Kommentare zu: „Hilfe, zwischen meinen Buchdeckeln sind Algorithmen“* https://www.54books.de/hilfe-zwischen-meinen-buchdeckeln-sind-algorithmen/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=hilfe-zwischen-meinen-buchdeckeln-sind-algorithmen FEUILLETON IM INTERNET Fri, 09 Aug 2019 15:45:01 +0000 hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.6 Von: Berit Glanz https://www.54books.de/hilfe-zwischen-meinen-buchdeckeln-sind-algorithmen/#comment-7730 Fri, 09 Aug 2019 15:45:01 +0000 https://www.54books.de/?p=6797#comment-7730 Als Antwort auf Klara Schaub.

Warum so wütend? Es ging doch überhaupt nicht darum, ob GANs gut oder schlecht für Textproduktion zu verwenden sind, sondern darum, dass GANs in ihrem strukturellen Aufbau eine “wundervolle Metapher für das Verhältnis von Autor*in und Computer bilden könnten.”

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Von: Klara Schaub https://www.54books.de/hilfe-zwischen-meinen-buchdeckeln-sind-algorithmen/#comment-7726 Sat, 20 Jul 2019 14:30:33 +0000 https://www.54books.de/?p=6797#comment-7726 Sorry, aber GANs sind notorisch _schlecht_ für Textproduktion zu verwenden; es sind vor allem RNNs, die hier die überzeugendsten Ergebnisse zeitigen, was an deren serieller Verfahrensweise liegt. Kein Wunder, dass die Ausführung zu GANs außen vor bleiben, was den Verdacht verstärkt, hier wolle jemand auf sein Geheimwissen anspielen, das dann aber doch nur halb angelesen und nur zu einem Drittel verstanden ist.

