
Die schönsten Bücher kommen oft ganz unerwartet: So wie bei Pétur Gunnarsson und seinen berückend schönen Romanen aus dem isländischen Alltagsleben.
An der Bücherflut zum Island-Schwerpunkt der Frankfurter Buchmesse 2011 hat sich der kleine Bonner Weidle Verlag mit einem kleinen Buch beteiligt, das man schnell übersehen könnte, wäre da nicht die wunderschön anzusehende Umschlaggestaltung Friedrich Forssmans, die an Urlaubsbilder der Siebziger Jahre denken lässt.
Pétur Gunnarsson, in der Heimat schon lange Kultautor, war bis dahin in Deutschland quasi ein Unbekannter. Sein Buch „punkt punkt komma strich“ ist Auftakt einer vierteiligen Geschichte des jungen Andri, der zwischen Geysiren und Coca-Cola, Bauernhof und den Beatles aufwächst. Eine Generationengeschichte, die das Alltagsleben in Island mit berückend schöner Prosa (hier ist auch dem Übersetzer Benedikt Grabinski zu danken) einfängt:
So kam der Frühling. Zuerst mit einem Bein, dann mit beiden. Die Menschen des Alltags legten ihren Schneesturm- und Pfützengang ab und schwebten befreit atmend zur Arbeit und nach Hause. Die Kinder drehten durch. Mit einem Mal waren sie all ihren Rotz los, die Turnschuhzeit begann mit Ballspielen, Seilspringen und Fangen.
Eine Entdeckung, die sich lohnt, auch nach der isländischen Bücherflut: Denn inzwischen ist der zweite Band „ich meiner mir mich“ erschienen, und wenn der Weidle Verlag sein Versprechen hält, geht die Reihe weiter. Und dann wird Pétur Gunnarsson beste Chancen haben, auch in Deutschland bald kein Unbekannter mehr zu sein.