Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch ist ein Weltstar. Seine Lady Macbeth von Minsk 1932 in Russland uraufgeührt, wurde in New York, Philadeplhia, Stockholm, Prag und Zürich bejubelt und gefeiert. Doch im Januar 1936 besucht Stalin im Bolschoi-Theater eine Aufführung und am nächsten Tag erscheint ein unsignierter Artikel in der Tageszeitung Prawda. Dort heißt es die Oper Schostakowitschs sei Chaos statt Musik und alle sind sich sicher, dass dieser Verriss von Stalin selbst stammt. Die vorher lobenden russischen Kritiker widerrufen, die Aufführungen abgesetzt und Schostakowitsch muss um sein Leben bangen. Da die Geheimpolizei NKWD ihre Opfer meist Nachts aus den Betten zerrt, wartet der Komponist mit einem gepackten Koffer vor der Tür seiner Wohnung, um seine Familie nicht zu gefährden.
Immerhin war es gerade noch möglich, dass er aussah wie ein Mann, der von seiner Frau Nacht für Nacht demütigend hinausgeworfen wurde, oder wie ein Mann, der wankelmütig Nacht für Nacht seine Frau verließ und dann zurückkehrte. Wahrscheinlicher aber war, dass er genau so aussah wie das, was er war: ein Mann, der wie hundert andere in der Stadt Nacht für Nacht auf seine Verhaftung wartete.
Das Genie versinkt zunehmend in Depression, Ängsten und Suizidgedanken. Er zieht seine 4. Symphonie zurück und schreibt eine 5. ganz nach Parteilinie. Er sucht als Künstler und Bürger seinen Platz in einem Land, das von einem Diktator regiert wird, dessen Politik sich selbst in kreative Prozesse frisst und vorzuschreiben versucht, wie gute Kunst auszusehen hat.
Der von mir vielgescholtene (Lebensstufen[doof!] & Am Fenster [auch doof]) Julian Barnes hat mit Der Lärm der Zeit eine grandiose halbfiktionale Biographie eines der größten russischen Komponisten, und Russland ist an großen Komponisten nicht arm, geschrieben, die mich fast mit Herrn Barnes zu versöhnen vermag. Klaustrophobisch die Stimmung in der Diktatur, der Künstler zerrissen zwischen Genius und Angst, schwankend zwischen Resignation, (zumindest musikalisch inhaltlicher) Auflehnung und Konformismus. Barnes schreibt dabei so knapp und präzise, dass man durch die Enge, die Gehetztheit der Verfolgten im Lesefluss zu spüren meint. Ein großartiger Künstlerroman!
In Stalins Russland gab es keine Komponisten, die mit einem Stift zwischen den Zähnen schrieben. Von nun an würde es nur zwei Arten von Komponisten geben: die einen waren am Leben und hatten Angst, die anderen waren tot.
Im letzten Jahr startete erstmalig der Blogbuster Preis, bei dem sich Autoren ohne Verlagsvertrag bei drei der teilnehmenden Blogger bewerben konnten, auf dass diese deren Exposé und Manuskript auf Tauglichkeit prüfen durften. Nach Phase 1 schicke ich Torsten Seifert mit Der Schatten des Unsichtbaren ins Rennen um einen der drei Shortlist Plätze, natürlich in der Hoffnung, dass mein Autor auch den Preis gewinnt. Darüber entscheidet nun eine Fachjury, u.a. mit Elisabeth Ruge und Denis Scheck. Der Preisträger Titel erscheint bei Klett-Cotta. Erste Details zum Inhalt des Romans.
Der Roman
Leon Borenstein ist einer der erfolgreichsten Promireporter im Nachkriegs-Los Angeles der 40er. Um in diese Riege aufzusteigen, musste er mit den richtigen Leuten trinken, die richtigen Leute bestechen und schnell sein, auch als es darum ging einem talentierten Boxer die Nase zu brechen. Der neuste Coup von Borenstein ist es, der Erste am Tatort zu sein, als die eigentlich Nummer 1 der Skandalreporter erschossen im Auto gefunden wird. Doch statt einer Gehaltserhöhung und der Erlangung des Platzes des Toten, erhält er von seinem Boss einen kruden Auftrag. Er soll in den mexikanischen Dschungel zu den Dreharbeiten von John Huston an The Treasure of the Sierra Madre reisen. Dort dreht auch Humphrey Bogart das erste Mal außerhalb der USA, doch das Interview mit dem schwierigen Bogart soll nur ein Vorwand sein, um Leon mit gutem Grund ans Set schicken zu können. Sein eigentliches Ziel ist den Urheber des zu verfilmenden Buchs zu finden: B. Traven.
Traven wurde bereits während der Weimarer Republik weltberühmt. Seine Werke, so schätzt man heute, erreichten eine Gesamtauflage von über 30 Millionen und wurden in 24 Sprachen übersetzt. Seine Romane sind fast alle „proletarische Abenteuerromane“ (Volker Weidermann), die in Mexiko spielen und von der Gesinnung des Autors – irgendwo zwischen Sozialismus, Kommunismus und Anarchie – bestimmt werden; der einfache Arbeiter, die Revolution, das Hoffen auf und Eintreten für eine bessere Welt. Wer dieser Traven ist, weiß aber 1947 niemand so richtig. Borensteins Chef übergibt ihm vor dem Aufbruch nur eine Liste mit absurden Theorien und einen vagen Plan. Leon soll sich an den angeblichen Assistenten Hal Croves hängen, um so eventuell an den Chef zu gelangen. Doch in Mexiko sind inzwischen viele weitere Reporter auf den Spuren von Traven, ein Kopfgeld wird auf die Enttarnung ausgelobt und zuletzt beginnt die enigmatische Maria Leon den Kopf zu verdrehen. Als die Dreharbeiten sich zum Ende neigen, hat Leon immer noch keinen Zugang zu Hal Croves gefunden und als dieser verschwindet, steht Leon fast mit leeren Händen da.
