Was macht ein Blogger so, wenn er nichts in sein Blog schreibt? Genau, Musik hören, um darüber in sein Blog zu schreiben! So geschehen mit den folgenden Alben. Einige Kurzmeldungen.
Mystische Gefechte: The Flaming Lips – At War With The Mystics. Poppig, funkig und natürlich sehr psychedelisch – 2006 ist das Jahr, da die flammenden Zungen sich wieder hernieder senken und unsere Gemüter erleuchten. Los geht es mit den zunächst etwas verstörenden „Yeah Yeah Yeah Song“ (undefinierbare Falsett-Stimmen, die ununterbrochen „Yeah Yeah Yeah“ singen) und „Free Radicals“, das, wie schon erwähnt, sehr funkt und von Wayne Coyne in einer an Prince (!) erinnernden Stimmlage dargeboten wird. Nach diesen beiden etwas ungewöhnlichen Ausflügen in die Radiotauglichkeit eröffnet „At War With The Mystics“ aber zum Glück die richtige Show. „Vein Of Stars“ und „Mr. Ambulance Driver“ strotzen gerade so vor flötenbeschwingter Melodieseligkeit: „Who knows/maybe there isn’t/a vein of stars calling out my name…“ Bei „The W.A.N.D. wird noch einmal kräftig gerumpelt und mit Laserkanonen um sich geschossen, bevor „Pompeii Am Götterdämmerung“ als vorletztes Stück einen triumphalen Höhepunkt (unter Zuhilfenahme eines Fetzens aus der deutschen Nationalhymne) setzt. Gelungen. Alle besprochenen Stücke sind anzuhören unter www.flaminglips.com.
Schwarze Pferde, Kirschbäume und Observatorien: KT Tunstall – Eye Through The Telescope. Wenn es einmal weniger pompös zugehen soll, kann man KT Tunstall unumwunden empfehlen. Die Songs auf ihrem Debütalbum sind allesamt recht unaufregende Pop-Arrangements. Besonders die ersten vier Stücke fand ich sehr mitreißend; danach lässt leider der Drive etwas nach, aber die Stimme und der polierte Sound sorgen für ein recht angenehmes Hörerlebnis. Gespannt bin ich auf die angekündigte Kollaboration mit den Landsmännern von Travis auf deren neuem Album. Neuigkeiten auch unter www.kttunstall.com.
Ein Sack voller Flöhe: Adam Green – Jacket Full Of Danger. Ein bißchen seltsam ist es geworden, das neue Album des Posterboys der Indie-Antifolk-Bewegung. Die Entertainer-Qualitäten sind natürlich nach wie vor da („Pay The Toll“, „Hollywood Bowl“), aber zwischendurch gibt es schon arge Durchhänger: Stücke, die nicht einmal mehr zwei Minuten dauern, unterforderte Musiker (am deutlichsten bei der langweiligen Orgel von „Vultures“) – darüber können auch Zeilen wie „golden fabric torn from the devil girl’s hair“ nicht hinweg retten. Dann wird es einmal sehr seltsam bei „C-Birds“ und „White Women“, dazwischen wieder ein paar Blödel-Songs und der Spuk ist vorüber. Entweder nimmt Adam mittlerweile sehr schlechte Drogen oder er war einfach zu gelangweilt, um ein besseres Album zu machen. Aufs nächste warten! www.adamgreen.net.
Soundtrackempfehlung des Jahres: Brokeback Mountain. Die übertriebene Formulierung leitet sich eigentlich nur aus dem Faktum her, dass ich sonst eher keine Soundtracks zu hören pflege und sie schon gar nicht empfehle. Aber Ausnahmen machen ja bekanntlich die Regel. Außerdem nehme ich mir auch heraus, über den Soundtrack zu schreiben, ohne den Film (tut mir leid) gesehen zu haben. Allein über die Titelmelodie aus dem Trailer wurde ich neugierig auf den Rest. Und wurde nicht enttäuscht: Willie Nelson singt mit fast brüchiger Stimme den Byrds-Klassiker „He was a friend of mine“, Emmylou „Background Lady“ Harris darf nicht fehlen, und auch etwas rockiger geht’s zu mit „The Devil’s Right Hand“ von Steve Earle. Toll! Komplette Info über diesen Link.
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