„Wer sich erst fragen muss, ob er einen Verlag gründen sollte, ist schon am falschen Platz.“ – SteglitzMind stellt Olaf Spittel vom Verlag 28 Eichen vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Heute erfahren wir mehr von Olaf Spittel, der den Verlag 28 Eichen verantwortet. Vorgeschlagen hatte das Nadine Erler.

Eine Skizze vom Verlag …

Olaf Spittel © Studio Montevideo

Olaf Spittel © Studio Montevideo

Der Verlag 28 Eichen ist kein kleiner, sondern ein sehr kleiner Verlag – mit den unbescheidensten Ansprüchen (an sich und andere), die Sie sich vorstellen können. Gründung im Dezember 2003 – nach einigen Jahren der Vorbereitung. Verlagsort ist Barnstorf (und spezieller noch der Ortsteil Dreeke), sehr ländlich in Niedersachsen gelegen und mit einem herrlichen Blick in jede Richtung. Die 28 Eichen stehen tatsächlich vor dem Haus. Mitarbeiter: 1 (und eine Reihe von Herausgebern, Übersetzern und nicht zuletzt Autoren, ohne die gar nichts ginge).

Die Programmschwerpunkte?

Alles, was gut ist und Spaß macht. Sonst: zu viele, um sie sinnvoll aufzuzählen. Erwähnenswert ist bestimmt eine 44bändige Reihe mit Werken von Conan Doyle. Insgesamt rund 100 Titel, die ich nicht „backlist“ nenne, und von denen so gut wie alle auch lieferbar sind, allesamt als Buch. Einige Erfahrungen mit eBooks waren bislang nicht ermutigend; allerdings soll sich das in Kürze ändern. (Dennoch bleibe ich in diesem Punkt skeptisch. Keinesfalls sehe ich einen Niedergang des gedruckten Buches.)

Ihre persönlichen Highlights?

Ich mache kein Buch, das für mich kein Highlight wäre. Mit der Pistole auf der Brust: eine vierbändige Dramenausgabe von Klauspeter Bungert (der Mann wird ein Klassiker), ein abenteuerlicher Auswandererroman von Heinz Meistermann („Whitecap“), der Roman über die Zeit des englischen Regency von Doyle („Rodney Stone“ – als Ergebnis einer sehr spannenden Zusammenarbeit mit einer ganzen Gruppe von Übersetzern von der Uni Düsseldorf) und schließlich „Jane auf Lantern Hill“ von Lucy Montgomery – ein bezauberndes Kinderbuch der kanadischen Autorin, die jeder kennt, wetten?

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

Es musste „nicht unbedingt“ ein Verlag sein, war es zunächst auch nicht. Irgendwann aber kam verschiedenes zusammen, nicht zuletzt auch die Freiheit, es tun zu können.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

Engagement ist keine Frage der Schwierigkeiten, die ihm entgegenstehen. Der Rest kommt von selbst, wenn Sie einen guten Text in der Hand haben.

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

Ich schreibe nicht mehr auf einer Schreibmaschine. (Aber das meinte die Frage wohl nicht). Im Produktionsprozess ist Digitalisierung eine große Erleichterung, die kleine Verlage erst ermöglicht – und es ist gleichzeitig gefährlich, da es den Einzelnen zwingt/verführt, alles selbst zu tun, statt Arbeiten auf Spezialisten auszulagern.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

Nichts. Ich mache es, so gut ich kann – wie alle anderen auch. (Oder ist das nicht schon eine ganze Menge?)

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Wenig. Das meiste muss man auch erst erlernen. Ich würde die Frage anders beantworten, wenn Sie hinzufügten „mit sehr viel Geld“.

Wie gewinnen Sie Autoren?

Die gewinnen mich (oder auch nicht).

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Mit bestem Bemühen, aber höchst unzureichend. Ich könnte fünf Vertreter beschäftigen – aber nicht bezahlen.

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

Tägliches Bemühen. Der Sortimentsbuchhandel ignoriert kleine Verlage weitgehend – was anders aber schlecht möglich wäre. Leider habe ich immer wieder erlebt, dass Angestellte in Buchläden (Buchhändler sind das nicht) ihr Handwerk nicht beherrschen und bei der Recherche nach Titeln versagen. Dagegen ist man machtlos. Und leider befindet sich der gesamte Buchhandel in einer Kette wirtschaftlicher Zwänge, die es ihm eigentlich nicht ermöglicht, mit kleinen Verlagen zusammenzuarbeiten.

Wie halten Sie es mit Amazon?

Als Partner ist Amazon mir zu teuer.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Alles, was ich vermag – also zu wenig. (Falls das zu mager klingt: Ich habe sehr viel versucht und habe sehr wenig erreicht.)

Wie halten Sie es mit dem Börsenverein für den deutschen Buchhandel?

Gar nicht. Ich sehe keine Leistungen für mich.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Ich arbeite nicht für Nischen, sondern für die ganze breite Leserschaft. Es ist mein Angebot – ob die Leserschaft es annimmt, ist eine andere Frage.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

das Logo © Verlag 28 Eichen

das Logo © Verlag 28 Eichen

In einer lebendigen deutschen Literaturlandschaft, die sich von Literaturkonzernen und Medienpäpsten etabliert hat.

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

Keine besonderen: ich kann Pleite gehen, wie jeder Unternehmer auch.

Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

Ich kann mit dem Begriff wenig anfangen. In der Musikbranche ist sie notweniger Lieferant neuer Impulse. Dort fängt alles an – bevor es im Mainstream landet. Vielleicht ist es in der Literatur ähnlich.

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

Hände weg! Das ist kein Spiel. Wer sich erst fragen muss, ob er einen Verlag gründen sollte, ist schon am falschen Platz. Für alle anderen gilt: Tut, was ihr nicht lassen könnt – und vergeßt nicht den Spaß dabei.

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Jetzt fragen Sie den Bäcker, wo man sonst noch gutes Brot kaufen kann?

Warum eigentlich nicht? Herzlichen Dank für Ihr Mittun in dieser Interviewreihe.

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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

Der Verlag 28 Eichen im Netz:

www.verlag28eichen.de

„Wir verstehen uns als Verlag für bibliophile LeserInnen.“ SteglitzMind stellt Wolfgang Gosch und Virgil Guggenberger von der Edition Krill vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Heute erfahren wir mehr von Wolfgang Gosch und Virgil Guggenberger, die die Wiener Edition Krill gegründet haben. Den Vorschlag machte Ralph Klever vom Klever Verlag.

Eine Skizze vom Verlag …

Virgil Guggenberger und Wolfgang Gosch © Klaus Pichler

Virgil Guggenberger und Wolfgang Gosch © Klaus Pichler

Wir, Wolfgang Gosch und Virgil Guggenberger, gründeten die Edition Krill im Sommer 2007 in Wien per Handschlag, um in den Grauzonen der Buchgenres Entdeckungen zu machen.

In der Schnittmenge von Kunst, Literatur und grafischer Umsetzung unternehmen wir, bzw. die Edition Krill, seitdem immer wieder aufs Neue den Versuch, dem Medium Buch inhaltlich wie gestalterisch nahe- und beizukommen und daraus die schönen Eigenheiten des Objektes für den Leser zu entwickeln. Der zentrale Gedanke des Verlages ist sich durch kein Programm festschreiben oder einschränken zu wollen, sondern alle Gattungen und Gebiete der Handhabe Buch als Möglichkeiten offen zu lassen. Der besondere Reiz eines Themas bestimmt, was umgesetzt wird.

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

Die Idee zu einem Verlag entstand aus dem immer stärker werdenden Wunsch heraus, Bücher nicht mehr nur zu konsumieren, sondern sie selbst anzutreiben, zu initiieren, sie selbst zu produzieren. Von einem als Konsumenten eher passiven Zugang zum Buch hin zu einem aktiven Zugang als Editor, als Verleger, um sich quasi dem Thema von der anderen Seite her zu nähern.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

Letztendlich treibt uns immer wieder die Neugierde an auf das, was sich aus einem konkreten Buchprojekt machen lässt, wie es anfangs gedacht war und wohin es sich im Laufe der Konzeption und Umsetzung dann entwickelt. Ein Bild für uns dazu ist in etwa so, die Kiesel am Ufer eines Bachbettes umzudrehen und nachzusehen, was darunter verborgen ist, und sich dann davon anregen zu lassen. Ähnlich auch die Idee, den Blick abseits des ausgetreten Wegesrandes zu halten und auf das Besondere zu achten, das sich gerne erst auf den zweiten Blick erschließt.

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

Digitalisierung ist für die Edition Krill in dem Sinn nie ein Thema gewesen – und wird es aller Voraussicht nach auch nicht werden –, da für uns die Haptik des Buches im Allgemeinen und in Form von Ausstattung und Papierwahl im Besonderen immer ein zentraler Teil bei der Gestaltung und Umsetzung der Buchprojekte ist.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

Wir verstehen andere Verlage durchaus nicht als Konkurrenz, sondern vielmehr unsere Edition Krill als eine spannende Bereicherung in der Sparte der Kleinverlage. Was uns von anderen Verlagen unterscheiden mag, ist, dass wir neben unserer Tätigkeit als Verleger, Herausgeber und Gestalter noch einige Seitenarme betreiben, etwa das Projekt »Immer Freitag«, das als wöchentliche Kolumne auf der Webseite der Edition Krill beispielgebend ist für unser Selbstverständnis als Verleger und Buchgestalter.

