
Adam Johnsons erzählt in „Emporium“ von den letzten Menschen in der High-Tech-Welt.
Auffällig in den neun Geschichten, die der Liebeskind Verlag nun auf deutsch herausgebracht hat, ist das stets präsente Gefühl von Bedrohung – oder die Reaktion der Protagonisten darauf.
Adam Johnson hat eine Vorliebe dafür, seine Figuren als Polizisten, Sicherheitsleute oder anderweitig mit Schutzwesten ausgestattet herumlaufen zu lassen. In den weniger geglückten Momenten denkt man da beim Lesen an die Archetypen des amerikanischen Actionkinos, wenn etwa „muskelbepackte ATF-Leute in schwarzen Cargohosen, mit Kurzhaarschnitten und einem höhnischen Grinsen auf den Lippen“ durchs Bild marschieren. Lässt man sich aber auf die Welt von „Emporium“ ein (und es ist keine freundliche, so viel steht fest), hat das Martialische durchaus seinen berechtigten Platz. Und zwar als Kontrapunkt zu den Hauptfiguren der jeweiligen Geschichten, die aus der Ich-Perspektive ihre von Angst, Unsicherheit und Paranoia durchzogene Gedankenwelt offenbaren. Da ist der beste Freund ein Roboter, und man arbeitet in einem Kaufhaus für Sicherheitswesten. Der stärkste Einfall wird gleich in der ersten Geschichte „Teen Sniper“ geliefert: der jugendliche Scharfschütze (allein das schon bitterböse) stellt sich beim Abdrücken eine blühende Rose vor, wo das Projektil den Körper des Getroffenen durschlägt; durch diese „Visualisierung“ vermeidet er, zu viel Empathie mit dem Opfer aufkommen zu lassen.
Ein düsterer Ausblick, der (um im obigen Bild zu bleiben) deutlich auf die dunkleren Seiten des Actionkinos gerichtet ist.
Adam Johnson: Emporium. Storys. München: Liebeskind Verlag, 2010, 288 Seiten, 18,90 €.
2 Kommentare zu „Die dunklen Seiten des Actionkinos“