Lob der NZZ

Probeabos sind doch schon was Feines. So kam ich in den letzten zwei Wochen in den Genuss der Neuen Zürcher Zeitung, die als eine der ältesten deutschsprachigen Zeitungen mittlerweile schon im 228. (!) Jahrgang erscheint.

Zwei Artikel aus der letzten Wochenend-Ausgabe schienen mir besonders erinnerungswert: „Aber was haben sie wirklich gelesen? Versuch zu einer politischen Ökonomie des Buches“, in dem beschrieben wird, wie die Rezeption von Literatur (unabhängig von ihrer Entstehung) seit dem Zeitalter des Buchdrucks von wirtschaftlichen Faktoren bedingt war, eine Tatsache, die lange unterschätzt wurde.

Direkt im Anschluss: eine Würdigung des amerikanischen Literaturkritikers Edmund Wilson, der dieses Jahr seinen 25. Todestag hat. Selbst Amerikanist, hatte ich zu meiner Schande noch nichts von ihm gehört oder gelesen. Was ich aber schleunigst nachholen werde (spätestens nächstes Semester). Als Gründer der „Library of America“ und Chronist der Moderne prägte Wilson das kulturelle Bild Amerikas in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, sein Buch „Axel’s Castle: A Study in the Imaginative Literature of 1870-1930“ gilt als Klassiker unter den Literaturgeschichten.

Beide dieser Artikel stehen übrigens auch kostenfrei im Internet, und zwar hier und hier.

Maskenball mit Kafkas Franz

Dass der englische Verlag mit dem Pinguin dieses Frühjahr eine Reihe von Kafka-Klassikern herausbringt (siehe hier), wäre ja nicht weiter bemerkenswert.

Hätte da nicht jemand ein glückliches Händchen gehabt und für eine sehr verstörend-stylische Gestaltung der Cover gesorgt. Hier ein Beispiel:

Da könnte sich manch deutscher Verlag doch ein Scheibchen abschneiden…

RUB 18432

Klar, wer kennt sie nicht, die inzwischen fünfstelligen Nummern, Geheimcodes gleich, die die Bänden von Reclams Universalbibliothek in eine Systematik bringen, die vielleicht nur noch vom Deutschen Institut für Normung übertroffen wird.

Nun ist das Unvermeidliche geschehen. Von jetzt an bis in alle Ewigkeit wird unter der obigen Nummer ein schmales Bändchen zum feschen Preis von € 4,80 zu finden sein, das sich ganz und gar dem Big Bubba of Rebellion, High Priest of Protest, Czar of Dissent, Duke of Disobedience, Leader of the Freeloaders, Kaiser of Apostasy, Archbishop of Anarchy, kurz: The Big Cheese, Bob Dylan widmet.

Verfasst hat es „der virtuose Göttinger Literaturwissenschaftler Heinrich Detering“ (Rainer Moritz), dem der Reclam-Verlag bis jetzt den Band Heinz Erhardt: Von der Pampelmuse geküßt. Gedichte, Prosa, Szenen und einen Beitrag in den Interpretationen von Ibsens Dramen zu verdanken hat. Ein schneller Amazon-Suchlauf outet ihn zudem als Thomas- Mann-Freak in seiner Eigenschaft als Mitherausgeber der Großen Kommentierten Frankfurter Ausgabe. The Daily Frown ist schon jetzt gespannt auf Bob Dylan, die Reclamausgabe und empfiehlt, bis dahin die Zeit mit einer erneuten Exegese des Meisters selbst zu überbrücken.

Heinrich Detering: Bob Dylan, Reclam Universal-Bibliothek Nr. 18432, erscheint im April