Ein anderes Beispiel ist die »Ehrenwerte Krill’sche Reisebuchflottille«, zwölf Bücher mit leeren Seiten, die an zwölf ausgesuchte und auf der ganzen Welt verstreute Personen versandt wurden. Mit dem Buch erhielten sie die Aufforderung, etwas in die leeren Seiten einzutragen und das Buch anschließend weiterzuschicken auf die Reise zu neuen Personen. Die anfangs leeren Alben kehren schließlich voller Geschichte und Geschichten zur Edition Krill zurück.

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Da wir die Edition Krill nicht aus wirtschaftlichen Überlegungen gegründet haben und wir somit ganz nach dem Lustprinzip vorgehen konnten, hatten wir die Möglichkeit, recht ungezwungen und mit vielen persönlichen Freiheiten das Projekt zu entwickeln. Das scheint uns auch heute noch richtig so.

Wie gewinnen Sie Autoren?

Zum Großteil entstehen unsere Projekte über persönliche Verbindungen. Seien das Empfehlungen oder Tipps unserer AutorInnen auf mögliche zukünftige AutorInnen oder auch durch den schönen „Möglichmacher Zufall“, woraus sich schon interessante Projekte ergeben haben.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Ganz klassisch via Auslieferung.

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

Grundsätzlich haben wir festgestellt, dass der persönliche Kontakt, gerade für einen kleinen, jedoch recht speziellen Verlag wie uns, enorm wichtig ist. Entsprechend haben wir Kontakt zu einigen ausgesuchten Buchhandlungen, die sich für unsere Bücher interessieren und unser Programm aktiv verfolgen.

Wie halten Sie es mit Amazon?

Unsere Bücher sind via Amazon erhältlich.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

das Logo © Edition Krill

das Logo © Edition Krill

Wir folgen dabei dem Prinzip „Qualität statt Quantität“, nehmen uns die notwendige Zeit und Aufmerksamkeit für Kontakte und Ankündigungen, halten deren Zahl aber klein.

Wie halten Sie es mit dem Hauptverband des österreichischen Buchhandels?

Wir haben soweit eine gute Zusammenarbeit, allerdings nicht viele Übeschneidungspunkte.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Die Edition Krill ist für all jene interessant, die neben dem Buchinhalt auch der Buchgestaltung großen Wert beimessen. Wir verstehen uns als Verlag für bibliophile LeserInnen.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

Für uns war es immer wichtig, unseren Buchprojekten die notwendige Zeit zu geben, sie in unserem Sinne und im Sinne der AutorInnen zu entwickeln. Wir haben das bis heute beibehalten. Die Möglichkeit, bei unseren Projekten auf das Detail Rücksicht nehmen zu können, sehen wir gerade mit Blick auf die Zukunft als besonders wichtig an.

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

Grundsätzlich ist dabei immer die wirtschaftliche Komponente mitzudenken. Es war uns allerdings von Anfang an bewusst, dass man einen Verlag unserer Ausrichtung kommerziell nur in kleinen Schritten wird denken können.

Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

Vielfalt und Unabhängigkeit in den Programmen.

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

Sich sehr genau mit der persönlichen Motivation dazu auseinanderzusetzen.

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Empfehlen möchten wir den Artbook Verlag. Das ist quasi persönlicher Natur, da wir dem Verleger Dennis de Kort schon lange verbunden sind. Einerseits über die Zusammenarbeit bei der Bildreproduktion für eines unserer Buch-Projekte (wo wir seine sehr genaue und bedachte Arbeitsweise näher kennen lernen durften). Andererseits auch deshalb, weil die Edition Krill aus vielerlei Gründen ursprünglich einmal als Teil des Artbook Verlages gedacht war, als eine Art zweite, etwas „freiere“ Schiene zu den Kunstbüchern des Artbook Verlages. Letztlich haben wir uns gemeinsam entschieden, doch separate Projekte entstehen zu lassen. Aber die Diskussionen und Gespräche dabei haben unserer Wertschätzung für das Selbstverständnis von Dennis de Kort als Verleger von Kunstbüchern verfestigt.

Was uns diesbezüglich verbindet, ist der Wunsch nach einer sehr unmittelbaren und aktiven Zusammenarbeit mit allen Beteiligten eines Projektes. Seien das nun AutorInnen wie bei der Edition Krill oder hauptsächlich KünstlerInnen wie bei Artbook. Und abschließend gesagt: So wie wir bei der Edition Krill legt auch Dennis de Kort bei Artbook stets großen Wert auf eine hochwertige und grafisch stimmige Umsetzung seiner Buchprojekte. Dieses Gesamtpaket gefällt uns schlichtweg

Herzlichen Dank für diesen Einblick.

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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

Die Edition Krill im Netz:

Edition Krill: http://www.editionkrill.at/

Immer Freitag: http://www.editionkrill.at/freitag.html

Die Ehrenwerte Krill’sche Buchflottille: http://log.editionkrill.at/de/

„Autorinnen und Autoren, Bücher und Texte treiben mich an.“ SteglitzMind stellt Ralph Klever vom Klever Verlag vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Heute erfahren wir mehr von Ralph Klever und seinen Klever Verlag. Vorgeschlagen hatten das Günter Vallaster von der edition ch und Bernd Schuchter vom Limbus Verlag.

Eine Skizze vom Verlag …

Ralph Klever auf der Buch Wien © Klever Verlag

Ralph Klever auf der Buch Wien © Klever Verlag

Der Klever Verlag, 2008 aus der Taufe gehoben, definiert sich etwas kokett als lustvolles Laboratorium für avancierte Gegenwartsliteratur. Mit den beiden Verlagsschienen Essayistik und Literatur versuchen wir programmatisch Texte einzufangen, die über den Status quo heutiger Belletristik wie „Welterfahrung“ reflektieren und mittels originärer Formensprache einen poetischen oder auch poetologischen Beitrag leisten zur unausweichlichen „Ausweitung“ der Literaturzone.

Machen Sie alles alleine?

Der Verleger Ralph Klever ist in Personalunion Programmleiter, Geschäftsführer, Setzer und – meist auch – Lektor. Der Grafiker Eduard Mang ist von Beginn an für die Gestaltung der Bücher und Kataloge verantwortlich.

Ihre persönlichen Highlights im Bücherjahr?

Ein verlegerischer Höhepunkt 2015 ist die Übersetzung eine Klassikers der französischen Poesie: René Char’s Buch „Suche nach Grund und Gipfel“ wird in der Übersetzung von Manfred Bauschulte im Oktober erstmals auf Deutsch vorliegen.

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

Nachdem ich fast vierzehn Jahre lang für den Ritter Verlag in Klagenfurt als Lektor tätig war und drei Jahre parallel für den Molden Verlag in Wien, schien mir im so genannten „Krisenjahr“ 2008 der Zeitpunkt günstig, ein eigenes Unternehmen auf die Beine zu stellen.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

Autorinnen und Autoren, Bücher und Texte begleiten einen und treiben mich an. Man ist „Getriebener“ im Literaturbetrieb, kann aber meist selbst steuern und navigieren.

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

Im Mittelpunkt steht nach wie vor die Arbeit an den Texten der Vertrieb der Bücher.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

Man versucht, als kleiner Literaturverlag ein entsprechend eigenständiges und eigenwilliges Programm auf die Beine zu stellen.

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Strukturell würde ich kaum etwas anders machen. Sollte ich keinen Literaturverlag gründen, würde fast alles anders aussehen.

Wie gewinnen Sie Autoren?

Man pflegt sein Netzwerk und wirft die Netze mitunter auch in anderen Gewässern aus.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Ganz klassisch: Auslieferungen, Barsortimenter, Vertreter etc. Wobei über alternative Wege immer nachgedacht werden sollte.

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

Ich vertraue darauf, dass die Verlagskataloge und Werbebroschüren auch entsprechend wahrgenommen werden. Darüber hinaus wäre die Intensivierung persönlicher Kontakte sinnvoll.

Wie halten Sie es mit Amazon?

Amazon funktioniert im Vertrieb wie auch die anderen Barsortimenter.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Da wird bisweilen einigermaßen improvisiert. In puncto Marketing könnte man vieles professionalisieren – natürlich nicht ohne zusätzliches Kapital.

Wie halten Sie es mit dem Hauptverband des österreichischen Buchhandels?

Mit dem Hauptverband als Interessensvertretung wurde von Anfang an gut zusammengearbeitet.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Klever macht ganz bewusst ein Nischenprogramm mit anspruchsvoller Literatur, d.h. Essayistik, die sich vom klassischen „Sachbuch“ unterscheidet, Lyrik, die unkonventionell sein darf, Prosa, die sich nicht unbedingt nur als Roman ausgeben muss. etc.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

Die Hoffnung, dass ästhetisch Randständiges, mitunter Exzentrisches, immer existieren kann.

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

Das ökonomische Risiko, einen Literaturverlag zu betreiben, wird naturgemäß immer ein Thema bleiben.

Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

Die Buntheit, Vielfalt, Risikofreudigkeit…

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

Gerade in der Startphase sollten kalkulatorisch neben den Herstellungskosten für die Bücher gerade nicht die Kosten für die Infrastruktur insgesamt vernachlässigt werden.

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Hab in der Liste kurz nachgesehen und bemerkt, dass etwa die Edition Krill aus Wien noch nicht genannt wurde: Die möchte ich gerne empfehlen.

Herzlichen Dank für diesen Einblick.

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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

Der Klever Verlag im Netz:

www.klever-verlag.com

„Wir stehen mit jedem neuen Titel neu am Start, das ist unser Konzept.“ SteglitzMind stellt Barbara Meyer Cesta und Rudolf Steiner von der Edition Haus am Gern vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Heute erfahren wir mehr von Barbara Meyer Cesta und Rudolf Steiner, die die Edition Haus am Gern verantworten. Vorgeschlagen hatte das Hartmut Abendschein von der edition taberna kritika.

Eine Skizze vom Verlag …

das Logo © Edition Haus am Gern

das Logo © Edition Haus am Gern

Die Edition Haus am Gern, gegründet 2001 von Barbara Meyer Cesta und Rudolf Steiner, verlegt Bücher aus dem Einzugsgebiet der bildenden Kunst. Ausgestattet mit einem Preis für die schönsten Bücher der Schweiz 2004 zeigt Edition Haus am Gern ihre sorgfältig gestalteten Verlagsprodukte vorwiegend an Kunstbuchmessen wie z.B. «I Never Read» in Basel, «Salon für Kunstbuch» in Wien, «EDiciON» in Biel, «Publishers Table» in Zürich, beliefert aber auch spezialisierte Buchhandlungen und Museums-Bibliotheken. Unsere Titel haben kein Ablaufdatum und sind alle seit 2001 aktuell geblieben. Die neuesten Titel sind Giacomo Bianchetti’s subversives Fotobuch CAN I ? Matthias Wyss’s fulminantes Werk TAGESLICHT, Vreni Spieser’s «Legend Of The Things», das sie von einer sehr, sehr langen Reise zurückgebracht hat, und Erik Dettwilers «Dispositions: Like Ephemeral Fibers on a City Map», ebenfalls ein künstlerischer Reisebericht der eigenen Art.

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

Eigentlich möchten wir nur unsere Kunst unter dem Label Haus am Gern machen. Wenn da die Edition nicht wäre. Aber sie ist nun mal da. Seit 15 Jahren. Gegründet wegen einem einzigen schmalen Lyrik-Bändchen, denn dieses Lyrik-Bändchen fand keinen Verlag, seine Publikation drängte sich aber auf. Der Autor ist heute mehrfach preisgekrönt – und die edition Haus am Gern ein Verlag, denn wir sind auf den Geschmack gekommen. So sind fast nebenbei ein paar leichte und ein paar schwere Bücher entstanden, Liebhabereien und Schnellschüsse, Eigenes und Fremdes, haarscharf am Markt vorbei und trotzdem am Rande des Nervenzusammenbruchs produziert.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

Aus der gezielten Ignoranz gegenüber markt- und marketingstrategischen Überlegungen. Wir sind keine Unternehmer, sondern Künstler, und verstehen unser Verlagstätigkeit als Förderung für das Künstlerbuch. Jede Publikation und die Zusammenarbeit mit den Autoren/ Künstlern bereichert unser eigenes Schaffen – wir handeln also auch eigennützig. Unser Verlag ist Luxus pur, und wer will das nicht?

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

Die Vorgehensweise optimiert sich aufgrund unserer wachsenden Erfahrung, aber jeder Titel wartet mit neuen gestalterischen, drucktechnischen und konzeptuellen Herausforderungen auf. Bisher wurde keiner unserer Titel digital herausgegeben, das wird aber nicht mehr lange auf sich warten lassen. Wir lassen uns auf Trab halten.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

Die Edition Haus am Gern ist nicht Konkurrenz, sondern Ergänzung in der Verlagslandschaft. Wir verstehen unsere Titel als konzeptuelle Sammlung, die sich laufend erweitert. Der Luxus der Unabhängigkeit erlaubt uns, uns und unseren Autorinnen und Autoren Zeit zu lassen, um ein gutes Projekt zu schaffen, das seinen eigenen Regeln folgt. Da wir hauptsächlich Künstlerbücher herausgeben, ist jede Produktion eigenständig und Format, Grafik, Drucktechnik, Bild und Text bilden eine künstlerische Einheit. Obwohl die Mittel immer sehr begrenzt sind, können sich die Resultate sehen lassen.

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Barbara Meyer Cesta © Edition Haus am Gern

Barbara Meyer Cesta © Edition Haus am Gern

Wir stehen mit jedem neuen Titel neu am Start, das ist unser Konzept.

Wie gewinnen Sie Autoren?

Diese kommen in der Regel zu uns, weil sie bei uns nicht nur verlegerische, sondern auch künstlerische, und konzeptuelle Begleitung erhalten und sich mit dem Verlagskonzept identifizieren können. Wir regen aber auch vereinzelt Künstler zu einer Publikation an.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Von der Nische zum Publikum… Wichtig ist die Präsenz an Buchmessen, bei Ausstellungen, in ausgewählten und wohlwollenden Buchhandlungen. Daneben pflegen wir unsere Website und machen ab und zu Veranstaltungen zu Neuerscheinungen.

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

Unsere Titel sind nicht immer regalkonform und keine Bestseller und müssen mit einem gewissen Aufwand an Beratung verkauft werden. Das trübt das Verhältnis zum Buchhandel. Zudem haben wir nicht immer gute Erfahrungen gemacht, wenn wir Bücher in Kommission gegeben haben.

Wie halten Sie es mit Amazon?

Bisher keinen Versuch gemacht und haben es auch nicht vor.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Eine gute Pressearbeit ist schon fast ganz die halbe Miete. Die Präsenz an Independent-Messen – von denen wir eine bei uns in Biel/Bienne ins Leben gerufen haben – die andere Hälfte. Den Rest macht unser Ruf.

Wie halten Sie es mit dem Schweizer Buchhändlerverband?

Gar nicht.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Rudolf Steiner © Edition Haus am Gern

Rudolf Steiner © Edition Haus am Gern

In unserer Nische stehen Bücher für ein waches, verspieltes und anspruchsvolles Publikum.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

In dieser Nische. Die kann sich auch noch ausdehnen.

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

Wir sind kein kommerzieller Verlag und meist auf öffentliche Gelder angewiesen. Solange wir unsere Produkte finanzieren können und sie ein Publikum finden, liegt das Risiko allein bei unserer Nervenstärke.

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

Wir geben grundsätzlich keine Ratschläge.

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Der gesunde Menschenversand, Luzern

Herzlichen Dank für diesen Einblick. Matthias Burki war bereits so freundlich, seinen Verlag hier vorzustellen.

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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

Die Edition Haus am Gern im Netz:

Die Homepage

Die kleine Bieler Büchermesse, die wir ins Leben gerufen haben, bei Facebook

Der vielsprachige öffentliche Bücherschrank in Biel/Bienne, der ebenfalls auf unserem Mist gewachsen ist

„Ein Verlag wird immer auch an den Leistungen der Vergangenheit gemessen.“ – SteglitzMind stellt Josef Felix Müller vom Vexer Verlag vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Heute erfahren wir mehr über Josef Felix Müller und seinen Vexer Verlag mit Sitz in St. Gallen und Berlin. Vorgeschlagen hatten das Beatrice Maritz und Andreas Grosz von der edition pudelundpinscher.

Wie kam es zur Gründung?

Josef Felix Müller mit Tochter Vera Ida Müller © privat

Josef Felix Müller mit Tochter Vera Ida Müller © privat

Die Idee zur Gründung vom Vexer Verlag entstand 1984 in einer Atelierwohnung in Paris. Josef Felix Müller lebte damals zusammen mit seiner Frau Monika und der gemeinsamen Tochter Vera Ida ein Jahr lang in Frankreich. 1985, nach der Rückkehr in die Schweiz entstand die Schriftenreihe Vexer Nummer 1 – 10. Die sehr unterschiedlichen Texte von Künstlern, Kunstvermittlern, Musikern und Laien wurden in Blei gesetzt, im Buchdruckverfahren gedruckt und zusammen mit Freunden von Hand gebunden und fadengeheftet. In der Folge entstanden viele Bücher, Editionen, Videos, musikalische Produktionen, Multiples etc.

Das Profil?

Bei den über 150 publizierten Projekten, die seit 1985 im Vexer Verlag realisiert worden sind, handelt es sich ausschließlich um Kooperationen zwischen Kunstschaffenden und dem Künstler und Verleger Josef Felix Müller.

Der Vexer Verlag hat auch einen Sitz in Berlin …

Als Erweiterung vom Schweizer Hauptsitz in St. Gallen eröffnete Vera Ida Müller, ebenso Künstlerin und Verlegerin, 2014 das Vexer Verlag Büro Berlin. Josef Felix Müller und Vera Ida Müller verstehen ihre verlegerische Tätigkeit als Teil ihrer eigenen künstlerischen Auseinandersetzung, als eine Art des persönlichen Fortschreibens der eigenen Fragestellungen durch den Austausch mit künstlerischen Positionen. Die Motivation liegt darin, inhaltliche Fragen durch ein gemeinsam mit den Künstlern und Künstlerinnen konzipiertes, multiplizierbares Produkt zu erkennen, zu klären, adäquat umzusetzen und zu vermitteln.

Machen Sie alles alleine?

Vexer_Liechti_Klartext (2)Für die Realisierung der Projekte pflegen wir einen grossen Pool von Mitarbeitenden, ein freischaffendes Team, bestehend aus Grafikerinnen und Grafikern, Lektorinnen, Korrektorinnen, Fotografen, Druckereien, Buchbindereien etc. aus ganz Europa.

Wir sind in den letzten Jahren immer wieder großzügig unterstützt worden durch Stiftungen, Gemeinden, Kantone und durch private Förderung. Unser Netzwerk und die gute Zusammenarbeit mit interessierten Buchhändlerinnen und Buchhändlern ermöglichen es uns, unsere Projekte international zu vertreiben. – Die effizienteste und schönste Förderung aber ist für unseren Verlag die Stammkundschaft von Sammlerinnen und Sammlern sowie Bibliotheken, die unsere Bücher regelmässig erwerben.

Ihre persönlichen Highlights?

Als Highlights möchte ich Peter Liechti nennen mit den beiden Büchern „Lauftext“ und „Klartext“, das alle Gespräche beinhaltet, die der Filmer kurz vor seinem Tod mit seinen Eltern geführt hat und die dann im Film „Vaters Garten – Die Liebe meiner Eltern“ verwendet wurden.

