„Wir setzen eher auf Konstanz als auf kostspielige Knalleffekte.“ – SteglitzMind stellt Daniel Ketteler und Christoph Wenzel vom [SIC]-Literaturverlag vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Heute stehen Daniel Ketteler und Christoph Wenzel vom [SIC]-Literaturverlag Rede und Antwort. Vorgeschlagen hatte das Adrian Kassnitz von der parasitenpresse.

Eine Skizze vom Verlag …

Den [SIC] – Literaturverlag gibt es seit 2010; er ist hervorgegangen aus der Literaturzeitschrift [SIC], die 2005 das erste Mal erschien und die bislang in fünf Ausgaben vorliegt. Gegründet haben Zeitschrift und Verlag die beiden Autoren Daniel Ketteler und Christoph Wenzel. Der Verlagssitz ist in Aachen, eine kleine Zweigstelle gibt es in Berlin.

Die Programmschwerpunkte?

Daniel Ketteler © Hans Präfke

Daniel Ketteler © Hans Präfke

Unser Motto: Wir legen Risikokapital langfristig in gute Literatur an. Der [SIC] – Literaturverlag präsentiert sich in zwei Reihen mit jeweils einheitlichem, anspruchsvollem Buchdesign: Die Reihe „Fettecke“ bietet Raum für einen erweiterten Literaturbegriff, für auch experimentell-provokative Arbeiten. Die „Edition [SIC]“ als zweiter Reihenarm ist der Ort leiserer Literaturen: Schnell Übersehenes erhält hier eine verdiente Bühne – sozusagen die Singer-Songwriter-Ecke von [SIC]. Ergänzt wird das Programm durch das Magazin [SIC] – Zeitschrift für Literatur, ein Medium mit Mut zu qualitativer Vielfalt, ein Forum und Spielraum für insbesondere auch jüngere Autorinnen und Autoren.

Machen Sie beide alles alleine?

Unser Team besteht aus den beiden Verlegern Ketteler und Wenzel, unserem Buchgestalter Felix Beckheuer, der Zeitschriftengestalterin Viola Binacchi sowie einem Netzwerk aus z.T. auch wechselnden Redakteur_innen, Gastmitherausgeber_innen und aus Begeisterung im Hintergrund mithelfenden Überzeugungstäter_innen.

Wohin geht die Reise?

Wir arbeiten im Vergleich wohl recht langsam, d.h. ein Buch ist fertig, wenn alle Beteiligten soweit sind und auch die Finanzierung abgesichert ist. Zuletzt erschien bei uns in Kooperation mit der parasitenpresse die Lyrikanthologie Westfalen, sonst nichts? Derzeit arbeiten wir u.a. an einer zweisprachigen Anthologie, die die junge niederländischsprachige (d.h. flämische und niederländische) Lyrik vorstellt.

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

Christoph Wenzel © Sonja Wenzel

Christoph Wenzel © Sonja Wenzel

Wie sonst kann man Literatur, die man selbst veröffentlicht sehen will, die aber woanders keine oder kaum eine Chance hat, ans Licht der Welt hieven?

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

Wir sind ja mit Zeitschrift und Verlag nicht im analogen Zeitalter gestartet, so dass wir schon von Beginn an von den Vorzügen der Digitalisierung profitieren – das sind vor allem die neuen, schnellen Möglichkeiten zur Vernetzung und Sichtbarmachung, sowie auch die digitalen Druckverfahren. Manches drucken wir zum Teil und bewusst aber auch ganz klassisch Offset.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

Wir sehen insbesondere bei den Independents keine Konkurrenz, sondern vielmehr Gleichgesinnte. Mit den großen und mittleren Verlagshäusern konkurrieren wir ohnehin nicht, darum geht es uns nicht.

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

sic_zeitschrift fuer literaturWeniger zaudern, mehr machen!

Wie gewinnen Sie Autoren?

Es gibt ohnehin derzeit mehr gute Autorinnen und Autoren als es ihnen angemessene Möglichkeiten zur Publikation gibt.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Unser Vertrieb ist in der Hauptsache Selbstvertrieb. Wir kooperieren mit den Barsortimentern libri und KNV; so sind unsere Titel über jede Buchhandlung kurzfristig lieferbar. Den größten Teil wickeln wir aber über Bestellungen via unsere Homepage ab und versenden selbst.

Wie halten Sie es mit Amazon?

Wir haben aus guten Gründen keinen direkten Vertrag mit Amazon geschlossen, aber über die genannten Barsortimenter sind unsere Bücher auch dort bestellbar. Kostengünstiger, da portfrei, ist für den Leser aber die Direktbestellung über unsere Verlagshomepage.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Wir machen alles selbst, verschicken Rezensionsexemplare und machen bei Veröffentlichungen und Veranstaltungen vor allem durch das Internet, Facebook und Blogs auf uns aufmerksam. Wir setzen hier eher auf Konstanz als auf kostspielige Knalleffekte.

Wie halten Sie es mit dem Börsenverein für den deutschen Buchhandel?

sic_cover_unterwegs seinEine gute Sache. Aber wir fühlen uns noch zu klein für die Börse 😉

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Wir verfolgen keinen Masterplan. Ziel ist, das zu machen, was uns interessiert. Der Verlag ist eine Spielwiese und soll uns selbst Spaß machen. Ergibt sich ein Bestseller, sagen wir sicher nicht nein.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

Eine Chance besteht darin, dass wir finanziell kein wesentliches Risiko eingehen, allein das macht unabhängig.

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

Keine Risiken. Solange die Demokratie hält.

Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

sic_cover_flugschauEine möglichst breite und vielfältige Szene von Literaturzeitschriften und anspruchsvollen Independents ist die Voraussetzung dafür, dass auch vordergründig nicht marktgängige Titel, insbesondere zeitgenössische Lyrik, weiterhin publiziert und in der gegenwärtigen Literaturlandschaft sichtbar werden und bleiben. Genau dafür sind längst die Independents ein Garant.

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

Ob wir die richtigen sind, Ratschläge zu geben? Was man bei einer Verlagsgründung raten kann, hängt ja vor allem auch davon ab, mit welcher Motivation und welchen Zielen jemand einen Verlag gründen will. Der Ratschlag könnte also lauten, sich bei einer Verlagsgründung genau darüber sehr bewusst zu sein. Man sollte aber auch nicht alles zergrübeln. Zudem sollte man wohl acht geben, dass man sich nicht vollkommen ruiniert – finanziell sowie kräftemäßig.

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Verlagshaus J. Frank, Lilienfeld VerlagEdition Korrespondenzen, Kleinheinrich und Lyrikedition 2000.

Herzlichen Dank für diesen Einblick.

__________________________________________________________________________________________

Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

sic_logo

das Logo © [SIC]-Literaturverlag

Der [SIC]-Literaturverlag im Netz:

Die Homepage: http://www.siconline.de

Bei Facebook: https://www.facebook.com/siconline.de

 

„Insgesamt ist mir auch der Buchmarkt zu unübersichtlich geworden.“ – SteglitzMind stellt Matthias Mehner von der Buchhandlung “Buchfinger“ vor

Sind Buchhändler tatsächlich die Verlierer der Digitalisierung? Wie gehen sie mit den Schreckensszenarien um? Wo sehen sie Risiken, wo Chancen und welche Weichen stellen sie, um zukunftsfähig zu bleiben? Wie halten sie es mit dem E-Book und wären Titel von Self Publishern für sie eine Option? Diese u.a. Aspekte beleuchtet seit Juli 2013 die Gesprächsreihe “Steglitz stellt Buchhändlerinnen und Buchhändler vor”, in der Interviewpartner in loser Folge standardisierte Fragen beantworten.

Heute lernen wir Matthias Mehner von der Berliner Buchhandlung „Buchfinger“ etwas näher kennen. – Wie es zur Gründung der Buchhandlung im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick kam, darüber hat der „Freitag“ im April 2004 berichtet.

Eine Skizze vom Laden …

Matthias Mehner © Mario Zschocke

Matthias Mehner © Mario Zschocke

Seit mehr als 50 Jahren befindet sich an der Plesser- /Ecke Kiefholzstraße ein Buchladen. Seine Eröffnung fiel zeitnah mit der renommierten Einrichtung auf der damaligen Stalinallee, nämlich der Karl-Marx-Buchhandlung, zusammen. Genau wie die Verkaufsräume im heutigen Berlin-Mitte wurde auch das Interieur in Treptow vom Ladenbau Zwickau gestaltet und behielt bis heute sein unverwechselbare Aussehen, das durch seine funktionale Raumgestaltung, Material und Farbe beeindruckt. Bis zum Mauerfall wurde der Laden vom Volksbuchhandel betrieben, danach – bis Ende der 1990er Jahre – trug die Buchhandlung den Namen des damaligen Inhabers Michael Herbst. Ab 2003 führt Matthias Mehner, ein ehemaliger Mitarbeiter der bereits erwähnten Karl-Marx-Buchhandlung, das Geschäft in alleiniger Regie mit dem extravaganten Beititel „Buchfinger“ weiter – eine Hommage an den bis zu seinem Tod im Kiez lebenden Grafiker und Cartoonisten Manfred Bofinger (1941 – 2006). Die seit zwei Jahren geplante Übergabe an einen neuen Betreiber scheiterte zuletzt, sodass dieser demnächst an einem anderen Ort im Alt-Treptower Kiez eine neue Buchhandlung eröffnen wird.

Würden Sie sich unter heutigen Bedingungen abermals für diesen Beruf entscheiden?

Nein, rückblickend betrachtet war es ein Fehler seinerzeit den Schritt vom Angestellten in die Selbständigkeit gemacht zu haben. Da habe ich mich eher von Kunden treiben lassen, die auf “ihre“ geliebte Buchhandlung nicht verzichten wollten, in eine Rolle begeben, die ich nie ausfüllen konnte. Seit mehr als zehn Jahren war kein Urlaub mehr drin. Ich stehe im Laden von Montag bis Samstag. Und stehe ich dann am Bankschalter und vor mir zahlt der vietnamesische Blumenhändler seine Einnahmen ein, dann frage ich mich, für was ich mir das eigentlich alles antue.

Was hat sich in den vergangenen Jahren in Ihrem beruflichen Alltag verändert?

Eigentlich nicht viel. Die meisten Kunden kommen seit jeher mit konkreten Bestellwünschen in den Laden, die ich zumeist bis zum nächsten Tag über den Schnelldienst erfüllen kann. Umsatzrückgänge oder -einbrüche konnte ich so nicht verzeichnen, aber auch keinen Zugewinn. In den letzten Jahren hat sich die Anwohnerstruktur verändert, das merkt man natürlich im Laden. Da sind viele junge Leute hierher gezogen, die eine ganz andere Erwartungshaltung haben, Autoren nachfragen, von denen ich noch nie gehört habe. Insgesamt ist mir auch der Buchmarkt zu unübersichtlich geworden.

Die Devise heißt ja: Buchhandel go online! Was unternehmen Sie in dieser Richtung?

Ich persönlich nichts. In der Vergangenheit gab es immer wieder Versuche von Kunden, eine Internetpräsenz aufzubauen aber das verlief sich dann stets, weil man die ja auch betreuen muss und dafür fehlt mir die Bereitschaft und das Verständnis. Aktuell gibt es eine Seite unter dem Namen “Buchhandlung Treptow“ die nicht identisch mit dem “Buchfinger“ ist, obwohl sie auf das Ladengeschäft in der Plesser Straße verweist. Alle dort vorgestellten Bücher können natürlich über den Schnelldienst, soweit vorrätig, geordert werden.

Das Sterben der Buchläden ist allgegenwärtig. Wo verorten Sie für Ihre Buchhandlung die größten Gefahren?

Zuvorderst im Steigen der Ladenmiete, wenn das passiert, dann müsste ich sofort aufhören. Natürlich auch in der Konkurrenz von Online-Händlern aber auch durch andere Buchhandlungen. Viele von den neuen Anwohnern ziehen wohl “modernere“ Buchhandlungen in Kreuzberg und Neukölln der meinigen vor, oder sie lesen E-Books.

Wie halten Sie es mit dem E-Book?

Ich persönlich habe keins, ich bin kein Technikmensch. Vom Hörensagen bekomme ich aber schon mit, dass das wohl ein Thema ist. Mein Vertrieb KNV meint aber, dass sich die nächsten zwei Jahre der stationäre Buchhandel darüber keine Gedanken machen braucht. Und wer weiß, ob ich in zwei Jahren noch am “Buchfingern“ bin.

Wäre das eine Option für Sie, auch Titel von Self Publishern anzubieten?

Ja, aber ob das meine Kunden annehmen würden…?

Wie verkauft man heutzutage Bücher?

Mit Freundlichkeit. Ich habe das Glück, dass hier über Jahrzehnte ein fester, verschworener Kundenstamm gewachsen ist, der trotz aller Verlockungen dem Laden treu blieb. Für Besonderes ist hier kein Platz, ich sehe das Geschäft eher als Bestellportal für die Anwohner. Viele meiner festen Kunden, und auch das Gros von Gelegenheitskäufern, wissen ja sehr genau, was sie wollen. Darüber hinaus bediene ich mit dem KNV – Warenabo auch die Nachfrage nach aktuellen Verkaufsschlagern. Ein ständig durch Schenkungen von Kunden aufgefrischter antiquarischer Bereich bietet Lesbares für kleines Geld. Der “Buchfinger“ ist eine Kiezbuchhandlung und bietet nicht nur Bücherfreunden einen Platz, sondern auch Plaudertaschen zu einem kleinen Schwatz. Bedingt durch die Nähe zur Bekenntniskirche bietet der Verkaufsraum in den Wintermonaten auch sozial Schwachen und Ausgegrenzten einen Haltepunkt, um im Warmen zu verschnaufen.

Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, die Ihnen Verlage erfüllen… Welche wären das?

Weniger ist manchmal mehr. Eine strengere Qualitätskontrolle und an die Adresse der (West-)Verlage, die sich mit Veröffentlichung zum Thema tragen, die Bitte, sich weniger einseitig mit unserer DDR-Geschichte auseinanderzusetzen.

Und was würden Sie sich vom Börsenverein für den deutschen Buchhandel wünschen?

Mehr Öffentlichkeit erzeugen für die Situation der kleinen Buchhandlungen.

Was treibt Sie in der literarischen Szene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Mit Szenen hatte ich nie etwas zu tun.

Warum sollten Kunden in eine Buchhandlung gehen?

Damit die Ladenkultur nicht ausstirbt.

Welche anderen Buchhandlungen empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Da fällt mir leider keine ein, weil es mir aus zeitlichen Gründen unmöglich ist, Kollegen über die Schulter zu schauen.

Danke sehr. Wünschen wir uns, dass der „Buchfinger“ unter Ihrer Regie in der Plesser Straße 1 noch lange existiert.

________________________________________________________________________________________

Eine Übersicht über die Empfehlungen, die im Rahmen der Gesprächsreihe mit Buchhändler/innen seit Juli 2013 zusammengekommen sind, findet sich hier

Was sich die befragten Buchhändler/innen von Verlagen wünschen, das kann man hier nachlesen

Wie sie zum Börsenverein des deutschen Buchhandels stehen, darum geht es in diesem Summary zur Gesprächsreihe

Wer wissen will, wie sich Buchhändler/innen heute positionieren, wird hier fündig

Einige Antworten der intervieweten Buchhändler/innen auf die Frage, warum Kunden in Buchhandlungen gehen sollten, gibt es hier

Und dieses Summary zur Gesprächsreihe mit Sortimenter geht der Frage nach: Einmal Buchhändler. Immer Buchhändler?

„Auf ein neues Buch fällt man immer wieder neu rein.“ – SteglitzMind stellt Roman Pliske vom Mitteldeutscher Verlag vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Heute erfahren wir mehr über Roman Pliske, der den Mitteldeutscher Verlag verantwortet. Vorgeschlagen hatte das Ingo Držečnik vom Elfenbein Verlag.

Eine Skizze vom Verlag …

das Team © Mitteldeutscher Verlag

das Team © Mitteldeutscher Verlag

Geboren 1946 in Halle (Saale), Wiedergeburt 1997. Heute stemmen 12 feste und 4 freie Mitarbeiter die Programmsäulen Kunst, Reise, Literatur und Sachbuch. In der Backlist 500 Titel, jährlich 80 Neuerscheinungen, analog und Textausgaben auch stets digital.

Die Highlights im Bücherjahr?

2015 feiern wir mit dem Fotografen Sven Marquardt die Nacht, unsere Reihe LOST PLACES spürt vergangener Architekturpracht nach und eine Biografie von Wolfgang Schnur zeigt ein zerrissenes Leben in der DDR-Diktatur.

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

Weil man selten im Arbeitsleben ein Projekt von der Zeugung (im Gespräch), der Geburt mit allen Wehen (Manuskriptabgabe), ersten Laufversuchen bis Rauswachsen begleiten kann. Die komplette Betreuung einer Idee bis zum Buch ist ein unglaublicher Spaß.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

Auf ein neues Buch fällt man immer wieder neu rein. Alle Enttäuschung ist vergessen, alle Zweifel weggeräumt, man sieht nur Chancen und dass man weitermachen muss!

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

mitteldeutscher_cover_wild verschossenDigitale Versionen erstellen wir parallel, kein Problem. Zusatzerlöse stehen kleinere Auflagen gegenüber. Analoge Bücher werden noch schöner, die Typografie noch ausgefeilter, die kleinen Schmankerl der Buchgestaltung wichtiger.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

Wir sind stark in unserer Region, auch mit Themen von hier. Wir sind meistens vorsichtig, dann und wann aber wieder mutig. Wir arbeiten mit festen Mitarbeitern, das spart Zeit und festigt Qualität. Wir sind zuverlässig und unser Wort gilt. Gute Arbeit spricht sich herum, da unterscheidet sich unsre Branche nicht von anderen. Konkurrenz? Wir haben großartige Kollegen, mit denen wir in Stiftungen und Arbeitsgruppen für gute Bücher und Verlage arbeiten. Da hat jeder seinen Platz.

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Ich würde auf keinen Fehler verzichten wollen.

Wie gewinnen Sie Autoren?

Meistens durch Empfehlung und Ansprache. Selten über den Briefkasten.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Klassisch: Zwei Powerfrauen im Verlag, vier Vertreter im Land, viel Telefon, Lächeln und gezielte Ansprache, die keine Zeitverschwendung für beide Seiten ist.

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

????????????????????????Man muss halt Bücher anbieten, die sie verkaufen können. Ein Perspektivwechsel ist manchmal ganz hilfreich 😉

Wie halten Sie es mit Amazon?

Für die Backlist unverzichtbar.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Noch zu wenig, kann aber auch überschätzt werden.

Wie halten Sie es mit dem Börsenverein für den deutschen Buchhandel?

Dabei.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Die Zielgruppen sind völlig unterschiedlich, wir überlegen abteilungsübergreifend oft, wen wir wie ansprechen wollen. Insgesamt machen wir Bücher, die nicht unnötig sein sollten.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

In der Zuverlässigkeit, in der Liebe zum Buch und in der Professionalität.

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

?????????????????Dass gute Ideen schnell kopiert werden …

Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

Das ehrliche Wort, die brennende Leidenschaft.

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

Sei nicht zu optimistisch.

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Alle Kollegen aus der Kurt-Wolff-Stiftung und der Regionalbuch AG. Peter Gerlach und Moritz Götze vom Hasen-Verlag würde ich hier gerne lesen.

Danke vielmals für diesen Einblick!

__________________________________________________________________________________________

Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

Der Mitteldeutsche Verlag im Netz:

Die Homepage: www.mitteldeutscherverlag.de

Morio-Verlag, ein Imprint: www.morio-verlag.de

 

„Comics von einem Fan für die Fans.“ SteglitzMind stellt Eckart Schott von Salleck Publications vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Die Antworten kommen heute von Eckart Schott, der Salleck Publications verantwortet. Vorgeschlagen hatte das Andreas Mergenthaler von Cross Cult.

Eine Skizze vom Verlag …

Eckart Schott © privat

Eckart Schott © privat

Im Jahr 1990 habe ich meinen Verlag als Comic-Fan gegründet. Das erste Projekt ging mächtig in die Hose, das zweite war Der alte Blaue von Francois Walthéry und Raoul Cauvin, ein lustiger Comic über Brieftaubenzüchter. Der erste größere Erfolg war Das Blaue Tagebuch von André Juillard.

Ich arbeite nur mit freien Mitarbeitern. Programmschwerpunkte sind klassische Comics, aber auch Kindercomics wie Yakari und Technik-Comics wie Margots Reportagen (Oldtimer) oder Buck Danny und Der Große Uhu (Fliegerei). Also ein vielseitiges Programm, zu dem ich stehen kann.

Ihre persönlichen Highlights im Bücherjahr?

Mein Highlight für 2015 wird der zweite Band von Waldi Wichtig und die Naseweise: Die Schmetterlingsjagd und der Abschlussband des ersten Zyklus von Esteban.

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

Vom Comic-Leser zum Comic-Sammler zum Comic-Verleger war es eigentlich ein konsequenter Weg. Der Comic-Leser bekam als Kind keine Serie voll, der Comic-Sammler hätte gern einige französische Comics auf Deutsch gehabt und hat diese dann verlegt.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

Das Motto „Comics von einem Fan für die Fans“ gilt eigentlich immer noch nach 25 Jahren. Großen Wert habe ich auch immer auf die persönlichen Kontakte zu „meinen“ Zeichnern gelegt, und viele von ihnen auch nach Deutschland geholt.

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

Die Arbeit wurde einfacher, was Übersetzen, Korrigieren und Drucken angeht.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

Ich bin im Jahr auf ca. 15 Messen, Comic-Börsen und Oldtimer-Messen präsent und freue mich über den direkten Kundenkontakt. Und habe oft auch Comic-Zeichner dabei.

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Ich habe mich holterdiepolter ziemlich blauäugig und naiv in das Abenteuer gestürzt. Aber damals war ich eben auch noch 25 Jahre jünger …

Wie gewinnen Sie Autoren?

Am Anfang bin ich auf Comic-Festivals in Frankreich und Belgien gefahren, habe die Künstler angesprochen. Diese zum Teil Freundschaften bestehen seit 25 Jahren. Einige Zeichner sind inzwischen leider auch verstorben. Ich bin auch in der Szene, auch im Ausland bekannt, auch dafür, dass wir – ich und mein Team – uns große Mühe geben, mit allem, was wir tun. Übersetzung, Extras, Einladungen auf Veranstaltungen.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Privatkunden beliefere ich selbst, alles andere läuft über meine Auslieferung PPM Peter Poluda Medienvertrieb.

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

Ich selbst wenig. Das ist Aufgabe meines Vertriebs. Dazu fehlt mir die Zeit.

Wie halten Sie es mit Amazon?

Amazon ist sicher eine Chance für Verlage, solange die Buchpreisbindung in Deutschland Bestand hat. Wenn diese fällt, wäre Amazon als Marktführer eine Gefahr für viele Buchhändler.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Ich schalte relativ viel Werbung in Comic-Magazinen und bin auch viel unterwegs auf Messen usw.

Wie halten Sie es mit dem Börsenverein für den deutschen Buchhandel?

Er ist wichtig. Wichtig, dass die Buchpreisbindung nicht fällt.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Für Comic-Sammler, für Kinder, für Oldtimer- und Flugzeugfans, für anspruchsvolle Leser. Also sehr vielseitig.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

In meiner Vielseitigkeit und in meinem Engagement.

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

Dass ich zu viele Titel aus dem Bauch heraus mache, die dann eventuell nicht gut genug laufen.

Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

Ich kenne sie nicht gut genug. Aber ich denke, sie ist die Chance für junge Talente, einen Verlag zu finden, sozusagen einen Einstieg ins Leben eines Comic-Schaffenden.

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

Sich das gut zu überlegen. Und vielleicht auf regionale Themen zu setzen. Siehe Karl, der Spätlesereiter, oder aktueller die Comic-Serie um Karl den Großen, die in Aachen verlegt wird.

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Ich kenne die kleinen Verlage zu wenig. Aber als nächsten Interview-Partner empfehle ich Mark O. Fischer von Epsilon.

Danke sehr für diesen Einblick!

BTW: Am Sonntag, den 26. April findet in Berlin im Ellington Hotel (Nürnberger Straße 50-55, Ecke Augsburger) zwischen 10 und 16 Uhr die Berliner Comicmesse statt. Neben vielen anderen ist Eckart Schott von Salleck Publications dabei.

__________________________________________________________________________________________

Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

Salleck Publications im Netz:

Die Homepage: www.salleckpublications.de

„Die edition ch gibt es, damit es Bestimmtes eben auch gibt.“ SteglitzMind stellt Günter Vallaster von der edition ch vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Heute steht Günter Vallaster von der edition ch Rede und Antwort. Vorgeschlagen hatte das Adrian Kasnitz von der parasitenpresse.

Eine Skizze vom Verlag …

Günter Vallaster © edition ch

Günter Vallaster © edition ch

Die edition ch wurde 1990 in Wien von der Autorin Christine Huber als AutorInnenedition für visuelle Poesie und Lyrik gegründet. Der Verlagsname leitet sich somit von den Initialen ihres Namens ab. Christine Huber gab die Edition an Franz Obel weiter, dieser an Lisa Spalt, schließlich landete sie 2004 bei mir. Die edition ch wurde somit zu einer Wanderedition, die es auf diese Weise auf ein mittlerweile 25-jähriges Bestehen gebracht hat, und nach wie vor besteht sie nur aus der Herausgeberin oder dem Herausgeber, weitere MitarbeiterInnen gibt es nicht. Bei Einzeltiteln können sich die jeweiligen AutorInnen in unterschiedlichem Umfang auch als MitarbeiterInnen einbringen, indem sie Satz, Layout und Cover ihres Buches auch selbst gestalten. Bei den Anthologien der Reihe „Raum für Notizen“ layoute ich.

Die Programmschwerpunkte?

Und nach wie vor widmet sich die Edition der sprachreflexiven Literatur im transmedialen Spannungsfeld von Text, Bild und Klang, dann und wann kann auch mal Prosa erscheinen. Jedes ch-Buch ist ein Highlight, zuletzt erschienen die Anthologie „Räume für Notizen“ mit visuell-poetischen und essayistischen Beiträgen aus aller Welt, „Herzbau“ von Andrea Zámbori mit wunderbaren, hochpräzisen Zeichnungen, soeben aus der Druckerei gekommen ist „Und wieder vergisst der Tag dann die Nacht“, der neunte Band des autobiografischen und biografiereflektierenden Verwicklungsromans von Ilse Kilic und Fritz Widhalm aka „Das fröhliche Wohnzimmer“, in den Startlöchern steht gerade „für die fisch“ von jopa jotakin, „frische fischlyrik ohne hand und fuß, aber mit schuppen und flossen“, wie er selbst zu seinem Band meint, mit Zeichnungen von Andrea Knabl und Kala Haisee.

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

Musste es gar nicht. Wenn mich Lisa Spalt damals nicht gefragt hätte, wäre ich möglicherweise nie editionärisch tätig geworden – wenn mich dieser Bereich grundsätzlich immer auch interessiert hat, zum Beispiel hatte ich vor längerer Zeit mal ein Praktikum in einem Verlag gemacht.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

© Andrea Zámbori

© Andrea Zámbori

Ich verstehe mich vor allem selbst als Autor und habe auch ein wissenschaftliches Interesse an Sprache und Literatur. Dies prägt auch meine herausgeberische Tätigkeit, bei der sich drei Linien festmachen lassen: Zunächst einmal die Anthologien der Reihe „Raum für Notizen„, die keine bloßen Text-Bild-Sammlungen darstellen, sondern immer von konzeptuellen Überlegungen getragen sind. So habe ich beispielsweise mal Autorinnen und Autoren dazu eingeladen, einen Buchstaben nach Wahl visuell-poetisch umzusetzen („Ein Alphabet der visuellen Poesie“, 2010) oder die Form des Paragramms auszuloten („Paragramme – Ein Sammelband“, 2011) oder gemeinsam mit Jörg Piringer eine Zusammenstellung visueller und digitaler Poesie aus mehreren Ländern rund um den Globus herausgegeben („A Global Visuage“, 2012). Eine weitere Linie repräsentiert der biennal erscheinende Verwicklungsroman von Ilse Kilic und Fritz Widhalm, von dem bei meiner Vorgängerin Lisa Spalt schon die ersten drei Bände erschienen waren.

Schließlich gibt es auch die Einzelpublikationen, die in der edition ch auch möglich sind, wobei Einzeltitel an und für sich in größeren Verlagen besser aufgehoben sind. Als Autor kann ich nicht in dem erforderlichen Umfang andere Autorinnen und Autoren betreuen, aber zumindest mal eine erste Publikation mit Präsentationen ermöglichen. Der Grund, weshalb ich die edition ch übernommen hatte, war also die Möglichkeit, Projekte zu realisieren und ihnen eine Öffentlichkeit zu geben. Ich verstehe die Edition vor allem als Plattform für Texte und Bilder, die neue Wege wagen und daher auf dem konventionellen Markt oft schwerer auf Akzeptanz stoßen. Auch der interkulturelle Austausch war stets eine große Motivation: Die Reihe „Raum für Notizen“ startete 2006 mit „Grenzüberschneidungen. Peresečenija granic. Poesie Visuell Interkulturell“, worin herausgegeben von Juliana V. Kaminskaja und mir russische und deutschsprachige visuelle Poesie u.a. von Dmitrij Avaliani, Alexandr Gornon, Boris Konstriktor, Lenore Llinza, Brigitta Falkner, elffriede.aufzeichnensysteme, Heinz Gappmayr, Werner Herbst, Christine Huber, Erika Kronabitter, Gerhard Rühm und Liesl Ujvary versammelt wurde.

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

© jopa jatakin

© jopa jotakin

Ich sitze inzwischen tatsächlich öfter am Computer als über Büchern und nutze das Internet, um die edition ch zu präsentieren, indem ich das Blog mit möglichst vielen Informationen ausstatte. Dazu gehören auch einige pdf-Files mit Leseproben, also Ansätze zum E-Book sind schon vorhanden.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

Ich kenne keine Konkurrenz, ich bin für Vielfalt. Meinetwegen soll es in der Literatur alles Mögliche geben und die edition ch gibt es, damit es Bestimmtes eben auch gibt.

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Als ich anfing, hatte ich keine Wohnungseinrichtung, aber eine Edition und fünf Projekte. Um editionärisch tätig zu sein, müssen bestimmte Rahmenbedingungen erfüllt sein.

Wie gewinnen Sie Autoren?

Indem ich sie zu meinen Anthologieprojekten einlade. Bei Einzeltiteln muss eine ästhetische Wellenlänge mit mir als Autor gegeben sein.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Eigenauslieferung.

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

Für ein Fußfassen im Buchhandel sind die Mittel und Auflagenhöhen zu gering. Es gibt aber schon Nischenbuchhandlungen, die immer wieder mal an Publikationen der Edition interessiert sind und bestellbar sind die Bücher grundsätzlich ja immer und von jeder Buchhandlung.

Wie halten Sie es mit Amazon?

Auf der Amazon-Homepage war ich schon lange nicht mehr. Ich empfehle, die Bücher im Buchhandel oder direkt bei der Edition zu bestellen. Das geht auch viel schneller als über Amazon.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

© Ilse Kilic / Fritz Widhalm

© Ilse Kilic / Fritz Widhalm

Veranstaltungen (Lesungen, Ausstellungen, Performances), Rezensionen, Workshops und so weiter – also verschiedene Formen der öffentlichen Präsentation, selbst organisiert, mitorganisiert oder indem ich anbiete. Sehr schön war zuletzt beispielweise die mit der Reihe „Raum für Notizen“ zusammenhängende Ausstellung „räume für notizen | rooms for notes“ in der Wiener Galerie wechselstrom von Renate Pittroff und Christoph Theiler, bei der 77 AutorInnen und bildende KünstlerInnen ausgestellt haben, über 90 Exponate waren es, und einige internationale Gäste zusammen mit VertreterInnen aus Österreich mit Lesung, Vortrag und Performance in der Alten Schmiede und in der Galerie aufgetreten sind. Das ist Vernetzung, wie ich sie mir vorstelle.

Wie halten Sie es mit dem Hauptverband des österreichischen Buchhandels?

Die edition ch ist zu klein für den Hauptverband.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Mir geht es eigentlich nicht um Marktnischen, sondern mehr um so etwas wie Kulturauftrag.

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Für diese Gesprächsreihe vorschlagen möchte ich „Das fröhliche Wohnzimmer“ von Ilse Kilic und Fritz Widhalm, das schon seit 30 Jahren editionärisch und als Rundum-Kunst-Projekt in Wien sehr aktiv ist. Beide sind auch seit langem schriftstellerisch und eigentlich in allen Kunstformen tätig, Ilse Kilic ist derzeit auch Generalsekretärin der Grazer Autorinnen Autorenversammlung, des größten AutorInnenverbandes in Österreich. Und aus dem digitalen und Hybrid-Buchbereich TRAUMAWIEN und die edition taberna kritika. – Eine der Verantwortlichen der edition, nämlich Hartmut Abendschein, Betreiber des literarischen Weblogs taberna kritika und Mitbegründer von litblogs.net, kam hier meines Wissens bereits in einem anderen Zusammenhang zu Wort. Und nicht vergessen, die edition keiper, u.a. mit einem feinen, von Helwig Brunner betreuten Lyrikprogramm und den Klever Verlag von Ralph Klever, der sich sehr um die avancierte Literatur kümmert. U.a. erlesene visuelle Poesie und Anthologien zu Fragestellungen der Zeit in bibliophilen Ausgaben verlegt Batya Horn in ihrer Edition Splitter, Kerstin Lichtblau startete mit dem lichtblau verlag ein spannendes Label für Bild, Sound und Poesie. In der edition art science, u.a. mit der engagierten, von Erika Kronabitter herausgegebenen Reihe „Lyrik der Gegenwart“, ist zuletzt mit „hab den der die das“ eine umfangreiche Würdigung von Friederike Mayröcker erschienen, mit Beiträgen von 165 DichterInnen

Herzlichen Dank für diesen Einblick!

___________________________________________________________________________________________

Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

das Logo © edition ch

das Logo © edition ch

Die edition ch im Netz:

Die Homepage/das Blog: http://editionch.at/

Und bei Facebook: https://www.facebook.com/pages/Edition-ch/583087415150799?fref=ts

„Dass man dann und wann mit Verkaufshits belohnt wird, ist das berühmte Sahnehäubchen.“ – SteglitzMind stellt Andreas Mergenthaler von Cross Cult vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Heute erfahren wir etwas mehr von über Andreas Mergenthaler von Cross Cult. Vorgeschlagen hatte das Michael Preissl von Voodoo Press.

Eine Skizze vom Verlag …

Andreas Mergenthaler © Cross Cult

Andreas Mergenthaler © Cross Cult

Cross Cult ist die Verlagssparte des Grafik-Studios Amigo Grafik, das ich zusammen mit meinem alten Schulfreund Hardy Hellstern gegründet habe. Da wir damals viel für den Dino-Verlag (später übernommen von Panini) gearbeitet haben, lag es nahe, auch selbst mal etwas mit Comics zu versuchen. Also haben wir 2001 unseren ersten Comicband veröffentlicht: Hellboy. Nachdem das vor allem wegen des kurz danach startenden ersten Hellboy Kinofilms ganz gut funktioniert hat, haben wir unser Programm nach und nach ausgebaut. Sin City war der erste große finanzielle Erfolg. 2007 kamen schließlich noch Romane hinzu und ab und zu auch Sachbücher und Artbooks. Die meisten Titel mit Bezug zu Kino- und TV-Themen oder Games. Um die Romane und Sachbücher kümmert sich Markus Rohde – unser externer Cheflektor. Die Comics und die Pressearbeit machen wir größtenteils „in-house“.

