0x0a strikes again! Der Literaturwissenschaftler und Lyriker Hannes Bajohr, der zusammen mit Gregor Weichbrodt das konzeptuelle Mini-Kollektiv bildet, bekannt u.a. durch Projekte wie Durchschnitt, Glaube Liebe Hoffnung und Erotica, nimmt sich mit Megawatt nun keinen Geringeren als den Doyen des absurden Theaters, Samuel Beckett vor.
Dessen zweiter auf Englisch geschriebener Roman Watt, 1953 erschienen, wurde bereits 2014 von dem amerikanischen Dichter und Digitalkünstler Nick Montfort mittels eines Programmiercodes so aufbereitet, dass die ohnehin schon repetitive Struktur des modernistischen Textes auf die Spitze getrieben wird – das Ergebnis ist als Buch im Harvard University Bookstore erschienen.
Da dem englischen Original der Beckett-Bearbeitung der Programmiercode beigegeben wurde, ist die nun erschienene deutsche Übertragung durch Hannes Bajohr weniger eine Übersetzung als eine Anwendung desselben Prinzips auf die deutsche Erstübersetzung des Beckett-Texts von Elmar Tophoven. Ein Blick in den Quellcode, der auch der deutschen Ausgabe wieder beiliegt, vermittelt ein ganz neues Verständnis darüber, wie Übersetzung eben auch funktionieren kann:
Wo endet Beckett, wo beginnt das Programm? Gerade diese Frage macht das formale Experiment von Megawatt so spannend: Bewundert, wer die hypnotische Schönheit dieser Zeilen betrachtet, den Autor oder das Computerprogramm, das den Text repliziert hat?
Wer sich selbst ein Bild vom gesamten Text machen will, kann das nun auf der Seite von 0x0a oder im Frohmann Verlag tun.
Nick Montfort: Megawatt. Übersetzt von Hannes Bajohr, Frohmann Verlag, 384 Seiten, 18 €