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Von: Jochen Heller https://www.54books.de/hilfe-zwischen-meinen-buchdeckeln-sind-algorithmen/#comment-7467 Thu, 07 Jun 2018 07:16:35 +0000 https://www.54books.de/?p=6797#comment-7467 Ich frage mich, wenn hier computergestützte Collagetechniken bei Texten angewendet werden, warum das Werkzeug Computer so herausgehoben wird?
Natürlich: Mit Rechnern zu arbeiten ist schneller und führt daher bei der Erzeugung solchen Rohmaterials für die Collage mglw. zu überraschenden Ergebnissen, zu denen es ggf. ohne Rechner nicht gekommen wäre. Würde mensch so etwas händisch durchführen, wären etwa die Textkorpora kleiner wie auch der Raum begrenzt, um physisch z.B. die ganzen Ausdrucke zu verschnipseln und neu zusammenzusetzen. Außerdem würde es dann eine erhebliche Selbstbeherrschung bedeuten, den ganzen Vorgang nicht schon viel früher abzubrechen, weil mensch an etwas hängen bleibt, was einen dann von der ursprünglichen Absicht, zunächst einmal ganz viel beliebig zusammensetzen zu lassen, abbringt. Das leidenschaftslose Durchwühlen von Texten nach bestimmten Kriterien ist nicht so einfach, insbesondere wenn mensch in kreativer Laune ist.
Dennoch: Auf welche Weise das Erzeugnis dann auch immer interessant sein mag oder nicht, ist der künstlerische Anteil doch das irgendwie kreative Hand anlegen der menschlichen Instanz in diesem Prozess. Den Mensch als Handlanger der Maschine in dieser Beziehung erscheinen zu lassen, erscheint mir selbst wieder ein Stück weit Konzeptkunst des jeweiligen Menschen zu sein. Wobei mir das alles, so wie hier beschrieben, noch mehr als ziemlich technisches Experiment erscheint, recht nüchterne Forschung, oder zumindest ein Zuarbeiten, nicht für die geistes- sondern die computerwissenschaftliche Forschung. Sowohl hinsichtlich der Steigerung der Kreativitätsfähigkeiten künstlich intelligenter Instanzen, als auch hinsichtlich des Absenkens der Erwartungen der Rezipienten an künstlerische Erzeugnisse verbunden mit der Steigerung der Bereitschaft, Eigenleistung an einen Computer abzugeben.
Wo der Prozess aufhört lediglich passives Hinnehmen zu sein und aktives Gestalten beginnt, würde ich von Kunst sprechen. Dabei würde ich momentan noch begriffliche Schwierigkeiten empfinden bei dem Erstellen von Algorithmen die auf die oben genannten Vorarbeiten gerichtet sind, wie auch bei solchen, deren Ergebnis bereits das Endprodukt/Werk sein soll. Die Entwicklung der Algorithmen ist zweifellos ein kreativer Prozess. Je unerwarteter jedoch das Resultat, umso losgelöster ist es vom Stein des Anstoßes.
Natürlich wirft das ganze auch wieder Fragen zum Wesen der Kreativität insgesamt auf. Und dass das Prinzip Zufall insbesondere in der bildenden Kunst und auch in der Musik gerne Verwendung findet, zeigt, dass die Frage gar nicht so leicht zu beantworten ist. Aber vielleicht ist dort auch griffiger, ob totale Ziellosigkeit, totales Abgeben auch noch Kunst sein kann – oder ob, bewusst oder unbewusst, Kunst *immer* dann entsteht, wenn ab irgendeinem Punkt im Prozess, wieder die Kontrolle übernommen wird.
Am Ende ist ein Werkzeug vorhanden, dass für verschiedene Aufgaben immer weiter verfeinert wird – was durchaus auch gruselige Konsequenzen mit sich bringt – und nicht zu knapp. Aber es ist ein Werkzeug unter vielen. Warum zwanghaft das Schöpfen von Kunst nun synthetisiert werden soll, nur weil es dieses Werkzeug eben auch gibt, erschließt sich mir nicht – wie in so vielen Dingen.
Beispiel: Nur etwa, weil mittlerweile Sprachsteuerungen ziemlich gut sind, ist es doch nicht notwendig, sie zu nutzen. Ich mag es beispielsweise überhaupt nicht, wenn aus den Ebenen im Rechner, auf denen ich gewohnt bin, Eingriffsmöglichkeiten zu haben, immer weitere Barrieren hochgezogen werden, und – aus meiner Sicht – unnötige Prozesse ablaufen, von deren angedachten Aufgaben ich keine ansatzweise genaue Vorstellung habe, bei denen ich also kein Vertrauen in die Redlichkeit oder die Klarsicht der Entwickler*innen habe. So erscheint es mir, wenn das Lied der sogenannten “Digitalisierung” überall gesungen wird und geradezu eine Naturnotwendigkeit proklamiert wird, was dazu führt, das Stück für Stück der Mensch sich selbst aussperrt aus allem, was er mal selbst konnte. Das ist zwar auch ein wesentlich längerer Prozess. Mit jeder weiteren Werkzeugentwicklung verkümmerten Fähigkeiten zur Körpersteuerung – kamen aber neue geistige Kompetenzen hinzu. Nun hat aber die Rationalisierung die geistigen, die Steuerungsfähigkeiten selbst auf’s Korn genomen. Was bleibt dann eigentlich? Und wie soll eigentlich irgendwann der Turing Test objektiv bestanden werden, wenn niemand mehr da ist, der das Testergebnis einschätzen könnte?
Die Frage für mich bleibt, ohne sie jetzt zu entscheiden: Sind die Veränderungen durch die “digitale Welt” zwangsweise massiv – oder bleibt die digitale Welt ein Schein, in dem man sich zweifelsfrei verlieren kann – und wenn das alle tun, dann gibt es daran nichts zu ändern – aber es ist nicht so, dass man sich darin verlieren muss.

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Von: Berit Glanz https://www.54books.de/hilfe-zwischen-meinen-buchdeckeln-sind-algorithmen/#comment-7445 Wed, 18 Apr 2018 08:23:40 +0000 https://www.54books.de/?p=6797#comment-7445 Als Antwort auf Señor Rolando.

Ich fand es auch interessant, dass gleich beide Texte aus dem Suhrkamp-Verlag kamen. Bei Fischer im Programm passiert auch einiges in die Richtung, aber wirklich zentral sind diese Themen und auch die neuen Methoden der Literaturproduktion ja noch nicht im Buchmarkt, oder? (Und: Danke für das Lob des Textes)

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Von: Berit Glanz https://www.54books.de/hilfe-zwischen-meinen-buchdeckeln-sind-algorithmen/#comment-7444 Wed, 18 Apr 2018 08:21:30 +0000 https://www.54books.de/?p=6797#comment-7444 Als Antwort auf Fritz Iff.

Literatur ist sicherlich, was den Einsatz technischer Innovationen betrifft, deutlich weniger innovationsfreudig als die bildende Kunst, was wohl mit Produktion und Rezeption der Texte gleichermaßen zu tun hat. Ich bin gespannt, was da noch auf uns zukommt, zumindest scheint es zu gären.

