So gern ich Amazon auch mag und seine Vorzüge genieße, aber hin und wieder sollte man doch sein Geld auch zum örtlichen Buchhändler tragen. Merkwürdigerweise habe ich aber z.B. eine Abneigung gegen Thalia, was bei einer Pro-Einstellung zu Amazon inkonsequent scheint, denn das Nebeneinander von Büchern mit Katzenbabykalendern, Haushaltshilfen und Plundern stößt mich ab. Bücher sind ein Konsumgut und Leute verdienen mit ihnen Geld, aber manchmal will ich das gerne ausblenden und bei Amazon werde ich nicht (immer) bei der Suche nach xyz auch noch auf den Hello-Kitty-Badezusatz aufmerksam gemacht, dort gelingt mir das visuelle Selektieren.
Bei den meisten Lesern völlig unumstritten ist dagegen die Affinität zu örtlichen, bitte freien, Buchhändler. Meine Heimatstadt hatte zu meiner Schulzeit zwei ernstzunehmende Buchhändler in der Innenstadt: die Buchhandlung “Oertel” und die “Hoehlsche Buchhandlung”.
Oertel ist leider nach einem zaghaften, aber vielversprechenden Kommerzialisierungsversuch (ohne Klüngel und Katzenbabys) zerbrochen. Trotz erweitertem Bestand und Service, neuem übersichtlichen Ladenlokal und illustren Gästen (u.a. Hellmuth Karasek) lies sich das neue Konzept nicht halten, tragischerweise wohl auch auf Grund des neuen Weltbild gegenüber, der Inbegriff des Anti-Buchladens (mit Katzenkindern kann ich leben, aber nicht mit Gartenzwergen, Minibrunnen und anderem kitschigen Zierrat, gut dass dort auch keine ernstzunehmende Literatur feilgeboten wird).
Die Hoehlsche reagierte mit einem neuen Mainstream-Buchladen in der stadteigenen “Mall” und hält sich dankenswerterweise. Nett der Hinweis kurz vor Weihnachten, auch an mich, dass der örtliche Buchhändler durchaus auch in der Lage ist jedes Buch innerhalb eines Tages zu beschaffen, dass er, auf Grund der Buchpreisbindung, genauso teuer oder billig ist wie der virtuelle und es fachkundige Beratung gibt, die gegenüber der Leserkritik von “irgendjemandem” doch hin und wieder treffender seien könnte.
Da Amazon aber ebenfalls bei uns vor Ort ansässig ist, kann ich mich immer wieder mit meiner Heimatliebe und der mittelbaren Unterstützung der heimischen Wirtschaft bei Online-Bestellungen rausreden, gerade wenn ich von Münster aus bestelle.
Lange Rede, kurzer Sinn: ich war heute einkaufen.
1. Eine Sammlung von Essays von Jonathan Franzen “Weit weg”. Der Überheld der amerikanischen Literatur des 21. Jahrhunderts, hat ich bereits mit seinen “Korrekturen” und seiner “Freiheit” begeistert, so dass ich mich nun auf ihn in Kurzform freue.
2. Freudiger Anlass zweier Ausgaben des Diogenes Verlages ist dessen 60-jähriges Bestehen. Grund genug ein Album mit einer Auswahl von 250 ihrer Bücher herauszubringen, das für 5 € eine Fülle Anregungen für die nächsten Neuerwerbungen bringt.
3. gönnte ich mir noch Diogenes “Jetzt auf allen Bestsellerlisten!”. Eine Sammlung von Geschichten vom Lesen, Schreiben und Büchermachen. Irving, Tucholsky, Coelho, Schlink, Roth, Dürrenmatt und viele weitere Diogenes-Autoren sind darin mit Beiträgen zu den Themen “Leser”, “Literaten”, “Literaturbetrieb” und “Leselaster” vertreten. Sicher eine nette Sammlung kurzer Texte für Zwischendurch. Eigentlich ein Pro, irgendwie aber auch ein Manko: der Einband ist bedrucktes Leinen, das sich sehr schön anfühlt und noch schöner aussieht, allerdings nur auf sehr dünner Pappe ist, was ein Buch dieser Dicke etwas instabil macht. Könnte man, auch zum Jubiläum, für 20 € etwas mehr erwarten.