Aus dem Reporter, der nur auf der Suche nach der nächsten Sensation und dem neusten Klatsch, ist zwischenzeitlich ein begeisterter Leser, ein Fan von Travens Büchern und ein unermüdlicher Sucher nach dem Phantom geworden.
Das Phantom
Traven bleibt bis heute in vielerlei Hinsicht ein Rätsel, das sogar der berühmte Hitler Tagebücher-Reporter Gerd Heidemann zu lösen versuchte. Er traf Ende der 60er sogar die Person, von der man heute annimmt Traven gewesen zu sein, in ihrer Wohnung, der “sichere Beweis” für Heidemann den Richtigen gefunden zu haben, war damals allerdings nur das Schweigen auf die Begrüßung. Was Volker Weidermann eines der schönsten, abenteuerlichsten, wunderlichsten Rätsel in der Geschichte der Weltliteratur nennt, könnte man auch als Vorstufe weiterer moderner Autoren-Phantome – Salinger, Pynchon, Süskind – lesen. Seifert lässt Leon Borenstein auf eine Suche gehen, die von einer guten Geschichte um den Autor und die guten Geschichten seiner Romane befeuert wird. Ihm gelingt es die spannende Geschichte Travens in eine plausible Rahmenhandlung mit sympathischem Protagonisten zu fügen. Dass sich die momentan allseits beliebte Montage von realen Biographien mit fiktionalen Element bei Traven besonders anbietet, erlaubt ihm dabei nicht nur besonders frei zu arbeiten, sondern dem Roman auch etwas Rätselhaftes zu geben, das vielen Büchern dieses Genres fehlt. Für ein Buch im Urzustand – geht man davon aus, dass z.B. kein umfassendes Lektorat erfolgt ist – ist Der Schatten des Unsichtbaren eine erstaunlich ausgereifte Arbeit, die mich in großen Teilen überzeugt hat. Zwar vermag Seifert die Chandler Stimmung zu Beginn nicht zu halten, hat für seinen Roman aber einen stimmigen Ton gefunden.
Über Travens Geschichte schreibt Rainer Schmidt, die Spurensuche nach Traven liefere selbst Stoff für einen abenteuerlichen Roman – Torsten Seifert hat ihn mit Der Schatten des Unsichtbaren geschrieben.
In den nächsten Wochen werden Torsten Seifert, Der Schatten des Unsichtbaren und B. Traven auf 54books eingehend weiter vorgestellt.
Der Ullstein Verlag lud Blogger zum Start des neuen Imprints Ullstein Fünf nach Berlin zum Verlagsbesuch, weil ich aber eine richtige Arbeit habe, kann ich nicht immer tagsüber Prosecco schlürfen. Also traf ich Susann Brückner von Ullstein bereits lange bevor andere wussten, dass es Schüttelbrause geben wird, zum Mittagessen in Hamburg. Susann ist blitzgescheit, schlagfertig und wählt hervorragende Restaurants aus. (Es sieht jetzt so aus, als hätten wir da ein Interview geführt, das haben wir aber nicht, später habe ich ihr eine E-Mail mit den Fragen geschrieben.)
Braucht es noch ein Berlin Imprint?
Was ist ein Berlin Imprint? Das Imprint eines Berliner Verlags? Oder eins, das nur Berliner Autoren verlegt oder nur Berlin-Texte? Ullstein fünf ist das Imprint eines Berliner Traditionsverlags, aber es ist weder thematisch noch per Autor*innenvita an Berlin gebunden. Ich würde Ullstein fünf also nicht als Berlin Imprint bezeichnen. Es ist ein Imprint für deutschsprachige Belletristik – unseres Wissens nach bisher das einzige. Wir glauben, dass Leser*innen auf der Suche sind nach Stoffen, die ihrer Lebenswelt nahe sind oder ihnen Teil der sie umgebenden Wirklichkeit näherbringen, die ihnen bisher verborgen blieben. Es gehen hier so grundlegende Veränderungen vor sich, die in der internationalen Literatur keinen Widerhall finden oder sehr anders behandelt werden, z.B. in der Frage nach Heimat und Zugehörigkeit, die hier anders als etwa im Einwandererland USA beantwortet wird oder auch die Beschreibung bestimmter Milieus, die stark mit einem bestimmten Sprachgebrauch zusammenhängen, gehen in Übersetzungen oft verloren oder bekommen merkwürdige Konnotationen, wenn z.B. der englische Offi (off-licence) zum Späti wird. (gelesen bei Kate Tempest)
Was könnt ihr bei Ullstein Fünf tun, was im Mutterverlag vielleicht nicht so möglich wäre? Was wollt ihr anders machen?
Die Möglichkeiten der Zusammenarbeit in einem kleinen Team sind natürlich flexibler und bieten den einzelnen Teammitgliedern einen anderen, neuen Zugang zu den Büchern als das im arbeitsteiligen Modus eines mittelgroßen Verlags möglich ist. Unser Team besteht aus Mitarbeiter*innen (fast) aller Abteilungen – und alle entscheiden mit, von der Akquise des Stoffs bis zur Ausstattung des fertigen Buchs.
Wo seht ihr euch und eure Autoren in fünf Jahren?
