalterin Blog war von Anfang an so angelegt, dass alles, was mich beschäftigt, was mir mitteilenswert erschien, seinen Platz haben sollte, Kunst, Literatur, Fotos, Bilder, eigene Texte.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Je näher ich den „Literaturbetrieb“ kennen lerne, desto mehr habe ich das Gefühl, dass Literatur, wie ich sie verstehe und liebe, etwas grundsätzlich anderes ist, als die Dinge, die dort verhandelt werden. Das fängt an bei durch die Bank euphorischen Besprechungen von zutiefst mittelmäßigen Büchern in den großen Feuilletons und setzt sich fort in den Bachmann Tagen, die mit Ausnahme des letzten Jahres, als die großartige Olga Martynova dabei gewesen ist, seit Jahren in Mittelmäßigkeit versumpfen, während mutige kleine Verlage, die auf Qualität setzen, kaum wahrgenommen werden.

Wahrnehmung ist überhaupt so eine Sache, ich mache meine Beiträge nur sehr sporadisch auf Facebook bekannt, weil es mir im Grunde genommen (auch das war ein langer Lernprozess) weniger um die Quantität der Zugriffe geht, als vielmehr darum, zum Beispiel so einen schönen Satz wie den von Andreas Wolf zu lesen, als er die Staffel hier an mich weitergereicht hat.

Dein schönstes Erlebnis beim Bloggen…

Bloggen verändert das Schreiben, verändert auch die Wahrnehmung des eigenen Schreibens, wobei mir die Lobhudelei manchmal nicht gut tut, aber es sollte jetzt um das schönste Erlebnis gehen. DAS schönste Erlebnis kann ich nicht benennen, aber einige sehr schöne. Zum Beispiel die wunderbare Zusammenarbeit mit den Bildermachern der isla volante, die seit Ende letzten Jahres, Woche für Woche ihre Fortsetzung findet, und kürzlich vom Inselpreis gekrönt wurde, aber auch die Tatsache, dass ich den einen oder die andere Bloggerin mittlerweile persönlich kennen lernen durfte.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Mir ist es tatsächlich erst zweimal passiert, dass Autoren mir Rezensionsexemplare angeboten haben, das war eine nicht angenehme, aber meinen Horizont erweiternde,  Erfahrung. Ich bespreche ja nicht nur Bücher, sondern schreibe auch selbst, so dass ich mit meinen Texten bei Literaturzeitschriften oder Verlagen schon so manches Mal in der Lage des Anbieters gewesen bin, mit den Angeboten hatte ich auf einmal die Seiten gewechselt und konnte selbst erfahren, was für ein ambivalentes Gefühl es ist, das Werk von jemanden, der seine Energie und sein Herzblut hinein gesteckt hat, abzulehnen. Da ich das große Glück habe für Fixpoetry rezensieren zu dürfen, nehme ich generell keine persönlich an mich herangetragenen Angebote an, wenn mich ein Buch neugierig macht, bestelle ich es lieber auf dem neutralen Weg über Julietta Fix, zu viel Nähe zum Autor würde mein Urteilsvermögen über die ohnehin gegebene subjektive Beschränkung hinaus, beeinflussen.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Self Publishing ist nichts was für mich in Frage kommt. Auch wenn der Literaturbetrieb sicher nicht so funktioniert, wie ich mir das wünschen würde, denke ich doch, dass eine professionelle Vorauswahl notwendig und gut ist, damit der Markt nicht vollends überschwemmt wird. Bestimmt bleibt dabei die eine oder andere literarische Perle unentdeckt, aber ich habe weder die Zeit noch die Kraft, mich auf die Suche nach solchen Perlen zu machen.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Was das E-Book angeht, bin ich bekennende Nostalgikerin, ich mag es, wenn meine Tasche schwer ist, weil gewichtige Bücher darin liegen, ich mag meine überfüllten Regale und die Bücherstapel auf dem Boden und ich lese die großen unhandlichen Zeitungen nach wie vor auf Papier.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Viele sehr lesenswerte Blogs sind bereits vorgestellt worden, um so mehr freue ich mich, doch noch den einen oder anderen bisher unerwähnten Blog hinzufügen zu können. Als da wären: das zehn zeilen-Projekt der Piratin Sudabeh Mohafez, Ralph Pordziks „unmoralisches Angebot“, Pagophilas Cool Pains, die nicht müde wird, den Lesern immer wieder etwas Schönes zu zeigen, Jan Kuhlbrodts Postkultur und die Frau, von der ich gerne demnächst ein Kurz Interview in dieser Reihe lesen würde, die unvergleichliche Réka Kinces mit ihrem Blog Hausdrachen.

Danke, Elke, ich freue mich sehr, dass du dabei bist. – BTW: Das 65. Gespräch innerhalb dieser Reihe…

Danke für die Einladung, es hat mir großen Spaß gemacht, die Fragen zu beantworten und noch mehr, die Staffel weiterzureichen. Das Foto mag ich übrigens sehr, weil darauf mein Fenster endlich die ersehnte Aussicht bereithält… Zusammengestellt haben es die Bildermacher von der isla volante.

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Zuletzt stellte sich Andreas Wolf mit Sichten und Ordnen vor. Seine Wunsch-Interviewpartnerin war – eben Elke Engelhardt aka die Mützenfalterin. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier