Kommentar : Der große Kollaps: Wirtschaft der Welt bricht ein
Die nach dem Corona-Ausbruch verhängten Maßnahmen werden verheerende Folgen haben und könnten am Ende mehr Opfer fordern als das Virus selbst.

BerlinDie Weltwirtschaft steht nach den drastischen Maßnahmen im Zug der Corona-Krise vor einem nie dagewesenen Abschwung. Es ist anzunehmen, dass als Folge der wirtschaftlichen Zerstörungen Millionen Existenzen in aller Welt gefährdet sind. Die dramatischen Verwerfungen an den Börsen in den vergangenen Tagen sind nur die Spitze des Eisbergs. Sie sind das Fieberthermometer, das uns zeigt, dass der Patient Weltwirtschaft in einem kritischen Zustand ist.
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Die Meldungen aus den Unternehmen sind dramatisch: Ford schließt aufgrund der Coronakrise die Werke in Europa. An den meisten Volkswagen-Standorten wird am Freitag die letzte Schicht laufen. Die Tochter Audi kündigte an, die Produktion bis Ende dieser Woche einzustellen. Skoda in Tschechien stellt ebenfalls die Produktion ein. Zehntausende Mitarbeiter müssen zu Hause bleiben. Auch Opel macht dicht.
Konsum bricht zusammen
Der französische Präsident Emmanuel Macron spricht von einem „Krieg“, in dem man sich befinde. Man müsse diesen gegen das Virus bis zum bitteren Ende führen. Doch der Vergleich ist unzutreffend: In einem Krieg wird die Produktion angekurbelt. Die Maßnahmen gegen das Virus bringen die Produktion zum Stillstand. Wegen der umfassenden Einschränkungen bricht der Konsum zusammen. Niemand kann mehr einkaufen, weil die Geschäfte geschlossen sind. Weil die Leute ihre Arbeit verlieren, haben sie kein Einkommen mehr und können die Wirtschaft nicht mehr ankurbeln. Es ist ein Teufelskreis.
Macrons Finanzminister Bruno Le Maire kündigte an, man werde die großen französischen Industrieunternehmen nicht fallen lassen. Er sagte ausdrücklich, dass Verstaatlichungen zu den Maßnahmen gehören, auf die die Regierung zurückgreifen werde. Ähnliche Töne waren aus Madrid, Rom und Berlin zu hören.
Zentralbanken ohne Glaubwürdigkeit
Womit die Staaten allerdings retten wollen, ist unklar. Sie sind aktuell handlungsunfähig und unglaubwürdig, weil sie die vergangenen Jahre hindurch gnadenlos über ihre Verhältnisse gelebt haben – und zwar weltweit. Die globalen Finanzsysteme sind durch eine riesige Schuldenblase aufgebläht. Mit billigem Geld wurden Anleger in Sachwerte getrieben, oder sie haben von mehr oder weniger fiktiven Aktien-Höhenflügen profitiert.
Die Zentralbanken als letzte Retter haben keine Glaubwürdigkeit mehr. Es wird ihnen kein Fehler mehr verziehen. Als EZB-Chefin Christine Lagarde sagte, dass die Europäische Zentralbank nicht für den Zinsausgleich zwischen Italien und dem Norden zuständig sei („spread“), stürzten die Kurse ins Bodenlose.
Schuldner können nicht zahlen
In der Corona-Krise schnappt auch die Schuldenfalle zu: Der pakistanische Premier sagte am Dienstag, er erwarte, dass die reichen Gläubiger-Staaten und Institutionen den ärmeren Ländern in der Krise ihre Schulden erlassen. Die „Emerging Markets“ waren bis zur Corona-Krise ein besonders beliebtes Spekulationsobjekt.
Die Märkte haben sich zu sehr daran gewöhnt, dass die Zentralbanken immer neues Geld in eine Zombiewirtschaft pumpen werden. Vor allem in Europa wurde das Geld nicht genutzt, um Innovationen voranzutreiben. Die Manager der Konzerne veranstalteten Aktien-Rückkaufprogramme und belohnten sich für den artifiziellen Kursanstieg mit satten Boni. In der Coronakrise zeigt sich dagegen, dass digitale Unternehmen wichtig sind. Amazon stellt hunderttausend neue Mitarbeiter ein, um mit den Lieferungen für die unter Hausarrest gestellten Bürger hinterherzukommen.
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Massenarbeitslosigkeit, Elend, Armut
Die Angebote der Bundesregierung, kleinen und mittleren Unternehmen mit Krediten über die staatliche KfW zu helfen, sind wertlos: Bis sich ein kleiner Restaurantbesitzer durch das Dickicht der staatlichen Bürokratie gearbeitet hat, ist er längst pleite. Die Banken wiederum sind wegen der ausufernden Basel III-Regulierung seit Jahren nicht mehr in der Lage, Unternehmen zu finanzieren. Sie können ebenfalls nicht helfen.
Wir müssen uns als Folge der Corona-Maßnahmen weltweit auf Massenarbeitslosigkeit, Elend, Armut und Krieg einstellen. Der Shutdown dürfte wesentlich mehr Opfer fordern als das Virus selbst.