Unsere Autor*innen sehen wir auf der Shortlist wichtiger Buchpreise, auf den Bestsellerlisten und natürlich ständig in den Medien! Uns sehen wir zunächst mal auf der Buchmesse, wo wir unsere Launchparty feiern. Du bist auch eingeladen!
Seid ihr Sprungbrett für DebütantenInnen oder sollen die Autoren mit euch wachsen? (Also Sprungbrett im Sinne von sollen die irgendwann innerhalb von Ullstein wechseln?)
Interessante Frage. Ullstein fünf soll kein DebütantInnen-Label sein, sondern ein Programm deutschsprachiger Autor*innen unter dem Ullstein-Dach. Wir arbeiten autorenzentriert – hatte ich das schon erwähnt? – und ja, wenn es passt, wollen wir gerne gemeinsam wachsen!
Auf der Future!Publish in Berlin sprach Thomas Pyczak über Schnäppchen aus Tonga: Besuch auf der dunklen Seite der E-Book-Welt. Im Anschluss stand er mir für eine Gespräch zur Verfügung und wir sprachen darüber wer an der Piraterie verdient, was man als Autor, Leser und Verlag dagegen tun kann und wie die Zukunft aussehen könnte.
1. Sie haben bei Ihrem Vortrag der Future!Publish über eBook-Piraterie gesprochen. Piraterie? Ist das nicht ein großes Wort für ein kleines Vergehen?
Ich finde es genau passend. Denn ganz so klein ist das Vergehen doch nicht. Ich habe auf Basis der Zahlen des Gutenberg-Reports eine vorsichtige Hochrechnung gewagt, welcher Schaden der Buchbranche wohl in 2015 entstanden ist. Ich kam auf 40 Mio. Euro. Kavaliersdelikte sehen anders aus. Das ist ein richtiges Geschäft.
2. Wer verdient an der modernen Piraterie?
Ich unterscheide vier Bereiche: Portalbetreiber, Anbieter von Premium-Services, Bezahldienstleister und die üblichen Verdächtigen.
Die Portalbetreiber verdienen an Werbung, Affiliate Deals, Spenden. Es gibt auch direkte Einnahmen. Ich fand ein Portal, das E-Commerce mit geklauten E-Books betreibt. Ein gut gemachter Shop, Preise im Centbereich. Ich habe mal vorsichtig hochgerechnet, was da wohl verdient wird und kam auf Zahlen, die alsternahes Wohnen ermöglichen.
Premium-Services erlauben Zugang zum Zentrum der Piratenwelt, dem Usenet oder erlauben schnelles Downloaden.
Bei jedem Zahlvorgang ist natürlich ein Dienstleister eingebunden, die verdienen auch mit.
In die Rubrik der üblichen Verdächtigen gehören Anbieter von Abofallen, Virenverbreiter, die natürlich schnelle Hilfe anbieten. Anwälte zähle ich auch dazu. Insbesondere das Abmahnen bringt ja auch denen Geld.
3. Warum gehen die Rechteinhaber, also die Autoren und andere Kreative, nicht konsequent gegen die Piraterie vor?
Zwei Gründe: Der deutsche Buchmarkt ist – noch – ein Printmarkt. E-Books sind gerade mal für 4,5 Prozent des Gesamtumsatzes verantwortlich (2015). Keine gefühlte Not. Der zweite Grund: Die Verfolgung ist aufwändig bis unmöglich. Notice and take down, also das Löschen von Links, ist vor allem im Fachbuchbereich sinnvoll. Bei Bestsellern dagegen scheint das unmöglich. Es gibt hunderte Piratenseiten. Ist ein Link gelöscht, erscheinen zwei neue. Ein Experte sagte mir, die Engländer hätten dafür ein Portal eingerichtet, das er empfehlen würde.
4. Was kann man als Autor unternehmen? Was empfiehlt sich aus Verlagssicht?
Ich würde eine Branchenlösung suchen. So ein Notice and take down-Portal wie in England scheint mir eine praktikable Lösung, um Links zügig entfernen zu lassen. Verlagsübergreifend. Ein Autor allein ist da machtlos. Auch ein einsamer Verlag scheint mir nicht ideal aufgestellt.
5. Sehen Sie eine Möglichkeit, dass die Politik auf das Problem reagiert?
Ja, doch das wird dauern. Ich glaube, das ist mehr als Politik. Es geht um eine Form von Aufklärung, wie beim Thema Umwelt. Sharing ist großartig. Aber Diebstahl ist es eben nicht. Netzpolitische Fragen gehören auf globaler Ebene diskutiert. Ist es richtig, dass sich Piraten hinter Tonga-Domains verstecken? Ist ein Linkverzeichnis, das direkt zu illegalen Downloads führt, wirklich juristisch nicht haftbar zu machen für die Inhalte? Solche Fragen sind mit Augenmaß zu beantworten.
6. Was sollten Leser beachten? Wie weiß ich sicher, dass ich ein legales eBook gekauft habe?
Allein schon wenn ich es gekauft habe, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass es nicht von einer Piratenseite ist. Piraten-Shops lassen sich leicht an den Preisen erkennen. Wenn ein Buch nur 1-5 Prozent vom Amazonpreis kostet, dann ist das zwar verlockend, aber illegal. Kein Autor wird verdienen. Kein Verlag.
7. Der Musik- und Filmindustrie hat man Anfang der Nuller-Jahre stets vorgeworfen sich zu lange an den status quo geklammert zu haben. Die Umsätze brachen wegen des Filesharings ein und erst sehr viel später reagierte man mit flat-rate Modellen und größerer Flexibilität für die Kunden und Konsumenten auf deren Wünsche. Wie sieht 2025 die Verlagsbranche unser Konsum von Büchern aus oder erwarten Sie keine Reaktion der Publishingbranche?
In 2025 wird sich vieles verändert haben. Bis dahin ist der Digitalbereich größer als Print. Jetzt geht es darum, sich diesen Markt zu sichern. Die Buchbranche braucht meiner Meinung nach dringend Innovationen im Digitalbereich. Netflix ist ein Modell dafür. Sie haben es geschafft, ein cooles Produkt auf den Markt zu bringen, obgleich da zu Beginn ja fast nur alte B-Movies zu sehen waren. Jetzt ist das eine Welt für sich.
Gute Flatrate-Modelle werden meiner Meinung nach kommen. Alles was wir bisher haben, funktioniert noch nicht richtig. Die Angebote sind unsexy. Ich denke, dass auch die Reader noch einen Sprung machen müssen, so dass wirklich jeder sie haben will. Ähnlich wie das iPhone den Markt der Smartphones revolutioniert hat. Kindle und Co sind gut, aber etwas fehlt zum wirklichen Massenprodukt. Ich kenne niemanden, der davon träumt, so einen Reader zu besitzen.
Die Buchbranche ist in der komfortablen Situation, bisher sehr klug und besonnen gehandelt zu haben. Hier wurden keine ehrlichen Leser bestraft, wenn Piraten gemeint waren. Allenfalls mit DRM, aber das ist ja so gut wie vom Tisch. Jetzt ist die Zeit für Innovationen. Die dürfen ruhig in Piraten-Manier die eigenen Geschäftsmodelle angreifen, bevor es andere tun.
Thomas Pyczak war von 1999 bis 2012 Chefredakteur von CHIP, bis 2014 CEO von CHIP (Print und Online). Seit 2015 arbeitet er als Autor. 2016 veröffentlichte er mit Ende der Welt und Starnberg. Marrakesch. Starnberg. zwei Romane und begann, über das Thema Storytelling zu bloggen.
Warum sind Lesungen manchmal so steif, langweilig und zäh? Warum kann es nicht immer wie auf der Ham.Lit sein?
Das Team um Lucy Fricke und Daniel Beskos hat auch in diesem Jahr wieder ein Festival in einem der bekanntesten Clubs Deutschlands auf die Beine gestellt, das in dieser Form seinesgleichen sucht (erneut: warum eigentlich?). Auf drei Bühnen wechseln sich im Halbstundentakt AutorInnen und Bands ab, nur kurz anmoderiert, kein zähes Gespräch, kein Vorlesen der Biographie, die Zuhörer wechseln zwischen den Räumen, sitzen vor der Bühne, stehen Bier schlürfend an der Bar. Das Programm ist dabei so ausgeglichen wie interessant zu “Headlinern” im Ballsaal – dem großen Innenraum des Uebel & Gefährlich verteilen sich in den kleineren Räumen, die stets brechend voll sind, Geheimtipps und solche die bald Größen für den Ballsaal sein werden.
Selbstverständlich ist die Ham.Lit daher (fast) jedes Jahr bereits im Vorfeld ausverkauft, eine stolze Leistung angesichts der Größe des Bunkers an der Feldstraße, aber auch ein Zeichen für die “Verkaufbarkeit” von Literatur in dieser Darreichungsform bzw. (das ist das Schönere) für die Lust auf Lesungen, auf Literatur und gute Musik.
War 2016 irgendetwas mit Salinger, dass die Bücher über ihn derart aus dem Boden wachsen? 5 Jahre tot oder 96. Geburtstag? Nicht wirklich ein Grund zu feiern, aber die Fans danken es und nehmen alles was es über das Phantom J.D. Neues gibt, auch wenn es nicht seiner Feder entstammt. Frédéric Beigbeder, selbst bekennender Salinger-Fan, schreibt also eine halbfiktionale Geschichte über die Jugend des Idols; so halbfiktionale Bücher schreiben ja heute alle.
Unter Fans tritt man ja manchmal in Konkurrenz wer das Vorbild besser kennt. Fasst Beigbeder also Der Fänger im Roggen zusammen als kurzen Roman, der die Geschichte eines Jungen erzählt, der aus seinem Internat geworfen wird, im Central Park herumstreift und sich fragt, wo die Enten hingehen, wenn der See im Winter zugefroren ist, möchte man ihm an Gurgel springen und schreien “Es geht doch nicht um die Enten!”.
Nicht gänzlich unvoreingenommen beginne ich also dieses Buch, das bereits mein viertes des Autors ist, und bin überrascht wie schnell er mich doch wieder gefesselt hat. Kein Konkurrent mehr. Beigbeder beschreibt wie der junge Jerry die Tochter des amerikanischen Literaturnobelpreisträgers Eugene O’Neill, Oona kennen und lieben lernt. So wenig man über Salinger weißt, so ist doch bekannt, dass diese, seine erste, Liebe ihn für sein ganzes Leben prägte. Jerry und Oona, die mit ihren beiden Jetset-Freundinnen das New York vor dem zweiten Weltkrieg aufmischt, kreisen umeinander, lernen sich vorsichtig kennen und bald verbindet die 15-Jährige und den jungen Schriftsteller eine zaghafte Beziehung, die aber nur kurz halten wird. Jerry zieht in den zweiten Weltkrieg und Oona lernt den deutlich älteren Charlie Chaplin kennen, wird dessen vierte Frau und gebärt ihm acht (!) Kinder. J.D. kommt verändert aus dem Krieg wieder, schreibt einen Weltbestseller, trauert Oona nach und zieht sich wenig später für immer zurück.