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Von: Berit Glanz https://www.54books.de/hilfe-zwischen-meinen-buchdeckeln-sind-algorithmen/#comment-7443 Wed, 18 Apr 2018 08:18:58 +0000 https://www.54books.de/?p=6797#comment-7443 Als Antwort auf gudrunlerchbaum.

Danke für das Kompliment.

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Von: Señor Rolando https://www.54books.de/hilfe-zwischen-meinen-buchdeckeln-sind-algorithmen/#comment-7427 Thu, 05 Apr 2018 20:33:20 +0000 https://www.54books.de/?p=6797#comment-7427 Sehr schön ist es ja, hier zu erkennen, dass Digitales »auch weiterhin keine Herzensangelegenheit [des Literaturbetriebs] zu sein« scheint, letztlich jedoch ausgerechnet zwei Suhrkamp-Texte quasi im Mittelpunkt stehen.

Gutes Zeichen? Schlechtes Zeichen? Oder ist das mit eventuellen Wandel der Deutungshoheit wohl doch nicht so einfach?

(Schöner und sauber argumentierender Text natürlich, eh klar. Und: Danke dafür.)

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Von: Fritz Iff https://www.54books.de/hilfe-zwischen-meinen-buchdeckeln-sind-algorithmen/#comment-7426 Thu, 05 Apr 2018 20:22:14 +0000 https://www.54books.de/?p=6797#comment-7426 Wie schön beziehungsreich besprochen. Literaturbesprechungen mit Verknüpfungen zu den Gedankenfeldern anderer ist ja auch etwas Neues.
Was mir bei dem Thema auffällt, ist, dass die Literatur der Moderne eigentlich immer vergleichsweise weit hinterhertrappelt. Literatur – ist das nicht sowieso immer die Derriere-garde? In Musik und Kunst arbeitet man doch seit Jahrzehnten mit Computern. Die technische Veränderung der Tonwelten begann dort ungefähr vor 60 Jahren, wenn ich mich nicht irre. Schon zu Beginn ihrer Karriere haben die Beatles die Tonhöhen ihrer Stimmen gepitcht. Bildende Kunst war auch immer immer dichter dran an den neuen Technologien und Möglichkeiten. Die technologische Verarbeitung von Worten und Texten ist für die “Bildende Kunst” fast schon ein alter Hut. Hier zum Beispiel: “http://www.triangulation.jp/2012/03/piece-for-words-and-views-by-jorinde.html#more” Ich kann mich auch an eine wunderbare Sache erinnern, wo ein polnischer Künstler die biographischen Erzählungen seiner Verwandten in computergenerierte digitale Skulpturen umsetzte, was ziemlich ergreifende, abstrakte und sehr fremde Metaphern ergab, natürlich jenseits alles dessen, was sich mit Sprache ausdrücken lässt. So dass sich die Frage meldet: Was macht die Literatur strukturell so konservativ? Meine Vermutung geht in die Richtung, dass das Lesen von Literatur darauf gerichtet ist, die vom Autor (“Urheber”) intendierte Bedeutung nachzuvollziehen, während man in Musik und Kunst bereitwilliger anerkennt, dass der Künstler Material schafft, das der Hörer und Angucker erleben kann, wie er kann und mag. Die Vorbehalte und Ängste betreffen daher nicht die technischen Verfahren, sondern die (scheinbare?) Kapitulation der Intentionen und Absichten. “Was wollte uns der Autor sagen” gibt es dann ja nicht mehr so richtig – der Autor wird zu einem Discoverer, einem Enthüller, einem Auffinder, einem Spieler und Arrangeur. Dabei stirbt der Homer in den SchriftstellerInnen und die Rolle des Lesers verändert sich, macht ihn einem Betrachter von sagenwirmal einem Jackson-Pollock-Bild ähnlich. Das klingt umstürzender, als es ist , denn genau genommen ähnelt Sprache verstehen sowieso mehr dem Verstehen von Bildern, jedenfalls ist es nicht so kategorisch unterschieden, wie man traditionell meint. Das große Publikum wird aber wohl immer konservativ bleiben und an den Songs, Filmen und Geschichten kleben. Und sich die Chimären von Sinn und Bedeutung verkaufen lassen, die es eigentlich immer schon selbst im Kopf trägt.

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Von: gudrunlerchbaum https://www.54books.de/hilfe-zwischen-meinen-buchdeckeln-sind-algorithmen/#comment-7425 Thu, 05 Apr 2018 13:32:13 +0000 https://www.54books.de/?p=6797#comment-7425 Danke für den sehr interessanten und sorgfältigen Artikel.

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