
Der Weihnachts-Blockbuster 2011 hat einen Namen: „Die Höhle der vergessenen Träume“, ein Dokumentarfilm, der mit seltener poetischer Intensität eine archäologische Goldgrube in Szene setzt.
Natürlich wird Werner Herzogs (Klaus Kinski: „Holt mir mein Gewehr! Ich knall ihn ab“, oder so ähnlich) neuer Film nicht mit den pünktlich zu Weihnachten anrückenden Kassenschlagern mithalten können – dennoch kommt er zur richtigen Zeit: Als moderner Stadtmensch kann man sich in der „Höhle der vergessenen Träume“ 90 Minuten lang in festlicher Vorweihnachtsstimmung von allem Klimbim der Gegenwart erholen und wird dabei auf höchstem technischen Niveau unterhalten.
Nicht weniger als 30.000 Jahre in die Vergangenheit geht es auf dreidimensionale Erkundungstour in das südfranzösische Höhlengebiet von Chauvet, wo der Zufall eine geologische Zeitkapsel aufschnappen ließ. In den schmalen Gängen, zwischen Tierknochen und bizarren Tropfsteinen, tat sich Archäologen eine einzigartige Entdeckung auf: Menschliche Malereien, die die Tierwelt der Steinzeit auf kahlen Fels bannten. Das ist so unbegreiflich und gleichzeitig unbegreiflich schön, dass selbst die sanfte Erzählerstimme von Werner Herzog ins Stocken gerät. Ebenso andächtig die Wissenschaftler, die über diese archäologische Goldgrube berichten. Denn dank einer nahezu vollständigen Konservierung kann die Kunst der Steinzeitmenschen so unmittelbar untersucht werden, „als wäre sie erst gestern angebracht worden“.
Wenn dann auch noch ein in Steinzeitkleidung gewandeter Forscher selbstvergessen auf einer rekonstruierten Flöte zu spielen beginnt, weiß man: Das ist ein Film, der ebenso dokumentarisch wie liebevoll die kulturelle Leistung einer längst vergangenen Zeit würdigt, und sich auch für ein wenig Kitsch nicht zu schade ist, um den Zuschauer für einen Moment die Welt um sich herum vergessen zu lassen. Und sich dabei übrigens die 3D-Kinotechnik in jeglicher Hinsicht optimal zunutze macht. Der Daily Frown Kinotipp für diesen Winter!