Mir bleibt nichts übrig als den Hut zu ziehen. Beigbeder schafft es sogar Salingers Ton aufzugreifen ohne ihn zu imitieren. Er flicht fiktive Briefe und authentische Anekdoten ein, der Autor schaltet sich mit Kommentaren dem Erzählten zu und ja, am Ende glaubt man sogar, dass alles genau so gewesen ist. Denn, nach Beigbeder, trieb Hemingway Salinger in die Einsiedelei, Oona war dann der Grund, dass er immer jüngere Frauen hatte. Liest man ganz genau “hin”, ist dieses Buch nicht nur ein Buch über den literarischen Helden des Autors, sondern auch über die Abscheulichkeiten des Krieges und seine Folgen.
Oh ein herrliches Buch über echte Fakten und unechte Wahrheiten, die sich genau so zugetragen haben könnten. Beibeder lesen, dann Salinger lesen und dann einen Chaplin Film ansehen, dann wieder Salinger lesen. Allein die Szenen wie die beiden junge Oona und J.D. einander kennenlernen und sich schüchtern näherkommen, man möchte wieder 15 sein – oder lieber doch nicht?
Neben der endlosen Zahl an Literaturverfilmungen – also der Adaption eines bereits als Roman vorliegenden Stoffs als Film – gibt es nicht wenige Filme, die Leben, einzelne Episoden dessen oder das Werkschaffen von Autoren und Autorinnen umsetzen. Ich habe eine Auswahl solcher Werke inklusive dem entsprechenden Trailer erstellt.
Die Liste folgt dem Schema: Name des Films, Erscheinungsjahr und der/die porträtierte Autor/in. Die Reihenfolge ist chronologisch, nicht wertend.
[UPDATE] Zwischenzeitlich wurde auch die Mehrzahl der in den Kommentaren vorgeschlagenen Filme mit Trailern übernommen.
Die schwierige, aber inspirierende Beziehung zwischen Sylvia Plath und Ted Hughes ist ein moderner Klassiker und nicht nur anhaltend beliebt als literarische Vorlage (z.B. Connie Palmens Du sagst es), sondern taugt auch als Filmstoff in der prominent besetzten Adaption mit Gwyneth Paltrow und Daniel Craig.
Die USA, im November 1959: Truman Capote, Autor des Romans Frühstück bei Tiffany und ein Mitglied der bald schon als Jetset bekannten internationalen Partyszene, stößt auf einen Artikel in der New York Times. Dieser berichtet von einem brutalen Mord an vier Mitgliedern einer angesehenen Farmerfamilie, den Clutters, in Holcomb, Kansas. Viele solcher Geschichten finden sich täglich in den Zeitungen wieder, doch diese lässt den Schriftsteller nicht mehr los. Für ihn präsentiert sich die Gelegenheit, seine lang vertretene These zu untermauern, die besagt, dass nonfiktionale Literatur in den Händen des richtigen Autors genauso anschaulich sein kann wie Belletristik. Welche Auswirkung haben die Morde auf diese kleine Stadt in der vom Wind heimgesuchten Prärie?
Ein grandios-düsterer Film mit einem überragenden Philip Seymour Hoffman!
3. Vor der Morgenröte (2016) – Stefan Zweig (Josef Hader)
Stefan Zweig ist zwar einer der erfolgreichsten Schriftsteller seiner Zeit, aber auf der Flucht. Kein Ort scheint ihm als neuer Lebensmittelpunkt zu genügen. Dazu bedrängen ihn Freunde und selbst nur entfernte Bekannte um Geld und Fürsprache, Reporter um ein Statement gegen Hitler-Deutschland. Episodenhaft zeigt Vor der Morgenröte die letzten Jahre eines Getriebenen, hilflos auf der Flucht vor dem Krieg und der eigenen Verantwortung, gefangen in einer Welt, der er durch eigene Hand entflieht.
4. Ein russischer Sommer (2009) – Leo Tolstoi (Christopher Plummer) und Sofia Tolstoi (Helen Mirren)
Russland, 1910: In seinem letzten Lebensjahr verbringt Leo Tolstoi seinen Sommer mit seiner Frau Sofia und einigen der gemeinsamen Kinder auf ihrem Landgut Jasnaja Poljana. Als Sofia erfährt, dass Tolstoi die Rechte an seinem Werk dem russischen Volk vermachen möchte, beginnt ein hochemotionaler Konflikt zwischen beiden: Die temperamentvolle Sofia sieht sich und die Kinder als die rechtmäßigen Erben und Verwalter von Tolstois Werk und versucht mit allen Mitteln, ihn von seinem utopistischen Plan abzubringen und die Zukunft der Familie zu sichern. Der geradezu fanatische „Tolstoianer“ und Adlatus Wladimir Tschertkow wiederum bestärkt Tolstois Idealismus.
Der erbitterte Streit zwischen den Liebenden treibt Tolstoi schlussendlich in die Flucht und damit in eine Krankheit, von der er sich nicht wieder erholt. Ein Bahnhof wird für ihn zur „letzten Station“, an der sich auch die beiden Liebesgeschichten noch einmal verbinden.
5. Kill your darlings (2013) – Allen Ginsberg (Daniel Radcliffe), Jack Kerouac (Jack Huston), William S. Burroughs (Ben Foster)
Die Geschichte um Allen Ginsberg, Jack Kerouac und William S. Burroughs im Jahr 1944 und den Antrieb eine neue Form von Literatur zu schaffen.
