Wie liest Du, Elisabeth?

In „Wie liest Du?“ stellen in regelmäßig unregelmäßigen Abständen Kritiker, Autoren und Verlagsmitarbeiter, Blogger, Vielleser und Buchhändler ihre Art des Lesens vor. Hier geht es nicht um einzelne Inhalte, sondern vielmehr um die Technik sich ein Buch zu erarbeiten – den Akt des Lesens von außen betrachtet. Heute mit Elisabeth Dietz vom BÜCHERmagazin.

1. Überspringst Du einzelne Stellen – gar Kapitel – oder liest Du ein Buch, wenn dann komplett?

Wenn ein Buch mich langweilt, kann es sein, dass ich Text überspringe.

 2. Schummelst Du und springst vor, um das Ende schneller zu erfahren?

Das nicht. Was am Ende passiert, finde ich meistens weniger spannend als den Weg dorthin.

3. Nutzt Du Lesezeichen (immer dasselbe/andere?) oder legst Du ein Buch offen auf die Nase?

Seltsamerweise ist immer dann, wenn ich ein Lesezeichen bräuchte, keines da, obwohl überall welche unbenutzt herumliegen. Ich merke mir die Seitenzahl. Geburtstage vergesse ich ständig, Seitenzahlen nie.

4. Liest Du Taschenbücher einseitig, wie ein Magazin, indem Du das Cover komplett umklappst?

Nein, nie. Ich habe das Gefühl, das tut ihnen weh.

5. Liest Du lieber kurze oder lange Kapitel?

Ich lese am liebsten rasante, eigenartige, sinnliche, schöne, verstörende, mitreißende Kapitel. Die Länge spielt keine Rolle.

6. Markierst Du? Mit Bleistift, Marker, Klebezettel, einfach die entsprechende Seite umknicken oder schreibst du lieber Stellen raus?

Wenn ich später über das Buch schreiben möchte, markiere ich wichtige Stellen mit kleinen Klebezetteln, auf denen ich notiere, was genau diese Stelle so interessant macht. Das ist praktisch, weil ich die Notizen oft gleich in den Text übernehmen kann. In Büchern, über die ich nicht schreibe, markiere ich nichts. Worte sind flüchtig.

7. Schaust Du ältere Lektüre nochmal nach markierten Stellen durch?

Nein, nie.

8. Welches ist das (nichtwissenschaftliche) Buch, in dem Du am meisten markiert hast?

„Peking Koma“ von Ma Jian, ein Roman über die Spätfolgen des Tian‘anmen-Massakers. Je weniger ich über die Welt eines Buches weiß, desto sorgfältiger markiere ich, was mir auffällt.

9. Deine liebste markierte Stelle:

„Er hing ein paar Tage, dann assen Hyänen seine Füsse.“ Das ist der letzte Satz von Christian Krachts „Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten“. Was für ein feiner letzter Satz.

10. Benutzt Du einen eReader? Als Ergänzung zum Gedruckten – ausschließlich – gar nicht?

Meinen E-Reader habe ich unter einem Bett in London liegen lassen. Einen neuen habe ich mir nicht gekauft – erst, weil ich mich nicht für ein Modell entscheiden konnte, dann, weil ich den alten nicht vermisste.

Foto am 19-08-2013 um 16.22 #2Elisabeth Dietz arbeitet auf Facebook, auf Twitter und im Rest der Welt für das BÜCHERmagazin und beschäftigt sich vor allem mit Graphic Novels, dem Internet und Belletristik. Sie schreibt für das Comicmagazin ALFONZ und bringt gerade ein Buch zu Ende. Existiert zwischen Kaffee und Dinosaurierdokus.

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Tilman berät als Rechtsanwalt Verlage, Autoren und andere Kreative im Urheber- und Medienrecht. Als Blogger hat er sich sowohl im Bereich der Literaturkritik als auch -vermittlung in der Branche einen Namen gemacht. Rechtsanwalt Winterling ist zudem als Jurymitglied (u.a. Hamburger Literaturförderpreise) und Moderator von Lesungen tätig, sowie gefragter Interviewpartner (u.a. Deutschlandfunk, Radio Eins), wenn es darum geht verständlich und unterhaltsam über rechtliche Themen und solche des Bloggens zu berichten.

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