Kategorie: Allgemein

Florian Illies’ 1913

Es ist schon etwas her, dass ich das neuste Buch von Florian Illies gelesen habe und trotzdem bin ich noch nicht zu der Rezension von “1913” gekommen. Nicht unbedingt, weil das Buch mir nicht gefallen hätte – im Gegenteil, habe ich es doch innerhalb von zwei Tagen gelesen – sondern vielmehr, weil ich nicht genau weiß was ich darüber schreiben soll. Wer Illies kennt, nicht nur aus seinen Büchern, sondern auch aus seinen Beiträgen im Feuilleton der großen deutschen Tageszeitungen, weiß wie gefällig er schreibt. Dazu handelt es sich bei Florian I. um einen Autor, der eine erstaunliche Bandbreite abzudecken weiß: sein gefeiertes “Generation Golf”, sein launiges “Ortsgespräch”, die herrliche Charakterisierung seines Heimatdorfes Schlitz (bei mir zu Hause, direkt um die Ecke) oder eben jene Artikel zu gesellschaftlichen, kulturellen und zeitpolitischen Themen. Weiterlesen

Sprüche des Konfuzius

Dreifach ist der Schritt der Zeit:
Zögernd kommt die Zukunft hergezogen,
Pfeilschnell ist das Jetzt entflogen,
Ewig still steht die Vergangenheit.

Keine Ungeduld beflügelt
Ihren Schritt, wenn sie verweilt.
Keine Furcht, kein Zweifeln zügelt
Ihren Lauf, wenn sie enteilt.
Keine Reu, kein Zaubersegen
Kann die Stehende bewegen.

Möchtest du beglückt und weise
Endigen des Lebens Reise?
Nimm die Zögernde zum Rath,
Nicht zum Werkzeug deiner That
Wähle nicht die Fliehende zum Freund.
Nicht die Bleibende zum Feind.

Friedrich Schiller (1759-1805)

Lügen in Zeiten des Krieges

Das Werk eines Spätberufenen. Louis Begley ist zwar Jahrgang ‘33, aber erst ‘91 mit 58 Jahren veröffentlichte er seinen Erstling “Lügen in Zeiten des Krieges”. Der nach dem 2. Weltkrieg in die USA emigrierte Pole studierte dort in Harvard Jura und ist auch heute noch als Jurist tätig. (Sein Buch “Schmidt” wurde als “About Schmidt” sehr anrührend mit Jack Nicholson verfilmt.)

10840053nLügen in Zeiten des Krieges ist nicht nur Begleys Erstling, sondern auch autobiographisch. Er schildert seine Kindheit in Polen durch sein alter ego Maciek, der, anders als Begley, als Halbweise mitten im Zweiten Weltkrieg aufwächst; seine Mutter früh verstorben, sein Vater, wie Begleys, als Arzt von den Russen zum Kriegsdienst eingezogen, lebt der junge Maciek inmitten seiner begüterten Familie, bestehend aus den Großeltern und seiner Tante, mit Hausangestellten und Kindermädchen im großbürgerlichen Refugium. Weiterlesen

Zeitschriftenkultur

Miniaturen – Tod – Egoismus – Denken – Lebenskunst – Bücher – Rache – Fotoessay

Dies sind nur einige Stichpunkte aus der neuen Ausgabe der “Hohe Luft” einer Philosophie-Zeitschrift “Für alle, die Lust am Denken haben”. Als ich an dem durchaus ansprechenden Magazin neulich am Bahnhof vorbeiflanierte, dachte ich bei dem Titel erst an die Hohe Luft, ein Viertel mit zweifelhaftem Ruf in meiner Heimat (google schlug mir gerade auch “Hohe Luft Bad Hersfeld”, bei meiner Suchanfrage vor) oder an ein modern anmutendes Zeitschrift für Religion und Spirituelles. In der Cicero wurde ich allerdings erneut aufmerksam und so neugierig auf ein modernes Philosophie-Magazin, dass ich es mir als Lektüre für das Osterwochenende zugelegt habe und inzwischen bereits fast vollständig, von vorne nach hinten, durchgelesen habe: Weiterlesen

