Kommentare zu: Eierlecken zum Walgesang https://www.54books.de/unterwerfung-michel-houellebecq-soumission/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=unterwerfung-michel-houellebecq-soumission FEUILLETON IM INTERNET Mon, 21 Mar 2016 19:24:01 +0000 hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.6 Von: 54books https://www.54books.de/unterwerfung-michel-houellebecq-soumission/#comment-4001 Thu, 29 Jan 2015 09:14:30 +0000 http://www.54books.de/?p=4131#comment-4001 Als Antwort auf Jochen Kienbaum.

Du hast natürlich Recht der Huysmans Aspekt fehlt in der Rezension, war erst angedacht, wurde dann aber kurzsichtig von mir, ob der Fülle und Länge herausgelassen, ist aber natürlich für alle Literaturinteressierten eine wichtige Referenz und für eine bestimmte Form der Lesart, die allerdings nicht in der klassischen Presse stattfindet, also umso mehr hierher gehört hätte, essentiell.

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Von: 54books https://www.54books.de/unterwerfung-michel-houellebecq-soumission/#comment-4000 Thu, 29 Jan 2015 09:12:32 +0000 http://www.54books.de/?p=4131#comment-4000 Als Antwort auf Birgit.

Hier muss ich einfügen, dass er sich vorher auch wohlwollend über Kunst und Musik äußert, habe gerade das gesamte Zitat leider nicht zur Hand; mein Ausschnitt verfremdet es tatsächlich etwas.

Der intellektuelle Autist scheint aber insgesamt ein passenden Bild für Autor und seine Figuren!

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Von: Jochen Kienbaum https://www.54books.de/unterwerfung-michel-houellebecq-soumission/#comment-3996 Wed, 28 Jan 2015 09:37:16 +0000 http://www.54books.de/?p=4131#comment-3996 Lieber Tilman, danke für deine Besprechung mit Verve, die ich mal schmunzelnd, mal mit leichtem Kopfschütteln, aber immer mit Vergnügen gelesen habe. Dass »Unterwerfung« ein typischer Houellebecq sein würde, wussten wir doch alle vorher schon, oder?!
Allerdings bin ich in diesem Roman auf deutlich mehr Passagen gestoßen, die mich zum Denken angeregt haben, als in früheren Werken des »irren Franzosen«. Er setzt sich meiner Meinung nach durchaus sehr kritisch, sehr philosophisch und nachdenklich mit dem aktuellen Zustand unserer Gesellschaft auseinander. Ich habe das für mich in meiner Besprechung so auf den Punkt gebracht:

»Er entwirft, gewürzt mit viel Ironie und Sarkasmus, die Möglichkeitsform einer gesellschaftlichen Entwicklung, die am Ende rückwärts gewandt nach vorne schreitet. Kirche, Politik, Kultur und Wirtschaft, alle europäisch-abendländischen, sprich, christlich-jüdisch geprägten Wertesysteme haben versagt. Die einst aus den stabilen Wurzeln eines katholischen Mittelalters entsprungenen Vorstellungen von einer funktionierenden Gemeinschaft aller Menschen sind überkommen. Die Gesellschaft hat sich selbst entmachtet, weil sie sich hat aufreiben lassen von Liberalismus, Laizismus, Kapitalismus und Gleichgültigkeit.«

Der ursprünglich von Dir ausgelassene (aber im Kommentar dann doch erwähnte und als tragend erkannte) Rückgriff auf Joris-Karl Huysmans – dem Francois übrigens mehr ähnelt, als er glaubt – und die Reflexionen über Wurzeln, Wert, Entwicklung und Verfall des »Abendlandes« machen für mich diesen Roman sehr gewichtig.
Große Literatur? Nun, darüber ließe sich durchaus streiten; auch unter dem Gesichtspunkt einer wohl schnellschussmäßig erfolgten Übersetzung. Aber wichtig ist das Buch mit seinen enormen Thesen und Gedankenspielen schon.
lg_jochen

