Das magische Fernrohr: Noch mehr Musik für 2012

Die Segel sind gesetzt: Auf zum zweiten Teil der Jahresvorschau!

Mit voller Fahrt nähern wir uns 2012. Im zweiten Teil der Daily Frown Jahresvorschau gibt es wieder vier heiße Tipps, die man auf dem Zettel haben sollte.

Craig Finn kennt man nicht so unbedingt. Seine Band The Hold Steady schon eher. Als Solokünstler tritt der bekennende Bruce Springsteen Exeget in die Fußstapen großer Klampfen-Künstler – spontan fällt einem bei „Honolulu Blues“ noch Steven Earle als Säulenheiliger ein. Album im Januar.

Sollte 2012 etwa das Jahr der Solo-Debüts sein? Sitzt doch gleich im nächsten Startloch wieder ein bekanntes Gesicht: John K. Samson, besser bekannt als Kopf der Weakerthans, liefert die persönliche Geschichte seiner Magisterarbeit ab: „She said she’d come back home when I write my master’s thesis“. Just hilarious! Das dazugehörige Album Provincial kommt ebenfalls im Januar.

Wo wir schon bei Alternative Rock Legenden sind: Nada Surf lassen wieder etwas von sich hören – dieses Mal kein Soloalbum oder anderer Firlefanz, einfach ein neuer Longplayer, der wieder richtig schön schmerzensreich und hymnisch werden könnte, wenn man sich den Vorboten „When I Was Young“ so anhört.

Eine große Konstante der letzten Jahren war und ist Kurt Wagner. Trucker-Mütze, Hornbrille, Zigarette im Mundwinkel? Lambchop sind in der Stadt. Auch nächstes Jahr wieder. Mr. M hat schon jetzt Chancen auf das schönste Artwork des Jahres; „I’ll Just Die“ die schönsten Worte, um diese Jahresvorschau zu beenden: „Don’t know what the fuck they talk about…“

Das magische Fernrohr: Musik für 2012

Viermal haben wir in die Sterne geschaut und Musik für das neue Jahr entdeckt.

Zur Weihnachtszeit werfen die Plattenfirmen ja gerne noch spektakuläre Veröffentlichungen in letzter Minute auf den Markt und Journalisten machen ihre Bestenlisten.

The Daily Frown nicht! Wir sagen schon jetzt ade, altes Jahr, und schauen mit unserem magischen Fernrohr viermal hinüber nach 2012. Da erwartet uns ein neues Album der britischen Band The Maccabees, die mit dem Video zu „Pelican“ schon jetzt schön für Kopfschmerzen sorgen.

Wunderbares Wolkengeschiebe gibt es dagegen bei Young Magic zu betrachten, die Musik dazu hat passenderweise den Titel „Sparkly“. Ein Album ist für Februar angekündigt.

Weitere artists to watch für 2012 sind laut übereinstimmender Redaktionsmeinung Memoryhouse aus Ontario, die in Kürze ihr Album „The Slideshow Effect“ herausbringen werden. Eine verträumte Hörprobe gibt es hier, mit der schönen Zeile „Go to sleep, nothing’s changing, I’ll be here by your side.“

Und wer dieses Jahr von Feists „Metals“ nicht die Finger lassen konnte, wird sich sicherlich auch mit Laura Gibson anfreunden. Den angenehm rumpeligen Song „La Grande“ vom gleichnamigen Longplayer gibt’s hier.

Trouble in the Message Centre


Gelungenes Debüt: Da kann der Autor stolz sein (Foto: mairisch.de)

Glorious England! Der mairisch Verlag aus Hamburg macht jetzt auch in britischer Gegenwartsliteratur. Gestatten: Lee Rourke mit seinem Debütroman „Der Kanal“.

Man muss nicht unbedingt das Album „Parklife“ von Blur auflegen, wenn man dieses Buch liest. Man kann aber. Statt Britpop-Nostalgie kommt einem schon auf der ersten Seite ein Banksy-Stencil unter und man ist mittendrin im London von Jetzt. Hektik, Menschenmassen und traffic jam? Weit gefehlt. Zwischen den Staddteilen Islington und Hackney macht es sich der Erzähler erst mal auf einer Parkbank gemütlich, schaut den Enten zu und gefällt sich in seiner Kontemplation der Langeweile.

Es war gut, hier zu sitzen und dem Lauf der Dinge zuzusehen – nichts zu sagen, nichts zu tun und nichts zu denken. Es war wirklich gut.

Also doch ein bißchen „Parklife“? Jedenfalls: Bevor es gar zu meditativ wird, tritt noch jemand Zweites auf, nämlich eine junge Frau, die ebenfalls auf der Bank Platz nimmt und zaghaft zu plaudern beginnt. Beide stecken irgendwie in der Krise, das merkt man trotz des leichten Erzähltons schnell, und gerade dieser Erzählton macht das Buch sehr lesenswert. Denn diese traurige Geschichte der Begegnung von zwei wildfremden Menschen, die sich mir nichts, dir nichts ihr Leben erzählen, ist so gut und frisch erzählt, dass man nicht aufhören möchte zu lesen, ein bißchen melancholisch wird, und dann so schnell wie möglich in den nächsten Ryanair-Jet nach London steigen will, an den Kanal zwischen Islington und Hackney.

Lee Rourke: Der Kanal. Aus dem Englischen von Roberta Schneider. mairisch Verlag, 2011. 232 Seiten, 17,90 €.