
Der wahre Schiller? (Bild: goethezeitportal.de)
„Schiller ist ein weltferner Idealist“. „Schillers Pathos ist verstaubt“. „Schillers Sentenzen gehören ins Zitatenlexikon von gestern“.
Mit insgesamt zehn Vorurteilen dieser Art über unseren Klassiker, der dieses Jahr 250 Jahre alt wird, räumt Peter André-Alt (vgl. auch: Post vom 30.11.2008) aus gegebenem Anlass im aktuellen Tagesspiegel auf. Allemal lesenswert, schon das Plädoyer für Schillers Idealismus hat es in sich: die Wirklichkeit programmatisch zu überfordern sei, angesichts bedrückender politischer und sozialer Verhältnisse, des Dichters Ziel gewesen, befindet Alt. Zum Beleg bringt er ein Zitat aus den Augustenburger Briefen (1793), das in seiner Dringlichkeit noch heute durch Mark und Bein geht und die Essenz von Schillers politischer Ästhetik in ihrer grundlegendsten Form ausdrückt:
Wäre das Faktum wahr, — wäre der außerordentliche Fall wirklich eingetreten, daß die politische Gesetzgebung der Vernunft übertragen, der Mensch als Selbstzweck respektiert und behandelt, das Gesetz auf den Thron erhoben, und wahre Freiheit zur Grundlage des Staatsgebäudes gemacht worden, so wollte ich auf ewig von den Musen Abschied nehmen, und dem herrlichsten aller Kunstwerke, der Monarchie der Vernunft, alle meine Tätigkeit widmen.