Aufwachen mit 1000 GRAM

1000 GRAM spielen, anders als der Name vermuten lässt, federleichten Pop, der sich auf dem Debütalbum Ken Sent Me der Melancholie gerade soweit ausliefert wie nötig.

Besonders kitschig wird es in Plattenkritiken ja immer, wenn der Rezensent sich dazu hinreißen lässt, „in die Welt“ der besprochenen Band „einzutauchen“, sich „auf eine Reise“ begibt oder gar anfängt „zu träumen“.

Das Problem: Genau so könnte man über die Musik von 1000 GRAM schreiben. Aber wirklich über die Musik gesagt wäre dabei wenig. Und 1000 GRAM können Musik machen: Laut und leise, akustisch, elektrisch verzerrt und mit einem soliden rhythmischen Grundgerüst, das von Anfang an das Tempo bestimmt. Sogar ein ganz dezent plazierter Background-Gesang lässt Lust am minimalistischen Pop-Arrangement erkennen.

Und wie sieht es mit den Texten aus? Die emphatische Aufforderung „close your eyes my friend/and bring your lantern“ gleich zur Eröffnung kann für einen Moment schon in Versuchung bringen, eine der obigen Klischee-Formulierungen zu bemühen. Aber das wäre an dieser Stelle sogar grob falsch. Denn 1000 GRAM sind nicht auf dem Weg ins Wunderland, schon im nächsten Stück „Came Back To Me“ bekommt die Euphorie des Aufbruchs einen Dämpfer, es geht ums Aufwachen, um die Stadt und die Natur, das Sich-Zurechtfinden und die Erinnerung an etwas, das einmal war: „I searched my patch most cautiously/because what I could not find/the rangers came and took from me/but they never took my mind.“ Damit ist auch schon der Spannungsbogen von Ken Sent Me beschrieben: Das Drängende des Anfangs wird immer wieder aufgegriffen und in unterschiedlicher Kombination kontrastiert, bis zum – eine gute Wahl! – offenen Ende „Steps Into Unknown Territory.“

1000 GRAM sind auf jeden Fall große Melancholiker. Da sie aber offenbar viel zu großen Spaß am Musikmachen haben, liefern sie sich der Melancholie nicht in voller Gänze aus, was Ken Sent Me zu einem spannenden Album macht. Das ist, ganz klischeefrei, eine Aussage, die diese Plattenkritik guten Gewissens machen kann.

Das Album Ken Sent Me erscheint am 23. November bei FIXE RECORDS, im Dezember kann man es dann auf Bühnen in Berlin, Görlitz und Stuttgart hören.

1000 GRAM – Teaser by TusenGram