Ganz neu ist jetzt ein literarisches Portrait erschienen von Fredi Lerch über die Künstlerin Lilly Keller. Die sehr eigenwillige und emanzipierte 86-jährige Künstlerin erzählt darin über ihr frei bestimmtes Leben. Sie war befreundet mit Meret Oppenheim, Jean Tinguely, Daniel Spörri, Sam Franzis usw. Lilly Keller ist eine außergewöhnliche Frau, die noch heute unbeirrt ihre Kreativität auslebt.

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

Bücher waren für mich schon in jungen Jahren überlebenswichtig. Ich konnte durch das Lesen in fremde Welten eintauchen, den Alltag vergessen und Abenteuer erleben, für die ich im realen Leben viel zu ängstlich war.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

Die Vorstellung, dass man durch Bücher fremde Menschen an persönlichem Empfinden teilhaben lassen kann finde ich großartig. Wenn mir etwas gefällt, möchte ich es mit möglichst vielen Menschen teilen können.

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

Das Büchermachen ist sehr viel einfacher geworden. Die digitale Zeit bringt aber mit sich, dass viele Menschen denken, dass sie keinen materiellen Balast mehr brauchen und dass sie alles zu jeder Zeit vom Netz herunterladen können. Für mich ist aber das Haptische, das Greifbare enorm wichtig. Ohne diese Körperlichkeit kann ich mir das reale Leben nicht vorstellen.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

Vexer_PeterLiechti_Lauftext_CoverIch mache nur das, was mich persönlich berührt und interessiert. Alles muss mit meinem Leben verbunden sein. Somit kann es eigentlich gar keine Konkurrenz geben.

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Ich kann immer nur in der Gegenwart reagieren. Ich überdenke meine Aktivitäten immer wieder. Bei mir ist eigentlich jeder Tag ein Neubeginn.

Wie gewinnen Sie Autoren?

Die meisten Künstlerinnen und Künstler sind sehr glücklich, wenn ich sie anfrage für ein Projekt. Ich muss viel mehr Autorinnen und Autoren enttäuschen, die etwas mit mir machen wollen, das ich nicht will.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Wir machen alles selber. Ich in St.Gallen und meine Tochter in Berlin. So bleibt mehr Geld im Verlag. Für einen kleinen Verlag sind die professionellen Vertriebsangebote viel zu teuer. Ich muss für jedes Buchprojekt ein neues Publikum finden. Die wichtigsten Kunden kommen aus dem sozialen Umfeld der Künstler. Dann gibt es aber auch immer mehr interessierte Sammler, die das ganze Programm haben wollen. Das sind dann immer Freudentage.

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

Für Kunstbücher gibt es immer weniger interessierte Buchhandlungen. Der Markt ist sehr klein und regional beschränkt. Das heißt, dass ich für jedes Buch die geeigneten Partnerbuchhandlungen finden muss. Ich bin nun seit dreißig Jahren als Verleger tätig. Da entstehen richtige Freundschaften und das ist wichtig im Buchhandel.

Wie halten Sie es mit Amazon?

Ich habe noch nie ein Buch bei Amazon gekauft. Die bezahlen keine Steuern und die Mitarbeitenden werden sehr schlecht bezahlt. Dieses Gebaren ist Gift für die Buchkultur.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Für Werbung habe ich kein Geld. Die richtigen Bücher zur richtigen Zeit sind die beste Langzeitwerbung.

Wie halten Sie es mit dem Schweizer Buchhändlerverband?

Ich bin seit zwei Jahren im Schweizer Buchhändler und Verleger Verband SBVV. Berufsverbände sind sehr wichtig, um politisch etwas bewegen zu können. Für Kleinverlage ist aber der Mitgliederbeitrag viel zu hoch.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Ich möchte ganz nahe bei den Künstlerinnen und Künstlern sein, die ein Projekt im Vexer Verlag machen. Ich glaube, als Kleinverlag die so sehnlich gewünschte Intimität und Einzigartigkeit zu bieten, die gute Bücher brauchen.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

Vexer_LillyKeller_CoverDie größte Chance ist die Zeit, die vergeht. Ein Verlag wird immer auch an den Leistungen der Vergangenheit gemessen.

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

Bestseller sind eine große Gefahr für einen Kleinverlag. Schon viele gute Verlage sind daran gescheitert.

Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

Unabhängiges Denken und Handeln sind die Basis von kultureller Arbeit.

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

Klein und fein beginnen und klein und fein halten.

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Ich mag den Mark Pezinger Verlag in Wien und den Mitbegründer Thomas Geiger.

Herzlichen Dank für diesen Einblick.

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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

Der Vexer Verlag im Netz:

www.vexer.ch

„Man braucht auch mal große Vorbilder …“ – SteglitzMind stellt Bernd Schuchter vom Limbus Verlag vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Heute erfahren wir mehr von Bernd Schuchter und den Limbus Verlag. Vorgeschlagen hatte das Jürgen Schütz vom Wiener Septime Verlag.

Eine Skizze vom Verlag …

Bernd Schuchter © Merle Rüdisser

Bernd Schuchter © Merle Rüdisser

Der Limbus Verlag geht 2015 in sein zehntes Jahr als Verlag und fühlt sich mittlerweile angekommen im Literaturbetrieb. Die Programmschwerpunkte deutschsprachige Gegenwartsliteratur mit Fokus österreichische Literatur sowie die Essayreihe zu diversen gesellschaftspolitisch aktuellen Themen werden im Literaturbetrieb gut angenommen; die Resonanz von Presse und Buchhandel ist seit Jahren positiv, ebenso die Umsatzentwicklung in den letzten Jahren. Nach der Gründung in Innsbruck und vier Jahren in Hohenems (Vorarlberg) hat der Verlag seit 2011 wieder in Innsbruck seinen Sitz. Im Programm sind inklusive E-Books etwa 135 Bücher lieferbar, wobei seit zwei Jahren alle Novitäten sowohl in Print als auch digital erscheinen. Die Backlist wird nach und nach digitalisiert.

Machen Sie alles alleine?

Im Verlag selbst sind wir zu dritt, neben den zwei Lektorinnen Mag. Merle Rüdisser und Mag. Elisabeth Mayr bin ich als Verleger für das Organisatorische, die Programmgestaltung, Presse und Vertrieb zuständig.

Ihre persönlichen Highlights im Bücherjahr?

Meine Highlights in diesem Buchfrühling sind die drei Essays von Alois Schöpf (Kultiviert sterben), Stefanie Holzer (Wer, bitte, passt auf meine Kinder auf?) und vor allem der sehr schöne Stefan-Zweig-Essay von Reinhard Wilczek (Stefan Zweigs Reise ins Nichts). Im Herbst freuen wir uns auf den neuen Erzählband von Wolfgang Hermann (Die letzten Gesänge) und die Neuauflage von Wolfgang Hermanns wunderbarem Band Paris Berlin New York.

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

Limbus_Schoepf_Sterben_DownÜber das eigene Schreiben (meine Romane erscheinen im Braumüller Verlag, Wien, zuletzt der Roman Föhntage und der Reiseführer Innsbruck abseits der Pfade, Anm.) kam ich in den Literaturbetrieb, lernte AutorInnen kennen und machte erste Gehversuche bei Literaturzeitschriften. Neben dem Studium arbeitete ich auch jahrelang in einem Antiquariat und lernte das Buch als Kulturträger, von der haptischen Seite her, kennen: Was ist ein Vorsatz, eine Titelei, ein Schnitt, Bünde, Bögen, wann sagt man berieben, wann bestoßen. Das war sehr lehrreich, insbesondere auch der Zugang zur Druckgrafik; so lernte ich etwa den Unterschied zwischen Holz- und Kupferstich, Radierung und Lithografie. Da war es ein kleiner Schritt zum eigenen Büchermachen; vor allem, da es damals, um 2003, 2004, einen gewissen Bedarf an neuen Verlagen gab, es war die letzte Gründerwelle, wenn man so will; Verlage wie die meisten Independents, Blumenbar, Voland & Quist in Deutschland, Salis in der Schweiz, Luftschacht, Klever oder eben Limbus sind Gründungen jener Jahre. Seitdem hat sich viel getan. Wir sind alle professioneller geworden, mit dem Verlegen selbst, dem Büchermachen. Die Verlage wurden über die Jahre erwachsen.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

Das Büchermachen ist schlicht eine sehr schöne Arbeit; man lernt spannende Menschen kennen, die sich mit spannenden Themen beschäftigen; es ist manchmal recht unzeitgemäß, trotz aller Schwierigkeiten aber eine sehr erfüllende und sinnvolle Arbeit. Abgesehen davon ist der Literaturbetrieb – die befreundeten AutorInnen und VerlegerInnen, BuchhändlerInnen und VertreterInnen, JournalistInnen und LeserInnen – sehr solidarisch und interessant. Das macht den Alltag nicht nur erträglich, sondern erstrebenswert.

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

Limbus_Hermann_DieletztenGesaenge_Cover_DownKaum etwas; wir bieten unsere Bücher auch als E-Books an, das macht vom Umsatz her aber kaum etwas aus, da wir eine sehr spezielle Art von Literatur machen; unsere LeserInnen sind da klassisch sozialisiert und schätzen sorgfältig gemachte, gedruckte Bücher. Wenn da mal eine junge Generation nachkommt, die es gewohnt ist, auf dem Bildschirm oder dem Tablet zu lesen, wird sich das ändern. Aber das sind Veränderungen, die nur sehr langsam stattfinden.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

Als kleinerer Verlag arbeiten wir immer in einer Art Nische, wenngleich bei einem passenden Thema und einem passenden Autor auch die großen Zeitungen und die LeserInnen genauso zu begeistern sind, etwa bei Hans Platzgumers Tschernobyl-Roman Der Elefantenfuß, das verselbständigte sich damals im März 2011 wegen Fukushima; da riefen schon mal ein Dutzend Journalisten pro Tag an, über Wochen. Ansonsten wissen unsere LeserInnen, das wir ordentliche Bücher machen, ordentlich lektoriert, mit schönem Satz und schöner Ausstattung und mit spannenden Themen. Engagierte Literatur, wenn man so will, mit diesem speziellen Fokus auf österreichische AutorInnen.

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Schwer zu sagen, es hängt oft ein wenig von der einen oder anderen Rezension oder dem einen oder anderen Buchhändler ab, man braucht ein wenig Glück; am Ende ist es aber immer so, dass man sich von vergangenen Erfolgen nichts kaufen kann; jedes neue Buch muss sich neu bewähren, die Arbeit beginnt mit jedem neuen Buch aufs Neue.

Wie gewinnen Sie Autoren?

Limbus_Hermann_PBNY_Cover_DownMittlerweile kennt man den Verlag und da wir hauptsächlich mit HausautorInnen arbeiten, ergibt sich aus der Tatsache, dass wir nur etwa fünfzehn Bücher im Jahr machen, dass das Programm über die Jahre zu einem guten Teil immer wieder von jenen AutorInnen bestritten wird, mit denen wir bereits zusammenarbeiten. Hinzu kommen ein paar Empfehlungen von KollegInnen; in der Essayreihe gehen wir auch nach Themen und sprechen AutorInnen an, von denen wir glauben, sie könnten zum jeweiligen Thema etwas schreiben. Blindzusendungen finden den Weg ins Programm eher selten.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Ich habe früher auch im Buchhandel gearbeitet und kannte daher die Strukturen des Buchhandels ein wenig; der Vertrieb ist klassisch aufgebaut – Auslieferungen, Barsortimente, Vertreter –, wobei in den letzten Jahren der Direktvertrieb keine unbedeutende Rolle spielt. Da wir uns keine großen Inseratenkampagnen leisten können, sind wir immer auf redaktionell gestaltete Pressearbeit angewiesen, und natürlich Mundpropaganda sowie die persönlichen Gespräche bei Lesungen und Messen.

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

In Österreich ist die Szene recht kollegial – wenn das Buch vom Autor, vom Thema her für den Buchhandel passt, kaufen die KollegInnen auch gerne ein; die Schweiz ist da schon schwieriger und der deutsche Markt ist aufgrund der Umwälzungen durch Thalia und Hugendubel in den letzten Jahren ein wenig trostloser geworden; da braucht es als Türöffner oft lokal bekannte deutsche AutorInnen oder entsprechend gut wahrgenommene Rezensionen in den Leitmedien; besonders die deutschen Radios sind aber meist sehr interessiert, auch mit den großen Zeitungen wie taz, NZZ, FAZ oder der Zeit haben wir keine schlechten Erfahrungen gemacht.

Wie halten Sie es mit Amazon?

Braucht man und ist aus dem Betrieb nicht wegzudenken; wir beliefern sie aber nicht direkt, sondern über unsere Auslieferungen und Barsortimente. Amazon ist wie der unbeliebte Onkel, keiner mag ihn, er gehört aber doch zur Familie. Man muss sagen – abgesehen von den Arbeitsbedingungen und dem sonstigen Geschäftsgebaren –, was sie machen und wie, das ist schon gut.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Limbus_Holzer_Kinder_DownPersönliche Marketingarbeit, persönlicher Kontakt zu LeserInnen, BuchhändlerInnen, JournalistInnen, BibliothekarInnen usw. Jedes Buch hat sein je eigenes Marketing, kein Dienst nach Vorschrift.

Wie halten Sie es mit dem Hauptverband des österreichischen Buchhandels?

Der HVB ist ein wichtiges Organ, auch wenn er unsere tägliche Arbeit nicht oft streift; als Institution etwa auf den großen Buchmessen und als Interessenvertretung ist er für alle österreichischen Verlage wichtig; genauso wichtig ist aber etwa die weitaus niederschwelligere Arbeit der IG AutorInnen, deren Stand etwa auf der Frankfurter Buchmesse eine enorm wichtige Anlaufstelle für AutorInnen und Verlage ist.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Wie bereits oben beschrieben; haptisch, handwerklich, inhaltlich-literarisch anspruchsvoll, engagierte Themen, authentisch: Wir stehen hinter jedem Buch. Unsere Leser sind so vielfältig wie die Vielfalt an Büchern und Themen, die es in der Welt gibt.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

Wir arbeiten daran, unseren Stil und unser Programm unverwechselbar zu machen, etwa durch die schöne Reihe Limbus Preziosen, sodass man vielleicht in ein paar Jahren sagen kann: „Ah, ja die Preziosen-Reihe.“, wie man das heute von der Salto-Reihe des Wagenbach-Verlags oder den Büchern der Friedenauer Presse sagt; man braucht auch mal große Vorbilder …

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

Ein Standbein unseres Verlags ist sicher die Kulturförderung der öffentlichen Hand, besonders in Österreich; das betrifft alle österreichischen Verlage, von Haymon über Residenz bis Klever. Wenn es die in der Form mal nicht mehr gibt, wird es für die österreichische Literatur zappenduster.

Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

Die kleinen Verlage sind ein wenig flexibler, können oft schneller produzieren und dürfen sich das eine oder andere Mal etwas trauen, was gegen die Marktgepflogenheiten ist. Als wir den Essay über das Vorlass-Wesen (Wenn Dichter nehmen von Alois Schöpf, 2014) gemacht haben, waren wir und der Autor vielen Anfeindungen ausgesetzt, vor allem vom etablierten Literaturbetrieb, den Institutionen, Archiven, auch von AutorenkollegInnen und Vereinigungen; diese hysterische Reaktion hat uns gezeigt, dass wir einen wunden Punkt getroffen hatten, also nicht ganz falsch lagen. Ein wunderbarer Artikel in der Zeit hat uns dann zum größten Teil recht gegeben; das war eine wichtige, wenngleich späte Genugtuung für unsere Arbeit.

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

Limbus_Wilczek_Zweig_DownDa kann man nicht raten, einfach machen oder nicht. Es geht da auch viel um Leidenschaft fürs Lesen, das Buch, das Büchermachen; lesen Sie den schönen Essay Wie ich Bücher gestalte. Ästhetik des Buches von Friedrich Forssman, der eben bei Wallstein erschienen ist; man sollte sich schon darüber Gedanken machen, wie man Bücher machen will, gründen allein ist zu wenig. Auch die Leidenschaft allein ist zu wenig, man sollte vom Büchermachen schon ein wenig Ahnung haben, inhaltlich und haptisch-ästhetisch, sei es durch ein klassisches Germanistik-Studium, als Buchgestalter, Grafikdesigner oder auch als Autodidakt, ein Verlag bedeutet schlicht Arbeit und die kann man immer gut oder schlecht erledigen.

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Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Es gibt einige spannende Verlage, die unbeirrt ihren Weg gehen; in Österreich der Sonderzahl Verlag, Luftschacht oder etwa der Klever Verlag; ich würde Ralf Klever vom Klever Verlag als nächsten Gesprächspartner vorschlagen.

Wo findet man Ihren Verlag im Netz?

Vornehmlich über unsere Website. Die extrem zeitfressenden Auftritte wie Facebook oder Twitter, die ja auch ständig betreut werden müssen, sparen wir uns derzeit noch und machen stattdessen lieber ein Buch zusätzlich; aber das kann sich ja mal ändern.

Herzlichen Dank für diesen Einblick!

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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

„Gewisse – auch schlechte – Erfahrungen gehören zu jedem Anfang.“ – SteglitzMind stellt Beatrice Maritz und Andreas Grosz von der edition pudelundpinscher vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Heute stehen Beatrice Maritz und Andreas Grosz Rede und Antwort, die 2006 die edition pudelundpinscher ins Leben gerufen haben. Vorgeschlagen hatte das Hartmut Abendschein, der die edition taberna kritika verantwortet.

Seit wann existiert die Edition?

das Verlegerteam © edition pudelundpinscher

das Verlegerteam © edition pudelundpinscher

In einem alten Holzhaus, das zur Zeit der Erfindung des Buchdrucks, aber noch vor der Entdeckung von Amerika erbaut wurde und in den Schweizer Alpen steht, gründeten wir 2006 unseren kleinen Verlag.

Machen Sie alles alleine?

Wir – Beatrice Maritz und Andreas Grosz – führen so viele Arbeiten wie möglich selber aus, lassen unsere Bücher im italienischsprachigen Nachbarkanton drucken, weil das so praktisch und recht umweltfreundlich ist, und erteilen hie und da auch Aufträge.

Die Programmschwerpunkte … Und Ihre persönlichen Highlights?

Im Augenblick sind 25 Titel lieferbar, ausschließlich analog. Als Programmschwerpunkte gelten immer noch Lyrik, nicht ganz marktkonforme Prosa und Übersetzungen.

Und die Highlights? Wie war das doch zum Beispiel an den letzten Solothurner Literaturtagen, als wir im SWIPS-Zelt hinter unserem Bücherstand auf Neugierige warteten: Da schnappte sich eine junge Frau ein Buch von unserem Tisch und las daraus ihren beiden Kolleginnen vor. Es handelte sich um „Abstecher ins bürgerliche Jenseits“ von Wilfried Happel. Er lebt übrigens in Berlin …

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

Gewisse Dinge bahnen sich langsam an. Viele Jahre Buchhandel, eigene fast lebenslange Schreiberfahrung, eine fast manische Bücherliebe – das musste irgendwann fast zwangsläufig zur Gründung eines eigenen Verlags führen.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

Das fragen wir uns bisweilen tatsächlich auch.

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

pudelupinscher_coverDer Computer ermöglicht vieles, was früher mit viel mehr Schwierigkeiten verbunden war – zum Beispiel auch die Gründung eines Verlags.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

Wir basteln leidenschaftlich gern, das erlaubt uns, so unabhängig wie möglich zu sein. Wir machen niemandem viel streitig, deshalb ist von Konkurrenz auch kaum etwas zu spüren.

 So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Gewisse – auch schlechte – Erfahrungen gehören zu jedem Anfang. Anders geht es nicht. Wirklich schief gelaufen ist bisher kaum etwas.

Wie gewinnen Sie Autoren?

Wir kennen Autorinnen und Autoren, wir lassen uns welche empfehlen, wir erhalten Manuskripte …

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Wir haben eine Auslieferung in der Schweiz und eine in Deutschland, wir haben einen Vertreter, der in unserem Auftrag die deutschsprachige Schweiz bereist, wir versenden unsere Verlagsvorschauen und Newsletters an Presse und Literaturinteressierte, und wir versuchen, da und dort ein wenig aufzufallen.

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

Siehe oben. Wir verschenken Lese-Exemplare und decken unseren eigenen Bücherbedarf in Buchhandlungen. u einzelnen Buchhändlerinnen und Buchhändlern pflegen wir persönliche Beziehungen.

Wie halten Sie es mit Amazon?

Wir gehen Amazon aus dem Weg. Die dort herrschenden Arbeitsbedingungen und andere Seltsamkeiten legen uns ein solches Verhalten nahe.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Unser Möglichstes.

Wie halten Sie es mit dem Schweizer Buchhändlerverband?

Wir sind (noch) nicht Mitglied des SBVV.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Leute, die gute, schöne, handliche Bücher mögen. À propos „schön“: Unsere Covers werden von Künstlerinnen und Künstlern gestaltet. Vielleicht nennt sich das „eine Marktnische“.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

In seiner Kleinheit. Die gewährleistet eine gewisse Unsinkbarkeit (aber das haben schon Riesen und Titanen von sich behauptet …)

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

das Logo © edition pudelundpinscher

das Logo © edition pudelundpinscher

Dass uns die Puste ausgeht.

Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

Das Unkonventionelle, Leidenschaftliche. Und die Freundschaft unter Kolleginnen und Kollegen.

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

Macht euch auf Wunder gefasst (auch auf blaue). Seid also offen und unvoreingenommen.

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

verlag die brotsuppe, edition 8, edition howeg, Vexer Verlag, Verlag im Waldgut, edition taberna kritika, die Hartmut Abendschein hier bereits vorgestellt hat. Klopfen Sie doch einmal in Biel beim verlag die brotsuppe an.

Herzlichen Dank für diesen Einblick!

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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

Die edition pudelundpinscher im Netz:

www.pudelundpinscher.ch

www.swips.ch

www.literaturfest.ch

www.viceversaliteratur.ch

 

„Ich mache einfach das, was man machen sollte …“ – SteglitzMind stellt Matthias Burki von Der gesunde Menschenversand vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Heute erfahren wir mehr über Matthias Burki, der den Verlag Der gesunde Menschenversand gegründet hat. Der Vorschlag kommt von Hartmut Abendschein, der die edition taberna kritika verantwortet.

Eine Skizze vom Verlag …

Matthias Burki © Mischa Christen

Matthias Burki © Mischa Christen

Der gesunde Menschenversand wurde 1998 in Bern gegründet und ist nun seit einigen Jahren in Luzern zu Hause, ein Fast-1-Mann-Verlag mit 120 Stellenprozenten, ab August 2015 kommt aber eine 50%-Stelle dazu. Und natürlich gibt es viele freie Mitarbeiter für Grafik, Lektorat, Korrektorat etc.

Die Programmschwerpunkte?

Schwerpunkt ist Spoken-Word-Literatur in Text und Ton, Literatur also, die auch oder ausschließlich für die Bühne, im Radio usw. geschrieben wurde und von den Autor/innen selber vorgetragen wird. Anzahl lieferbarer Titel: ca. 100; analog und digital (E-Books seit 2 Jahren, Ton-Download seit Anbeginn)

Ihre persönlichen Highlights?

„Simeliberg“ von Michael Fehr natürlich (2. Preis in Klagenfurt), „Grand Tour“ von Fitzgerald & Rimini. Aber vor allem eine Veranstaltung: Am 1. Februar organisierte der Autor Matto Kämpf eine Benefiz-Veranstaltung für Menschenversand, an der gleich 20 Autor/innen des Verlags aufgetreten sind. Ein langes, ausverkauftes Fest mit dem längsten Büchertisch der Verlagsgeschichte. Und ein fast zu Tränen rührendes Engagement, wer kann schon auf so treue, mitdenkende, ja mitfühlende Autor/innen zählen?

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

Das war nicht so geplant, am Anfang stand die Idee einer Anthologie (Das Buch der Langeweile), so brauchten wir einen Verlagsnamen, dann haben wir, damals noch zu zweit, halt einfach weitergemacht, mit Poetry Slams, Hörbüchern, einem Literaturfanzine usw. Ohne Businessplan und mit einer gesunden Portion Naivität. Parallel dazu blühte die Schweizer Spoken-Word-Szene auf und so ergab das eine das nächste …

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

menschenversand_Cover 1Keine Ahnung. Zum Glück habe ich auch keine Zeit, darüber nachzudenken.

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

Vorläufig wenig, neben den natürlich anfallenden neuen Arbeitsschritten.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

„Positionieren“ und „Konkurrenz“ sind Begriffe, die mir fern liegen. Ich mache einfach das, was man machen sollte, wenn man Spoken-Word-Literatur verlegt.

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Noch weniger gesunder Menschenverstand und noch mehr gesunde Naivität.

Wie gewinnen Sie Autoren?

Über die (Schweizer) Spoken-Word-Szene, viele der Autor/innen kenne ich seit Jahren. Oder über Empfehlungen.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Die üblichen Wege mit Auslieferung, Barsortiment und Vertretung. Im Unterschied zu anderen Verlagen ist der Direktverkauf höher, an Lesungen, aber auch mit Ständen außerhalb der Buchbranche, etwa an Weihnachtsmärkten usw.

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

Einiges, aber zu wenig. Schön ist: Es gibt einige Menschenversand-Fans unter den Buchhändler/innen, in Bern und anderswo, die sich sehr für die (Hör)Bücher einsetzen.

Wie halten Sie es mit Amazon?

Schwierig. Kein direkter Kontakt.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Viel, aber zu wenig.

Wie halten Sie es mit dem Schweizer Buchhändlerverband?

Mitglied. Als politischer Akteur unerlässlich und in jüngster Zeit im (erfolglosen) Kampf gegen die Abschaffung der Buchpreisbindung, der möglichen schweizerischen Verlagsförderung (vielleicht erfolgreich) und dem Auftritt an der Leipziger Buchmesse sehr aktiv, gut vernetzt und engagiert.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Die Nische ergibt sich aus dem Schwerpunkt – Literatur auf der Bühne. Die Leser und Hörerinnen sind erfreulich unterschiedlich, auch je nach Autor/in, insofern erübrigt sich das marketingverseuchte Zielgruppensuchen.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

Im Überleben.

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

Im zermürbenden Sich-ständig-knapp-über-Wasser-Halten.

Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

das Logo  © Der gesunde Menschenversand

das Logo © Der gesunde Menschenversand

Experiment, Austausch, Sperrigkeit, Hilfsbereitschaft, Trinken, Freundschaft, Tanzen.

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

Abraten. Auch als Jurist kann man jammern, aber auf bedeutend höherem Niveau.

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Alle Verlage von SWIPS (Swiss Independent Publishers), Urs Engelers Verlag, insbesondere die roughbook-Reihe, diaphanes, Edition Korrespondenzen, kookbooks, Der Kollaboratör, Voland & Quist, Verbrecher Verlag, den Jörg Sundermeier hier bereits vorgestellt hat, und viele mehr …

Herzlichen Dank für diesen Einblick!

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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

Der gesunde Menschenversand im Netz:

www.menschenversand.ch

„Würde ich Schlagzeug spielen, wäre es wahrscheinlich ein Label geworden.“ – SteglitzMind stellt Ulf Stolterfoht von Brueterich Press vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Heute steht Ulf Stolterfoht von Brueterich Press Rede und Antwort. Vorgeschlagen hatte das Bertram Reinecke von Reinecke & Voß.

Eine Skizze vom Verlag …

Ulf Stolterfoht © Ayse Yavas

Ulf Stolterfoht © Ayse Yavas

Angemeldet hatte ich den Verlag schon im März 2011, es hat dann aber doch bis zum März 2015 gedauert, bis die ersten drei Bücher erscheinen konnten. Was, von heute aus betrachtet, auch ganz gut so war. Der Verlag hat zwei Standorte, Berlin-Schöneberg und Feistritzwald in der Steiermark.

Ein Einzelkämpfer?

Ich mache bisher alles alleine, also auch die Auslieferung, nur die Gestaltung liegt in fremden Händen, nämlich denen der Stuttgarter Agentur gold & wirtschaftswunder, und in Stuttgart wird auch gedruckt.

Die Programmschwerpunkte?

Bei BRUETERICH PRESS erscheinen Lyrik und Lyriktheorie, beides im Original und in Übersetzung. Bisher lieferbar sind drei Bücher, zwei Gedichtbände von Hans Thill und Oswald Egger, und ein Theoriebuch von Franz Josef Czernin – bisher nur analog, eBooks sind aber für die Zukunft eine Option, vor allem für Wiederveröffentlichungen oder zweite Auflagen.

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

Da ich mich nur mit Lyrik auskenne, zumindest ein bisschen, kam nichts anderes in Frage. Und für jemanden, der selbst auch nur Lyrik schreibt, ist es schön, wenn er morgens mal rauskommt, Bücher zur Post bringen, Versandtaschen kaufen, mit BuchhändlerInnen Kaffee trinken. Solche Sachen. Würde ich Schlagzeug spielen, wäre es wahrscheinlich ein Label geworden.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

Zu sehen, dass man auch mit relativ wenig Geld relativ viel anstellen kann, ist eine prima Sache. Dazu kommt die allseits bekannte Lyrikunlust bei den großen Verlagen, die sich in den nächsten Jahren eher noch steigern wird, wenn ich die Zeichen richtig deute. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass es Lyrik in zehn Jahren nur noch in kleinen oder sehr kleinen Verlagen geben wird. Vielleicht ist das auch gar nicht so schlimm. – Ich glaube mittlerweile, dass es gut ist. Und das sage ich nicht nur als Miniverleger, sondern in erster Linie als Autor.

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

Bei mir hat sich in den paar Monaten natürlich nichts verändert. Was sich sicher ändern wird, sind die absurd hohen Preise, die derzeit von den sogenannten. Publikumsverlagen für eBooks verlangt werden. Hier sind die Kleinen sicher im Vorteil, weil es für sie viel einfacher ist, für ein eBook das zu verlangen, was es in der Produktion tatsächlich kostet. Was Lyrikbände betrifft, wird das alles wohl etwas länger dauern, aber ich denke, dass es auch hier zu Veränderungen kommt. Ich sehe das als große Chance, nicht als Bedrohung.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

Die Lyrik bei BRUETERICH PRESS ist etwas schwieriger und die Bücher sind etwas teurer als üblich. Der Rest ist sicher ähnlich.

Wie gewinnen Sie Autoren?

Ich frage Freunde, ob sie Lust haben, ein Buch zu machen.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Durch morgendliche Gänge zur Post (siehe oben).

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

Ich versuche, Buchhandlungen dazu zu überreden, BP-Depots anzulegen. Das klappt ganz gut. Bisher gibt es solche Depots in Berlin, Köln, Düsseldorf, Südtirol und hoffentlich bald auch in Wien und Zürich. Darüber hinaus gibt es Buchhandlungen, die die Bände abonniert haben, und solche, die sie in Kommission nehmen. Insgesamt dürften es noch ein paar mehr sein. Natürlich kann jede Buchhandlung auch ganz normal über das VLB bei mir bestellen.

Wie halten Sie es mit Amazon?

Diesbezüglich überhaupt keine Ambitionen.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Was für die Buchhandlungen gilt, gilt genauso für die Leser: ich versuche möglichst viele Menschen zu einem BP-Abo zu überreden. Im Moment gibt es 56 AbonnentInnen. Bei 75 Abos wären die Druckkosten weitgehend abgedeckt. Ansonsten: Flyer, Email-Verteiler, Facebook, Lesungen. Wenn man an den richtigen Türen klopft, gehen die manchmal auch auf. Wobei das Klinkenputzen für mich sicher einfacher ist als für jemanden, der „nur“ verlegt und selbst nicht schreibt.

Wie halten Sie es mit dem Börsenverein für den deutschen Buchhandel?

Ich bin kein Mitglied. Weiß auch nicht, ob die mich nehmen würden.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Zu 80% für Leute, die selbst auch Lyrik schreiben und veröffentlichen. Mir kommt das aber nicht schlimm vor – das ist eben so.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

Darin, daß die großen Verlage die Lyrik drangegeben haben. Und in der Tatsache, dass kaum jemand nein sagt, wenn ich ihn / sie um ein Buch bitte. (Wobei diese beiden Dinge wahrscheinlich auch miteinander zu tun haben.)

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

Keine. Wenn sich der Verlag nach drei Jahren nicht trägt, werde ich wieder aufhören damit.

Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

Kann ich nicht beantworten. Für mich ist die Independent-Szene die einzige Szene.

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

Es einfach zu versuchen. Allerdings ohne das Ziel, davon leben zu wollen.

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Meinen Schöneberger Nachbarn, den Quiqueg Verlag.

Danke sehr für diesen Einblick!

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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

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„Es war gut klein und naiv anzufangen.“ – SteglitzMind stellt Sonia Lauinger von Der Kleine Buch Verlag vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Heute erfahren wir mehr von Sonia Lauinger, die Der Kleine Buch Verlag gegründet hat. Vorgeschlagen hatte das Sandra Thoms vom Dryas Verlag.

Eine Skizze vom Verlag …

Der Kleine Buch Verlag wurde im Januar 2010 in Karlsruhe gegründet: mit nur einer Homepage, noch keinen Autoren, aber mit dem Gedanken: „außer man tut es“ sowohl für den (noch unbekannten) Autor als auch für mich als Verlegerin. Weniger drüber sprechen, mehr tun! – Das war das Motto zu den Verlagsanfängen. Ich wollte die Bücherwelt aus Sicht eines Verlegers kennenlernen. Und bevor ich mich recht versah, trudelten bereits die ersten Manuskripte ein. Woher kannten sie mich? Lag es vielleicht am Verlagsnamen, dass man auf mich kam, wenn man nach „kleiner Verlag“ googelt?

Sonia Lauinger © Der Kleine Buch Verlag

Sonia Lauinger © Der Kleine Buch Verlag

Der-ein-Frau-Verlag nahm Fahrt auf, organisierte Schreibwerkstätten, gab Autoren-Coachings, suchte den Kontakt zu anderen Verlagen, war auf Buchmessen und sonstigen Märkten, tat sonst noch alles Mögliche und Unmögliche um den Wissensdurst zu stillen. Frei nach dem Motto: probieren statt studieren. Und statt eine beschauliche Premieren-Lesung mit meinen ersten vier Titeln im Herbst 2010 zu veranstalten, lud ich in die Karlsruher Fleischmarkt Halle (400 m²) ein, zum ersten „Aufschnitt mit Beilage“: Lesung umrahmt von einem 3-Gänge-Fingerfood-Menü und Livemusik. Mein Ziel: entweder es nach 5 Jahren geschafft zu haben, oder fest zustellen, die Verlagswelt ist doch nicht die meine.

2014 war ich fast soweit: ich hatte mein Profil in der Belletristik gefunden und inzwischen 32 lieferbare Titel herausgebracht; tolle Autoren und ein Pool von kleinen Helferlein um mich geschart; verstand wie der Buchhandel funktioniert; hatte eine kleine Auslieferung; hatte bereits die spannendsten Buchmessen für mich entdeckt, ganz besonders die Leipziger Buchmesse. Und war zudem über den Arbeitskreis kleiner unabhängiger Verlage vom Börsenverein sehr gut mit meinen neuen Kollegen vernetzt und organisierte ab 2011 das Bücherbüffet, „Aufschnitt mit Beilage“, die erste kleine Buchmesse in Karlsruhe – Netzwerken für Büchermacher & Bücherfans.

Und ich schrieb eine schwarze Null 😉

Dann geschah das Unfassbare: ich, der kleinste Verlag in Karlsruhe, bekam den G. Braun Buchverlag, den ältesten, renommiertesten und größten Verlag der Stadt, zum Kauf angeboten!

Heute, kein Jahr später, habe ich nun über 180 lieferbare Titel, mit drei Schwerpunkten: Belletristik (diese Titel sind fast komplett auch als E-Book erschienen), Freizeit sowie Kultur und Geschichte. Eine (inzwischen die bereits die zweite) richtige, große Vorschau, ein 16-köpfiges Team aus freien und festen Mitarbeitern (davon drei Verlagsvertreter und zwei Pressemitarbeiterinnen), Prolit als Auslieferung und meine Bücher finden heute wie selbstverständlich ihren Weg in den Buchhandel, … *freu*

Ihre persönlichen Highlights im Bücherjahr?

Das tolle am Verlegen ist: ein Highlight jagt das nächste. Jedes Buch, jedes Projekt ist ein Highlight. Die fertig zusammengestellte Vorschau ist ein Highlight. Eine erfolgreiche Buchmesse ist ein Highlight. Und die junge Entscheidung, mit der Belletristik auch als Hörbuch durch zu starten, ist gerade das aktuellste Highlight für mich.

Warum musste es in diesen Zeiten unbedingt ein Verlag sein?

Gute Frage! Wenn ich vorher geahnt hätte, wie viel Arbeit und Risiko ein Verlag mit sich bringt, hätte ich womöglich die Finger davon gelassen. Noch ahnungslos, reizten mich die Vielschichtigkeit, das Kreative, das Projektorganisatorische, das Netzwerken, und die fast grenzenlose Möglichkeit sich zu definieren. Eben aus mir anvertrauten Texten und Ideen eine Wirklichkeit werden zu lassen. Auf alle Fälle habe ich in der Verlegerei nun endlich ein Ventil gefunden, meiner überschüssigen Energie freien Lauf lassen zu können.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

Bei mir ist es bisher immer Vorwärts gegangen. In stillen Moment bekomme ich manchmal schon Angst vor meiner eigenen Courage. Vielleicht es ist es aber einfach eine Naivität, bei der ich immer wieder nur auf die Knie und bisher noch nicht auf die Nase gefallen bin. Und ich habe eine wunderbare Familie die mir den Rücken stärkt, sowie ein unverwechselbares, geniales, super hoch motiviertes Team.

Hätten Sie sich auch ohne die Innovationen infolge der Digitalisierung eine Verlagsgründung zugetraut?