6. Howl (2010) – Allen Ginsberg (James Franco), Jack Kerouac (Todd Rotondi),Neal Cassady (Jon Prescott)
Dasselbe Thema wie Kill your Darling, nur eine andere Erzählperspektive und -zeit. Der Film spielt in den späten 1950er-Jahren in den Vereinigten Staaten. In einem Hauptstrang wird der Dichter Allen Ginsberg von einem Journalisten zu seinem Werk befragt. Ginsberg gibt ausführlich Auskunft und beschreibt seine rauschhafte Arbeitsweise, den Umgang mit gesellschaftlichen Tabuthemen, zu denen Selbstbefreiung, Homosexualität und der Gebrauch von Rauschmitteln gehören und seinen sprachlichen Ansatz, der vor allem auf dem Sound des Jazz beruht.
Der zweite Strang gibt die gerichtliche Auseinandersetzung wieder, die auf die Veröffentlichung des Bandes folgte. In dem berühmt gewordenen Prozess stellt das Gericht 1957 fest, dass die Freiheit des Einzelnen die Veröffentlichung des Gedichtbandes rechtfertigt, auch wenn weite Teile des Textes durch die Öffentlichkeit als anstößig empfunden werden.
7. Total Eclipse (1995) – Arthur Rimbaud (Leonardo DiCaprio), Paul Verlaine (David Thewlis)
Im September 1871 nimmt Paul Verlaine den den 16-jährigen Arthur Rimbaud bei sich auf, der ihm Gedichte zugeschickt hatte und den er nach Paris eingeladen hatte. Ende Oktober wird er Vater eines Sohnes, doch beginnt er etwa zur selben Zeit ein homosexuelles Verhältnis mit Rimbaud. Es folgten lange verworrene Monate, während derer er hin und her pendelt zwischen seiner Frau Mathilde (die er des Öfteren bedrohte und misshandelte und zur Flucht zu ihren Eltern trieb), seiner Mutter und Rimbaud. Am 7. Juli 1872 verlässt Verlaine zusammen mit Rimbaud Paris. Anschließend vagabundieren sie durch Nordostfrankreich, England und Belgien, sich mehrfach trennend und versöhnend, häufig depressiv und suizidgefährdet.
Auch dies – wie Sylvia – die Geschichte einer obsessiven, selbstzerstörerischen Liebe, die Motor für zwei große Werke war.
8. Geliebte Jane (2007) – Jane Austen (Anne Hathaway)
Jane Austen wächst am Ende des 18. Jahrhunderts als eine Tochter des Reverends Austen in der landwirtschaftlich geprägten Region Hampshire auf. Sie ist energiegeladen, spielt Klavier und schreibt. Ihre Familie will, dass sie den reichen Mr. Wisley heiratet, doch sie leistet Widerstand. Dies empört ihre Mutter, die aus Liebe heiratete und danach in bescheidenen Verhältnissen leben musste.
Jane lernt den irischstämmigen Tom Lefroy (Thomas Langlois Lefroy) kennen, der Jurist werden will. Er kritisiert ihre schriftstellerischen Versuche und gibt ihr den Roman ‘The History of Tom Jones, a Foundling’ von Henry Fielding zum Lesen. Beide verlieben sich schließlich ineinander. Lefroy stellt sie seinem in London lebenden, vermögenden Onkel vor und will ihn um den Segen für ihre Heirat bitten, aber er stellt fest, dass jemand Jane seinem Onkel gegenüber als eine Mitgiftjägerin denunziert hat. Da Tom vollkommen vom Geld seines Onkels abhängig ist, beugt er sich dessen Verbot der Hochzeit. Nach kurzer Trennung entschließen sich die beiden, gemeinsam durchzubrennen. Jane erfährt allerdings während einer Kutschenpanne auf ihrem gemeinsamen Weg nach Schottland aus einem Brief, den sie in der Manteltasche von Tom entdeckt, dass seine Familie in Irland in sehr ärmlichen Verhältnissen lebt und auf seine finanzielle Unterstützung angewiesen ist, die er ihnen regelmäßig zukommen lässt. Schließlich erklärt Jane Tom, dass sie mit Blick auf die Armut ihrer beider Familien zu der Überzeugung gelangt sei, dass keine Existenzgrundlage für eine Familiengründung mit ihm vorhanden sei. Tom versucht vergeblich, ihre Zweifel unter Hinweis auf ihre gegenseitige Liebe auszuräumen. Jane besteigt kurz darauf eine Kutsche in die Gegenrichtung zurück zu ihrer Familie.
9. Wilde (1997) – Oscar Wilde (Stephen Fry)
Der Film behandelt Oscar Wildes Leben von seiner Vortragsreise in den USA 1882 bis kurz vor seinen Tod im Jahr 1900. Nach seiner Rückkehr aus Amerika heiratet er Constance Lloyd und hat mit ihr zwei Söhne. Der Film zeigt Oscar Wilde ebenso in seiner Rolle als Familienvater wie als berühmte Persönlichkeit und erfolgreichen Theaterautor bei den Premieren seiner Theaterstücke Lady Windermere’s Fan und The Importance of Being Earnest. Eine wesentliche Rolle spielt die Entdeckung seiner Homosexualität durch seine Beziehung zu Robert Ross und die Entwicklung seiner Beziehung zu Lord Alfred Douglas. Als Lord Alfreds Vater, der Marquess of Queensberry, ihnen den Umgang miteinander untersagen will und Wilde provoziert, verklagt dieser ihn wegen Beleidigung. Im dritten der daraus folgenden Gerichtsprozesse wird Wilde wegen Unzucht zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Zuchthaus muss er in der Tretmühle arbeiten. Nach seiner Freilassung gilt er als entehrt und ist finanziell ruiniert und gezwungen, ins Exil zu gehen. Die Zwangsarbeit im Zuchthaus hat ihn gesundheitlich angeschlagen. Er besucht das Grab seiner Frau Constance, bevor er sich auf Betreiben von Robert Ross in Paris niederlässt. Der Film endet mit seinem Wiedersehen mit Lord Alfred Douglas.
