Was mache ich hier eigentlich?
Vor einem Jahr, der erste Beitrag datiert auf den 12. November 2012, funkte ich “Hier soll in nächster Zeit mein Blog entstehen.” in den Äther. Der erste richtige Beitrag Bücherwahn folgte am 17. und es sollten über 200 im ersten Jahr folgen, gelesen von über 10.000 Lesern, die über 20.000 Clicks produziert haben. CDs, Filme, Konzerte, Artikel über Zeitschriften und Alltäglichkeiten all dies sind bisher besprochene oder zumindest angesprochene Themen, aber hauptsächlich ging es doch immer Bücher. Ich habe besprochen und kritisiert, empfohlen und abgeraten.
Wofür mache ich das eigentlich?
Prosaisch würde ich gerne sagen: für euch. Aber es ging doch wirklich viel um mich und meinen Geschmack, meine Vorlieben. Dazu hat mein Leseverhalten sich in dem zurückliegenden Jahr stark verändert, denn tatsächlich habe ich, habe ich mich nicht verzählt, 102 Bücher gelesen. Inzwischen gibt es 70 Rezensionen hier zu lesen, die zwar nicht alle von mir sind, aber doch zumindest das 54books-Gütesiegel tragen.
Wofür? Um gelesen zu werden! Es freut mich, wenn mir jemand nach seiner Lektüre schrieb, dass er meinen Tipp gut, ebenso wenn er ihn schlecht fand oder mir sogar weitere Lektüre empfiehlt, von der er denkt, dass sie mir gefallen könnte. Kommentare hier, bei Facebook und Twitter, ich habe so viele Leute kennengelernt und mich mit ihnen ausgetauscht, die ich ohne 54books nie kennengelernt hätte. Ich habe Verlagsmenschen und Autoren getroffen, ich habe viele Bücher zugeschickt und noch mehr angeboten bekommen, habe mich mit anderen Bloggern oder auch mal Denis Scheck getroffen, habe Lob und Kritik erhalten – dafür mache ich das!
Was will ich eigentlich?
Ich will mich bedanken! Und zwar bei jedem Einzelnen, aber doch drei Personen besonders herausheben, mit denen ich ohne den Blog keinen Kontakt hätte.
Nicht nur an dem natürlichen Subordinationsverhältnis Professor-Doktorand liegt es, dass ich mit Norman Weiß unter normalen Umständen nicht in Austausch getreten wäre. Wie genau sollte man auf Prof. Weiß in Berlin aufmerksam werden und sich über Bücher unterhalten, wenn nicht über die Lektüre des Blogs des Gegenübers. Über Ernst Jünger, Heinrich Brüning und Herbert Rosendorfer haben wir schon gesprochen nur über die Juristerei noch nie. Dazu kommen immer wieder Hinweise und Querverweise von Norman auf weitere Lektüre, auf die ich sonst nicht aufmerksam werden würde.
Der nicht-bloggende Leser hat mit Verlagen und den in ihnen arbeitenden Menschen nur soviel zu tun als er deren Waren kauft. Der bloggende Leser dagegen bekommt Empfehlungen aus erster Hand bevor diese überhaupt für den Markt interessant sind, von Leuten, die sich den ganzen Tag mit Büchern beschäftigen, so häufig einen kritischeren Blick und besseren Überblick haben. Und die meisten Verlage haben auch das (Werbe-)Potenzial, das Blogs und ihrer Reichweite innewohnt, erkannt und wollen es nutzen. Es gibt tolle Bloggerbetreuung und auch Rezensionsexemplare, eine Gnade, die früher nur Zeitungen und anderen “echten Medien” vorbehalten war. Diogenes, Suhrkamp, Metrolit, DuMont, Styria und Manesse haben mich schon versorgt, wenn nicht sogar umsorgt. Ein besonderer Dank gilt aber Ann Kristin vom C.H.Beck, die nicht nur sehr offen und ehrlich empfiehlt, sondern es auch mit Humor nimmt, wenn ich das von ihr empfohlene Brandstatt schrecklich finde oder sektbedingt auf der Buchmesse große Teile meines Canapés im verlagseigenen Stand verteile.
Überrascht war ich wie schnell, persönlich und nett der Kontakt von Autoren und Journalisten zu Bloggern zustande kommen kann. Denis Scheck schreibt herzliche Emails, Harald Martenstein ruft mich zurück und Karla Paul nimmt sich Stunden Zeit meine Fragen zu beantworten. Diese Gespräche haben mir alle viel Freude gemacht und mich bereichert. Aber um den Dreischritt des Lobes abzuschließen, muss ich Oliver Hilmes besonders herausheben. Mit ihm hatte ich nicht nur ein sehr nettes Gespräch vor seiner Lesung in Hohwacht, sondern wir haben uns auf der Buchmesse noch einmal kurz getroffen, Emails ausgetauscht und ich war in Oldenburg erneut bei einer Lesung von ihm. Klar, dass wir danach ein Bier trinken gehen und über Literatur und Musik, über persönliche Projekte sprechen, über Lesereisen, Recherche in Los Angels, Promotionen und Mietpreise; Themen über die man halt beim Bier so spricht, aber auf Augenhöhe, per Du, nicht Autor zu Blogger. So klar, war mir das vorher nicht.
Lange Rede kurzer Sinn: Diese und weitere Bekanntschaften gäbe es ohne diesen Blog nicht und sie bereichern mich auf verschiedenste Weise – vielen Dank dafür! Selbstverständlich möchte ich mich auch bei Manuel, Saskia und Tobias für Gastrezensionen/Zuspruch/Kritik bedanken und dafür, dass Signe inzwischen bei vielen Artikel das ein oder andere Komma nachträglich zusetzen weiß.