Nun, die Digitalisierung habe ich bisher noch nie als Bedrohung oder Konkurrenz wahr genommen, warum auch? Alles entwickelt sich, auch die Medien. Es ist doch spannend zu erfassen, auf welchen Zug man mit aufspringen könnte, welche Art der Digitalisierung auch zu einem selbst passt. E-Books habe ich bereits seit 2012 im Programm und auch 2011 mein erstes Hörbuch produziert. Ich sehe die Digitalisierung eher als Erweiterung des Portfolios.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

Ob ich etwas wesentlich anderes mache weiß ich nicht, aber ich stecke sehr viel Herzblut in meine Arbeit. Soweit ich meine Kollegen kenne, machen die das auch. Das Tollste am Verlegen ist, man hat keine echten Konkurrenten, man hat Kollegen. Das kenne ich aus andern Branchen nicht so. Jeder weiß wie viel Energie in einem Projekt steckt. Man hat daher eher Respekt und kennt die Arbeit der anderen Verlage an. Das gefällt mir.

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Nichts. Es war gut klein und naiv anzufangen. Viel lernen, viel probieren. Mutig, einfach aus sich heraus. Sich selbst ständig hinterfragen: Was passt und was sollte ich anders machen? Immer wieder neu. Heute noch.

Wie gewinnen Sie Autoren?

Nun, das ist ganz unterschiedlich – in der Belletristik müssen die Autoren eher uns gewinnen, denn im Schnitt bekommen wir in der Woche zwischen zwei bis fünf Manuskripteinreichungen. Zu bestimmten Themen im Bereich der Ausflugsführer und/oder Geschichte/Kultur akquirieren wir aber auch und sprechen gezielt potentielle Autoren an. Interessanter ist wohl die Frage, wie man seine Autoren fest an sich bindet:

Ich denke, die aufgeschlossene, umtriebige Art und Weise wie der Verlag arbeitet, Hand in Hand mit den Autoren, sorgt bei uns für die Bindung. Eben gemeinsam das Beste versuchen heraus zu holen. Auch die Autoren vom ehemaligen G. Braun Buchverlag (142) sind, bis auf zwei, bei Der Kleine Buch Verlag geblieben. Das spricht für mich und die Arbeitsweise meines Teams.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Wir haben eine Auslieferung in Deutschland (Prolit) und eine in Österreich (Ennsthaler). Schweiz soll bald folgen. Außerdem beschäftige ich eine Mitarbeiterin im Vertriebsinnendienst und aktuell haben wir drei Vertreter in Deutschland (für die Gebiete: Baden-Württemberg; Hessen, Rheinlandpfalz und Saarland sowie Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen), die unser Programm verkaufen. Aber auch hier möchte ich bald aufstocken und alle Vertriebsgebiete in Deutschland abdecken. In Österreich haben wir über unsere Auslieferung einen Vertreter laufen und für die Schweiz möchte ich natürlich auch bald einen Vertreter gewinnen. Auch im Direktmarketing sind wir erfolgreich – die Beteiligung an vielen Messen (auch neben den üblichen Messen und Ausstellungen für Bücher), Veranstaltungen, eine kontinuierliche Social Media-Arbeit und das Verteilen von Flyern, Programmheften, Postkarten, etc. macht sich bezahlt. Unser Onlineshop wird stark frequentiert und wir bekommen auch telefonische direkt Bestellungen im Verlag. Manchmal kommen die Kunden sogar persönlich vorbei. Unser Handlager muss also ständig neu bestückt werden.

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

Die Anfangsphase war schwierig – als ganz kleiner Verlag muss man sich das „Ernstgenommen werden“ hart erkämpfen. Aber mit viel Engagement, tollen Büchern und motivierten Autoren bekommt man im Laufe der Zeit immer mehr Kontakte und sichert sich so seinen kleinen, aber feinen Platz im Sortiment. Auch Präsenz auf Messen kann da helfen. Und nach der Verlagsübernahme im letzten Jahr läuft der Eintritt ins Sortiment der Baden-Württemberger und Pfälzer Buchhändler (natürlich insbesondere bei den regionalen Titeln sehr reibungslos.)

Wie halten Sie es mit Amazon?

Noch ohne G. Braun vermied ich den direkten Kontakt zu Amazon, war nur indirekt über den Zwischenbuchhandel gelistet. Heute ist Amazon für den Verlag „leider“ ein wichtiger Vertriebsweg geworden, auf deren Umsätze ich nicht verzichten kann. Um das ethisch ein wenig auszugleichen, versuche ich gute Kontakte mit besonderen Angeboten für den Buchhandel zu pflegen. Bei unseren vielen Messeauftritten versuchen ich und mein Team zudem, so viele Endkunden wir möglich vom Stationären Handel zu überzeugen und vermitteln, dass es mittlerweile viele Buchhändler gibt, die den gleichen Service bei der Buchbestellung bieten. Aufklärungsarbeit im Kleinen eben.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Alles Klassische: Printanzeigen, Sozial Media, Lesungen organisieren, Werbematerial für den Händler und den Endkunden. Und durch die vielen Messen sind wir immer im direkten Kontakt mit den Endkunden. Man kommt ins Gespräch. Hier sehe ich dann: Welche Bücher werden wahrgenommen? Wie gefällt die Gestaltung? Spricht die Titelformulierung an? Diese Informationen nutzen ich und mein Team dann zum einen zur weiteren Programmentwicklung, zum anderen können wir so auch absehen, welche Marketingaktionen sich für einen Titel lohnen würden. So gesehen sind die Messebeteiligungen die wichtigsten Marketingaktionen für Der Kleine Buch Verlag. Oft genug verirren sich Buchhändler auf Messen außerhalb des Fachbetriebs. Tolle Gelegenheit für neue Kontakte und oftmals Anstoß für neue Ideen beim Handelsmarketing.

Wie halten Sie es mit dem Börsenverein für den deutschen Buchhandel?

Ich bin Mitglied seit 2011 und bin dann auch gleich in den Arbeitskreis kleiner und unabhängiger Verlage getreten. Ich würde behaupten, alle wesentliche Infos und Kontakte sind von hier aus gekommen. Und auch heute nutze ich den Service des Börsenvereins bei den unterschiedlichsten Fragen.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

das Logo © Der Kleine Buch Verlag

das Logo © Der Kleine Buch Verlag

Durch die unterschiedlichen Kernbereiche des Programms haben wir auch ganz unterschiedliche Zielgruppen. Das ist das schöne, denn Menschen sind unterschiedlich, haben unterschiedliche Interessen und wir haben uns einfach nicht selbst den Zwang auferlegt, nur in einer Zielgruppe zu denken. In der Belletristik ebnen wir vor allem Debütanten den Weg ins Autoren-Dasein – das finden unsere Leser sehr spannend. Das Portfolio reicht von leicht bis anspruchsvoll, jedoch immer den Gedanke in sich tragend, den Leser zu unterhalten. Eine kleine Auszeit vom Alltag.

Bei den regionalen Themen suchen wir gezielt nach Nischenthemen – vom Schneeschuhwandern über die Entdeckungsreisen (vorausgesetzt, es gibt dafür auch eine nennenswerte Zielgruppe – ansonsten macht für uns ein Projekt keinen Sinn). Und für unsere Reihe „Kleine Geschichte. Regionalgeschichte – fundiert und kompakt“ sind wir bekannt und haben uns einen Namen gemacht.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

Ausgewogen unsere drei Sparten Kultur und Geschichte, Freizeit und Belletristik zu pflegen und weiter auszubauen und dabei jede für sich klar in sich definiert zu belassen.

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

In Deutschland haben wir gute Strukturen und Möglichkeiten, Bücher in die Welt zu bringen. Auf dem klassischen Weg gibt es allerdings dabei viele „Mäuler zu stopfen“. Das geht allerding nur durch Masse (sei es durch die Auflagenhöhe oder durch die Anzahl der Titel). Ein kleiner Verlag schafft aber diese Masse nicht. Will auch diese Masse gar nicht unbedingt schaffen. Setzt auf Projekte neben dem Mainstream und will nur das machen, hinter dem er auch steht.

Und auch wenn mein Verlag im vergangenen Jahr recht schnell gewachsen ist, ist Der Kleine Buch Verlag, ein kleiner unabhängiger Verlag, der keinen Konzern zur Sicherheit im Rücken hat. Deshalb würde ich mich freuen, wenn bei unserer Gesellschaft die Akzeptanz zu fairen Preisen für Bücher wieder Einzug erhält. Denn immerhin ist das „Bücher-machen“ die Schöpfung eines Kulturguts – das Kostet seinen Preis und dieser sollte für das Endprodukt auch bezahlt werden.

Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

Hier haben Titel eine Chance, die nicht sofort und ganz brav, nur einer Sparte zu zuordnen sind. Wir können uns dazwischen ausbreiten, austoben, neues kreieren. Der festen Sparte sozusagen auch mal ein Schnippchen schlagen.

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

  • Habe einen Plan. Und sei bereit dazu, deinen Plan immer wieder neu zu planen.
  • Habe einen langen Atem.
  • Und sei sparsam, das Verlegen ist teuer genug.
  • Suche Kontakte, tausche dich mit Gleichgesinnten aus. Es gibt viele von uns 😉

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Da fällt mir spontan der Zauberberg Verlag ein, der sich gerade erst gegründet hat und dessen Verleger auch einer meiner Autoren ist. Außerdem fände ich interessant: den michason & may Verlag aus Frankfurt a.M., den Kindermund Verlag aus Karlsruhe, den Achter Verlag und Klöpfer & Meyer, ein Verlag mit Sitz in Tübingen.

Danke sehr für diesen Einblick.

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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

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Die Verlagspräsentation bei der Auslieferung Prolit