Versuchung und Versagen: Zwei Mal Dostojewskis “Spieler”

Gerne poste ich im Folgenden eine Rezension meines Freundes und Blogger-Kollegens Tobi von “Texte und Bilder”, nicht nur, weil er auch die passende Graphic Novel rezensiert, sondern weil seine Rezension einfach gut ist:

Im Sommer 2006 habe ich in New York City ein Praktikum bei einem Strafverteidiger gemacht, der sich unter anderem auf Mord und Totschlag spezialisiert hat. Gleichzeitig habe ich die letzten Kapitel von Fjodor Dostojewskis “Schuld und Sühne” gelesen. Diese Kombination hatte es in sich. Manche der realen Fälle erinnerten mich an die Hauptfigur aus Dostojewskis großem Roman. Seitdem gehört der russische Weltliterat zu meinem engsten Favoritenkreis.

Vor einigen Wochen beschlossen einige Freunde und ich, gemeinsam Dostojewskis “Der Spieler” zu lesen. Gesagt getan: Die kürzere, in nur 26 Tagen von Dostojewski an eine Stenographin herunterdiktierte Erzählung war schnell gelesen, um nicht zu sagen verschlungen. Als ich dann auf Twitter vom Splitter Verlag erfuhr, dass es von diesem Werk eine Adaption als Graphic Novel gibt, war mein Interesse aufs Neue geweckt. Doch eins nach dem anderen. Weiterlesen

“Der Krieg wird das Schlechteste in uns zum Vorschein bringen”

Im Nachgang noch zum Ende des gestern laufenden und gestern empfohlenen Dreiteilers “Unsere Mütter, Unsere Väter” hier noch ein interessanter Beitrag von Martin Schulz dem Präsidenten des Europäischen Parlaments, der gut Lehren und Aussagen der Filme zusammenfasst, die in dieser Form und Eindringlichkeit selten im deutschen Fernsehn laufen.

Wer die drei Teile verpasst hat, sollte dies unbedingt nachholen und natürlich die beiden von mir besprochenen Remarque Bücher (Im Westen nichts Neues und Die Nacht von Lissabon) lesen, aber vorsicht: Man könnte nachdenklich werden!

Unsere Mütter, unsere Väter

Das ist nun wirklich mal ein Dreiteiler, der sich zu sehen lohnt und nicht der hunderste Aufguss von “in der Trümmerwüste auch noch zwischen zwei Männern” stehenden Damen die “von Christine Neubauer, Maria Furtwängler oder Veronica Ferres gespielt werden können.” Absolute Fernsehpflicht heute Abend für den dritten Teil und wer die ersten beiden Teile noch nicht gesehen hat, sollte dies vorher in der ZDF-Mediathek nachholen, in der die Folgen, ab heute Abend dann auch alle drei, noch für eine Zeit grati abrufbar sein sollten.

Hier der Link zum Artikel der FAZ, aus dem obenstehendes Zitat stammt und eine interessante Einführung gibt.

Das Buch der Snobs

1. Der Auswahl der Damen und Herren von Manesse kann, darf, sollte man trauen, denn haben Ahnung von dem was sie tun und ohne diesen Verlag wäre meine, deine, unsere Welt der Klassiker um einiges ärmer. Mit größstes Plus ist die Vielfalt der verlegten Werke: durch sämtliche Epochen, über alle Länder- und Kulturgrenzen werden Werke zum ersten Mal veröffentlicht, neuübersetzt oder -aufgelegt. Selbstverständlich, dass in einem so breit aufgestellten Programm für jeden etwas dabei, aber nicht alles für jeden etwas ist.

2. Ich breche keine Bücher ab (eigentlich; zumindest nicht nachdem ich mir einen entsprechenden Prozentsatz der Seiten zum Einlesen gegeben habe. Schwammige Sache, denn dieser kann auch mal zwischen 20 und 50 Prozent liegen). Weiterlesen