Mit Citizendium hat er einen Gegenentwurf in den Startlöchern stehen, der ganz auf Qualität setzt: nur angemeldete Benutzer dürfen mitschreiben, und es gibt „Experten und Aufpasser, die die Einhaltung der Spielregeln überwachen“.
Gut so – denn mit Wikipedia kann man zwar wunderbar seine Referate und Hausarbeiten vorbereiten, die Enzyklopädie ist aber aufgrund ihrer als grundlegend erachteten Offenheit anfällig für Desinformation, wie eine durch den Satiriker Stephen Colbert ausgerufene Sabotage-Aktion und kürzlich auch die Süddeutsche Zeitung unter Beweis stellten. Dass man bei der Online-Enzyklopädie so gut wie alles nachlesen kann, verführt natürlich auch dazu, das vielbeschworene Prinzip „Jeder-darf-mitmachen“ für Verschwörungstheorien und Vandalismus zu missbrauchen – letzteres mittlerweile schon ein gefürchteter Begriff in der Community, der einem schmachvollen Eingeständnis der Unvollkommenheit gleichkommt und immer dann fällt, wenn bei Artikeln die Bearbeitungssperre verhängt werden muss, wie z.B. im Falle von George W. Bush, dem Thema Nationalsozialismus oder gar Joseph „Papa“ Ratzinger. Dass gerade bei solch strittigen Personen/Themen das „offene System“ versagt und restriktive Maßnahmen wie der Ausschluss nicht angemeldeter Benutzer ergriffen werden müssen, zeigt das Versagen des Projekts.
Ob aber Larry Sangers Projekt durch qualitätssichernde Maßnahmen wie eben diese Einschränkung den Erfolg von Wikipedia übertreffen kann, muss bezweifelt werden: ähnlich wie Google hat auch schon der einprägsame Titel der freien Enzyklopädie den Status eines geflügelten Wortes erhalten. „Citizendium“ klingt dagegen wohl einfach nicht so gut.