Kommentare zu: Literatur im safe house. Eine (tendenziöse) These zur Literaturkritik https://www.54books.de/literatur-im-safe-house-eine-tendenzioese-these-zur-literaturkritik/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=literatur-im-safe-house-eine-tendenzioese-these-zur-literaturkritik FEUILLETON IM INTERNET Fri, 27 Dec 2019 16:38:14 +0000 hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.6 Von: ltrtr https://www.54books.de/literatur-im-safe-house-eine-tendenzioese-these-zur-literaturkritik/#comment-7463 Mon, 28 May 2018 15:08:07 +0000 https://www.54books.de/?p=6914#comment-7463 Scuzi, gerade erst den Kommentar gesehen. Bis auf Sinha, die ich lediglich angelesen habe, habe ich alle Bücher gelesen, ja. Natürlich tut man dem einzelnen Roman Unrecht, wenn man ihn zu einer groben Liste hinzuschlägt – deswegen auch das “tendenziös”, um zu markieren, dass hier keine bullet-proof Analyse aller genannten Texte geleistet werden kann. Dass sich diese nämlich stilistisch / konzeptuell unterscheiden, sich womgölich jenem Label, das sie in D aufgedrückt bekommen, sogar verwehren, ist vllt. ein Indiz dafür, wie unterkomplex die “eine” franz. Literatur hier wahrgenommen wird – auch und besonders von der Literaturkritik, um die es im Text vorrangig geht. Die genutzten Schlagwörter sind halt historisch validiert und darüber einfach zu reaktualisieren. Fiktionen dt. Autor*innen finde ich dann spannend, wenn sie den Versuch unternehmen, zu schauen, was sich heute wie sagen lässt, also welche narratologischen Implikationen das mediale Gewusel auf das Erzählen hat, deswegen mag ich etwa Ehrlich, Nolte und Just. Und ohne genug über jüngste, noch nicht übersetzte franz. Literatur zu wissen, wage ich die Behauptung, dass solche Bücher eher in D als in F geschrieben werden, vlllt. wirkt da irgendetwas Analytisches nach, kA, aber wie gesagt, das ist eine gefährlich halbinformierte Aussage. Anderes Areal, das auch in D stark / gut bedient wird: Romane, die nicht in einem Alte-BRD-Feeling geschrieben wurden, die nicht diesen Muff der dt. Geruhsamkeit mehr haben, also weg von “Unterleuten” von Zeh, hin zu Sila, Salzmann und Aydemir.

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Von: Katharina Herrmann https://www.54books.de/literatur-im-safe-house-eine-tendenzioese-these-zur-literaturkritik/#comment-7460 Sun, 27 May 2018 09:16:39 +0000 https://www.54books.de/?p=6914#comment-7460 Ich bin zwar nicht Samuel, antworte aber trotzdem mal: Er steckt doch gar nicht die Romane zusammen, sondern die Art und Weise ihrer Rezeption in der Literaturkritik. Und dass es in der deutschsprachigen Literatur in den letzten Jahrzehnten gar zwar autobiografisch eingefärbte, aber nicht Klasse und Politik einbeziehende Bücher geben würde, halte ich für Unfug: Das gibt es natürlich, prominent im Bereich der interkulturellen Literatur. Diese wird nur nicht entsprechend wahrgenommen, sondern ist nach wie vor leider ein Nieschenbereich.

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Von: tobiaslindemann https://www.54books.de/literatur-im-safe-house-eine-tendenzioese-these-zur-literaturkritik/#comment-7457 Fri, 25 May 2018 10:48:53 +0000 https://www.54books.de/?p=6914#comment-7457 Hallo Samuel,
kurze Nachfrage: hast Du die beschriebenen Romane gelesen? Ich denke, man kann sie nicht zusammenstecken, auch wenn sie vielleicht die Gesellschaftskritik als Grundthema vereint. Shumona Sinha schreibt überhöht und teilweise radikal drastisch (was ihr viele übel genommen haben), Virginie Despentes überzeichnet ihre Figuren bis zur Karikatur. Beide Romane sind deutlich als Fiktionen gekennzeichnet. Annie Ernaux gelingt es, Biografie und Sozialgeschichte zu entpersonalisieren, auch das sind Schritte hinein in eine Fiktionalisierung. Eribon und Louis schreiben natürlich sehr am Autobiografischen entlang. Sie werden in Deutschland als erfrischend wahrgenommen, weil hier in den letzten zwei Jahrzehnten häufig autobiografisch eingefärbt, aber selten mit Blick auf Klasse und Politik geschrieben wurde. Die Fiktionen deutscher Schriftsteller*innen in den letzten Jahren empfand ich persönlich als eher lahm, Leute wie Dietmar Dath und Leif Randt mal ausgenommen. Doch da ändert sich gerade was und das ist spannend. Ansonsten stimme ich Dir zu: authentisch als Kategorie ist langweilig. Die deutsche Literaturkritik ist damit schlecht beraten.
Herzliche Grüße, Tobias

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Von: Mikka Liest https://www.54books.de/literatur-im-safe-house-eine-tendenzioese-these-zur-literaturkritik/#comment-7455 Thu, 24 May 2018 12:05:01 +0000 https://www.54books.de/?p=6914#comment-7455 Hallo,

diese Geschichte rund um den fiktiven Bjarne P. Holmsen wäre ja fast schon wieder Stoff für einen Roman… Interessant, dass norwegische Literatur (oder überhaupt skandinavische Lebensweise) so erbarmungslos in Schubladen gezwungen wird.

Obwohl ich norwegische Wurzeln habe, kann ich nicht behaupten, eine besondere Vorliebe für die norwegische Literatur zu haben, für mich wäre das also kein Verkaufsargument für “Papa Hamlet” gewesen.

Ein Verlangen nach Natürlichkeit / Aufrichtigkeit erscheint mir als Gegenpol zur Medialisierung als… Nun ja, natürliche Entwicklung. Und genauso erscheint mir unausweichlich, dass dies zum ‘Label’ wird, was die Natürlichkeit ad absurdum führt und/oder zum Schlagtotargument für literarische Güte macht.

LG,
Mikka
[ Mikka liest von A bis Z ]

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Von: Scherbensammlerin https://www.54books.de/literatur-im-safe-house-eine-tendenzioese-these-zur-literaturkritik/#comment-7448 Tue, 15 May 2018 15:59:31 +0000 https://www.54books.de/?p=6914#comment-7448 Das Foto mit Knausgard in der Schlabbershorts kenn ich ja noch gar nicht. Aber ja, die Zuweisungen sind schon interessant und dass uns die skandinavischen Schreibenden so nah am Wahren scheinen und wir andere, zum Beispiel die baltischen oder kaukasischen so gar nicht auf dem Zettel haben auch. Vom Nachbar Frankreich haben wir uns eher abgewendet, obwohl mir da noch Delphine de Vigan einfällt. Ich bin immer eher vom Übersehen ausgegangen, dass manche Autor*innengruppen und Länder vom Tisch fallen und andere im Fokus sind. Aber dass welche überhöht werden und nur wegen der Herkunft gelobt. Hm. Das bringt mich auf eine Idee. Ich denke, die Welt wartet auf eine neue Autorin mit dem Namen Maja Lotte Lunde, übersetzt von der rennomierten Skandinavistin Dr. Sieglinde Dankwart.

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