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Von: Birgit https://www.54books.de/unterwerfung-michel-houellebecq-soumission/#comment-3995 Wed, 28 Jan 2015 06:37:03 +0000 http://www.54books.de/?p=4131#comment-3995 Zu Deiner Antwort und dem Kommentar von nw2013 sowie einer Besprechung bei libroskop: Immer mehr verdichtet sich mein Eindruck, ich brauche das Buch nicht.
Irgendwann wurde über Michel Houellebecq geschrieben, er leide an einer Form des intellektuellen Autismus. In dem von Dir genannten Zitat: “Allein die Literatur vermittelt uns das Gefühl von Verbundenheit mit einem anderen menschlichen Geist…” spiegelt sich das ein wenig. Wie traurig, wenn das nur die Literatur vermag. Und letztlich – auch die Auseinandersetzung mit dem Werk eines anderen geschieht aus der Warte der eigenen Person. Sprich: Ich hol mir aus dem Goethe, Brecht, wem auch immer, das was mir entspricht oder mich anspricht. Von daher lese ich lieber “Gegen den Strich” selbst.
Ja, er (der Autor) und seine Figuren: Vereinsamte Einzelgänger, die immer entseelten Sex pflegen – und dies ist dann meist das Höchste der Gefühle. Ein wenig hatte ich mir von der Unterwerfung etwas anderes erhofft – aber so, wie ich die Besprechungen jetzt lese, ist es wieder ein “typischer” Houellebecq.

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Von: 54books https://www.54books.de/unterwerfung-michel-houellebecq-soumission/#comment-3994 Wed, 28 Jan 2015 06:07:26 +0000 http://www.54books.de/?p=4131#comment-3994 Als Antwort auf nw2013.

Schön, dass Du es ansprichst, denn das habe ich aus der Rezension herausgelassen: Unterwerfung ist (auch) eine Liebeserklärung an die Literatur und ihre Möglichkeiten. Gerade bei den Huysmans-Bezügen spürt man, dass sich Houellebecq intensiv mit diesem und seinem Werk auseinandergesetzt hat.

“Allein die Literatur vermittelt uns das Gefühl von Verbundenheit mit einem anderen menschlichen Geist, mit allem, was diesen Geist ausmacht, mit seinen Schwächen und seiner Größe, seinen Grenzen, seinen Engstirnigkeiten, seinen fixen Ideen, seinen Überzeugungen; mit allem, was ihn berührt, interessiert, erregt oder abstößt.”

Ja, und auch das muss ich zu Houellebecqs Schutz sagen, die Sexszenen zeigen gerade auch wie isoliert der Held in seiner Welt steht, lust- und lieblos vollzieht er nur, Befriedigung empfindet er selten – selbst in Zwei- und Dreisamkeit ist er ziemlich allein.

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Von: 54books https://www.54books.de/unterwerfung-michel-houellebecq-soumission/#comment-3993 Wed, 28 Jan 2015 05:59:27 +0000 http://www.54books.de/?p=4131#comment-3993 Als Antwort auf Birgit.

Du bist natürlich kein Feigling!
Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, ob man so mega viel verpasst, liest man das Buch nicht. Natürlich ist der aktuelle Zeitbezug ein schlagendes Argument, aber es mag auch sein, dass, je nach Entwicklung, diese Betrachtungen bald schon wieder obsolet sind. Den Zeug zum Klassiker möchte ich Unterwerfung jetzt (zum momentanen Zeitpunkt) nicht bescheinigen.

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Von: nw2013 https://www.54books.de/unterwerfung-michel-houellebecq-soumission/#comment-3991 Tue, 27 Jan 2015 21:30:03 +0000 http://www.54books.de/?p=4131#comment-3991 Eine gut geschriebene Besprechung; aber immer noch nicht weiß ich, ob ich dieses Buch lesen soll. Eine Exkursion in die Feuchtgebiete mag kein Aufreger mehr sein, aber eben auch überflüssig, jedenfalls in einem Buch über Toleranz oder Defizite im politischen System.
Nenne mich altmodisch, aber das gefällt mir selten. Macht er denn etwas aus dem Huysmans-Bezug? Das wäre literarisch doch interessant! “Gegen den Strich”, wo es ja um den Rückzug ins Private geht, vor dem Setting des Romans aufgespannt und dann schauen, was das hundert Jahre später heißen könnte. Das fände ich nun wieder lohnend.

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Von: Birgit https://www.54books.de/unterwerfung-michel-houellebecq-soumission/#comment-3989 Tue, 27 Jan 2015 15:53:07 +0000 http://www.54books.de/?p=4131#comment-3989 Wow! Und mit was für einer Verve Du Deine Rezension geschrieben hast, lieber Tilman! Ganz große Klasse. Leicht sowie sogar amüsant formuliert! Beifall!
Bleibt mir nur noch eine Frage: Bin ich jetzt eine intellektuelle Feiglingin, weil ich derzeit einfach keine Lust verspüre, mir dieses Buch des einsamen, traurigen, alten Mannes reinzuziehen? Die stelle ich jetzt rein rethorisch.
Aber: Intellektuelle Feiglinge, vermute ich, werden es weder lesen und wenn doch, voraussichtlich nicht bereit sein, daraus zu lernen.

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