Als eine Art Rahmen dient das Märchen Der selbstsüchtige Riese, das begleitend zur Handlung stückweise erzählt wird – teils indem Oscar Wilde es seinen Kindern erzählt, teils indem Constance es vorliest – und das im Gefängnis mit dem Tod des Riesen endet. Auch andere Texte Wildes werden im Laufe des Films von Stephen Fry gesprochen.
10. Goethe! (2010) – Johann Wolfgang von Goethe (Alexander Fehling)
Die biographische Vorlage für Die Leiden des jungen Werther!
In Straßburg fällt der Jura-Student Johann Goethe durch das Staatsexamen. In den Schnee des Campus schreibt er die Worte: Lecket mich! Goethe wird von seinem Vater in seine Heimatstadt Frankfurt am Main zitiert; dort teilt dieser ihm mit, dass er seine Ausbildung zum Juristen am Reichskammergericht in Wetzlar fortsetzen solle, auch um seinen Sohn von seinen dichterischen „Flausen“ abzuhalten.
In Wetzlar angekommen, widmet sich Goethe der Arbeit an alten Akten, die er für seinen Vorgesetzten, den Gerichtsrat Kestner (der im Film den Namen „Albert“ trägt), aufarbeitet. Dabei bildet er mit dem Juristen Jerusalem, mit dem er sich auch privat anfreundet, ein Team. Auf einer Tanzveranstaltung lernt Goethe Charlotte Buff (kurz Lotte genannt) kennen und verliebt sich in sie. Es stellt sich heraus, dass sie das älteste von acht Kindern eines in Wahlheim lebenden Witwers ist und sich um ihre jüngeren Geschwister kümmern muss.
Trotz einiger Verwicklungen scheint sich Goethes Liebe zunächst zu erfüllen. Nachdem er Lotte eines seiner Gedichte vorgetragen hat, wird das Paar von einem starken Regenschauer überrascht und die beiden suchen Schutz in einer Burgruine, wo sie miteinander intim werden. Währenddessen wirbt Kestner bei Lottes Vater um die Hand seiner Tochter. Der Vater ist froh, Charlotte in einer Ehe mit einem aufstrebenden Juristen gut versorgt zu sehen, da dieser so auch Lottes Familie später finanziell unterstützen würde. Lotte zögert zunächst, übernimmt aber immer mehr die Sichtweise ihres Vaters, da sie auch das Wohl ihrer Familie will. Trotz allem fällt es ihr schwer, sich von Goethe zu trennen. Dieser hilft schließlich sogar seinem Rivalen, indem er ihm ein erfolgreiches Prozedere und die passenden Worte für dessen Heiratsantrag vorschlägt, ohne freilich zu ahnen, wer die Umworbene ist. Erst bei der Verlobungsfeier von Albert und Lotte stellt sich die Wahrheit heraus. Alle Betroffenen sind fassungslos.
11. Die geliebten Schwestern (2014) – Friedrich Schiller (Florian Stetter)
Charlotte von Lengefeld soll von ihrer Patentante Charlotte von Stein in Weimar in die feine Gesellschaft eingeführt werden. Dort lernt sie Friedrich Schiller kennen, der im Sommer 1788 zu Besuch in die Heimat der Familie nach Rudolstadt kommt. Die Mutter Louise von Lengefeld war nach dem Tode ihres Mannes in finanzielle Schwierigkeiten geraten, weshalb Tochter Caroline eine Zweckheirat mit Friedrich Fhr. von Beulwitz einging. Die beiden Schwestern verleben mit Schiller eine unbeschwerte Zeit miteinander. Sie hatten sich einst am Rheinfall bei Schaffhausen geschworen, alles miteinander zu teilen, und so soll es auch bei Schiller sein. Charlotte reist allein nach Weimar zurück, währenddessen ihre Schwester die Mutter überzeugen soll, einer Heirat mit Schiller trotz dessen Mittellosigkeit zuzustimmen, was sie mit einiger Verzögerung auch tut. Schiller trennt sich, auch mit Hilfe einer Intrige von Charlotte, von der verheirateten Charlotte von Kalb. Nachdem er Charlotte 1790 geheiratet hat, gebärt sie einen Sohn. Auch Schwägerin Caroline ist in Jena zugegen, wo Schiller nun eine Professur hat. Doch die geplante „Ehe zu dritt“ kann nicht stattfinden, da Carolines Mann zunächst nicht in die Scheidung einwilligt.
Trotz des Banns des Herzogs von Württemberg begibt sich Schiller 1793 nach Tübingen, um der Herstellung seiner Zeitschrift Die Horen bei Verleger Cotta beizuwohnen. Dort trifft er Caroline wieder, die sich ihre Dienste von einem älteren Mann bezahlen lässt. Zu dritt leben sie nun bei Schillers Mutter in Ludwigsburg. Caroline gesteht, schwanger zu sein. Um ihre Scheidung nicht zu gefährden, fährt sie in Begleitung von Wilhelm von Wolzogen nach Schaffhausen, wo Schiller einen Pflegevater für das Kind organisiert hat. Nach der Geburt meldet sich Caroline auf Schillers Briefe nicht und teilt schließlich mit, dass sie bei Wolzogen bleiben werde.
