
Dies ist nicht nur das Beispiel für ein besonders gelungenes Gedicht, sondern auch eine interessante Anekdote im Nachgang meiner Überlegungen zu Übersetzungen (Teil 1 und Teil 2). Wandrers Nachtlied ist wohl eines der berühmtesten Gedichte Johann Wolfgang Goethes, das von ihm auf die Wände der inzwischen als Goethehäuschens bekannten Bretterbude geschrieben wurde. Das Original ist inzwischen nicht mehr vorhanden, da die Hütte 1870 abbrannte, nur ein Faksimile im Häuschen erinnert an das Grafitto des Dichterfürsten.
Über allen Gipfeln
Ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.
Will man die Schönheit eines deutschen Gedichtes auch mit Nicht-Deutsch-Sprechenden teilen, übersetzt man; so zum Beispiel ins Japanische. Entdeckt nun ein Franzose mit Vorliebe für japanische Lyrik dieses, vermeintlich japanische, Gedicht, mag er es vielleicht seinerseits ins Französische übersetzen und am Ende der Spirale steht wieder eine Übersetzung ins Deutsche. Oh Wunder was bei einem solchen Stille-Post-Spiel herauskommt:
Stille ist im
Pavillon aus Jade.
Krähen fliegen
Stumm zu beschneiten Kirschbäumen im Mondlicht.
Ich sitze
Und weine.
In diesem Sinne mag man, mag ich, Sinn und Unsinn von Übersetzungen erneut überdenken und noch einmal das wunderschöne Original lesen.
Oder hören: