Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?
Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Ich freue mich sehr, dass Steffen Janssen vom Luzifer Verlag heute Rede und Antwort steht. Vorgeschlagen hatte das Schemajah Schuppmann vom Papierverzierer Verlag.
Eine kleine Skizze vom Verlag…
Der Luzifer Verlag von Steffen Janssen mit Sitz in Wattenscheid wurde Anfang 2011 gegründet. Mittlerweile arbeiten zwei Dutzend freiberufliche Mitarbeiter für den Verlag (Übersetzer, Illustratoren, Lektoren). Der Programmschwerpunkt liegt in den Genres Thriller, Horror und Phantastik. Alle Titel werden als hochwertige Klappenbroschur (Perfect Paperback) und E-Book publiziert.
Ihre persönlichen Highlights?
Als persönliche Highlights würde ich den Titel 900 MEILEN von S. Johnathan Davis und die Endzeit-Serie THE END von G. Michael Hopf betiteln, die sich in 2014 bisher jeweils im 5-stelligen Bereich verkauft haben, was für einen kleinen Verlag mit beschränktem Zugang zum stationären Buchhandel eine erfreuliche „Hausnummer“ ist. Als Lizenz-Highlights möchte ich noch die Titel JET von Blake Russell und WILDER FLUSS von Cheryl Kaye Tardif benennen, die jeweils internationale Bestseller sind und erstmals vom LuziferVerlag ab Herbst 2014 in Deutschland publiziert werden.
Warum musste es in diesen Zeiten unbedingt ein Verlag sein?
Warum denn nicht? Rein wirtschaftlich betrachtet ist das Risiko, eine Bäckerei auf der Straße um die Ecke zu eröffnen, nicht weniger riskant.
Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?
Schwierigkeiten werden gern „herbeigeredet“. Entscheidet man sich mit Herzblut für einen bestimmten beruflichen Weg, hat man immer mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Es steht in der persönlichen Kompetenz, mit diesen Schwierigkeiten entweder umgehen zu lernen oder andere Pfade zu beschreiten. Das muss ein jeder im stillen Kämmerlein für sich selbst entscheiden.
Hätten Sie sich auch ohne die Innovationen infolge der Digitalisierung eine Verlagsgründung zugetraut?
Die Digitalisierung entbindet einen ja nicht davon, wissen zu müssen, was man tut. Sicherlich vereinfacht sie vieles, aber den Erstellungsprozess eines gedruckten Buches mit seinen vielen kleinen Einzelschritten, den beeinflusst oder erarbeitet man ja nicht rein digital. Computer sind vieles – aber innovativ?
Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?
Das kann ich nicht sagen. Mache ich etwas anders? Und das Wort Konkurrenz mag ich gar nicht. Es gibt da draußen mehr Manuskripte, als wir alle verlegen könnten. Manchmal glaube ich, mehr Manuskripte als Leser 😉
So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?
Die Startphase möchte ich gar nicht missen. Ohne Fehler zu machen, kann man sich nicht weiterentwickeln und verliert den Blick fürs Wesentliche; ein ganz entscheidender Faktor für unternehmerischen Erfolg.
Wie gewinnen Sie Autoren?
Über Agenturen und Mundpropaganda. Ganz ehrlich – ich kümmere mich überhaupt nicht um neue Manuskripte. Täglich flattern internationale Angebote ins Haus, deren Menge ich kaum überblicken kann.
Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?
Per Dienstleister, sprich Verlagsauslieferung. Anders ist das gar nicht zu machen.
Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?
Alles. Zur Not auch nackt … ach, lassen wir das. Die Erfahrungen mit dem stationären Buchhandel könnte man durchaus als die komplexesten, unüberwindbaren „Schwierigkeiten“ bezeichnen, die wir weiter oben bereits angesprochen haben. Da muss man viel Geduld mitbringen…
Wie halten Sie es mit Amazon?
Ein großer Online-Händler. Dort findet der geneigte Leser unser komplettes Verlags-Angebot in voller Pracht.
Was tun Sie für Ihr Marketing?
Herrje, wo soll ich da anfangen? Das Marketing ist der umfangreichste Baustein der gesamten Verlagstätigkeit. Sehr zeitintensiv und herausfordernd.
Wie halten Sie es mit dem Börsenverein für den deutschen Buchhandel?
Die werben mich ständig als Mitglied. Ich muss nochmal nachsehen, was mir das bringt, außer Beiträgen zu zahlen 😉
Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?
Auf den Punkt gebracht, bedient der Verlag die Phantastik. Im Bereich Horror-Literatur hat sich Luzifer mittlerweile sehr gut positioniert. Von Nischen spreche ich ungern, das klingt immer nach Kleinkrämerei. Viel lieber ließe ich meine Bücher als Mainstream betiteln. Damit kann man Marktanteile erobern.
Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?
Ganz einfach: In der Qualität und Bandbreite der Publikationen.
Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?
Die marktüblichen Risiken tragen alle Verlage. Die Großen haben ein besseres finanzielles Polster, die Kleinen sind agiler und innovativer. Wie heißt es so schön: Der Markt ist ständig in Bewegung.
Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

das Logo © Luzifer Verlag
Die freie Entscheidung für besondere Autoren und Bücher. Sicherlich riskant, aber unglaublich befriedigend.
Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?
Gar nichts. Es spielen einfach zu viele Faktoren eine Rolle für Erfolg oder Misserfolg. Durchhaltevermögen und Geduld sind sicherlich förderliche Tugenden.
Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?
Ich empfehle Joachim Körber mit seiner Edition Phantasia. Ein herausragender Kollege, vor dem ich allerhöchste Achtung habe. Und den Papierverzierer Verlag, der sich hier ja bereits vorgestellt hat. Sehr innovativ. Zu Wort kommen sollte auch Hannes Riffel vom Golkonda Verlag.
Herzlichen Dank für diesen Einblick.
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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier
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