Jahre später reist die vermeintlich todkranke Mutter Louise nach Weimar, um die inzwischen zerstrittenen Schwestern zu versöhnen. Beim Familientreffen kommt es trotzdem zu einem Schlagabtausch der Schwestern, währenddessen Schiller einen heftigen Krankheitsanfall erleidet. Wolzogen stellt die Überlegung an, dass es offenbar das Schicksal der drei von-Lengefeld-Frauen sei, ihre Männer zu überleben.
12. Last Call (2012) – F. Scott Fitzgerald (Jeremy Irons), Zelda Fitzgerald (Sissy Spacek)
https://www.youtube.com/watch?v=iS1lmmqs6co
13. Kafka (1991) – Franz Kafka (klar: Jeremy Irons)
Soderbergh strebte keine Filmbiographie Franz Kafkas an, sondern verknüpfte Motive aus dessen Leben mit Inhalten und Atmosphäre seiner Romane, insbesondere „Der Prozess“ und „Das Schloss“. Kafka ist Angestellter einer Versicherungsgesellschaft und verbringt seine freie Zeit damit, sich dämonische Geschichten auszudenken. Als ein Freund ermordet wird, begibt er sich auf die Suche nach dem Mörder. Bei seinen Nachforschungen stößt er auf weitere ungeklärte Todesfälle und gerät an eine politische Widerstandsgruppe, zu der auch der Freund gehört hatte. Kafka verfolgt die Spuren bis zum örtlichen Schloss, wo er die grausige Entdeckung macht, dass ein gewisser Dr. Murnau (eine weitere Reminiszenz an den expressionistischen Film mit Anspielung auf den Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau) dort mit den Gehirnen seiner Opfer experimentiert.
Der Film spielt in den Jahren 1960 bis 1964. Die Handlung dreht sich um den sogenannten Eichmann-Prozess, der möglich geworden war, nachdem im Mai 1960 der Mossad den in Argentinien untergetauchten Adolf Eichmann aufgespürt und nach Israel entführt hatte. Hannah Arendt schlägt dem Magazin The New Yorker vor, über den Prozess in Jerusalem zu berichten. Der Herausgeber William Shawn ist begeistert über das Angebot der für politisch-historische Analysen geschätzten Denkerin.
Im April 1961 reist Hannah Arendt von New York City nach Jerusalem, wo sie ihren alten Freund Kurt Blumenfeld wiedertrifft. Sie besucht dort alle wichtigen Gerichtsverhandlungen, in denen sie akribisch alles protokolliert. Der Film baut dabei Originalmaterial in die Spielhandlung ein. Adolf Eichmann entpuppt sich im Verlauf des Prozesses nicht als bestialisches Monster, sondern als ein mittelmäßiger Bürokrat, was Hannah Arendt überrascht. Im Laufe des Prozesses wird sie auch Zeugin, wie Überlebende des Holocaust während der Befragung zusammenbrechen.
Über die Dialoge, die Hannah Arendt mit ihrem Mann Heinrich Blücher, ihrer Freundin Mary McCarthy, ihrem Freund Hans Jonas, ihrer Sekretärin Lotte Köhler und ihren Studenten führt, wird der Zuschauer über ihre politisch-philosophischen Überlegungen informiert. Im Rückblick kommen Szenen von Hannah Arendts Leben in Deutschland vor 1933 und von ihrer Beziehung zu Martin Heidegger vor.
15. A Quiet Passion (2016) – Emily Dickinson (Cynthia Nixon)
16. The Hours (2002) – Von Ewigkeit zu Ewigkeit – Virginia Woolf (Nicole Kidman)
Der Film verfolgt das Schicksal dreier Frauen aus verschiedenen Generationen, deren Leben mit Virginia Woolfs Roman Mrs. Dalloway in Bezug stehen. Er verfolgt die Leben der drei Protagonistinnen jeweils einen Tag von morgens bis abends. So spielt der Film in drei Zeitebenen: 1923, 1951 und 2001, der damaligen Gegenwart. Er bedient sich des filmischen Mittels der Parallelmontage. Die Zeitebene 1923 erzählt die Geschichte von Virginia Woolf, die mit ihrem Schriftstellergatten Leonard Woolf in der englischen Provinz lebt. Umsorgt von ihrer Familie und dem Arzt beginnt sie den Roman Mrs. Dalloway. 1951 bereitet Laura Brown mit ihrem kleinen Sohn den Geburtstag ihres Ehemanns Dan vor und liest ebendiesen Roman, der sie stark beeinflusst. In der Gegenwart bereitet Clarissa Vaughan eine Preisverleihungsparty für ihren an AIDS erkrankten Freund Richard Brown vor. The Hours kann damit als eine moderne Version von Mrs. Dalloway angesehen werden. Vom Verfasser zum Leser, bis hin zur lebenden heutigen Version von Mrs. Dalloway: Clarissas Leben ist so sehr verbunden mit der Romanfigur Mrs. Dalloway, dass es erscheint, sie sei Mrs. Dalloway.
17. The Last of the Belles (1974) – F. Scott Fitzgerald (Richard Chamberlain)
https://www.youtube.com/watch?v=RWeCKlAR9Vs
18. Hemingway & Gellhorn (2012) – Ernest Hemingway (Clive Owen)
19. Neruda (2016) – Pablo Neruda (Luis Gnecco)
20. Pasolini (2014) – Pier Paolo Pasolini (Willem Defoe)
21. In Love and War (1996) – Ernest Hemingway (Chris O’Donnell)
22. Hemingway (1988) – Ernest Hemingway (Stacy Keach)
https://www.youtube.com/watch?v=C5C-zz1LnpI
Habe ich einen wichtigen Film vergessen? Hinweise sehr gerne in die Kommentare!
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