Um die Veränderung auszudrücken, die dieses Album bedeutete, genügt es allein schon, Nina Perssons Haarfarbe zu beschreiben: Als blondes, blauäugiges Schweden-Klischee sang sie sich durch die ersten drei Alben. Dann griff sie zur Tönung und trat im neuen Musikvideo „For What It’s Worth“ mit kohlrabenschwarzem Haar auf.
Nichts könnte den Wandel besser verdeutlichen, den die Cardigans mit Long Gone Before Daylight durchmachten. Hatten wir nicht alle das fröhlich-trällernde „Lovefool“ der first band on the moon in den Ohren und verbanden damit toll gemachten, aber letztlich doch nur seichten Radiopop?
Doch wir waren gewarnt worden: Schon auf dem Vorgänger Gran Turismo, namentlich der Single „My Favorite Game“ lernten wir eine andere, experimentierfreudige Seite unserer Lieblingsradioband kennen. Aber wer hätte jemals mit einem so dramatischen Bruch gerechnet, wie ihn Long Gone Before Daylight bedeutete? Jeder zweite Song eine Gitarrenwand, sogar Nikke Andersson von den wüsten Hellacopters war rekrutiert worden, dazwischen dramatische Balladen, die in ihrer Tiefe und Ernsthaftigkeit an Songwriter der Siebziger Jahre erinnerten. Und Texte, so traurig, dass man darin versinken wollte:
With a sampled heartbeat and a stolen soul
I sold my songs to have my fortune told
And it said
You should know that love will never die
But see how it kills you in the blink of an eye
Irgendetwas musste passiert sein, das ausgelassenen Frohsinn gegen eine unergründliche Schwermut ausgewechselt hatte. Wir waren erst überrascht, dann geschockt und begeistert. Und sind es bis heute.