Auf dem internationalen Buchmarkt…

…da tummeln sich zur Zeit die Deutschen: eine neue und eine nicht mehr ganz so neue Neuerscheinung.

Zum Ersten wäre da Daniel Kehlmanns Vermessung der Welt: seit ca. 489 Wochen an der Spitze der Bestsellerlisten und mit Preisen überhäuft, ist der Erfolgsroman jetzt auch auf Englisch erschienen. Mein Eindruck: sehr schön gestalteter Einband; auffällig: das Buch ist, obwohl nicht auf dem für amerikanisch/englische Bücher typischen Klopapier gedruckt, um einiges dünner als das deutsche Original – ein Beweis für die Kunst des Englischen, sich einfacher auszudrücken?

(Measuring the World, Pantheon Books, ca. 26 €)Zweitens: The Swarm by Frank Schätzing. Auch einer der Bucherfolge der letzten Jahre. Habe ich leider bislang weder auf Deutsch noch auf Englisch gelesen. Mit dem Untertitel („A Novel Of The Deep“) hat der Übersetzer ein wenig künstlerische Freiheit walten lassen – somit ist auch für genügend spannungsaufbauende Dramatik für den englischen Leser gesorgt. Bleibt nur abzuwarten, wann der obligatorische Kinofilm kommt. Böse Zungen behaupten ja, Schätzing habe den Roman selbst schon mit einem schielenden Auge auf einen entsprechenden Hollywood-Reißer im Sinne von „The Day After Tomorrow“ hin geschrieben. Konsequent wär’s ja.
(The Swarm. A Novel Of The Deep, Hodder & Stoughton, ca. 14 €)

Noch eine Randbemerkung: Den oben besprochenen Büchern zum Trotz finde ich es ärgerlich, dass in deutschen Buchhandlungen, wenn sie überhaupt eine (schlechtsortierte) englischsprachige Abteilung haben, dort auch noch völlig bescheuerterweise Thomas Mann, Hermann Hesse und Günter Grass auf Englisch feilgeboten werden. Was soll das? Die Deutschen lesen doch eh so wenig, da werden sie Ihre Klassiker doch wohl kaum in Übersetzung anrühren! Welcher Muttersprachler macht denn sowas überhaupt? Stattdessen sucht man dann verzweifelt nach Faulkner…

bayern

Edmund Stoiber (Stand: 15.1.2007, 09:10)

handeln statt reden
nicht reden sondern
anpacken und konkrete
lösungen suchen:
werteorientierung in
der spaßgesellschaft

der angeschlagene csu-chef
der äh angeschlagene csu-chef
der angeschlagene äh csu-chef
der angeschlagene csu äh chef
der angeschlagene
die angeschlagene
macht

der anschlag
wildbad kreuth
ein rascher sturz
rücktrittsforderung
huberhermannglück

pauli?
äh!

neue deutsche literatur

Beim Durchblättern der Suhrkamp-Vorschau 2007

bricht eine sängerin auf ins handkeland
wie und mit welchen folgen wird
geschichte interpretiert
verdrängt erinnert oder
vergessen
ein unerhörtes debüt ein
text wie ein wutanfall
das augenaufreißen kurz vor der
verzweiflung oder der entscheidung

die sprache bildet metaphern wie
metastasen und entfaltet ihre
ganze expansive kraft
wie werden wir was wir sind
die geschichte eines vaters die
mancher geahnt aber
keiner gekannt hat
eine zeit des
stillstands des innehaltens

erzählungen in der kurzen
und gewohnt lakonischen art des
autors kluge
in den gedichten die zwischen
heiterkeit selbstironie verspieltheit und
existentiellem ernst
oszillieren werden
vom autor eigene
lebensspuren erkundet

gedichte die von
dort woher die kinder
kommen ins diesseits kassibern

Alle Verse stammen aus der Suhrkamp-Vorschau 1. Halbjahr 2007.

The Pop Song 2006

Da musste erst das Jahr zuende gehen, bis ich auf dieses Album aufmerksam wurde: Razorlight aus England überraschen auf ihrem gleichnamigen Zweitling mit unvermutet guten Songs und einem klaren Sound.

Die großkotzige Ankündigung, „das beste Album seit (Whats The Story?) Morning Glory“ abzuliefern, hatte mich zunächst – zu Recht! – abgeschreckt. Letztlich haben Razorlight denn auch recht wenig mit Oasis am Hut. Frontmann Johnny Borrell ähnelt stimmlich eher dem jungen Joe Strummer (vgl. dazu auch besonders die erste Single „Stumble And Fall“), und die zackigen Akkorde auf dem Opener „In The Morning“ stehen den „Roll With It“-Gitarrenwänden quasi diametral gegenüber. Auch die Texte (natürlich mit englischem Akzent™ vorgetragen) sind von einer bestechenden Einfachheit:

Oooh darling who needs love?
Who needs a heaven up above?
Who needs the clouds, in the sky, not I.

Der Lennon-feste Hörer erkennt hier natürlich das „Imagine“-Zitat. An anderer Stelle wird dann auch mal „Mother’s Little Helper“ von den Stones bemüht („America“). Dass bei eben jenem Stück das Vorbild U2 doch etwas zu sehr durchgebrochen ist, lassen wir den Jungs noch einmal durchgehen.

Fazit: Bei der Flut von Gitarrenbands, die 2006 auf dem Markt drängten, ist Razorlight lobenswerterweise ein Album gelungen, das trotz der großen Konkurrenz vom Schlage Arctic Monkeys u.v.m. eine erstaunlich unverkrampfte Angelegenheit ist.

Anspieltipps:
„In The Morning“, „Who Needs Love“, „Pop Song 2006“.