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

Irgendwann war die reine Layoutarbeit zu anstrengend. Allerdings sind wir damals ohne große Erwartungen an die Sache rangegangen. Rückblickend war auch viel Glück dabei, dass es mit Cross Cult so gut funktioniert hat. Jetzt arbeiten ich und fünf bis sechs interne Mitarbeiter Vollzeit an unseren Verlagstiteln – plus viele Freelancer.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

Es macht einfach Spaß, dass die Verlagsarbeit so vielfältig ist und dass man dann und wann mit Verkaufshits belohnt wird, ist das berühmte Sahnehäubchen. Ich selbst kümmere mich um die Auswahl der Comictitel, um manche der Lizenzdeals, die Arbeit mit Coverillustratoren und Comiczeichnern, habe einen Blick auf Marketing und Vertriebsarbeit, ich layoute die Umschläge, die redaktionellen Seiten der Comics und die Anzeigen, Kataloge und andere Werbemittel. Und zig andere Kleinigkeiten … Zudem macht es großen Spaß, mit Themen zu arbeiten, die man schon als Kind oder Jugendlicher geliebt hat: Die Peanuts, Star Trek, James Bond uvm.

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

Ich kenne es eigentlich nur so. Zum Glück ist ja mittlerweile auch das Fax so gut wie ausgestorben.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

Bei Verlagsgründung hatten wir den Ansatz, es anders wie andere machen zu wollen, und deshalb haben wir unseren ersten Comic ganz untypisch von Farbe auf Schwarzweiß „umgebaut“ und auch noch mit Hardcover und kleinerem Format buchhandelstauglich gemacht. Das hat sich dann spätestens bei Sin City ausgezahlt, denn unser Format hat ideal dazu gepasst: Keine schlapprigen, dünnen Softcover, sondern dicke, stabile, wertige Hardcover. Dafür etwas teurer als üblich. Das kam bei Fans und dem Handel gut an. So wurde unser Format sogar für die US-Ausgabe von Sin City genommen. Mittlerweile hat sich dieses „Alleinstellungsmerkmal“ etwas aufgeweicht, weil wir auch Kiosktitel im Angebot haben, die eben Softcover und einen günstigen Preis brauchen. Und bei den Romanen verkaufen sich die Taschenbücher nun mal auch besser als edle Hardcover. Bei den meisten Comics sind wir unserem Hardcoverformat mit Lederimitatfolienkaschierung aber treu geblieben.

Zudem ist unsere Spezialität Comics, Romane oder Artbooks zu Filmen und TV-Serien zu veröffentlichen. Manchmal, wie im Fall von Planet der Affen, auch alles zugleich. Die deshalb möglichen Kooperationen mit Medienpartnern (Filmverleihern, Game-Publishern, TV-Sendern, Zeitschriftenredaktionen etc.) erleichtern die Vermarktung der Titel ungemein. Da es bei aktuellen Kinofilmen meist um schnelles Handeln geht, ist dies auch ein Vorteil für uns. Größere Verlage müssen einen Filmroman viele Monate vor Erscheinen einplanen – wir sind da flexibler.

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Die vorsichtige Startphase war schon richtig so. Aber nach dem Erfolg der sieben Sin City-Bände hatten wir den Bogen etwas überspannt und zu viele zu schlecht laufende Titel veröffentlicht. Das wirft einen dann zurück. Aber man lernt ja auch aus solchen Fehlern. Auch wenn sie schmerzhaft und teuer sind.

Wie gewinnen Sie Autoren?

Wir kaufen vor allem fix-und-fertige Lizenzen aus dem Ausland ein. In letzter Zeit haben wir aber angefangen, auch eigene Stoffe zu entwickeln und auch mit deutschen Autoren und Zeichnern zusammenzuarbeiten. Das ist aber noch relativ am Anfang. Vor ein paar Jahren kam ein Comicmacher auf uns zu, weil er an der Ludwigsburger Filmakademie als Abschlussarbeit einen Comic gemacht hatte, für den er einen Verlag gesucht hat. Das haben wir dann „ausnahmsweise“ gemacht, weil der Mann, Felix Mertikat, wirklich sehr gut in seinem Job ist. Und prompt wurden Felix und sein Texter damals auf der Frankfurter Buchmesse für den Band Jakob als beste Comic-Newcomer ausgezeichnet. Ein oder zwei Jahre später gab es dann für Steam Noir, vom selben Team, auch noch den Preis als „Bester Comic national“. Mit unseren ersten deutschen Comics gleich so gut angenommen zu werden, das war schon außergewöhnlich.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Anfangs haben wir zwar einen Comicfachhandelsvertrieb gehabt, aber die Barsortimente haben wir noch selbst beliefert. Wenn also ein LKW von der Druckerei kam, hieß es „Kette bilden und die Bücher in den Keller schaffen“. Spätestens mit Sin City war das dann wegen der Mengen aber nicht mehr möglich. Unser Fachhandelsvertrieb PPM hat sich dann also (wohl oder übel) auch auf die Belieferung des Buchhandels eingespielt. Dort sind die Margen ja nicht so gut wie im Fachhandel. Mittlerweile kümmert sich also PPM um den Vertrieb in den Buchhandel, Zwischenbuchhandel, Amazon & Co., eine andere Auslieferung kümmert sich um Bahnhofs-und Flughafenbuchhandel und Grosso – aber nur bei ausgewählten Titeln – und Bookwire kümmert sich sehr rührig um die digitalen Buchhandelsausgaben. Daneben gibt es noch einen kleineren Vertrieb für digitale Comics als App. Manche Messen und Conventions sind bei den Themen, die wir veröffentlichen, auch gute Absatzmöglichkeiten. Dort tummeln sich die Geeks und Fanboys und -girls, die unsere Bücher lesen.

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

das Logo © Cross Cult

das Logo © Cross Cult

Sagen wir mal: Das ist noch sehr ausbaufähig. Natürlich hat der stationäre Buchhandel schlichtweg Platz-und Zeitprobleme und er kann nicht jedes Buch kleinerer Verlage anbieten. Sogar die Top 20 der Verlage bekommen ihre Programm ja nur bei größeren Buchhandlungen komplett in die Regale. Kleinere Verlage sind dann erst recht nicht im Fokus der Händler. Was für uns und den Handel natürlich schade ist, den einige unserer Titel sind absolute Topseller auf Amazon – z.B. die Comicserien The Walking Dead oder Avatar oder die Romanreihe zur TV-Serie Castle – der Handel verliert also gute Umsätze und wir verlieren „Sichtbarkeit“, weil wir nicht die Kunde erreichen, die gerne in Buchhandlungen stöbern.

Leider springt der Handel auch nicht darauf an, wenn man rechtzeitig zu informieren versucht. Z.B. gingen uns gute Umsätze verloren, als vorletztes Jahr der James Bond Film Skyfall ein riesiger Erfolg in den deutschen Kinos war – 8 Millionen Zuschauer – aber fast keine Buchhandlung wollte im Vorfeld unsere Neu-Edition der James Bond Romane von Ian Fleming haben. Die eigentlich ein ideales Begleitprodukt zum Film gewesen wären.

Ganz aktuell haben wir zusammen mit einem befreundeten Comicverlag einen Key-Accounter engagiert, der uns bzw. unsere Titel beim Buchhandel, insbesondere bei den großen und mittleren Ketten und größeren Einzelbuchhandlungen, voranbringen soll. Für die kleinen Buchhandlungen sind viele unserer Titel wirklich zu „speziell“.

Wie halten Sie es mit Amazon?

Eine Art Hassliebe. Ohne Amazon würde uns ein guter Teil des Umsatzes fehlen. Andererseits macht Amazon durch die reine Marktmacht ja viele Buchhandlungen „um die Ecke“ kaputt oder zumindest das Leben schwer. Immerhin gibt es noch die Buchpreisbindung – Gott sei Dank. Sonst würde sich der Prozess noch beschleunigen.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Wie gesagt: Viel geht über Marketingkooperationen mit Medienpartnern, gelegentlich schalten wir Handelsanzeigen in den üblichen Fachblättern, manchmal auch Anzeigen in auflagenstarken Blättern wie McDonalds Kino-News oder dem King Magazin oder Saturns Piranha-Magazin oder in Genremagazinen. Eine Art Marketingaktion ist auch, dass wir die Comicserie „The Walking Dead“ derzeit mit Hilfe eines Vertriebspartners bei Media-Markt und Saturn anbieten. Und ansonsten das Übliche: Website, Google Ads, gesponserte Facebook Beiträge etc. Für unsere Comics für eine jüngere Zielgruppe erstellen wir gerade eine spezielle Website nach deren Bedürfnissen: Crocu.de.

Wie halten Sie es mit dem Börsenverein für den deutschen Buchhandel?

Wir sind nicht Mitglied – nutzen also die meisten Services des Börsenvereins nicht. Aber auf den Buchmessen Leipzig und Frankfurt sind wir aber mit Ständen vertreten.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Um es kurz zu sagen: Fans. Insbesondere der Genres Science-Fiction, Horror, Crime und Fantasy. Menschen, die gerne TV-Serien und aktuelle Kinofilme anschauen und die sich Lesestoff dazu besorgen wollen. Manche unserer Titel sind aber natürlich auch ohne Medienbezug einfach nur so gute Comics oder Romane.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

Wir besetzen meist Nischen, die andere Verlage vernachlässigen. Das war damals bei Verlagsgründung so, als nicht viele Verlage US-amerikanische-Comics veröffentlicht haben. Das Thema Science-Fiction wird derzeit arg vernachlässigt, das Thema James Bond lag auch lange brach – da sehe ich unsere Chancen, noch zu wachsen. Denn die großen Verlage sind oft sehr weit weg von der „Fanbase“. Überspitzt gesagt: Sie veröffentlichen nur Krimis aus Schweden für die Quotenfrau oder Vampir-Romance für Mädchen. Ihnen dämmert erst langsam, dass Mädchen heutzutage auch gerne mal so etwas wie einen Zombiecomic lesen wollen oder dass auch Männer manchmal Bücher lesen.

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

Das Risiko ist immer: Auf zu viele falsche Pferde setzen. Aber dieses Risiko kann man minimieren. Wir achten vor allem darauf, nicht nur ein Standbein zu haben. Wir haben einige: Das Grafikstudio, die Comics, die Romane, die Sachbücher, in Zukunft auch mehr Eigenproduktionen und vielleicht auch mal Merchandising.

Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

Der familiäre Umgang miteinander ist natürlich schön. Man ist näher an den Fans, den Lesern, man ist auch als Verleger oft auf Messen und spricht mit den Leuten, die die Bücher kaufen, man muss nicht irgendwelche Vorgaben internationaler Konzerne befolgen, man kann sein Ding durchziehen, man muss selbst für Fehler gerade stehen, man kann aber auch Erfolge selbst genießen. Gerade in letzter Zeit gab es auch schöne Kooperationen mit anderen Verlagen. Das wäre so bei Großverlagen sicher nicht möglich, da dort der Konkurrenzgedanke vorherrscht.

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

Lass die Hände davon. 😉 Wir hatten wirklich verdammt viel Glück – davon kann man nicht immer ausgehen. Die Regel ist wohl, dass man eine Bruchlandung hinlegt, weil man zu viel gewagt hat, oder dass man auf kleinstem Niveau vor sich hin arbeitet, weil man Risiken vermeidet. Beides ist nicht befriedigend. Erfolg in diesem Geschäft kann man nicht erzwingen oder berechnen. Aber wenn man es spannend und arbeitsreich mag: Einfach mal ausprobieren. Viel Glück!

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Zum Beispiel Steffen Janssen vom Luzifer Verlag, Karlheinz Schlögel und Hannes Riffel, die den Golkanda-Verlag verantworten, oder Joachim Körber mit der Edition Phantasia. Wobei sich ja alle hier bereits vorgestellt haben. Oder, wenn es auch mal ein Comicverlag sein darf: Eckart Schott/Salleck Publications und Dirk Schulz/Splitter Verlag.

Danke sehr für diesen Einblick!

____________________________________________________________________________________________

Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

Cross Cult im Netz:

Die Verlagswebsite: www.cross-cult.de

Eine Infoseite zu unseren Star-Trek-Romanen: http://www.startrekromane.de

Der Blog unserer James-Bond-Übersetzerinnen: http://translating007.tumblr.com

Ab März 2015 – unsere Kids-Website: www.crocu.de

Das Verlagsforum: http://www.comicforum.de/forumdisplay.php?48-Cross-Cult

Auf Facebook:

https://www.facebook.com/crosscult

https://www.facebook.com/startrekromane

https://www.facebook.com/doctorwhoromane